Rainer (Familie): Unterschied zwischen den Versionen
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Die '''Familie Rainer''' in Gösseling vulgo Wirt ist eine Mitte des 19. Jahrhunderts aufstrebende Kärntner Bauernfamilie, welche das erste Kalkwerk Kärntens 1861<ref>{{Internetquelle |url=http://www.indra-g.at/datenbanken/literaturnachweise/lit-nachw-einzel/ordner-g/goesseling-stbr.htm |titel=Gösseling, Steinbruch |abruf=2020-11-18}}</ref> eröffnete und den landwirtschaftlichen Wandel im Mittelkärntner Raum mitbestimmte.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Klein Monika | | Die '''Familie Rainer''' in Gösseling vulgo Wirt ist eine Mitte des 19. Jahrhunderts aufstrebende Kärntner Bauernfamilie, welche das erste Kalkwerk Kärntens 1861<ref>{{Internetquelle |url=http://www.indra-g.at/datenbanken/literaturnachweise/lit-nachw-einzel/ordner-g/goesseling-stbr.htm |titel=Gösseling, Steinbruch |abruf=2020-11-18}}</ref> eröffnete und den landwirtschaftlichen Wandel im Mittelkärntner Raum mitbestimmte.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Klein Monika |Hrsg=Universität Klagenfurt; Klein, Monika |Titel=Geschichte der Landwirtschaft im Bezirk St. Veit an der Glan |Ort=Klagenfurt |Datum=2005}}</ref> | ||
[[Datei:Kalkwerke Rainer, Gösseling.pdf|mini|Kalkwerke Rainer um 1950]] | [[Datei:Kalkwerke Rainer, Gösseling.pdf|mini|Kalkwerke Rainer um 1950]] | ||
Unter den ehemaligen Besitzungen der Familie befand sich der Stammsitz Rainer vulgo Wirt, das Dienstl Gut<ref>{{Internetquelle |autor=Stephan Schild |url=https://www.kleinezeitung.at/kaernten/5890557/Wegen-Corona_Dienstl-Gut-in-Launsdorf-sperrt-voruebergehend-zu |titel=Wegen CoronaDienstl Gut in Launsdorf sperrt vorübergehend zu |werk=Kleine Zeitung |hrsg=Kleine Zeitung |datum= | Unter den ehemaligen Besitzungen der Familie befand sich der Stammsitz Rainer vulgo Wirt, das Dienstl Gut<ref>{{Internetquelle |autor=Stephan Schild |url=https://www.kleinezeitung.at/kaernten/5890557/Wegen-Corona_Dienstl-Gut-in-Launsdorf-sperrt-voruebergehend-zu |titel=Wegen CoronaDienstl Gut in Launsdorf sperrt vorübergehend zu |werk=Kleine Zeitung |hrsg=Kleine Zeitung |datum=2020-11-01 |abruf=2020-11-18 |sprache=de}}</ref> in Gösseling, der Kulnighof<ref>{{Internetquelle |autor=Website Kulnighof |url=https://gutkulnighof.at/ |titel=Homepage Kulnighof |werk=https://gutkulnighof.at/ |abruf=2020-11-18}}</ref><ref>{{Literatur |Hrsg=Anton Schroll |Titel=Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. |Ort=Wien |Datum=2001 |ISBN=3-7031-0712-X |Seiten=66}}</ref> am Christofberg, der Gröblacherhof, der Pliemitschhof in Launsdorf wie auch ein Kalkwerk und Schotterwerke. Weiters wurden mehrere große Forstbetriebe am Christofberg erwirtschaftet. | ||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
Simon Rainer I. (27.10.1832 -06.09.1872) geprägt von der neu erhaltenen Freiheit der bäuerlichen Grundentlastung 1848 begann in den 1850er-Jahren in wirtschaftlich geschwächte Agrar-Betriebe zu investieren und erzielte schon bald damit Profit. Geboren in Fiming als Sohn des Rannerbauern Johann Rainer (1832) ging er dem Beruf eines Soldaten in der k.u.k Armee nach und diente sich im 7. Linien-Infanterie-Regiment Baron Prohaska bis zum Dienstgrad des Feldwebels hoch, bevor er als weichender Hoferbe die Beiweis Tochter Aloisia auf der Bauernwirtshube heiratete. Er setzte damit den Grundstein für die großbäuerliche Struktur der Rainer in Gösseling.