Gertrud von Österreich und Steier: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Gertrude, Duchess of Austria.jpg|thumb|Siegel der Herzogin Gertrud von Österreich und Steier]]
[[File:Gertrude, Duchess of Austria.jpg|thumb|Siegel der Herzogin Gertrud von Österreich und Steier]]
'''Herzogin Gertrud von Österreich und Steier'''<ref group="A">Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist.</ref> (* im 13. Jahrhundert, um 1226; † [[1288]], vermutlich im Kloster St. Afra, Markgrafschaft Meißen)<ref group="A">Angaben zu Geburts- und Sterbedaten nach Hinweisen bei Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 236 und S. 237</ref>, durch ihre Ehe eine Markgräfin von Baden, auch bekannt als '''Gertrud von Österreich''' oder '''Gertrud von Babenberg''', versuchte sich nach dem Tod ihres Onkels, zeitweise mit Erfolg, als dessen Nachfolgerin in den Herzogtümer [[Herzogtum Österreich|Österreich]] und [[Herzogtum Steier|Steier]]. Bekannt ist sie jedoch vor allem als Mutter des Markgrafen Friedrich von Baden.
'''Herzogin Gertrud von Österreich und Steier'''<ref group="A">Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist.</ref> (* im 13. Jahrhundert, um 1226; † [[1288]], vermutlich im Kloster St. Afra, Markgrafschaft Meißen)<ref group="A">Angaben zu Geburts- und Sterbedaten nach Hinweisen bei Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 236 und S. 237. Nach der Website [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/?tx_gdl_gdl%5Bperson%5d=744 Herzogin Gertrud, Markgräfin von Mähren und Baden], GedaechtnisDesLandes ist Gertrud am 24. April 1288 oder 9. Juli 1288 in Seuslitz (heute Teil der Gemeinde [[w:Diesbar-Seußlitz|Diesbar-Seußlitz]]) verstorben.</ref>, durch ihre Ehe eine Markgräfin von Baden, auch bekannt als '''Gertrud von Österreich''' oder '''Gertrud von Babenberg''', versuchte sich nach dem Tod ihres Onkels, zeitweise mit Erfolg, als dessen Nachfolgerin in den Herzogtümer [[Herzogtum Österreich|Österreich]] und [[Herzogtum Steier|Steier]]. Bekannt ist sie jedoch vor allem als Mutter des Markgrafen Friedrich von Baden.


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
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:::* [[Friedrich von Baden-Österreich|Friedrich von Baden]] (* 1249, in Alland; † 29. Oktober 1268, in [[w:Neapel|Neapel]])
:::* [[Friedrich von Baden-Österreich|Friedrich von Baden]] (* 1249, in Alland; † 29. Oktober 1268, in [[w:Neapel|Neapel]])
:::* [[Agnes von Baden-Österreich|Agnes von Baden]] * um 1250; † 2. Jänner 1295)
:::* [[Agnes von Baden-Österreich|Agnes von Baden]] * um 1250; † 2. Jänner 1295)
:∞ in 3. Ehe seit dem Sommer 1252 mit Roman von Halicz, der sich schon 1253 wieder von ihr trennte<ref name ="neukam237">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 237</ref>
:∞ in 3. Ehe seit dem Sommer 1252 mit Roman von Halicz, einem Neffen des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königs]] [[w:Béla IV. (Ungarn)|Bela IV.]] († 1270), der sich schon 1253 wieder von ihr trennte<ref name ="neukam237">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 237</ref>
:::* Marie von Halicz (* 1253)
:::* Marie von Halicz (* 1253)
::::∞ mit Joachim von Guthkeled, Sohn von Ban Stephan von Slawonien, dem früheren Landeshauptmann des Herzogtums Steier
::::∞ mit Joachim von Guthkeled, Sohn von Ban Stephan von Slawonien, dem früheren Landeshauptmann des Herzogtums Steier<ref name ="gedaechtnis">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/?tx_gdl_gdl%5Bperson%5d=744 Herzogin Gertrud, Markgräfin von Mähren und Baden], GedaechtnisDesLandes, abgerufen am 9. September 2020</ref>
 
