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Mit dem Bau der Klosterkirche wurde 1376 begonnen, der Bau der Kartause war spätestens 1393 abgeschlossen.<ref>vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 282 und S. 288</ref> Die päpstliche Anerkennung der Stiftung, dessen Genehmigung zur Inkorporation und zur Stiftung der Kartause, erfolgte erst 1388 unter [[w:Urban VI.|Papst Urban VI.]].<ref name="Rigele282">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 282</ref> Schuld daran, dürften der Tod des Stifters, der bald nach der Ausstellung des Stiftungsbriefes erfolgte, der Beginn des Abendländischen Schismas und ein Passauer Bistumsstreit gewesen sein. Durch das Eingreifen anderer Familienmitglieder der Maissauer konnte die Kartause Aggsbach dann doch in der vorgeschriebener Weise ausgestattet werden.<ref name="Rigele286">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 286</ref> In der Urkunde zur päpstlichen Anerkennung dieser ist ausdrücklich vermerkt, dass die bairische Herzöge als Besitzer des Grundes und Lehensträger keine Zustimmung zu dieser Stiftung gegeben hätten. Es existiert aber eine Urkunde aus dem Jahr 1376, nach welcher [[w:Otto V. (Bayern)|Kurfürst Otto (V.) von Brandenburg]] († 1413) und seine Neffen, die bairischen Herzöge [[w:Stephan III. (Bayern)|Stephan (III.) "''der Kneißel''"]] († 1413), [[w:Friedrich (Bayern)|Friedrich "''der Weise''"]] († 1393) und [[w:Johann II. (Bayern)|Johann (II.)]] († 1397) als Lehnsherren auf ihre Ansprüche an dem Lehen zu Gunsten des gestifteten Klosters verzichtet hatten, wenn gleich dabei unklar bleibt, ob dieser Verzicht nur für sie und ihre Vorfahren Gültigkeit besaß oder auch für ihre Nachfahren. Nach dieser Urkunde wurde diese dem Kloster übereignet. Ebenfalls unklar ist, ob sie dafür in irgendeiner Form eine Entschädigung erhalten haben. Diese Unstimmigkeiten deuten daraufhin, dass die Stiftung keineswegs problemlos durchgeführt wurde.<ref name="Rigele282"/> Wenig später demonstrierte der österreichische Landesfürst ebenfalls seine Machtposition. Bald nach der Ausstellung des Stifterbriefes befreite [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht (III.) von Österreich]] ("''Albrecht mit dem Zopfe''") die Kartause von der herzoglichen Landgerichtsbarkeit mit Ausnahme der Blutsgerichtsbarkeit und von Mauten und Zöllen für den Eigenbedarf. Er stiftete für sie Gülten zu [[Seiterndorf]] und Salz aus [[Hallstatt]].<ref name="Rigele283"/> Die Obervogtei behielt er sich selbst vor, erlaubte aber dem Kloster, sich ihren Vogt selbst wählen zu dürfen. Auch der Stifter Heidenreich von Maissau überließ die Wahl des Vogtes dem Stift.<ref>vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 283 und 285</ref> Im Unterschied zur Kartause Gaming erhielt die Kartause Aggsbach nur das Präsentationsrecht und nicht das Einsetzungsrecht. Dieses behielt der Bischof von Passau.<ref name="Rigele288">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 288</ref> | Mit dem Bau der Klosterkirche wurde 1376 begonnen, der Bau der Kartause war spätestens 1393 abgeschlossen.<ref>vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 282 und S. 288</ref> Die päpstliche Anerkennung der Stiftung, dessen Genehmigung zur Inkorporation und zur Stiftung der Kartause, erfolgte erst 1388 unter [[w:Urban VI.|Papst Urban VI.]].<ref name="Rigele282">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 282</ref> Schuld daran, dürften der Tod des Stifters, der bald nach der Ausstellung des Stiftungsbriefes erfolgte, der Beginn des Abendländischen Schismas und ein Passauer Bistumsstreit gewesen sein. Durch das Eingreifen anderer Familienmitglieder der Maissauer konnte die Kartause Aggsbach dann doch in der vorgeschriebener Weise ausgestattet werden.