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== Herkunft == | == Herkunft == | ||
Die Familie der Herren von [[w:Brandis (schweizerisches Adelsgeschlecht)|Brandis]] war eine edelfreie Familie, die seit 1239 urkundlich im [[w:Emmental|Emmental]] im heutigen [[w:Kanton Bern|Kanton Bern]] nachgewiesen ist und sich nach der dort gelegenen [[w:Burg Brandis|Burg Brandis]] benannte. Der Niedergang der [[w:Werdenberg (Adelsgeschlecht)|Grafen von Werdenberg]] förderte im 14. und 15. Jahrhundert ihren Aufstieg.<ref | Die Familie der Herren von [[w:Brandis (schweizerisches Adelsgeschlecht)|Brandis]] war eine edelfreie Familie, die seit 1239 urkundlich im [[w:Emmental|Emmental]] im heutigen [[w:Kanton Bern|Kanton Bern]] nachgewiesen ist und sich nach der dort gelegenen [[w:Burg Brandis|Burg Brandis]] benannte. Der Niedergang der [[w:Werdenberg (Adelsgeschlecht)|Grafen von Werdenberg]] förderte im 14. und 15. Jahrhundert ihren Aufstieg.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte.'' 2001, S. 166</ref> Durch eine geschickte Heirats- und Finanzpolitik (Erwerb von Pfandschaften) gelang es ihnen, ausgedehnte Besitzungen in der heutigen Schweiz und im späteren Bundesland Vorarlberg zu erwerben. | ||
Wolfhard I. von Brandis († 1371) heiratete Agnes von Montfort-Feldkirch, die Witwe von Grafen Hartmann III. von [[w:Werdenberg (Adelsgeschlecht)|Werdenberg-Sargans]]. Diese Ehe brachte ihm und seinen Söhnen Ulrich Thüring († 1408 oder 1409) und Wolfhard IV. († 1418) einen großen Teil der Besitzungen der Grafen von Werdenberg-Sargans im Rheintal und in Vorarlberg. Von den Söhnen von Agnes aus ihrer ersten Ehe erhielten sie 1391 als Pfand die Herrschaft [[w:Blumenegg|Blumenegg]] mit der [[w:Burgruine Blumenegg|Burg Blumenegg]]<ref name ="Kulturgut">vgl. [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Abgewandertes Kulturgut''. Das Archiv der Reichsherrschaft St. Gerold. In: ''Montfort''. Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs 2012 / 1, S. 149</ref>, das [[w:Großes Walsertal|Große Walsertal]] mit Ausnahme von [[Fontanella]], die Orte [[Bludesch]], [[Ludesch]], [[Thüringen (Vorarlberg)|Thüringen]] und [[Thüringerberg]] und in der Folge die Grafschaft [[w:Vaduz|Vaduz]] mit dem Schloss Vaduz und die Herrschaft [[w:Grafschaft Sonnenberg|Sonnenberg]] mit der Burg [[w:Burgruine Sonnenberg|Sonnenberg]] sowie Teile der Herrschaft [[w:Schellenberg|Schellenberg]] mit der Oberen und Unteren Burg Schellenberg. Alles, ausgenommen Sonnenberg, konnte nach dem Tod von Graf [[w:Hartmann von Werdenberg-Sargans|Hartmann IV. von Werdenberg-Sargans]] († 1416) behauptet werden. Als Herren von Blumenegg waren die Freiherren von Brandis nun reichsunmittelbar und hatten "staatsrechtlich" den gleichen Rang wie z. B. die Herzöge von Österreich oder die Grafen von Görz. Blumenegg war für sie allerdings nur so etwas wie ein "Nebenland". Der Mittelpunkt ihrer Familie lag in der Grafschaft Vaduz.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte.'' 2001, S. 166f.</ref> Mit Sigmund II. von Brandis († 1507) und Johann(es) von Brandis († 1512), dem Dompropst von Chur starb die Familie aus. Dompropst Johann verkaufte 1509 die Herrschaft Maienfeld an die [[w:Drei Bünde|Drei Bünde]] und 1510 die Herrschaften Blumenegg, Vaduz und Schellenberg an Graf Rudolf V. von Sulz, damals Statthalter von [[Innsbruck]] und als Sohn seiner Schwester Verena († nach 1477) ein Neffe.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte.'' 2001, S. 168.</ref> Die Herrschaft Blumenegg, zu der damals noch die [[Sankt Gerold|Herrschaft St. Gerold]] gehörte, wurde 1612 an das Benediktinerkloster Weingarten (heute in Deutschland / Baden-Württemberg) verkauft.<ref>vgl. [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Abgewandertes Kulturgut''. Das Archiv der Reichsherrschaft St. Gerold. In: ''Montfort''. Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs 2012 / 1, S. 149</ref> | Wolfhard I. von Brandis († 1371) heiratete Agnes von Montfort-Feldkirch, die Witwe von Grafen Hartmann III. von [[w:Werdenberg (Adelsgeschlecht)|Werdenberg-Sargans]]. Diese Ehe brachte ihm und seinen Söhnen Ulrich Thüring († 1408 oder 1409) und Wolfhard IV. († 1418) einen großen Teil der Besitzungen der Grafen von Werdenberg-Sargans im Rheintal und in Vorarlberg. Von den Söhnen von Agnes aus ihrer ersten Ehe erhielten sie 1391 als Pfand die Herrschaft [[w:Blumenegg|Blumenegg]] mit der [[w:Burgruine Blumenegg|Burg Blumenegg]]<ref name ="Kulturgut">vgl. [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Abgewandertes Kulturgut''. Das Archiv der Reichsherrschaft St. Gerold. In: ''Montfort''. Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs 2012 / 1, S. 149</ref>, das [[w:Großes Walsertal|Große Walsertal]] mit Ausnahme von [[Fontanella]], die Orte [[Bludesch]], [[Ludesch]], [[Thüringen (Vorarlberg)|Thüringen]] und [[Thüringerberg]] und in der Folge die Grafschaft [[w:Vaduz|Vaduz]] mit dem Schloss Vaduz und die Herrschaft [[w:Grafschaft Sonnenberg|Sonnenberg]] mit der Burg [[w:Burgruine Sonnenberg|Sonnenberg]] sowie Teile der Herrschaft [[w:Schellenberg|Schellenberg]] mit der Oberen und Unteren Burg Schellenberg. Alles, ausgenommen Sonnenberg, konnte nach dem Tod von Graf [[w:Hartmann von Werdenberg-Sargans|Hartmann IV. von Werdenberg-Sargans]] († 1416) behauptet werden. Als Herren von Blumenegg waren die Freiherren von Brandis nun reichsunmittelbar und hatten "staatsrechtlich" den gleichen Rang wie z. B. die Herzöge von Österreich oder die Grafen von Görz. Blumenegg war für sie allerdings nur so etwas wie ein "Nebenland". Der Mittelpunkt ihrer Familie lag in der Grafschaft Vaduz.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte.'' 2001, S. 166f.</ref> Mit Sigmund II. von Brandis († 1507) und Johann(es) von Brandis († 1512), dem Dompropst von Chur starb die Familie aus. Dompropst Johann verkaufte 1509 die Herrschaft Maienfeld an die [[w:Drei Bünde|Drei Bünde]] und 1510 die Herrschaften Blumenegg, Vaduz und Schellenberg an Graf Rudolf V. von Sulz, damals Statthalter von [[Innsbruck]] und als Sohn seiner Schwester Verena († nach 1477) ein Neffe.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte.'' 2001, S. 168.</ref> Die Herrschaft Blumenegg, zu der damals noch die [[Sankt Gerold|Herrschaft St. Gerold]] gehörte, wurde 1612 an das Benediktinerkloster Weingarten (heute in Deutschland / Baden-Württemberg) verkauft.<ref>vgl. [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Abgewandertes Kulturgut''. Das Archiv der Reichsherrschaft St. Gerold. In: ''Montfort''. Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs 2012 / 1, S. 149</ref> | ||
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== Leben == | == Leben == | ||
Nachdem die Herrschaft Blumenegg, zu der zu dieser Zeit auch die [[Sankt Gerold|Herrschaft Sankt Gerold]] gehörte, mit der gleichnamigen Burg bereits 1391 an seine Familie verpfändet worden war, kam sie 1416 endgültig an diese<ref name ="Kulturgut"/>. 1419 erhielt Wolfhard von Brandis außerdem die Vogtei über die [[Propstei Sankt Gerold|Propstei Sankt Gerold (damals noch "Friesen")]]<ref group="A">Die Bezeichnung Friesen oder Friesental findet sich bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts für das [[w:Große Walsertal|Große Walsertal]]. Bis 1340 war sie auch für die spätere Propstei Sankt Gerold üblich.</ref> zu Lehen, in deren Geschichte später noch Nachfahren seiner Schwägerin Gräfin [[Katharina von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz]] eine Rolle spielten.<ref>vgl.[https://www.propstei-stgerold.at/fileadmin/filemanager/Dokumente/Wechselvolle_Propstei_detail_webversion.pdf Geschichte], Website Propstei Sankt Gerold</ref>. Als Freiherr von Blumenegg gehörte Wolfhard nun zu den "reichsunmittelbaren" Adeligen. 1430 belehnte König Siegmund Wolfhard V. mit einem Privileg, nach dem die Untertanen der Freiherren von Brandis nur vor einem von seinen Gerichten geklagt werden durften, nachdem er bereits 1417 Wolfhard IV. mit dem Blutbann belehnt hatte.<ref name =" | Nachdem die Herrschaft Blumenegg, zu der zu dieser Zeit auch die [[Sankt Gerold|Herrschaft Sankt Gerold]] gehörte, mit der gleichnamigen Burg bereits 1391 an seine Familie verpfändet worden war, kam sie 1416 endgültig an diese<ref name ="Kulturgut"/>. 