Eine von ihrem Onkel im Juni 1245 geplante Ehe mit [[w:Friedrich II. (HRR)|Kaiser Friedrich II. "''Stupor Mundi''"]] kam nicht zustande.<ref name ="neukam236"/>
Eine von ihrem Onkel im Juni 1245 geplante Ehe mit [[w:Friedrich II. (HRR)|Kaiser Friedrich II. "''Stupor Mundi''"]] kam nicht zustande.<ref name ="neukam236"/>


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Da Gertruds Vater bereits vor 1230 starb, folgte sein jüngerer Bruder, Herzog Friedrich (II.) "''der Streitbare''" seinem Vater als Herzog von Österreich und Steier nach. Dieser verlobte Gertrud mit ca. 11 Jahren mit ihrem ersten Ehemann Wladislaw, doch ließ er die Hochzeit immer wieder verschieben. In der neueren Forschungsliteratur wird davon ausgegangen, dass er das tat, weil er nicht imstande war, die Mitgift aufzutreiben. Erst nach seinem Tod (1246) wurde die Ehe mit Wladislaw geschlossen, da aber bereits im Folgejahr verstarb.<ref name ="neukam236">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 236</ref> Ihre zweite Ehe mit dem Markgrafen Hermann von Baden wurde von päpstlicher Seite vermittelt.<ref name ="neukam237"/>
Da Gertruds Vater bereits vor 1230 starb, folgte sein jüngerer Bruder, Herzog Friedrich (II.) "''der Streitbare''" seinem Vater als Herzog von Österreich und Steier nach. Dieser verlobte Gertrud mit ca. 11 Jahren mit ihrem ersten Ehemann Wladislaw, doch ließ er die Hochzeit immer wieder verschieben. In der neueren Forschungsliteratur wird davon ausgegangen, dass er das tat, weil er nicht imstande war, die Mitgift aufzutreiben. Erst nach seinem Tod (1246) wurde die Ehe mit Wladislaw geschlossen, da aber bereits im Folgejahr verstarb.<ref name ="neukam236">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 236</ref> Ihre zweite Ehe mit dem Markgrafen Hermann von Baden wurde von päpstlicher Seite vermittelt.<ref name ="neukam237"/>


Nach dem Tod von Herzog Friedrich dem Steitbaren beanspruchte Gertrud von Österreich, die den Titel "''Ducissa Austrie et Stirie''", führte, gestützt auf das [[w:Privilegium minus|Privilegium minus]], die Herrschaft über die Herzogtümer Österreich und Steier. Obwohl der Kaiser ihre Ansprüche ignorierte, konnte sie sich zunächst mit Einschränkungen durchsetzen, da sie von päpstlicher Seite unterstützt wurde. Später versuchte sie ihre Stellung in den Herzogtümern mit Hilfe des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königs]] [[w:Béla IV. (Ungarn)|Bela IV.]] († 1270) zu behaupten. Aus diesem Grund schloss sie ihre dritte Ehe mit Roman von Halicz.<ref name ="neukam237"/>
Nach dem Tod von Herzog Friedrich dem Steitbaren beanspruchte Gertrud von Österreich, die den Titel "''Ducissa Austrie et Stirie''", führte, gestützt auf das [[w:Privilegium minus|Privilegium minus]], die Herrschaft über die Herzogtümer Österreich und Steier. Obwohl der Kaiser ihre Ansprüche ignorierte, konnte sie sich zunächst mit Einschränkungen durchsetzen, da sie von päpstlicher Seite unterstützt wurde. 1248 erklärte sie [[Innozenz IV.|Papst Innozenz IV.]] für erbberechtigt.<ref name ="gedaechtnis"/> Später versuchte sie ihre Stellung in den Herzogtümern mit Hilfe des ungarischen Königs zu behaupten. Aus diesem Grund schloss sie ihre dritte Ehe mit Roman von Halicz.<ref name ="neukam237"/>