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Gerhild Dinklage |Titel=100 Jahre Kalkwerke Rainer | Simon Rainer I. (27.10.1832 -06.09.1872) geprägt von der neu erhaltenen Freiheit der bäuerlichen Grundentlastung 1848 begann in den 1850er-Jahren in wirtschaftlich geschwächte Agrar-Betriebe zu investieren und erzielte schon bald damit Profit. Geboren in Fiming als Sohn des Rannerbauern Johann Rainer (1832) ging er dem Beruf eines Soldaten in der k.u.k Armee nach und diente sich im 7. Linien-Infanterie-Regiment Baron Prohaska bis zum Dienstgrad des Feldwebels hoch, bevor er als weichender Hoferbe die Beiweis Tochter Aloisia auf der Bauernwirtshube heiratete. Er setzte damit den Grundstein für die großbäuerliche Struktur der Rainer in Gösseling.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Gerhild Dinklage |Hrsg=Gerhild Dinklage |Titel=100 Jahre Kalkwerke Rainer |Verlag=Festschrift Kalkwerke Rainer |Datum=1961}}</ref> Er begründete das Kalkwerk<ref>{{Internetquelle |url=https://docplayer.org/72203741-Dobrolva-ix-ruden-gastwirtschaft-slugoutz-franz-atab-traf-_-kleindiex-l2-ruden-gastwirtschaft-porotschnig-martin-tab-traf.html |titel=Firmenbuchverzeichnis, Seite 724, St. Georgen am Längsee |abruf=2020-11-18}}</ref> am hinter dem Hof liegenden kalkhaltigen Hang. Das Kalkwerk Simon Rainer war damit das erste dieser Form in Kärnten. Dieses wurde auf der Grundparzelle 165 der Gröblacher-Hube erbaut. | ||
Franz Rainer I. (18.02.1860-17.11.1932) <ref name=":1" /> baute das Kalkwerk weiter aus und ergänzte die Feldöfen durch Schachtöfen. Laut der Volkszählung vom 7.01.1901 waren 60 Personen auf den Rainerschen Besitzungen beschäftigt, die meisten davon im Kalkwerk. Seine Frau war die Tochter des angesehenen Gutsbesitzers Kajetan Nagele vom Zwatzhof <ref>{{Internetquelle |autor=Parlament, Republik Österreich |url=https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Nagele_1.shtml |titel=Kajetan Nagele, Reichstagsabgeordneter |werk=Österreichisches Parlament |hrsg=Siehe Werk | Franz Rainer I. (18.02.1860-17.11.1932) <ref name=":1" /> baute das Kalkwerk weiter aus und ergänzte die Feldöfen durch Schachtöfen. Laut der Volkszählung vom 7.01.1901 waren 60 Personen auf den Rainerschen Besitzungen beschäftigt, die meisten davon im Kalkwerk. Seine Frau war die Tochter des angesehenen Gutsbesitzers Kajetan Nagele vom Zwatzhof <ref>{{Internetquelle |autor=Parlament, Republik Österreich |url=https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Nagele_1.shtml |titel=Kajetan Nagele, Reichstagsabgeordneter |werk=Österreichisches Parlament |hrsg=Siehe Werk |abruf=2020-11-18}}</ref> in Metnitz. Jener war es auch, welcher 1848 im Rahmen der Grundentlastung im Reichstag gegen Entschädigungsleistungen für den Adel und Klerus wetterte. Bruder Leo Rainer (24.06.1894-22.09.1936) erbte das Gut Mauthbrücke und wurde in späterer Folge zum Bürgermeister und Burgbesitzer von Glanegg<ref>{{Internetquelle |url=https://www.burg-glanegg.at/?page_id=10 |titel=Geschichte |werk=Burg Glanegg - Die Burg für Ihre Feste |datum=2011-05-18 |abruf=2020-11-18 |sprache=de-DE}}</ref>. Bruder Simon heiratete auf den Schöttelhof ein. Schwester Katharina ehelichte den Blasebauern in Kraig, Blasius Matschnig und Schwester Aloisia wurde Tußibäuerin am Krappfeld. Der im Spätrenaissance-Stil erbaute Pliemitschhof,in welchem 1890 der Raiffeisen´schen Spar- und Darlehenskassen Verein der Gemeinde St. Georgen am Längsee gegründet wurde, wurde nach einem Finanzdebakel der Vorbesitzer, von Rainer 1906 erworben.<ref>{{Literatur |Autor=Raiffeisenkasse Launsdorf |Titel=Festschrift 100 Jahre Raiffeisenkasse Launsdorf |Ort=Launsdorf |Datum=1990}}</ref> | ||
