Puchheimer (Adelsgeschlecht): Unterschied zwischen den Versionen

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Nachdem die Familie der Puchheimer schon in den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts einige Besitzungen [[Weinviertel]] und im Raum um [[Baden]] erworben hatten, verlegten [[Albero von Puchheim|Albero (V.) von Puchheim]] († 1384) und seine Brüder um die Mitte des Jahrhunderts ihren Sitz dauerhaft dorthin und gaben ihre im heutigen Oberösterreich und in der Steiermark gelegenen Besitzungen auf.<ref name="gutkas63">vgl. Karl Gutkas: ''Ein österreichischer Staatsmann des 14. Jahrhunderts'', 1957, S. 63</ref><ref>vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 46 und S. 60</ref> 1348 überließen sie die Stammburg [[Albrecht II. (Österreich)|Herzog Albrecht II. von Österreich]] ("''Albrecht dem Lahmen''") und erhielten dafür die im heutigen [[Waldviertel]] gelegenen Herrschaften [[Litschau]] und [[Heidenreichstein]].<ref name="czeike613">vgl. {{Czeike|4|613||Puchheim}}</ref> Mit der Auslösung der Pfandschaft [[Raabs an der Thaya|Raabs]] und dem Gewinn der Erbvogtei [[Eisgarn]] sowie dem Erwerb weiterer Besitzungen als Lehen und Pfandschaften gelangten sie in den Besitz der früheren "Grafschaft Raab" und stiegen so im 14. Jahrhundert neben der [[Maissauer|Familie der Maissauer]] zur mächtigsten Familie des Waldviertels auf.<ref name ="Tepperberg46">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 46</ref> Zudem schlossen sie Ehen mit anderen wichtigen Adelsfamilien im heutigen Niederösterreich [[Johann von Liechtenstein|Liechtensteiner]], [[Maissauer]], [[Albero von Pillichsdorf-Rauhenstein|Pillichsdorfer (Rauhensteiner)]], [[w:Herren von Güns|Güssinger (Günser, Bernsteiner)]] etc.) und stellten mit [[w:Pilgrim II. von Puchheim|Pilgrim (V.) von Puchheim]] Mitte des 14. Jahrhunderts einen [[w:Erzstift Salzburg|Erzbischof von Salzburg]].<ref>vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 38, S. 40ff. und S. 45</ref> Ende des 14. Jahrhunderts gehörten der Familie zahlreiche Besitzungen im heutigen Niederösterreich: die "Grafschaft Raabs" im Waldviertel und Güter im Weinviertel mit den Zentren [[Laa an der Thaya|Laa]]-[[Falkenstein (Niederösterreich)|Falkenstein]] und [[Göllersdorf]]-[[Hollabrunn]] sowie Streubesitz südlich der Donau und Hausbesitz in der Stadt [[Wien]] sowie einige Restbestände jener Lehen, die dem Erzstift Salzburg gehörten und Restbesitzungen im steirischen Enns- und Liesingtal.<ref name ="Tepperberg53">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 53</ref>
Nachdem die Familie der Puchheimer schon in den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts einige Besitzungen [[Weinviertel]] und im Raum um [[Baden]] erworben hatten, verlegten [[Albero von Puchheim|Albero (V.) von Puchheim]] († 1384) und seine Brüder um die Mitte des Jahrhunderts ihren Sitz dauerhaft dorthin und gaben ihre im heutigen Oberösterreich und in der Steiermark gelegenen Besitzungen auf.<ref name="gutkas63">vgl. Karl Gutkas: ''Ein österreichischer Staatsmann des 14. Jahrhunderts'', 1957, S. 63</ref><ref>vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 46 und S. 60</ref> 1348 überließen sie die Stammburg [[Albrecht II. (Österreich)|Herzog Albrecht II. von Österreich]] ("''Albrecht dem Lahmen''") und erhielten dafür die im heutigen [[Waldviertel]] gelegenen Herrschaften [[Litschau]] und [[Heidenreichstein]].<ref name="czeike613">vgl. {{Czeike|4|613||Puchheim}}</ref> Mit der Auslösung der Pfandschaft [[Raabs an der Thaya|Raabs]] und dem Gewinn der Erbvogtei [[Eisgarn]] sowie dem Erwerb weiterer Besitzungen als Lehen und Pfandschaften gelangten sie in den Besitz der früheren "Grafschaft Raab" und stiegen so im 14. Jahrhundert neben der [[Maissauer|Familie der Maissauer]] zur mächtigsten Familie des Waldviertels auf.<ref name ="Tepperberg46">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 46</ref> Zudem schlossen sie Ehen mit anderen wichtigen Adelsfamilien im heutigen Niederösterreich [[Johann von Liechtenstein|Liechtensteiner]], [[Maissauer]], [[Albero von Pillichsdorf-Rauhenstein|Pillichsdorfer (Rauhensteiner)]], [[w:Herren von Güns|Güssinger (Günser, Bernsteiner)]] etc.) und stellten mit [[w:Pilgrim II. von Puchheim|Pilgrim (V.) von Puchheim]] Mitte des 14. Jahrhunderts einen [[w:Erzstift Salzburg|Erzbischof von Salzburg]].<ref>vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 38, S. 40ff. und S. 45</ref> Ende des 14. Jahrhunderts gehörten der Familie zahlreiche Besitzungen im heutigen Niederösterreich: die "Grafschaft Raabs" im Waldviertel und Güter im Weinviertel mit den Zentren [[Laa an der Thaya|Laa]]-[[Falkenstein (Niederösterreich)|Falkenstein]] und [[Göllersdorf]]-[[Hollabrunn]] sowie Streubesitz südlich der Donau und Hausbesitz in der Stadt [[Wien]] sowie einige Restbestände jener Lehen, die dem Erzstift Salzburg gehörten und Restbesitzungen im steirischen Enns- und Liesingtal.<ref name ="Tepperberg53">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 53</ref>


