Rainer (Familie): Unterschied zwischen den Versionen

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(Pliemitschhof als Gründungsort der Raiffeisenkasse, Finanzskandal und des Vorbesitzers Franz Benedikt)
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Die '''Familie Rainer''' in Gösseling vulgo Wirt ist eine Mitte des 19. Jahrhunderts aufstrebende Kärntner Bauernfamilie, welche das erste Kalkwerk Kärntens 1861<ref>{{Internetquelle |url=http://www.indra-g.at/datenbanken/literaturnachweise/lit-nachw-einzel/ordner-g/goesseling-stbr.htm |titel=Gösseling, Steinbruch |abruf=2020-11-18}}</ref> eröffnete und den landwirtschaftlichen Wandel im Mittelkärntner Raum mitbestimmte.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Klein Monika |Titel=Klein, Monika (Hg.), Geschichte der Landwirtschaft im Bezirk St. Veit an der Glan |Hrsg=Universität Klagenfurt |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Klagenfurt |Datum=2005 |ISBN= |Seiten=}}</ref>  
Die '''Familie Rainer''' in Gösseling vulgo Wirt ist eine Mitte des 19. Jahrhunderts aufstrebende Kärntner Bauernfamilie, welche das erste Kalkwerk Kärntens 1861<ref>{{Internetquelle |url=http://www.indra-g.at/datenbanken/literaturnachweise/lit-nachw-einzel/ordner-g/goesseling-stbr.htm |titel=Gösseling, Steinbruch |abruf=2020-11-18}}</ref> eröffnete und den landwirtschaftlichen Wandel im Mittelkärntner Raum mitbestimmte.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Klein Monika |Titel=Klein, Monika (Hg.), Geschichte der Landwirtschaft im Bezirk St. Veit an der Glan |Hrsg=Universität Klagenfurt |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Klagenfurt |Datum=2005 |ISBN= |Seiten=}}</ref>  


Unter den ehemaligen Besitzungen der Familie befand sich der Stammsitz Rainer vulgo Wirt, das Dienstl Gut<ref>{{Internetquelle |autor=Stephan Schild |url=https://www.kleinezeitung.at/kaernten/5890557/Wegen-Corona_Dienstl-Gut-in-Launsdorf-sperrt-voruebergehend-zu |titel=Wegen CoronaDienstl Gut in Launsdorf sperrt vorübergehend zu |werk=Kleine Zeitung |hrsg=Kleine Zeitung |datum=1.11.2020 |abruf=18.11.2020 |sprache=Deutsch}}</ref> in Gösseling, der Kulnighof<ref>{{Internetquelle |autor=Website Kulnighof |url=https://gutkulnighof.at/ |titel=Homepage Kulnighof |werk=https://gutkulnighof.at/ |hrsg= |datum= |abruf=18.11.2020 |sprache=}}</ref> am Christofberg, der Gröblacherhof, der Pliemitschhof in Launsdorf wie auch ein Kalkwerk und Schotterwerke.  Weiters wurden mehrere große Forstbetriebe am Christofberg erwirtschaftet.
