Kartause Aggsbach: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Kartause Aggsbach Ostseite 01.JPG|thumb|Die ehemalige Kartause Aggsbach, aufgenommen von der Ostseite]]
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[[File:Aggsbach Kartause Nordteil1.jpg|thumb|überaus beeindruckend, die lange Mauer, welche die Kartause noch heute umgibt]]
[[File:Aggsbach Kartause Nordteil1.jpg|thumb|überaus beeindruckend, die lange Mauer, welche die Kartause noch heute umgibt]]
'''Die Kartause Aggsbach''' befindet sich in der Wachau. Sie gehört zu den drei im heutigen Bundesland Niederösterreich gelegenen ehemaligen Kartausen, welche im 14. Jahrhundert gegründet und unter [[Josef II.|Kaiser Joseph II.]] aufgehoben wurden. Im Unterschied zu den beiden anderen Kartausen wurde sie von der Familie der [[Maissauer]], einer Landherrenfamilie gegründet. Heute wird sie als Pfarrkirche, kulturelles Zentrum und Museum genutzt.
'''Die Kartause Aggsbach''' befindet sich in der Wachau. Sie gehört zu den drei im heutigen Bundesland Niederösterreich gelegenen ehemaligen Kartausen, welche im 14. Jahrhundert gegründet und unter [[Joseph II.|Kaiser Joseph II.]] aufgehoben wurden. Im Unterschied zu den beiden anderen Kartausen wurde sie von der Familie der [[Maissauer]], einer Landherrenfamilie, gegründet. Heute wird sie als Pfarrkirche, kulturelles Zentrum und Museum genutzt.


== Die Kartause ==
== Die Kartause ==
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Die Kartause Aggsbach wurde um 1380 von einer Landherrenfamilie des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]], den [[Maissauer|Maissauern]], gegründet. Das Gründerpaar, [[Heidenreich von Maissau]] († um 1381), der Landmarschall des Herzogtums Österreich, und seine Ehefrau [[Anna von Kuenring]] († um 1385), zählte zum Zeitpunkt der Gründung zu den reichsten Adeligen im Herzogtum Österreich. Mit der Stiftung einer Kartause als neues Hauskloster und Grablege für die Familie, welche das bisherige Hauskloster, das [[Stift St. Bernhard|Zisterzienserinnenstift St. Bernhard]] (heute Teil der Gemeinde [[St. Bernhard-Frauenhofen]]), ablösen würde, verfolgte das Ehepaar mit seiner Stiftung verschiedene Ziele. Neben der Sorge um das Seelenheil und dem Wunsch nach einer der errungenen Position angemessenen Grablege, welche die "Memoria" des Stifterpaares und seiner Familie für die Nachwelt erhalten sollten, dürfte auch wirtschaftliche und politische Gründung hinter dieser Stiftung gesteckt haben.<ref name="Rigele280">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 280</ref> Für die Bewahrung der "Memoria" waren die [[w:Kartäuser (Orden)|Kartäuser]] (OCart), die im 14. Jahrhundert ihren Höhepunkt erlebten, der ideale Orden gewesen sein. Als ein sehr strenger Orden widmeten sie sich ausschließlich dem komplementären Leben. Ihre Aufgaben waren das und die Askese, daneben spezialisierten sie sich auf wissenschaftliche Bildung. Landwirtschaftliche Arbeit und auf Ertrag ausgerichtete Tätigkeiten zählten nicht zu ihren Aufgabe. Das hatte zur Folge, dass ein Kartäuserkloster, um seine Mönche versorgen zu können, auf relativ viel Besitz angewiesen war. Ein Kartäuserkloster benötigte somit  großzügige und vermögende Stifterinnen und Stifter. Seine Gegenleistung bestand darin, das Gedächtnis von diesen mit Fürbitten, Gedenktagen und Gebeten nicht nur im Kloster, sondern im ganzen Orden aufrecht gehalten wurde.<ref>vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 280f.