Die Blaue: Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''''Die Blaue''''' wird der letzte Kurs einer Linie bezeichnet.  
Als '''''Die Blaue''''' wird der letzte Kurs einer Linie bezeichnet.  


Bis [[1907]] wurden in Wien die Fahrtziele einer Linie durch farbige Scheiben, den Hierogylphen, signalisiert. Der letzte Zug einer Linie wurde mit einer blauen Scheibe gekennzeichnet. Dies wurde auch nach 1907 beibehalten, indem an die [[Brustwandtafel]] eine blaue, halbrunde Zusatztafel angebracht wurde. Später wurde in den Zielschildkästen vor die Zieltafel eine transparente blaue Scheibe gesteckt. Auch die Linienanzeige am Heck der Stadtbusse der Type [[Type Gräf / Steyr LU 200 M11 (Wien)|LU]] hatte die Möglichkeit einer blauen Beleuchtung. Mit dem Aufkommen der [[Broseband|Brosebänder]] und vor allem der [http://de.wikipedia.org/wiki/Matrixanzeige Matrixanzeigen]wurde diese Signalisierung immer seltener, bis sie [[1995]] endgültig abgeschafft wurde. Im Sprachgebrauch der Wiener wird aber der letzte Zug bzw. Bus einer Linie weiterhin als ''Blaue'' bezeichnet.
Bereits 1873 oder 1874 wurde die Kennzeichnung der letzten Wagen der Wiener Tramway-Gesellschaft (WT) mittels blauer Scheibe, möglicherweise zusätzlich zum damals ebenfalls färbigen Liniensignal, vorgenommen. Diese Farbe wurde vermutlich deshalb gewählt, da sie als einzige bei den damals auch noch mit vollfärbigen  Gläsern vorgenommenen Liniensignalisierungen nicht mehr in Verwendung stand. Als die Linien mehr wurden und man mit einfärbigen Scheiben nicht mehr das Auslangen fand, kamen auch verschiedenfarbige grafische Symbole in Verwendung, für die dann in den Fünfziger Jahren von Tramwayfreunden eher scherzhaft der Ausdruck Hieroglyphen geprägt wurde. Offiziell hießen sie immer nur Liniensignale oder Signalscheiben. Die Neue Wiener Tramwaygesellschaft (NWT) übernahm ebenfalls diese Kennzeichnung der letzten Wagen und erweiterte sie noch durch die Kenntlichmachung der vorletzten Wagen mittels einer nur zur Hälfte blauen Scheibe (unten weiß, oben blau). Nach Übernahme der WT durch die Bau- und Betriebs-Gesellschaft für städtische Straßenbahnen in Wien (BBG) wurde eine neue Signalisierung der "Blauen" angeordnet. Die Triebwagen erhielten über den vorderen Scheinwerfer Vorsteckscheiben analog zu den bei der NWT zur Kennzeichnung der vorletzten Wagen (oben blau, unten weiß) verwendeten, während der hintere Scheinwerfer an Stelle der roten Vorsteckscheibe eine blaue erhielt. Zur Vermeidung von Verwechslungen änderte daraufhin die NWT ihre Kennzeichnung indem sie die Scheiben um 180° drehte, sodaß die blaue Hälfte nun unten war. Die Regelung der BBG blieb auch nach Übernahme durch die Gemeinde Wien - Städtische Straßenbahnen aufrecht und wurde zur besseren Erkennbarkeit bei Beiwagenbetrieb ab 25. August 1907 auf die Beiwagen der letzten Züge ausgedehnt. Bei diesen wurde die rote Scheibe des Reflektors aufgeklappt und an Stelle dessen eine blaue Scheibe vorgesteckt.  


Betriebsintern gibt es auch noch die Bezeichnungen ''Weiße'' für den vorletzten und ''Grüne'' oder ''Vorweiße'' für den vorvorletzten Zug.
Die Kennzeichnung der letzten Züge der Wiener elektrischen Stadtbahn wurde mit 19. April 1926 eingeführt und erfolgte durch Vorstecken blauer Gläser auf die normalerweise weißen Dachsignale des zweiten Wagens vorne und des vorletzten Wagens hinten. Derartige Scheiben wurden auch bei den mit den gleichen Dachlaternen ausgestatteten Straßenbahnbeiwagen der Typen m<small>2</small> und m<small>3</small> verwendet. Bei den Autobussen wurde eine blaue Scheibe hinter das Liniensignal geschoben; der genaue Zeitpunkt der Einführung ist nicht bekannt.


Die nächste Änderung ergab sich erst nach Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich. Da dort eine Kennzeichnung der letzten Züge nicht üblich war wurde diese auch in Wien abgeschafft und am 4. Februar 1939 letztmalig verwendet. Erst nach einer gewissen Normalisierung der Lebensumstände nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch die Forderung nach Wiedereinführung der Kennzeichnung der "Blauen" laut. Schließlich wurden die Wünsche auch in der Tagespresse so vehement vorgetragen, daß sich der damalige Stadtrat für die städtischen Unternehmungen Dipl.-Kfm. Richard Nathschläger entschloss, deren Wiedereinführung zu veranlassen. Die neuerliche Kennzeichnung trat am 9. Juni 1951 in Kraft und erfolgte an den Triebwagenscheinwerfern vorne durch eine Vorsteckscheibe mit blauen Segmenten um ein auf der Spitze stehendes Viereck, während hinten eine blaue halbkreisförmige Blechscheibe mit weißem Rand an die Brustwandtafel gehängt wurde. Diese Maßnahme war bei fast allen Fahrzeugen so durchführbar, nur bei den Wagen der Typen n<small>1(60)</small> und Z wurde wohl improvisiert, genauers ist aber nicht bekannt. Für die immer mehr in Verwendung kommenden Fahrzeuge mit Zielschildkästen wurde eine blaue rechteckige Plexiglasscheibe eingeführt, die sowohl vorne als auch hinten mittig über das Zielschild geschoben wurde.
Die Kennzeichnung der letzten Stadtbahnzüge wurde nicht wieder eingeführt. Bei den Autobussen wurde je nach Wagentype eine blaue Scheibe zwischen Liniensignalscheibe und Dachlaterne vorne und hinten geschoben oder das Liniensignal blau angestrahlt. Alle neueren Autobusse erhielten nur noch im Hecklinienkasten eine zur weißen Beleuchtung zusätzlich einschaltbare blaue Lampe.
Mit Einführung der Brose-Bänder und in weiterer Folge der Matrixanzeigen wurde die Kennzeichnung der letzten Züge und Busse immer seltener und am 4. März 1995 endgültig letztmalig verwendet.
Betriebsintern wird der Begriff "Blaue" immer noch verwendet, wie es auch die Bezeichnungen ''Weiße'' für den vorletzten und, je nach Bahnhof, ''Grüne'' oder ''Vorweiße'' für den vorvorletzten Zug immer noch gibt. Wobei völlig ungeklärt ist, wo diese Bezeichnungen für die vorletzten und vorvorletzten Züge ihren Ursprung haben.
Quelle: tramway & modell 2/2004
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