Nachdem es im 14. Jahrhundert erste Ansätze zur Bildung von Seitenlinien gegeben hatte, gelang es den Söhnen von Albero (V.) von Puchheim († 1384), der eine bedeutende politische Karriere im Dienst mehrerer [[Habsburger|Herzöge von Österreich (Habsburger)]] gemacht hatte, diese zu beerben. Unter ihnen teilte sich die Familie in mehrere Zweige auf:<ref name="Feller70">vgl. Claudia Feller: ''Auf großem Fuße?''. Zum Haushaltsumfang der Herren von Schlandersberg im Spätmittelalter unter besonderer Berücksichtigung des Frauenanteils. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 70</ref>  
Nachdem es im 14. Jahrhundert erste Ansätze zur Bildung von Seitenlinien gegeben hatte, die aber nicht lange Bestand hatte, kam es unter den vier Söhnen von Albero (V.) von Puchheim († 1384), der eine bedeutende politische Karriere im Dienst mehrerer [[Habsburger|Herzöge von Österreich (Habsburger)]] gemacht hatte, 1391 zu einer Realteilung, die langfristig zur Ausbildung mehrere Familienzweige führte<ref name="Feller70">vgl. Claudia Feller: ''Auf großem Fuße?''. Zum Haushaltsumfang der Herren von Schlandersberg im Spätmittelalter unter besonderer Berücksichtigung des Frauenanteils. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 70</ref>. Diese wurden alle im 17. Jahrhundert (1613 beziehungsweise 1633 und 1634) aus dem Freiherren- in den Grafenstand erhoben<ref name="czeike613"/> [[Pilgrim IV. von Puchheim|Pilgrim (VI.)]] († um 1412) und [[Albero VI. von Puchheim|Albero (VI.)]] († 1399) aus der ersten Ehe ihres Vaters begründete einen Familienzweig, dessen Hauptsitz zunächst in [[Litschau]] lag, [[Albero VII. von Puchheim|Albero (VII.)]] († 1331) und [[Georg I. von Puchheim|Jörg (I.) von Puchheim]] († 1411), die Söhne aus der zweiten Ehe des Vaters begründeten einen weiteren Familienzweig, dessen Zentrum in [[Heidenreichstein]] lag.<ref name ="Tepperberg70">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 70</ref>  
*die Herren von Puchheim auf [[Horn]], 1622 als Protestanten enteignet und vertrieben
*die Herren von Puchheim auf [[Raabs an der Thaya|Raabs]]-[[Heidenreichstein]], 1629 ausgestorben<ref name="czeike613" />
*die Herren von Puchheim auf [[Göllersdorf]], 1657 ausgestorben<ref name="czeike613" />
*die Herren von Puchheim auf [[Krumbach (Niederösterreich)|Krumbach]], 1718 ausgestorben<ref name="czeike613" />


Diese wurden alle im 17. Jahrhundert (1613 beziehungsweise 1633 und 1634) aus dem Freiherren- in den Grafenstand erhoben<ref name="czeike613" />
1394 vererbte Hans der Krumbeck seinen Verwandten, den Puchheimer, die [[w:Schloss Krumbach|Feste und Herrschaft Krumbach]] (heute Teil der Gemeinde [[Krumbach (Niederösterreich)|Krumbach]]), welche später der Sitz eines weiteren Familienzweiges wurde. Die Herrschaft Krumbach dürfte bei einer weiteren Besitzteilung um 1407 an Jörg (I.) gekommen sein und gelangte nach seinem Tod in den Besitz seines Bruders Albero (VII.). Sie verblieb bis 1657 im Besitz der Puchheimer.<ref name ="Tepperberg71">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 71</ref>
 