Letztlich konnte sich König Ottokar, der ihre Tante [[Margarete von Babenberg|Margarete]] geheiratet hatte, nicht nur im Herzogtum Österreich, sondern auch im Herzogtum Steier behaupten. Im Frieden von Ofen (1254) verzichtete Gertrud schließlich auf die Ausübung der Herrschaft über das Herzogtum Österreich und Teile des Herzogtums Steier. Nachdem König Ottokar seine Ehe mit ihrer Tante auflösen ließ und sich dem ungarischen König annäherte, brachte er 1267 auch die letzten, ihr und ihrem Sohn Friedrich im Herzogtum Steier verbliebenen Besitzungen an sich. Nach der Hinrichtung dieses Sohnes nötigte er sie 1269 das Herzogtum Steier endgültig zu verlassen.  
Letztlich konnte sich König Ottokar, der ihre Tante [[Margarete von Babenberg|Margarete]] geheiratet hatte, nicht nur im Herzogtum Österreich, sondern auch im Herzogtum Steier behaupten. Im Frieden von Ofen (1254) verzichtete Gertrud schließlich auf die Ausübung der Herrschaft über das Herzogtum Österreich und Teile des Herzogtums Steier. Das Herzogtum Österreich kam nun endgültig an König Ottokar, das Herzogtum Steier an König Bela, der diese aber nach weiteren kriegerischen Auseinandersetzung 1260 ebenfalls Ottokar überlassen musste.<ref name ="gedaechtnis"/> Nachdem dieser seine Ehe mit ihrer Tante auflösen ließ und sich dem König Bela annäherte, brachte er 1267 auch die letzten, ihr und ihrem Sohn Friedrich im Herzogtum Steier verbliebenen Besitzungen an sich. Nach der Hinrichtung dieses Sohnes nötigte er sie 1269 das Herzogtum Steier endgültig zu verlassen.  


Bei dieser Vertreibung könnte auch der Tod von Herzog Ulrich von Känrten († um 1269), den ihre Tochter Agnes geheiratet hatte, eine Rolle gespielt haben. Seit 1266 hatte sich Gertrud häufig an seinem Hof aufgehalten. Sie verbrachte ihre letzten Lebensjahre dann in der [[w:Markgrafschaft Meißen|Markgrafschaft Meißen]], wo damals der Ehemann ihrer bereits verstorbenen Tante [[Constantia von Österreich|Konstanze]] regierte. 1288 starb sie in einem Kloster.<ref name ="neukam237"/>
Bei dieser Vertreibung könnte auch der Tod von Herzog Ulrich von Känrten († um 1269), den ihre Tochter Agnes geheiratet hatte, eine Rolle gespielt haben. Seit 1266 hatte sich Gertrud häufig an seinem Hof aufgehalten. Sie verbrachte ihre letzten Lebensjahre dann in der [[w:Markgrafschaft Meißen|Markgrafschaft Meißen]], wo damals der Ehemann ihrer bereits verstorbenen Tante [[Constantia von Österreich|Konstanze]] regierte. 1288 starb sie in einem Kloster.<ref name ="neukam237"/>
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== Orte mit Bezug im heutigen Österreich ==
== Orte mit Bezug im heutigen Österreich ==
=== Steiermark ===
=== Steiermark ===
* Nach 1254 hielt sich Gertrud meistens in [[Voitsberg]] und [[Judenburg]] auf, ehe sie 1266 endgültig vertrieben wurde.
* Nach 1254 hielt sich Gertrud meistens in [[Voitsberg]] und [[Judenburg]] auf, ehe sie 1266 endgültig vertrieben wurde.<ref name ="gedaechtnis"/>


=== Wien ===
=== Wien ===
* [[Döbling|Wien 19]]: Gertrud residierte nach dem Tod ihres zweiten Ehemannes längere Zeit in der Burg auf dem Kahlenberg.
* [[Döbling|Wien 19]]: Gertrud residierte nach dem Tod ihres zweiten Ehemannes längere Zeit in der Burg auf dem Kahlenberg<ref group="A">Die Burg befand sich auf dem heutigen Leopoldsberg, der bis zur "[[Zweiten Wiener Türkenbelagerung]]" (1683) den Namen Kahlenberg hatte. Der heutige Kahlenberg hieß bis zur "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" Schweineberg.</ref>, die zuvor der Witwensitz ihrer Großmutter [[Theodora II. (Österreich)|Theodora]] gewesen war.


== Erinnerungsstätten im heutigen Österreich ==
== Erinnerungsstätten im heutigen Österreich ==
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