Sein Sohn Simon Rainer II. (10.11.1902-30.11.1982) führte das Kalkwerk<ref>{{Internetquelle |autor=Firmen ABC |url=https://www.firmenabc.at/kalk-und-schotterwerk-simon-rainer_KlXB |titel=Firmeneintrag Kalkwerk Rainer | Sein Sohn Simon Rainer II. (10.11.1902-30.11.1982) führte das Kalkwerk<ref>{{Internetquelle |autor=Firmen ABC |url=https://www.firmenabc.at/kalk-und-schotterwerk-simon-rainer_KlXB |titel=Firmeneintrag Kalkwerk Rainer |abruf=2020-11-18}}</ref> seines Vaters weiter und vergrößerte es, darüber hinaus kaufte er den Betrieb Hansl-Ilgo am Christofberg. Weiters führte er ein Rennstall am St.Veiter Rennbahngelände. Als Bauer kämpfte er medial gegen die Macht der Wiener Viehkommissionäre, welche ihn durch das Monopol der Viehhändler und Kommissionäre als Viehzüchter nicht auf der Wiener Frühjahrsmesse 1966 akzeptierten. Mit der Unterstützung des Kärntner Raiffeisenverband konnte er eine Teilnahmerecht für Kärntner Bauern erzielen.<ref>{{Internetquelle |autor=Nachweis Zeitungsartikel Wiener Viehkommissionäre |url=https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nachweis_Zeitungsartikel_Rainer.pdf |titel=So wirds gemacht! |hrsg=Kleine Zeitung |abruf=1966-04-09 |format=PDF}}</ref> | ||
Zitat Simon Rainer: ''"Ich werde in Zukunft auf der Wiener Messe immer ausstellen und dazu meine Ochsen herrichten - nicht um dabei mehr zu verdienen, sondern um einen angemaßten Monopol bauernfremder Wiener Händler zu trotzen, auch wenn ich die Ochsen jedes Mal nach Kärnten zurückliefern muss."''<ref>{{Literatur |Autor=M. H. |Titel=So wirds gemacht! | Zitat Simon Rainer: ''"Ich werde in Zukunft auf der Wiener Messe immer ausstellen und dazu meine Ochsen herrichten - nicht um dabei mehr zu verdienen, sondern um einen angemaßten Monopol bauernfremder Wiener Händler zu trotzen, auch wenn ich die Ochsen jedes Mal nach Kärnten zurückliefern muss."''<ref>{{Literatur |Autor=M. H. |Hrsg=Kleine Zeitung |Titel=So wirds gemacht! |Ort=Klagenfurt |Datum=1966-04-09}}</ref> | ||
Simon heiratete Katharina Knafl vom Pörlinghof in der gleichnamigen Ortschaft bei Kraig, jener Hof war dem Stift Viktring unterstellt und besaß im Mittelalter die niedere Gerichtsbarkeit<ref>{{Literatur |Autor=Trude Horn |Titel=Der Pörlinghof bei St. Veit, Er besaß Gerichtsbarkeit | Simon heiratete Katharina Knafl vom Pörlinghof in der gleichnamigen Ortschaft bei Kraig, jener Hof war dem Stift Viktring unterstellt und besaß im Mittelalter die niedere Gerichtsbarkeit<ref>{{Literatur |Autor=Trude Horn |Titel=Der Pörlinghof bei St. Veit, Er besaß Gerichtsbarkeit |Band=1000 Jahre Kärnten |Ort=Klagenfurt |Datum=1976-04-20 |Seiten=24}}</ref>. Sein Bruder Rudolf Rainer erbte das Dienstl Gut<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dienstlgut.com/geschichte/ |titel=Geschichte Dienstl Gut |abruf=2020-11-18}}</ref> und den Pliemitschhof<ref>{{Internetquelle |url=http://wwwu.aau.at/elechner/schulmuseum/schulchroniken/vgoesseling1914.PDF |titel=Schulchronik Gösseling 1914/1915 |werk=Universität Klagenfurt AAU |abruf=2020-11-18 |format=PDF}}</ref>. In späterer Folge wurde das Dienstl Gut zu einem Reitsportzentrum umgebaut. | ||