== Der Familienzweig der Puchheimer auf Litschau und seine weiteren Zweige ==
Nach dem Tod von Albero (VI.) von Puchheim (1399), der seine Besitzungen gemeinsam mit seinem älteren Bruder Pilgrim (VI.) besessen hatte, kam es zu einer weiteren Realteilung zwischen diesem, seinen Söhnen Pilgrim (VII.) und Hans (IV.) sowie Alberos Söhnen Heinrich (VII.) und Wilhelm (I.), bei denen Pilgrim und seine Söhne einen Teil der Besitzungen den Söhnen seines Bruders überließ. Pilgrims Söhne erbten nach seinem Tod um 1402 jenen Teil der Besitzungen, den er bei der Teilung um 1399 behalten hatte, mit den Sitzen Litschau und Göllersdorf. Nach dem Tod von [[Otto IV. von Maissau|Otto (IV.) von Maissau]] († 1440) erbten sie aufgrund einer von ihrem Vater mit dessen Familie geschlossenen Erbvertrag einige seiner Besitzungen, darunter [[Horn]], welches neben [[Göllersdorf]] ein weiterer Sitz dieses Familienzweiges wurde.<ref name ="Tepperberg70"/>In der Folge teilten sich die Puchheimer auf Litschau in zwei weitere Familienzweige auf: die Herren von Puchheim auf Horn, welche 1622 als Protestanten enteignet und vertrieben wurden und Puchheimer auf Göllersdorf, welche 1657 in "männlicher Linie" ausstarben.<ref name="czeike613"/>
 
== Der Familienzweig der Puchheimer auf Heidenreichstein und seine weiteren Zweige ==
1391 waren die Feste Raabs und ihre Herrschaft [[Raabs an der Thaya|Raabs]] im Besitz der Puchheimer noch landesfürstliches Pfandgut. Erst nach dem Tod von Jörg (I.) von Puchheim, der keine Erben hinterließ und der wenig später erfolgten Belehnung von Albero (VII.) durch [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.) von Österreich]] im Jahr 1411 wurde daraus ein landesfürstliches (erbliches) Lehen, das in der Folge gemeinsam mit Heidenreichstein das Zentrum der Besitzungen der Puchheimer auf Heidenstein bildete.<ref name ="Tepperberg70"/> Der Familienzweig der Puchheimer auf [[Raabs an der Thaya|Raabs]]-[[Heidenreichstein]] starb 1629 in "männlicher" Linie aus-<ref name="czeike613"/>
 
== Der Familienzweig der Puchheimer auf Gmünd und Rosenau ==
Nach dem Tod von Albero (VI.) von Puchheim († 1399), der zuvor gemeinsam mit seinem älteren Bruder Pilgrim (VI.) die Familienbesitzung mit dem Zentrum Litschau verwaltet hatte, kam es zu einer weiteren Erbteilung, wodurch seine Söhne Heinrich (VII.) und Wilhelm (I.) den gesamten Zehent zu [[Hollabrunn]] mit einem Viertel am Blutgericht und am Jahrmarkt erbten sowie den Hof zu Leopoldsdorf im Marchfeld mit dem Zehent und diversen Gülten, den Zehent zu Wentling (einer heute abgekommenen Burg südlich von [[Großenzersdorf]] und von [[Bockfließ]] sowie die Maut von [[Traiskirchen]], das Gut zu Wienersdorf und [[Pfaffstetten]] und den Kirtag und fünf Fleischbänke zu [[Baden]]. Sie dürften auch die Burg Rauhenstein als "freies Eigen" besessen haben, die ihnen später von [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] abgenommen wurde. Rudolf von Liechtenstein zu [[Judenburg]], der Erzkämmererer von Steier, vererbte seine freieigenen Güter, die beiden Städte [[Zwettl-Niederösterreich|Zwettl]] und [[Gmünd]] sowie die Festung Rosenau Wilhelm (I.) von Puchheim. 1419 trat er Zwettl jedoch an den Landesfürsten Albrecht (V.) von Österreich ab, weswegen Wilhelm (I.) letztlich nur die Stadt und Feste Gmünd und die Festung Rosenau erbten, welche ihr Hauptbesitz wurde und nach denen sie sich benannten.<ref name ="Tepperberg73">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 70</ref>
 
== Der Familienzweig der Puchheimer auf Krumbach ==
Im 16. Jahrhundert brachte das "Krumbacher" Erbe den Puchheimern unter [[Ferdinand I. (HRR)|Kaiser Ferdinand I.]] eine Wappenbesserung. Dem Puchheimer Wappen wurde mit dem Wappentier der Krumbeck, einem aufsteigenden weißen Löwe auf einem roten Feld mit Kette und Halsband, ergänzt.<ref name ="Tepperberg71"/>vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 70</ref>  1718 starb jener Familienzweig der Puchheimer, welcher sich nach der Feste Krumbach benannt hatte, in "männlicher" Linie aus, womit ihre letzte Nebenlinie endete.<ref name="czeike613" />


==Stammtafel 1: Die "kuonradische Linie" der Puchheimer (12. Jahrhundert)==
==Stammtafel 1: Die "kuonradische Linie" der Puchheimer (12. Jahrhundert)==
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