Unter den ehemaligen Besitzungen der Familie befand sich der Stammsitz Rainer vulgo Wirt, das Dienstl Gut<ref>{{Internetquelle |autor=Stephan Schild |url=https://www.kleinezeitung.at/kaernten/5890557/Wegen-Corona_Dienstl-Gut-in-Launsdorf-sperrt-voruebergehend-zu |titel=Wegen CoronaDienstl Gut in Launsdorf sperrt vorübergehend zu |werk=Kleine Zeitung |hrsg=Kleine Zeitung |datum=1.11.2020 |abruf=18.11.2020 |sprache=Deutsch}}</ref> in Gösseling, der Kulnighof<ref>{{Internetquelle |autor=Website Kulnighof |url=https://gutkulnighof.at/ |titel=Homepage Kulnighof |werk=https://gutkulnighof.at/ |hrsg= |datum= |abruf=18.11.2020 |sprache=}}</ref><ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. |Hrsg=Anton Schroll |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Wien |Datum=2001 |ISBN=3-7031-0712-X |Seiten=66}}</ref> am Christofberg, der Gröblacherhof, der Pliemitschhof in Launsdorf wie auch ein Kalkwerk und Schotterwerke.  Weiters wurden mehrere große Forstbetriebe am Christofberg erwirtschaftet.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
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Franz Rainer I. (18.02.1860-17.11.1932) <ref name=":1" /> baute das Kalkwerk weiter aus und ergänzte die Feldöfen durch Schachtöfen. Seine Frau war die Tochter des angesehenen Gutsbesitzers Kajetan Nagele vom Zwatzhof <ref>{{Internetquelle |autor=Parlament, Republik Österreich |url=https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Nagele_1.shtml |titel=Kajetan Nagele, Reichstagsabgeordneter |werk=Österreichisches Parlament |hrsg=Siehe Werk |datum= |abruf=18.11.2020 |sprache=}}</ref>in Metnitz. Jener war es auch, welcher 1848 im Rahmen der Grundentlastung im Reichstag gegen Entschädigungsleistungen für den Adel und Klerus wetterte. Bruder Leo Rainer (24.06.1894-22.09.1936) erbte das Gut Mauthbrücke und wurde in späterer Folge zum Bürgermeister und Burgbesitzer von Glanegg<ref>{{Internetquelle |url=https://www.burg-glanegg.at/?page_id=10 |titel=Geschichte |werk=Burg Glanegg - Die Burg für Ihre Feste |datum=2011-05-18 |abruf=2020-11-18 |sprache=de-DE}}</ref>. Bruder Simon heiratete auf den Schöttelhof ein. Schwester Katharina ehelichte den Blasebauern in Kraig, Blasius Matschnig und Schwester Aloisia wurde Tußibäuerin am Krappfeld. Der im Spätrenaissance-Stil erbaute Pliemitschhof,in welchem  1890 der Raiffeisen´schen Spar- und Darlehenskassen Verein der Gemeinde St. Georgen am Längsee gegründet wurde, wurde nach einem Finanzdebakel der Vorbesitzer, von Rainer 1906 erworben.<ref>{{Literatur |Autor=Raiffeisenkasse Launsdorf |Titel=Festschrift 100 Jahre Raiffeisenkasse Launsdorf |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Launsdorf |Datum=1990 |ISBN= |Seiten=}}</ref>  
Franz Rainer I. (18.02.1860-17.11.1932) <ref name=":1" /> baute das Kalkwerk weiter aus und ergänzte die Feldöfen durch Schachtöfen. Seine Frau war die Tochter des angesehenen Gutsbesitzers Kajetan Nagele vom Zwatzhof <ref>{{Internetquelle |autor=Parlament, Republik Österreich |url=https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Nagele_1.shtml |titel=Kajetan Nagele, Reichstagsabgeordneter |werk=Österreichisches Parlament |hrsg=Siehe Werk |datum= |abruf=18.11.2020 |sprache=}}</ref>in Metnitz. Jener war es auch, welcher 1848 im Rahmen der Grundentlastung im Reichstag gegen Entschädigungsleistungen für den Adel und Klerus wetterte. Bruder Leo Rainer (24.06.1894-22.09.1936) erbte das Gut Mauthbrücke und wurde in späterer Folge zum Bürgermeister und Burgbesitzer von Glanegg<ref>{{Internetquelle |url=https://www.burg-glanegg.at/?page_id=10 |titel=Geschichte |werk=Burg Glanegg - Die Burg für Ihre Feste |datum=2011-05-18 |abruf=2020-11-18 |sprache=de-DE}}</ref>. Bruder Simon heiratete auf den Schöttelhof ein. Schwester Katharina ehelichte den Blasebauern in Kraig, Blasius Matschnig und Schwester Aloisia wurde Tußibäuerin am Krappfeld. Der im Spätrenaissance-Stil erbaute Pliemitschhof,in welchem  1890 der Raiffeisen´schen Spar- und Darlehenskassen Verein der Gemeinde St. Georgen am Längsee gegründet wurde, wurde nach einem Finanzdebakel der Vorbesitzer, von Rainer 1906 erworben.<ref>{{Literatur |Autor=Raiffeisenkasse Launsdorf |Titel=Festschrift 100 Jahre Raiffeisenkasse Launsdorf |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Launsdorf |Datum=1990 |ISBN= |Seiten=}}</ref>  


