Leopold VI. (Österreich): Unterschied zwischen den Versionen

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Leopold ''der Glorreiche'' herrschte 1195-1230 über das [[Herzogtum Steier]]. Nachdem Tod seines Bruders Friedrich herrschte er 1198–1230 auch über das [[Herzogtum Österreich]]. Er gelangte außerdem in den Besitz einiger Herrschaften in der unteren [[w:Krain|Mark Krain]] (im heutigen [[w:Slowenien|Slowenien]]).<ref name ="krenn134"/>
Leopold ''der Glorreiche'' herrschte 1195-1230 über das [[Herzogtum Steier]]. Nachdem Tod seines Bruders Friedrich herrschte er 1198–1230 auch über das [[Herzogtum Österreich]]. Er gelangte außerdem in den Besitz einiger Herrschaften in der unteren [[w:Krain|Mark Krain]] (im heutigen [[w:Slowenien|Slowenien]]).<ref name ="krenn134"/>


== Anfänge und Reichspolitik ==
== Anfänge ==
Als sein Vater starb, hielt sich Herzog Leopold (VI.) im heutigen [[w:Italien|Italien]] auf. Nach seiner Rückkehr konnte er offensichtlich problemlos die Herrschaft über das Herzogtum Steier übernehmen, wo er erstmals im Juni 1195 urkundete. Nachdem sein Bruder zu jenem Kreuzzug aufgebrochen war, von dem er als Toter zurückkehren sollte, dürfte Leopold (VI.) für ihn die Vertretung im Herzogtum Österreich übernommen haben. Nach dessen Tod dürfte er ohne weitere Probleme Mitte des Jahres 1398 die Herrschaft über beide Herzogtümer in Personalunion übernommen haben.<ref name ="scheibelreiter276">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 276</ref>  
Als sein Vater starb, hielt sich Herzog Leopold (VI.) im heutigen [[w:Italien|Italien]] auf. Nach seiner Rückkehr konnte er offensichtlich problemlos die Herrschaft über das Herzogtum Steier übernehmen, wo er erstmals im Juni 1195 urkundete. Nachdem sein Bruder zu jenem Kreuzzug aufgebrochen war, von dem er als Toter zurückkehren sollte, dürfte Leopold (VI.) für ihn die Vertretung im Herzogtum Österreich übernommen haben. Nach dessen Tod dürfte er ohne weitere Probleme Mitte des Jahres 1398 die Herrschaft über beide Herzogtümer in Personalunion übernommen haben.<ref name ="scheibelreiter276">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 276</ref>  


