Kloster St. Magdalena: Unterschied zwischen den Versionen

keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 2: Zeile 2:


== Lage des Klosters ==
== Lage des Klosters ==
Das Magdalenerinnenkloster befand sich außerhalb der Stadtmauern der Stadt Wien vor dem Schottentor im Westen an der alten römischen Limesstraße, die entlang der Donau von [[Klosterneuburg]] durch Wien und danach über die Fernhandelsstraße in Richtung [[w:Ungarn|Ungarn]] verlief.<ref name ="Lutter200">vgl. Christina Lutter: ''Geteilte Räume und gemeinsame Zugehörigkeiten'': Die Wiener Zisterzienserinnen um 1300. In: Gordon Blennemann - Christine Kleinjung - Thomas Kohl (Hrsg.): ''Konstanz und Wandel''. Religiöse Lebensformen im europäischen Mittelalter (= Andreas Bihrer - Cordula Nolte - Jörg Rogge (Hrsg.): ''Studien und Texte zur Geistes- und Sozialgeschichte des Mittelalters''. Bd. 11). Didymos-Verlag, Affalterbach, 2016. ISBN 978-3-939020-31-8, S. 200</ref>
Das Magdalenerinnenkloster "''vor dem Schottentor''" befand sich außerhalb der Stadtmauern der Stadt Wien. Es lag im Westen an der alten römischen Limesstraße, die entlang der Donau von [[Klosterneuburg]] durch Wien und danach über die Fernhandelsstraße in Richtung [[w:Ungarn|Ungarn]] verlief.<ref name ="Lutter200">vgl. Christina Lutter: ''Geteilte Räume und gemeinsame Zugehörigkeiten'': Die Wiener Zisterzienserinnen um 1300. In: Gordon Blennemann - Christine Kleinjung - Thomas Kohl (Hrsg.): ''Konstanz und Wandel''. Religiöse Lebensformen im europäischen Mittelalter (= Andreas Bihrer - Cordula Nolte - Jörg Rogge (Hrsg.): ''Studien und Texte zur Geistes- und Sozialgeschichte des Mittelalters''. Bd. 11). Didymos-Verlag, Affalterbach, 2016. ISBN 978-3-939020-31-8, S. 200</ref> Nach dem Plan von Bonifaz Wolmuet aus dem Jahr 1457 befand sich das Kloster im heutigen [[Alsergrund|9. Wiener Gemeindebezirk]] auf dem Areal Währinger Straße / Hörlgasse / Kolingasse. Da sich in der Nähe des Klosters zu dieser Zeit auch mehrere Ziegelofen befanden, wurde das Magdalenerinnenkloster zuweilen auch nach diesen benannt.<ref name ="Stoklaska84">vgl. Anneliese Stoklaska: ''Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster'', 1986, S. 84</ref>


<!-- <ref name ="griebl">vgl. {{Czeike|1|578|579|Clarakloster}} […. digital]</ref> -->
<!-- <ref name ="griebl">vgl. {{Czeike|1|578|579|Clarakloster}} […. digital]</ref> -->
Zeile 9: Zeile 9:


== Legendäre Anfänge ==
== Legendäre Anfänge ==
Die Anfänge des Magdalenerinnenklosters liegen im Dunkeln. Der Kardinallegat [[w:Konrad von Urach|Konrad von Urach]] († 1227) hielt sich am 1. April 1225 in [[Stift Heiligenkreuz]] auf. Zu seinem Gefolge dürfte damals auch Rudolf von Worms, der Ordensgründer der Magdalenerinnen, gehört haben,. Dass beide sich auch in Wien oder in dessen nächster Umgebung aufgehalten und dort eine Heimstätte für besserungswillige Frauen eröffneten, wäre vorstellbar. In diesem Fall hätte die Gründung des Magdalenerinnenklosters "''vor dem Schottentor''" 1225 oder kurz danach stattgefunden.<ref name ="Stoklaska84">vgl. Anneliese Stoklaska: ''Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster'', 1986, S. 84</ref>
Die Anfänge des Magdalenerinnenklosters liegen im Dunkeln. Der Kardinallegat [[w:Konrad von Urach|Konrad von Urach]] († 1227) hielt sich am 1. April 1225 in [[Stift Heiligenkreuz]] auf. Zu seinem Gefolge dürfte damals auch Rudolf von Worms, der Ordensgründer der [[w:Magdalenerinnen|Magdalenerinnen]], gehört haben. Dass beide sich auch in Wien oder in dessen nächster Umgebung aufgehalten und dort eine Heimstätte für besserungswillige Frauen eröffneten, wäre vorstellbar. In diesem Fall hätte die Gründung des Magdalenerinnenklosters "''vor dem Schottentor''" 1225 oder kurz danach stattgefunden.<ref name ="Stoklaska84"/> Zu dieser Zeit herrschte die [[Familie der Babenberger]] im heutigen Niederösterreich, die sich damals im Zenit ihrer Macht befand.<ref name ="Lutter200"/> Wenn das Kloster tatsächlich bereits um 1225 gegründet wurde, war es zunächst ein "Büßerinnenkloster" und wurde einer bestehenden Ordensregel erst später formal angeschlossen. Dabei muss es sich keineswegs um die "Ordensregel" der Magdalenerinnen gehandelt haben. Dieser Orden wurde erst 1227 vom Papst bestätigt, wobei ihm dieser als Ordensregel die Benediktinerregel mit Zisterzienser-Institutionen empfahl. Aufgrund der Urkunden zwischen 1230/31 und 1292 wäre allerdings auch möglich, dass es sich bei den Wiener Magdalenerinnen zunächst um ein Zisterzienserinnenkloster handelte, das mit dem Orden der Magdalenerinnen nichts zu tun hatte, sondern nur dem Patronat der Heiligen Maria Magdalena unterstellt war. Dass es in der Stadt Wien im 12. Jahrhundert bereits mit dem [[Nikolaikloster (Wien 3)|Kloster St. Niklas vor dem Stubentor]] ein Frauenkloster gab, welches der Regel der Zisterzienser unterstellt war und von den Zisterzienser von [[Stift Heiligenkreuz|Heiligenkreuz]] betreut wurde, deutet aber eher daraufhin, dass das Magdalenerinnenkloster nicht als "echtes" Zisterzienserinnenkloster galt.<ref name ="Stoklaska87">vgl. Anneliese Stoklaska: ''Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster'', 1986, S. 87</ref>  


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Das Kloster St. Magdalena dürfte in den 1220er- oder 1230er-Jahren gegründet worden sein, zu einer Zeit, die als Höhepunkt der Herrschaft der [[w:Babenberger|Familie der Babenberger]] über das [[w:Erzherzogtum Österreich|Herzogtum Österreich]]<ref group="A">Das Herzogtum Österreich umfasste damals nur das heutige Bundesland Wien und Teile des heutigen Bundeslandes Niederösterreich. Die Teile des Bundeslandes Oberösterreich, die später zum Herzogtum Österreich gehörten, waren damals noch Teile des Herzogtums Steier oder befanden sich unter der Herrschaft des Herzogtums Bayern beziehungsweise der Hochstifte oder wurden von Adelsfamilien wie den Grafen von Schaunberg beherrscht. Erst im 14. Jahrhundert kam ein Großteil des heutigen Bundeslandes Oberösterreich zum Herzogtum Österreich. Im 15. Jahrhundert spaltete sich das Herzogtum Österreich in zwei Teilherzogtümer auf: Österreich ob der Enns (heute im Wesentlichen: Oberösterreich) und Österreich unter der Enns (heute im Wesentlichen: Niederösterreich)</ref> gilt. Über die Gründung selbst gibt es aber keine gesicherten Informationen.<ref name ="Lutter200"/>
Über die Gründung des Magdalenerinnenklosters gibt es keine gesicherten Informationen.<ref name ="Lutter200"/> Erstmals genannt ist es in einem Kaufvertrag, der um 1230/31 datiert wird<ref group="A">In dieser Urkunde kauft eine Tuta (Guta) von Zöbing ein Lehen und eine Wiese bei Harras (heute Teil der Gemeinde [[Mistelbach]], wobei unter den Zeugen des Kaufs Heinrich und Dietrich, die Kapläne des Magdalenerinnenklosters genannt werden.</ref>. Zu dieser Zeit unterstand das Kloster noch der Zisterzienser-Regel.<ref name ="Stoklaska84"/>
 