Sein Sohn Simon Rainer II. (10.11.1902-30.11.1982) führte das Kalkwerk<ref>{{Internetquelle |autor=Firmen ABC |url=https://www.firmenabc.at/kalk-und-schotterwerk-simon-rainer_KlXB |titel=Firmeneintrag Kalkwerk Rainer |werk= |hrsg= |datum= |abruf=18.11.2020 |sprache=}}</ref> seines Vaters weiter und vergrößerte es, darüber hinaus kaufte er den Betrieb Hansl-Ilgo am Christofberg. Weiters führte er ein Rennstall am St.Veiter Rennbahngelände. Laut der Volkszählung vom 7.01.1901 waren 60 Personen auf den Rainerschen Besitzungen beschäftigt, die meisten davon im Kalkwerk. Simon heiratete Katharina Knafl vom Pörlinghof  in der gleichnamigen Ortschaft bei Kraig. Sein Bruder Rudolf Rainer erbte das Dienstl Gut<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.dienstlgut.com/geschichte/ |titel=Geschichte Dienstl Gut |werk= |hrsg= |datum= |abruf=18.11.2020 |sprache=}}</ref> und den Pliemitschhof<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://wwwu.aau.at/elechner/schulmuseum/schulchroniken/vgoesseling1914.PDF |titel=Schulchronik Gösseling 1914/1915 |werk=Universität Klagenfurt AAU |hrsg= |datum= |abruf=18.11.2020 |sprache=}}</ref>. In späterer Folge wurde das Dienstl Gut zu einem Reitsportzentrum umgebaut.  
Sein Sohn Simon Rainer II. (10.11.1902-30.11.1982) führte das Kalkwerk<ref>{{Internetquelle |autor=Firmen ABC |url=https://www.firmenabc.at/kalk-und-schotterwerk-simon-rainer_KlXB |titel=Firmeneintrag Kalkwerk Rainer |werk= |hrsg= |datum= |abruf=18.11.2020 |sprache=}}</ref> seines Vaters weiter und vergrößerte es, darüber hinaus kaufte er den Betrieb Hansl-Ilgo am Christofberg. Weiters führte er ein Rennstall am St.Veiter Rennbahngelände. Laut der Volkszählung vom 7.01.1901 waren 60 Personen auf den Rainerschen Besitzungen beschäftigt, die meisten davon im Kalkwerk. Simon heiratete Katharina Knafl vom Pörlinghof  in der gleichnamigen Ortschaft bei Kraig, jener Hof war dem Stift Viktring unterstellt und besaß im Mittelalter die niedere Gerichtsbarkeit<ref>{{Literatur |Autor=Trude Horn |Titel=Der Pörlinghof bei St. Veit, Er besaß Gerichtsbarkeit |Hrsg= |Sammelwerk= |Band=1000 Jahre Kärnten |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Klagenfurt |Datum=20.04.1976 |ISBN= |Seiten=24}}</ref>. Sein Bruder Rudolf Rainer erbte das Dienstl Gut<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.dienstlgut.com/geschichte/ |titel=Geschichte Dienstl Gut |werk= |hrsg= |datum= |abruf=18.11.2020 |sprache=}}</ref> und den Pliemitschhof<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://wwwu.aau.at/elechner/schulmuseum/schulchroniken/vgoesseling1914.PDF |titel=Schulchronik Gösseling 1914/1915 |werk=Universität Klagenfurt AAU |hrsg= |datum= |abruf=18.11.2020 |sprache=}}</ref>. In späterer Folge wurde das Dienstl Gut zu einem Reitsportzentrum umgebaut.  


Durch die Vielzahl der Personen am Hof und der Nachbarschaft wurde ein Gasthof angemeldet. Der traditionelle Fackelzug<ref>{{Internetquelle |autor=news networld Internetservice GmbH |url=https://www.news.at/a/ostern-brauch-6275511 |titel=Ostern: Es lebe der Brauch |datum=2016-03-19 |abruf=2020-11-18 |sprache=de}}</ref> in Gösseling wurde durch die Familie mitbegründet und ist heute über die Bezirksgrenzen bekannt. Anfang der 1970er Jahre wurden die Besitzungen sowie die Liegenschaften Simon Rainers an seine 6 Töchter aufgeteilt.  
