Tamás Erdődy: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Verzichtserklärung Karl I. 11.11.1918.jpg|mini|150px|Verzichtserklärung vom 11. November 1918]]
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Als am nächsten Tag eine lange Kolonne [[Floridsdorf]]er Metallarbeiter in Richtung Schönbrunn marschierte und sich versuchte mit Brechwerkzeugen am Tor zu schaffen zu machen, sah auch Karl ein, dass es im Schloss für seine Familie zu gefährlich wurde. Da man aber Schönbrunn mit den Hofsautos durch den Vordereingang wegen der wütenden Menge nicht mehr verlassen konnte, wurden kurzerhand sieben Wiener Taxis organisiert. Mit ihnen verließ der letzte Habsburger Kaiser durch einen Seitenausgang  Schönbrunn, um nach Schloss Eckartsau gebracht zu werden. Tamás Erdődy marschierte indessen in Uniform im Schlosshof auf und ab, um die Menge von den wegfahrenden Taxis abzulenken. Einen Tag später folgte auch er in einem Taxi, nun als Zivilist bekleidet, der Familie Habsburg nach Schloss Eckartsau nach.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=181}}</ref>
Als am nächsten Tag eine lange Kolonne [[Floridsdorf]]er Metallarbeiter in Richtung Schönbrunn marschierte und sich versuchte mit Brechwerkzeugen am Tor zu schaffen zu machen, sah auch Karl ein, dass es im Schloss für seine Familie zu gefährlich wurde. Da man aber Schönbrunn mit den Hofsautos durch den Vordereingang wegen der wütenden Menge nicht mehr verlassen konnte, wurden kurzerhand sieben Wiener Taxis organisiert. Mit ihnen verließ der letzte Habsburger Kaiser durch einen Seitenausgang  Schönbrunn, um nach Schloss Eckartsau gebracht zu werden. Tamás Erdődy marschierte indessen in Uniform im Schlosshof auf und ab, um die Menge von den wegfahrenden Taxis abzulenken. Einen Tag später folgte auch er in einem Taxi, nun als Zivilist bekleidet, der Familie Habsburg nach Schloss Eckartsau nach.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=181}}</ref>
==== Abschied von der kaiserlichen Familie ====
Tamás Erdődy fand in Eckartsau einen "jammervollen Hof" vor, die kaiserliche Familie wurde anfangs nur von wenigen Gardisten bewacht, deren Ablöse dann ab 21. November durch Wiener Polizeibeamte erfolgte.<ref name="kovacsxxiii">[https://www.elisabethkovacs.com/neue-forschungen-zu-kaiser-karl/band-i/kapitel-xxiii-eckartsau/ Kapitel XXIII – ECKARTSAU], Webseite www.elisabethkovacs.com, abgerufen am 14. Februar 2021</ref> Erdődy selbst wurde gleich am Tag nach seiner Ankunft vom Sicherheitsdienst für die "ehemalige Kaiserfamilie" durch die neue Regierung enthoben, weil er als "ungarischer Staatsbürger auf dem Boden der deutsch-österreichischen Republik kein Verfügungsrecht" hatte.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=182}}</ref>
Zu dieser Zeit liefen auch Verhandlungen mit der Schweiz an, mit denen man diese dazu bewegen wollte, Karl und seiner Familie [[w:Asyl|Asyl]] zu gewähren. Diese Verhandlungen scheiterten schließlich am Einspruch des Schweizer Bundesrates. Während Tamás Erdődy in Wien einen Hungerwinter erlebte, begann ab Mitte Jänner in Ungarn die Regierung Michael Károlyi immer mehr unter Druck der Kommunisten durch [[w:Béla Kun|Béla Kun]] zu geraten, bis schließlich am 21. März 1919 die [[w:Föderative Ungarische Sozialistische Räterepublik|Ungarische Räterepublik]] ausgerufen wurde. <ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=181}}</ref>
Ende Februar war der von König [[w:Georg V. (Vereinigtes Königreich)|Georg V.]] beauftragte englische [[w:Oberstleutnant|Oberstleutnant]] [[w:Edward Strutt|Edward Strutt]] in Eckartsau eingetroffen und hatte die Königsfamilie fortan als Sicherheitsoffizier betreut. Diesem gelang es auch in zähen Verhandlungen zu erreichen, dass Karl mit seiner Familie aus Österreich ausreisen konnten ohne abdanken zu müssen, nachdem zuvor die Entente die Schweiz dazu bewegen konnte der Kaiserfamilie Asyl zu gewähren.<ref name="kovacsxxiii" />
[[Datei:Kopfstetten-Eckartsau alter Bahnhof 2016-08-18.jpg|mini|150px|Das ehemalige Bahnhofsgebäude von Kopfstetten-Eckartsau von wo die Kaiserfamilie abreiste]]
Am 23. März 1919 begab sich die kaiserliche Familie schließlich zur kleinen Haltestation Kopfstetten der ehemaligen [[w:Lokalbahn Siebenbrunn–Engelhartstetten|Lokalbahn Siebenbrunn–Engelhartstetten]], deren Trasse 2013 abgetragen wurde. In Tamás Erdődys Memoiren wird diese Station als "Hetzendorf" bezeichnet. Hier kann es sich aber nur um eine Verwechslung handeln, eventuell mit der [[w:Haltestelle Wien Hetzendorf|Haltestelle Wien Hetzendorf]], welche im 12. Wiener Gemeindebezirk liegt und an der die Eckartsaugasse vorbeiführt.
Erdődy beschreibt den Augenblick der Abreise in seinen Memorien:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=183}}</ref>
{{Zitat|Der Ententezug, an den ich den Kaiser brachte, wartete in der lächerlich kleinen Station. Schnell stieg die kaiserliche Familie ein. Ich nahm Abschied. Zuletzt vom Kaiser. "Mein lieber Tamás, wie soll ich dir alles danken..." Ich küßte dem Kaiser die Hand, die Tränen rannen mir über die Wangen...ich schluchzte laut. Als der Zug im Nebel verschwand, stand ich allein. Mir war, als hätte hinter meinem ganzen bisherigen Leben die Türe zugeschlagen...}}


=== Entstehung des Burgenlandes ===
=== Entstehung des Burgenlandes ===
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