<ref name="Rigele286">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 286</ref> In der Urkunde zur päpstlichen Anerkennung dieser ist ausdrücklich vermerkt, dass die bairische Herzöge als Besitzer des Grundes und Lehensträger keine Zustimmung zu dieser Stiftung gegeben hätten. Es existiert aber eine Urkunde aus dem Jahr 1376, nach welcher [[w:Otto V. (Bayern)|Kurfürst Otto (V.) von Brandenburg]] († 1413) und seine Neffen, die bairischen Herzöge [[w:Stephan III. (Bayern)|Stephan (III.) "''der Kneißel''"]] († 1413), [[w:Friedrich (Bayern)|Friedrich "''der Weise''"]] († 1393) und [[w:Johann II. (Bayern)|Johann (II.)]] († 1397) als Lehnsherren auf ihre Ansprüche an dem Lehen zu Gunsten des gestifteten Klosters verzichtet hatten, wenn gleich dabei unklar bleibt, ob dieser Verzicht nur für sie und ihre Vorfahren Gültigkeit besaß oder auch für ihre Nachfahren. Nach dieser Urkunde wurde diese dem Kloster übereignet. Ebenfalls unklar ist, ob sie dafür in irgendeiner Form eine Entschädigung erhalten haben. Diese Unstimmigkeiten deuten daraufhin, dass die Stiftung keineswegs problemlos durchgeführt wurde.<ref name="Rigele282"/> Wenig später demonstrierte der österreichische Landesfürst ebenfalls seine Machtposition. Bald nach der Ausstellung des Stifterbriefes befreite [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht (III.) von Österreich]] ("''Albrecht mit dem Zopfe''") die Kartause von der herzoglichen Landgerichtsbarkeit mit Ausnahme der Blutsgerichtsbarkeit und von Mauten und Zöllen für den Eigenbedarf. Er stiftete für sie Gülten zu [[Seiterndorf]] und Salz aus [[Hallstatt]].<ref name="Rigele283"/> Die Obervogtei behielt er sich selbst vor, erlaubte aber dem Kloster, sich ihren Vogt selbst wählen zu dürfen. Auch der Stifter Heidenreich von Maissau überließ die Wahl des Vogtes dem Stift.<ref>vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 283 und 285</ref> Im Unterschied zur Kartause Gaming erhielt die Kartause Aggsbach nur das Präsentationsrecht und nicht das Einsetzungsrecht. Dieses behielt der Bischof von Passau.<ref name="Rigele288">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 288</ref> | ||
Die Dotierung der Stiftung erfolgte mit Lehen, welche Heidenreich von Maissau und Anna von Kuenring durch die bairischen und die österreichischen Herzöge verliehen worden waren und aus Eigengütern der Maissauer. Der Großteil dieser Güter stammte aus dem Erbe der Kuenringer.<ref name="Rigele285">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 285</ref> 1388 schenkten Hans (IV.) und Georg (I.) von Maissau, die Söhne des Stifterpaares, dem Stift die benachbarte Pfarre Gerolding mit Vogtei, welche diesem mit päpstlicher Zustimmung inkorporiert wurde. Diese Pfarre hatten die Brüder 1384 durch einen Tausch gegen die Pfarre von [[Schönberg am Kamp]] mit Vogtei, einem Kirchenlehen des [[w:Hochstift Passau|Hochstiftes Passau]], erworben.<ref name="Rigele287">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 287</ref> 1392 war der Bau der Kartause beendet, in diesem Jahr wurde die Kirche geweiht. | Die Dotierung der Stiftung erfolgte mit Lehen, welche Heidenreich von Maissau und Anna von Kuenring durch die bairischen und die österreichischen Herzöge verliehen worden waren und aus Eigengütern der Maissauer. Der Großteil dieser Güter stammte aus dem Erbe der Kuenringer.<ref name="Rigele285">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 285</ref> 1388 schenkten Hans (IV.) und Georg (I.) von Maissau, die Söhne des Stifterpaares, dem Stift die benachbarte Pfarre Gerolding mit Vogtei, welche diesem mit päpstlicher Zustimmung inkorporiert wurde. Diese Pfarre hatten die Brüder 1384 durch einen Tausch gegen die Pfarre von [[Schönberg am Kamp]] mit Vogtei, einem Kirchenlehen des [[w:Hochstift Passau|Hochstiftes Passau]], erworben.<ref name="Rigele287">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 287</ref> 1392 war der Bau der Kartause beendet, in diesem Jahr wurde die Kirche geweiht. Aus Anlass der Beisetzung von Otto (IV.) von Maissau und dessen Ehefrau Agnes von Pottendorf dürfte die Kartause zu dieser Zeit nochmals erweitert worden sein.<ref name="Gedaechtnis">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/ort/aggsbach-dorf.html Aggsbach Dorf], GedaechtnisDesLandes.at, abgerufen am 16. August 2021</ref> | ||
=== Die Kartause bis zur Aufhebung === | === Die Kartause bis zur Aufhebung === | ||
Die Kartause erlebte ihre Blütezeit im 15. Jahrhundert. Von ihren wissenschaftlichen Leistungen aus dieser Zeit zeugt ein umfangreicher Bibliothekskatalog, der erhalten gebliben ist.ref name="Gedaechtnis"> | |||
Als Folge der Kirchenreform unter Kaiser Joseph II. wurde die Kartause Aggsbach 1782 zusammen mit den beiden anderen im heutigen Niederösterreich gelegenen Kartausen aufgehoben. | Als Folge der Kirchenreform unter Kaiser Joseph II. wurde die Kartause Aggsbach 1782 zusammen mit den beiden anderen im heutigen Niederösterreich gelegenen Kartausen aufgehoben. | ||