1232 wurde das Magdalenerinnenkloster offiziell der Augustiner-Regel unterstellt. In einem Protokoll, das die nun mehr für die Ordensfrauen verbindlichen Regeln auflistet, und in einer Abschrift aus dem Jahr 1466 aus dem Wiener Chorherrenkloster St. Dorothea erhalten ist, sind erstmals der Kreuzgang und ein zum Kloster zugehöriger Friedhof genannt.<ref>vgl. Anneliese Stoklaska: ''Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster'', 1986, S. 84f.</ref> 1234 schenkte der [[w:Eberhard von Regensburg|Salzburger Erzbischof]] dem Kloster eine jährliche Salzgabe aus der Saline in [[Hallein]] und stiftete in der Klosterkirche 12 Messen, die jedes Monat gelesen werden sollten.<ref name ="Stoklaska85">vgl. Anneliese Stoklaska: ''Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster'', 1986, S. 85</ref> In der diesbezüglichen Urkunden wird die Leiterin des Klosters noch als Äbtissin bezeichnet, was daraufhin deutet, dass neue Ordensregel sich noch nicht wirklich durchgesetzt hatte. Dass sie als Äbtissin bezeichnet wurde, könnte ein Indiz dafür sein, dass das Kloster damals als "echtes" Zisterzienserkloster galt. Erst 1238 wird die Klosterleiterin erstmals als Magistra bezeichnet. 1267 wird die Leiterin erstmals ausdrücklich als Priorin eines Büßerinnenklosters bezeichnet, welches die Augustinerregel befolgte.<ref>vgl. Anneliese Stoklaska: ''Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster'', 1986, S. 84f. und S. 88f.</ref>
 
Um 1238 muss das Magdalenerinnenkloster bereits eine beachtliche Größe und solide wirtschaftliche Grundlagen gehabt haben, denn das um 1238 gegründete Kloster in [[Michelstätten]] wurde mit Nonnen aus ihm besiedelt.<ref name ="Stoklaska88">vgl. Anneliese Stoklaska: ''Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster'', 1986, S. 88</ref>
Am 13. Jänner 1278 bestätigte der "römische" [[Rudolf I. (HRR)|König Rudolf I.]] dem Kloster seine Besitzrechte.<ref name ="Stoklaska86">vgl. Anneliese Stoklaska: ''Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster'', 1986, S. 86</ref> Die Klosterkirche und der Chor wurden zwischen 1332 und 1352 im Auftrag des Wiener Bürgers [[Friedrich von Tirna]] eingewölbt, der auch mindestens 6 Altäre für diese Kirche stiftete.<ref name ="Stoklaska85"/>


Um 1470/1480 wurde das Kloster St. Maria Magdalena ein Augustiner-Chorfrauenstift.<ref name ="wienwiki">vgl. {{WiWi|Augustiner-Chorfrauen}}</ref>.
Um 1470/1480 wurde das Kloster St. Maria Magdalena ein Augustiner-Chorfrauenstift.<ref name ="wienwiki">vgl. {{WiWi|Augustiner-Chorfrauen}}</ref>.
== Namentlich bekannte Priorinnen des Klosters St. Magdalena ==
* Am 27. Dezember 1267 ist die Priorin Gertrud urkundlich genannt. Sie wird ausdrücklich als die Priorin eines Büßerinnenklosters, welches die Augustinerregel befolgt, bezeichnet. Sie und der Konvent geloben in dieser Urkunde die Jurisdiktion des Pfarrers [[Gerhard von Siebenbürgen|Gerhard]] von [[Stephansdom Wien|St. Stephan]] in Wien anzukennen.<ref>vgl. Anneliese Stoklaska: ''Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster'', 1986, S. 88f.</ref>
* Am 20. August 1302 findet eine Übereinkunft zwischen der Priorin Elisabet(sic!) zu St. Magdalena und dem Deutschen Haus in Wien statt. Sie dürfte mit jener Priorin Elisabet ident sein, die 1304 einen Prozess mit den Erben von Guetrat um die Kirche zu [[Stronsdorf]] führte. Wahrscheinlich ist sie auch mit der Priorin Elspet(sic!) ident, welche 1311 zwei Verkaufsverträge mit dem Deutschen Haus in Wien schloss.<ref>vgl. Anneliese Stoklaska: ''Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster'', 1986, S. 89f.</ref>
* 1326 und 1327 ist Hilta(sic!) als Priorin des Magdalenerinnenklosters urkundlich belegt.<ref>vgl. Anneliese Stoklaska: ''Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster'', 1986, S. 90f.</ref>
* 1335 schließt die Priorin Christin mit den Brüdern Jans und Friedrich, den Helphanten und von Eisenreich von Ritzendorf einen Kaufvertrag.<ref name ="Stoklaska91">vgl. Anneliese Stoklaska: ''Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster'', 1986, S. 91</ref>
* 1342 verpflichten sich die Priorin Elsbeth und ihr Konvent gegenüber [[Albrecht II. (Österreich)|Herzog Albrecht (II.) von Österreich]] ("''Albrecht dem Lahmen''") zur Abhaltung eines Jahrestages mit Vigil und Seelenmesse am Mittwoch in der Fastenzeit für dessen verstorbenen [[Otto der Fröhliche|Bruder]].<ref name ="Stoklaska91"/>


== Literatur ==
== Literatur ==
48.827

Bearbeitungen