</ref> Daneben war die Stiftung eines Karthäuserklosters aber auch war eine relativ kostspielige Angelegenheit, die sich nicht jede Klosterstifterin beziehungsweise jeder Klosterstifter leisten konnten. Insofern überrascht es nicht, dass Kartäuserkloster gewöhnlich von bedeutenden oder reichen Herrscherfamilien gestiftet wurden, wie zum Beispiel den Herzögen von Burgund und den Visconti von Mailand. Die beiden Kartausen von [[Mauerbach]] und [[Gaming]],, die bisher im Herzogtum Österreich gestiftet worden waren, waren nicht zufällig landesfürstliche Stiftungen gewesen. Das Stifterehepaar war reich genug, um sich ein Kartäuserkloster leisten zu können und durchbrach mit seiner Stiftung eine Domäne, die bisher im Herzogtum ausschließlich den [[Habsburger|Habsburgern]] als Landesfürsten vorbehalten gewesen war.<ref name="Rigele281">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 281</ref>
Die Kartause Aggsbach wurde um 1380 von einer Landherrenfamilie des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]], den [[Maissauer|Maissauern]], gegründet. Das Gründerpaar, [[Heidenreich von Maissau]] († um 1381), der Landmarschall des Herzogtums Österreich, und seine Ehefrau [[Anna von Kuenring]] († um 1385), zählte zum Zeitpunkt der Gründung zu den reichsten Adeligen im Herzogtum Österreich. Mit der Stiftung einer Kartause als neues Hauskloster und Grablege für die Familie, welche das bisherige Hauskloster, das [[Stift St. Bernhard|Zisterzienserinnenstift St. Bernhard]] (heute Teil der Gemeinde [[St. Bernhard-Frauenhofen]]), ablösen würde, verfolgte das Ehepaar mit seiner Stiftung verschiedene Ziele. Neben der Sorge um das Seelenheil und dem Wunsch nach einer der errungenen Position angemessenen Grablege, welche die "Memoria" des Stifterpaares und seiner Familie für die Nachwelt erhalten sollten, dürfte auch wirtschaftliche und politische Gründung hinter dieser Stiftung gesteckt haben.<ref name="Rigele280">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 280</ref> Für die Bewahrung der "Memoria" waren die [[w:Kartäuser (Orden)|Kartäuser]] (OCart), die im 14. Jahrhundert ihren Höhepunkt erlebten, der ideale Orden gewesen sein. Als ein sehr strenger Orden widmeten sie sich ausschließlich dem komplementären Leben. Ihre Aufgaben waren das und die Askese, daneben spezialisierten sie sich auf wissenschaftliche Bildung. Landwirtschaftliche Arbeit und auf Ertrag ausgerichtete Tätigkeiten zählten nicht zu ihren Aufgabe. Das hatte zur Folge, dass ein Kartäuserkloster, um seine Mönche versorgen zu können, auf relativ viel Besitz angewiesen war. Ein Kartäuserkloster benötigte somit  großzügige und vermögende Stifterinnen und Stifter. Seine Gegenleistung bestand darin, das Gedächtnis von diesen mit Fürbitten, Gedenktagen und Gebeten nicht nur im Kloster, sondern im ganzen Orden aufrecht gehalten wurde.<ref>vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 280f.</ref> Daneben war die Stiftung eines Karthäuserklosters aber auch war eine relativ kostspielige Angelegenheit, die sich nicht jede Klosterstifterin beziehungsweise jeder Klosterstifter leisten konnten. Insofern überrascht es nicht, dass Kartäuserkloster gewöhnlich von bedeutenden oder reichen Herrscherfamilien gestiftet wurden, wie zum Beispiel den Herzögen von Burgund und den Visconti von Mailand. Die beiden Kartausen von [[Mauerbach]] und [[Gaming]],, die bisher im Herzogtum Österreich gestiftet worden waren, waren nicht zufällig landesfürstliche Stiftungen gewesen. Das Stifterehepaar war reich genug, um sich ein Kartäuserkloster leisten zu können und durchbrach mit seiner Stiftung eine Domäne, die bisher im Herzogtum ausschließlich den [[Habsburger|Habsburgern]] als Landesfürsten vorbehalten gewesen war.<ref name="Rigele281">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 281</ref>