Durch die Vielzahl der Personen am Hof und der Nachbarschaft wurde ein Gasthof angemeldet. Der traditionelle Fackelzug<ref>{{Internetquelle |autor=news networld Internetservice GmbH |url=https://www.news.at/a/ostern-brauch-6275511 |titel=Ostern: Es lebe der Brauch |datum=2016-03-19 |abruf=2020-11-18 |sprache=de}}</ref> in Gösseling wurde durch die Familie mitbegründet und ist heute über die Bezirksgrenzen bekannt. Anfang der 1970er Jahre wurden die Besitzungen sowie die Liegenschaften Simon Rainers an seine 6 Töchter aufgeteilt. | Durch die Vielzahl der Personen am Hof und der Nachbarschaft wurde ein Gasthof angemeldet. Der traditionelle Fackelzug<ref>{{Internetquelle |autor=news networld Internetservice GmbH |url=https://www.news.at/a/ostern-brauch-6275511 |titel=Ostern: Es lebe der Brauch |datum=2016-03-19 |abruf=2020-11-18 |sprache=de}}</ref> in Gösseling wurde durch die Familie mitbegründet und ist heute über die Bezirksgrenzen bekannt. Anfang der 1970er Jahre wurden die Besitzungen sowie die Liegenschaften Simon Rainers an seine 6 Töchter aufgeteilt. | ||
[[Datei:Rainer Gösseling Familiengruft.pdf|mini|Familiengruft Gösseling]] | [[Datei:Rainer Gösseling Familiengruft.pdf|mini|Familiengruft Gösseling]] | ||
Die Familiengruft und die Familiengräber befinden sich am Friedhof der Filialkirche Gösseling.<ref>{{Internetquelle |autor=Pfarradmin / MoKn |url=https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/kirche/C3181/kirche-goesseling |titel=Filialkirche Gösseling |abruf=2020-11-18 |sprache=de}}</ref> 2005 wurde ein wissenschaftliche Arbeit über die Familiengeschichte im Rahmen einer Diplomarbeit in Geschichte an der Universität Klagenfurt verfasst.<ref name=":0" /> | Die Familiengruft und die Familiengräber befinden sich am Friedhof der Filialkirche Gösseling.<ref>{{Internetquelle |autor=Pfarradmin / MoKn |url=https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/kirche/C3181/kirche-goesseling |titel=Filialkirche Gösseling |abruf=2020-11-18 |sprache=de}}</ref> 2005 wurde ein wissenschaftliche Arbeit über die Familiengeschichte im Rahmen einer Diplomarbeit in Geschichte an der Universität Klagenfurt verfasst.<ref name=":0" /> | ||
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Der Prozess begann mit der Sprengung des Kalkgesteins durch eine Schwarzpulverladung. Nach Feststellung der Trittsicherheit unterhalb des Steinbruchs wurden die Felsbrocken mithilfe von Schlögel und Spitzeisen gespalten und anschließend in den Feldofen gekarrt. Hier kamen geschulte Maurer zum Tragen, welche unter größter Sorgfalt aus den zerkleinerten Steinen ein Gewölbe erstellten. Im Anschluss daran musste der Ofenraum von Hilfsarbeitern mit den restlichen Brocken aufgefüllt werden. Nun begann der eigentliche Brand, bei dem die Heizmeister unter dem Gewölbe Holz entzündeten und immer wieder kontrollierten, um nach vier Tagen den fertigen Kalk hervorzubringen.[[Datei:Brief Kalkwerke Simon Rainer.jpg|mini|Bedruckter Brief mit Aufdruck ''Kalkwerke Simon Rainer'' und einer Briefmarke der [[Zweite Trachtenserie|Zweiten Trachtenserie]].]] | Der Prozess begann mit der Sprengung des Kalkgesteins durch eine Schwarzpulverladung. Nach Feststellung der Trittsicherheit unterhalb des Steinbruchs wurden die Felsbrocken mithilfe von Schlögel und Spitzeisen gespalten und anschließend in den Feldofen gekarrt. Hier kamen geschulte Maurer zum Tragen, welche unter größter Sorgfalt aus den zerkleinerten Steinen ein Gewölbe erstellten. Im Anschluss daran musste der Ofenraum von Hilfsarbeitern mit den restlichen Brocken aufgefüllt werden. Nun begann der eigentliche Brand, bei dem die Heizmeister unter dem Gewölbe Holz entzündeten und immer wieder kontrollierten, um nach vier Tagen den fertigen Kalk hervorzubringen.[[Datei:Brief Kalkwerke Simon Rainer.jpg|mini|Bedruckter Brief mit Aufdruck ''Kalkwerke Simon Rainer'' und einer Briefmarke der [[Zweite Trachtenserie|Zweiten Trachtenserie]].]] | ||
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