Durch die Vielzahl der Personen am Hof und der Nachbarschaft wurde ein Gasthof angemeldet. Der traditionelle Fackelzug<ref>{{Internetquelle |autor=news networld Internetservice GmbH |url=https://www.news.at/a/ostern-brauch-6275511 |titel=Ostern: Es lebe der Brauch |datum=2016-03-19 |abruf=2020-11-18 |sprache=de}}</ref> in Gösseling wurde durch die Familie mitbegründet und ist heute über die Bezirksgrenzen bekannt. Anfang der 1970er Jahre wurden die Besitzungen sowie die Liegenschaften Simon Rainers an seine 6 Töchter aufgeteilt.  
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== Gewinnungsprozess im Rainer Kalkwerk ==
== Gewinnungsprozess im Rainer Kalkwerk ==
Die Feldöfen bestanden aus solidem Mauerwerk, welche mit Holz ummantelt waren. Diese waren drei bis vier Meter hoch und am Boden drei Meter weit. Franz Rainer baute in späterer Folge einen Schachtofen, welcher am 2. Oktober 1899 in Betrieb ging. Im Juni 1901 wurden damit 6000 Hektoliter Kalk erzeugt. Daraufhin wurde 1902 ein weiterer Schachtofen erbaut.<ref name=":1" />
Die Feldöfen bestanden aus solidem Mauerwerk, welche mit Holz ummantelt waren. Diese waren drei bis vier Meter hoch und am Boden drei Meter weit. Franz Rainer baute in späterer Folge einen Schachtofen, welcher am 2. Oktober 1899 in Betrieb ging. Im Juni 1901 wurden damit 6000 Hektoliter Kalk erzeugt. Daraufhin wurde 1902 ein weiterer Schachtofen erbaut.<ref name=":1" /> 1950 wurde durch Simon Rainer ein Mischfeuerungsofen mit der dreifachen Leistung an der Stelle des zweiten Ofens erbaut. 1972 wurde der Betrieb stillgelegt.


Der Prozess begann mit der Sprengung des Kalkgesteins durch eine Schwarzpulverladung. Nach Feststellung der Trittsicherheit unterhalb des Steinbruchs wurden die Felsbrocken mithilfe von Schlögel und Spitzeisen gespalten und anschließend in den Feldofen gekarrt. Hier kamen geschulte Maurer zum Tragen, welche unter größter Sorgfalt aus den zerkleinerten Steinen ein Gewölbe erstellten. Im Anschluss daran musste der Ofenraum von Hilfsarbeitern mit den restlichen Brocken aufgefüllt werden. Nun begann der eigentliche Brand, bei dem die Heizmeister unter dem Gewölbe Holz entzündeten und immer wieder kontrollierten, um nach vier Tagen den fertigen Kalk hervorzubringen.[[Datei:Brief Kalkwerke Simon Rainer.jpg|mini|Bedruckter Brief mit Aufdruck ''Kalkwerke Simon Rainer'' und einer Briefmarke der [[Zweite Trachtenserie|Zweiten Trachtenserie]].]]
Der Prozess begann mit der Sprengung des Kalkgesteins durch eine Schwarzpulverladung. Nach Feststellung der Trittsicherheit unterhalb des Steinbruchs wurden die Felsbrocken mithilfe von Schlögel und Spitzeisen gespalten und anschließend in den Feldofen gekarrt. Hier kamen geschulte Maurer zum Tragen, welche unter größter Sorgfalt aus den zerkleinerten Steinen ein Gewölbe erstellten. Im Anschluss daran musste der Ofenraum von Hilfsarbeitern mit den restlichen Brocken aufgefüllt werden. Nun begann der eigentliche Brand, bei dem die Heizmeister unter dem Gewölbe Holz entzündeten und immer wieder kontrollierten, um nach vier Tagen den fertigen Kalk hervorzubringen.[[Datei:Brief Kalkwerke Simon Rainer.jpg|mini|Bedruckter Brief mit Aufdruck ''Kalkwerke Simon Rainer'' und einer Briefmarke der [[Zweite Trachtenserie|Zweiten Trachtenserie]].]]
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