Als erster Prior der Kartause Aggsbach gilt [[w:Michael von Prag|Michael von Prag]]<ref>vgl. [http://www-app.uni-regensburg.de/Fakultaeten/PKGG/Philosophie/Gesch_Phil/alcuin/philosopher.php?id=1554 Michael on Prag], App.Uni-Regensburg.DE, , abgerufen am 15. August 2021</ref>
Als erster Prior der Kartause Aggsbach gilt [[w:Michael von Prag|Michael von Prag]]<ref name="app.uni">vgl. [http://www-app.uni-regensburg.de/Fakultaeten/PKGG/Philosophie/Gesch_Phil/alcuin/philosopher.php?id=1554 Michael on Prag], App.Uni-Regensburg.DE, abgerufen am 15. August 2021</ref>


Bis zu seiner Aufhebung war die Kartause im Besitz mehrere im heutigen Niederösterreich gelegener Herrschaften wie [[Purgstall an der Erlauf|Purgstall]], [[Seiterndorf]], [[Großmugl]], [[Kilb|Külb]], [[Kühbach]] und Strohdorf (heute Teil der Gemeinde [[Bischofstetten]]) – 1723 waren es insgesamt zwölf.<ref>''Haus-, Hof- und Staatsarchiv'', Klosterakten Aggsbach Karton 7, Blatt 117.</ref>
Bis zu seiner Aufhebung war die Kartause im Besitz mehrere im heutigen Niederösterreich gelegener Herrschaften wie [[Purgstall an der Erlauf|Purgstall]], [[Seiterndorf]], [[Großmugl]], [[Kilb|Külb]], [[Kühbach]] und Strohdorf (heute Teil der Gemeinde [[Bischofstetten]]) – 1723 waren es insgesamt zwölf.<ref>''Haus-, Hof- und Staatsarchiv'', Klosterakten Aggsbach Karton 7, Blatt 117.</ref>
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== Die Kartause Aggsbach nach der Aufhebung ==
== Die Kartause Aggsbach nach der Aufhebung ==
Die Klosterkirche der Kartause wurde 1784 zur Pfarrkirche umfunktioniert und Sitz der Pfarre Aggsbach Dorf, welche für die Betreuung der Orte Aggsbach Dorf, Aggstein und Wolfstein zuständig ist. Heute ist sie dem Dekanat [[Göttweig]] im Bistum [[St. Pölten]] unterstellt.<ref name="Pfarre"/> In der früheren Klosteranlage ist ein Museum untergebracht, dessen Thema die Geschichte der Kartause Aggsbach und der Kartäuser ist. Außerdem kann eine frühere Kartäuserzelle des Klosters dort als Schauzelle besichtigt werden. In der Anlage der Kartause gibt es heute einen "Meditationsgarten".<ref name="Pfarre">vgl. [http://kartause-aggsbach.at/?page_id=664 Tickets], Kartause-Aggsbach.AT, abgerufen am 15. August 2021</ref>
Die Klosterkirche der Kartause wurde 1784 zur Pfarrkirche umfunktioniert und Sitz der Pfarre Aggsbach Dorf, welche für die Betreuung der Orte Aggsbach Dorf, Aggstein und Wolfstein zuständig ist. Heute ist sie dem Dekanat [[Göttweig]] im Bistum [[St. Pölten]] unterstellt.<ref name="Pfarre"/> In der früheren Klosteranlage ist ein Museum untergebracht, dessen Thema die Geschichte der Kartause Aggsbach und der Kartäuser ist. Außerdem kann eine frühere Kartäuserzelle des Klosters dort als Schauzelle besichtigt werden. In der Anlage der Kartause gibt es heute einen "Meditationsgarten".<ref name="page">vgl. [http://kartause-aggsbach.at/?page_id=664 Tickets], Kartause-Aggsbach.AT, abgerufen am 15. August 2021</ref>


== Umgebung der Kartause ==
== Umgebung der Kartause ==
Im Ort Aggsbach Dorf befinden sich in der Nähe der früheren Kartause die [[Hammerschmiede Pehn]] und das Mineralienzentrum Steinstadel, die in einem früheren Wirtschaftsgebäude des Klosters untergebracht sind.<ref name="Pfarre">vgl. [http://christine.aggsbachdorf.at/?page_id=18 Christines Blog], Christine.Aggsbachdorf.AT, abgerufen am 15. August 2021</ref>
Im Ort Aggsbach Dorf befinden sich in der Nähe der früheren Kartause die [[Hammerschmiede Pehn]] und das Mineralienzentrum Steinstadel, die in einem früheren Wirtschaftsgebäude des Klosters untergebracht sind.<ref name="Christine">vgl. [http://christine.aggsbachdorf.at/?page_id=18 Christines Blog], Christine.Aggsbachdorf.AT, abgerufen am 15. August 2021</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
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