<ref name="page6">vgl. [http://kartause-aggsbach.at/?page_id=6 Kartause Aggsbach], Kartause-Aggsbach.AT, abgerufen am 16. August 2021</ref> | <ref name="page6">vgl. [http://kartause-aggsbach.at/?page_id=6 Kartause Aggsbach], Kartause-Aggsbach.AT, abgerufen am 16. August 2021</ref><ref name="Gedaechtnis"/> | ||
== Die Kartause Aggsbach nach der Aufhebung == | == Die Kartause Aggsbach nach der Aufhebung == | ||
Die Klosterkirche | Ein Großteil des heute revitalisierten Klosterkomplexes ist heute im Privatbesitz. Die Klosterkirche ist öffentlich zugänglich., öffentlich zugänglich ist die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt.<ref name="Gedaechtnis"/> Diese wurde bereits 1784 zur Pfarrkirche für die Orte Aggsbach Dorf, Aggstein und Wolfstein (heute alle drei heute Teil der Gemeinde Schönbühel-Aggsbach) erhoben. Heute ist sie dem Dekanat [[Göttweig]] im Bistum [[St. Pölten]] unterstellt.<ref name="Pfarre"/> In der früheren Klosteranlage ist heute ein Museum untergebracht, dessen Thema die Geschichte der Kartause Aggsbach und der Kartäuser ist. Außerdem kann eine frühere Kartäuserzelle des Klosters dort als Schauzelle besichtigt werden. In der Anlage der Kartause gibt es heute einen "Meditationsgarten".<ref name="page">vgl. [http://kartause-aggsbach.at/?page_id=664 Tickets], Kartause-Aggsbach.AT, abgerufen am 15. August 2021</ref> | ||
== Umgebung der Kartause == | == Umgebung der Kartause == | ||
Im Ort Aggsbach Dorf befinden sich in der Nähe der früheren Kartause die [[Hammerschmiede Pehn]] und das Mineralienzentrum Steinstadel, die in einem früheren Wirtschaftsgebäude des Klosters untergebracht sind.<ref name="Christine">vgl. [http://christine.aggsbachdorf.at/?page_id=18 Christines Blog], Christine.Aggsbachdorf.AT, abgerufen am 15. August 2021</ref> | Im Ort Aggsbach Dorf befinden sich in der Nähe der früheren Kartause die [[Hammerschmiede Pehn]] und das Mineralienzentrum Steinstadel, die in einem früheren Wirtschaftsgebäude des Klosters untergebracht sind.<ref name="Christine">vgl. [http://christine.aggsbachdorf.at/?page_id=18 Christines Blog], Christine.Aggsbachdorf.AT, abgerufen am 15. August 2021</ref> | ||
== Für die Kartause Mauerbach wichtige Personen == | |||
* [[Anna von Kuenring]] (†1385) und [[Heidenreich von Maissau]] († 1381), Stifterpaar der Kartause Aggsbach | |||
* [[Johannes Fleischesser]] († 1412), erster Prior der Kartause Aggsbach war Johannes Fleischesser. Er stammte aus einer Ritterfamilie aus der Gegend nordwestlich von [[Kilb]], die im Gefolge der Kuenringer belegt ist, und war zuvor Mönch in der Kartause Mauerbach. Als Prior von Aggsbach war er nicht unumstritten und wurde vorübergehend durch das Generalkapitel des Kartäuserordens abgesetzt. Begründet wurde diese Maßnahme damit, dass er einigen Frauen, die angeblich nur auf dem Weg in die Kirche waren, in den Klosterbereich eingelassen und bei einem Totenmahl das Essen von Fleisch erlaubt hatte. Die Mönche von Aggsbach stellten sich auf seine Seite und leisteten Widerstand gegen den Nachfolger. Johannes Fleischesser wurde daraufhin erneut als Prior von Aggsbach eingesetzt und behielt dieses Amt jetzt bis zu seinem Tod.<ref name="Rigele291">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 291</ref><ref name="Kartause">vgl. [https://www.kartause.net/page/aggsbach/aggsbach.html Aggsbach], Kartause.NET, abgerufen am 16. August 2021</ref> | |||
* [[w:Michael von Prag|Michael von Prag]] († 1401): er war Dezember 1385 bis 1387 Prior der Kartause Aggsbach, vermutlich ihr zweite Prior. Zuvor war er Prior der Kartause von [[w:Prag|Prag]], die als eine Tochtergründung der Kartause von Mauerbach gilt. 1387 kehrte er nach Prag zurück, dann kehrte er nach Prag zurück.<ref name="app.uni">vgl. [http://www-app.uni-regensburg.de/Fakultaeten/PKGG/Philosophie/Gesch_Phil/alcuin/philosopher.php?id=1554 Michael von Prag], App.Uni-Regensburg.DE, abgerufen am 15. August 2021</ref> | |||
* [[Joseph II.|Kaiser Joseph II.]] († 1790): Unter ihm wurde die Kartause aufgehoben.<ref name="Gedaechtnis"/> | |||
== Literatur == | == Literatur == |
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