1419 erhielt Wolfhard von Brandis außerdem die Vogtei über die [[Propstei Sankt Gerold|Propstei Sankt Gerold (damals noch "Friesen")]]<ref group="A">Die Bezeichnung Friesen oder Friesental findet sich bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts für das [[w:Große Walsertal|Große Walsertal]]. Bis 1340 war sie auch für die spätere Propstei Sankt Gerold üblich.</ref> zu Lehen, in deren Geschichte später noch Nachfahren seiner Schwägerin Gräfin [[Katharina von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz]] eine Rolle spielten.<ref>vgl.[https://www.propstei-stgerold.at/fileadmin/filemanager/Dokumente/Wechselvolle_Propstei_detail_webversion.pdf Geschichte], Website Propstei Sankt Gerold</ref>. Als Freiherr von Blumenegg gehörte Wolfhard nun zu den "reichsunmittelbaren" Adeligen. 1430 belehnte König Siegmund Wolfhard V. mit einem Privileg, nach dem die Untertanen der Freiherren von Brandis nur vor einem von seinen Gerichten geklagt werden durften, nachdem er bereits 1417 Wolfhard IV. mit dem Blutbann belehnt hatte.<ref name ="Niederstätter167">vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte.'' 2001, S. 167</ref> | ||
Wolfhard von Brandis erwarb in den 1430er-Jahren den nördlichen Teil der Herrschaft Schellenberg. Nach dem Tod des Grafen [[w:Elisabeth von Matsch|Friedrich VII. von Toggenburg]] erbte er durch seine Frau die Herrschaft Maienfeld. Das dazugehörige [[w:Schloss Brandis (Maienfeld)|Schloss Maienfeld]] wurde in Schloss Brandis umbenannt. Gleichzeitig begann er damit, seine Besitzungen im heutigen Kanton Bern an die Reichsstadt Bern zu verkaufen.<ref name =" | Wolfhard von Brandis erwarb in den 1430er-Jahren den nördlichen Teil der Herrschaft Schellenberg. Nach dem Tod des Grafen [[w:Elisabeth von Matsch|Friedrich VII. von Toggenburg]] erbte er durch seine Frau die Herrschaft Maienfeld. Das dazugehörige [[w:Schloss Brandis (Maienfeld)|Schloss Maienfeld]] wurde in Schloss Brandis umbenannt. Gleichzeitig begann er damit, seine Besitzungen im heutigen Kanton Bern an die Reichsstadt Bern zu verkaufen.<ref name ="Niederstätter167"/> | ||
Wolfhard war Landmann von [[w:Schwyz|Schwyz]] und [[w:Glarus|Glarus]] und Bürger von der Reichsstadt [[w:Bern|Bern]], hatte aber die meiste Zeit auch gute Beziehungen zu den [[w:Habsburg|Herzögen von Österreich]], denen er gewöhnlich seine Burgen "offen" hielt. Seit 1429 war er der Rat von einem dieser Herzöge. Bis 1442 war er auch Vogt von [[Feldkirch]]. Diese Position brachte ihm in den 1440er-Jahren erhebliche Schwierigkeiten. War er noch um 1440 für den Herzog von Österreich an der Seite der Schwyzer Eidgenossen in einer militärischen Aktion gegen die Stadt Zürich gezogen, verlor er wegen der Nähe zu den Schwyzer Eidgenossen 1442 die Vogtei Feldkirch. Im [[w:Alter Zürichkrieg|Alten Zürichkrieg]] verwüsteten diese 1445 seine Herrschaft Vaduz, 1446 verlor er in der Schlacht von [[w:Ragaz|Ragaz]] sein Banner.<ref name =" | Wolfhard war Landmann von [[w:Schwyz|Schwyz]] und [[w:Glarus|Glarus]] und Bürger von der Reichsstadt [[w:Bern|Bern]], hatte aber die meiste Zeit auch gute Beziehungen zu den [[w:Habsburg|Herzögen von Österreich]], denen er gewöhnlich seine Burgen "offen" hielt. Seit 1429 war er der Rat von einem dieser Herzöge. Bis 1442 war er auch Vogt von [[Feldkirch]]. Diese Position brachte ihm in den 1440er-Jahren erhebliche Schwierigkeiten. War er noch um 1440 für den Herzog von Österreich an der Seite der Schwyzer Eidgenossen in einer militärischen Aktion gegen die Stadt Zürich gezogen, verlor er wegen der Nähe zu den Schwyzer Eidgenossen 1442 die Vogtei Feldkirch. Im [[w:Alter Zürichkrieg|Alten Zürichkrieg]] verwüsteten diese 1445 seine Herrschaft Vaduz, 1446 verlor er in der Schlacht von [[w:Ragaz|Ragaz]] sein Banner.<ref name ="Niederstätter167"/> | ||
Nach seinem Tod wurde Wolfhard in der Familiengruft, die sich in der Kapelle ''zum Hl. Florin'' in [[w:Vaduz|Vaduz]] befand, beigesetzt. Diese Kapelle wurde allerdings im 19. Jahrhundert abgerissen.<ref name ="burmeister1"/> | Nach seinem Tod wurde Wolfhard in der Familiengruft, die sich in der Kapelle ''zum Hl. Florin'' in [[w:Vaduz|Vaduz]] befand, beigesetzt. Diese Kapelle wurde allerdings im 19. Jahrhundert abgerissen.<ref name ="burmeister1"/> |
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