Nach dem plötzlichen Tod von [[Heinrich VI.|Kaiser Heinrich VI.]] wurde er in den Thronstreit zwischen [[w:Philipp (HRR)|Philipp von Schwaben]] und [[Otto (HRR)|Otto von Braunschweig]] verwickelt.<ref name ="scheibelreiter276"/> Obwohl Philipp in seiner Wahlanzeige ihn und seinen Bruder Friedrich als Wähler anführt, dürften weder er noch sein Bruder Friedrich, der zu diesem Zeitpunkt auf Kreuzzug war, bei der Wahl anwesend gewesen sein. Eine Urkunde, die Mitte August 1198 in [[w:Plattling|Plattling]] ausgestellt wurde, legt nahe, dass er an der Königskrönung von Philipp in Mainz teilnahm. Allerdings scheint er nicht unter den bei der Krönung urkundlich genannten Fürsten auf. Leopold (VI.) gehörte alledings zu jenen Reichsfürsten, die 1199 in [[w:Speyer|Speyer]] für Philipp eintraten und gegen die päpstliche Aufforderung, Otto anzuerkennen, protestierten. Bei der Versammlung in [[w:Halle an der Saale|Halle]], (1202), wo die Anhänger von Philipp erneut gegen die päpstliche Forderung, Otto anzuerkennen, Protest einlegten, war Leopold nicht anwesend, ließ sich aber durch Ministeriale vertreten. An den militärischen Auseinandersetzungen zwischen Philipp und Otto beteiligte er sich nicht. Der Grund für Leopolds Verhalten könnte gewesen sein, dass er etwa zu dieser Zeit in seinen Herzogtümer selbst politische Schwierigkeiten mit dem böhmischen Herzog beziehungsweise König und dem ungarischen König zu lösen hatte. Erst nach 1205, als sich diese gelöst hatten, unterstützte er Philipp aktiv auf dessen großen Feldzug nach Köln, welches Otto unterstützte. Die Stadt konnte jedoch nicht eingenommen werden, und auch Leopolds Versuch, Philipp und Otto als Unterhändler zu einer Einigung zu bewegen, scheiterte.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 277 und S. 279</ref>
== Thronstreit ==
Nach dem plötzlichen Tod von [[w:Heinrich VI.|Kaiser Heinrich VI.]] wurde er in den Thronstreit zwischen [[w:Philipp (HRR)|Philipp von Schwaben]] und [[w:Otto (HRR)|Otto von Braunschweig]] verwickelt.<ref name ="scheibelreiter276"/> Obwohl Philipp in seiner Wahlanzeige ihn und seinen Bruder Friedrich als Wähler anführt, dürften weder er noch sein Bruder Friedrich, der zu diesem Zeitpunkt auf Kreuzzug war, bei der Wahl anwesend gewesen sein. Eine Urkunde, die Mitte August 1198 in [[w:Plattling|Plattling]] ausgestellt wurde, legt nahe, dass er an der Königskrönung von Philipp in Mainz teilnahm. Allerdings scheint er nicht unter den bei der Krönung urkundlich genannten Fürsten auf. Leopold (VI.) gehörte alledings zu jenen Reichsfürsten, die 1199 in [[w:Speyer|Speyer]] für Philipp eintraten und gegen die päpstliche Aufforderung, Otto anzuerkennen, protestierten. Bei der Versammlung in [[w:Halle an der Saale|Halle]], (1202), wo die Anhänger von Philipp erneut gegen die päpstliche Forderung, Otto anzuerkennen, Protest einlegten, war Leopold nicht anwesend, ließ sich aber durch Ministeriale vertreten. An den militärischen Auseinandersetzungen zwischen Philipp und Otto beteiligte er sich nicht. Der Grund für Leopolds Verhalten könnte gewesen sein, dass er etwa zu dieser Zeit in seinen Herzogtümer selbst politische Schwierigkeiten mit dem böhmischen Herzog beziehungsweise König und dem ungarischen König zu lösen hatte. Erst nach 1205, als sich diese gelöst hatten, unterstützte er Philipp aktiv auf dessen großen Feldzug nach Köln, welches Otto unterstützte. Die Stadt konnte jedoch nicht eingenommen werden, und auch Leopolds Versuch, Philipp und Otto als Unterhändler zu einer Einigung zu bewegen, scheiterte.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 277 und S. 279</ref>
   
   
Zu Pfingsten 1200 erhielt Herzog Leopold die "Schwertleite".<ref name ="neukam86">Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 86</ref> Anwesend bei dieser waren die Erzbischöfe von Salzburg und Mainz.<ref name ="scheibelreiter278"/> Nach der Auflösung seiner Verlobung mit einer böhmischen Königstochter fand im November 1203 seine glanzvolle Heirat mit der Theodora Angela statt, die der Bischof von Passau mit seiner Anwesenheit beehrte.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 278f.</ref> Obwohl die Ehe in der Geschichtsforschung als glücklich eingestuft wird, erfüllte sie jedoch nicht die politischen Erwartungen, da die Herkunftsfamilie von Theodora durch den sogenannten [[w:Vierter Kreuzzug|Vierten Kreuzzug]] (1204) gestürzt wurde.<ref name ="scheibelreiter279">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 279</ref>
== Ungarische Thronwirren ==
 
Bald nach seiner Hochzeit (1203) wurde Herzog Leopold (VI.) in die ungarischen Thronstreitigkeiten verwickelt. Über seine Mutter Ilona war er mit dem ungarischen König [[w:Emmerich (Ungarn)|Emmerich]] und dessen jüngeren Bruder [[w:Andreas II. (Ungarn)|Andreas]] verwandt. Zunächst flüchtete dieser an seinen Hof, nach dem Tod von Emmerich, suchte dessen Witwe mit ihrem bereits [[w:Ladislaus III.|gekrönten Kind]] († 1205) an seinem Hof Zuflucht. <ref name ="scheibelreiter279">
Wenig später wurde Leopold (VI.) in die ungarischen Thronstreitigkeiten verwickelt. Über seine Mutter Ilona war er mit dem ungarischen König Emmerich und dessen jüngeren Bruder Andreas verwandt. Zunächst flüchtete dieser an seinen Hof, nach dem Tod von Emmerich, suchte dessen Witwe mit ihrem bereits gekrönten Kind († 1205) an seinem Hof Zuflucht. <ref name ="scheibelreiter279">


== Orte mit Bezug im heutigen Österreich ==
== Orte mit Bezug im heutigen Österreich ==
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=== Wien ===
=== Wien ===
* Am 28. Mai 1200 (zu Pfingsten) erhielt Herzog Leopold in [[Wien]] in Gegenwart zahlreicher geistlicher und weltlicher Fürsten, darunter den Erzbischöfen [[w:Konrad I. von Wittelsbach|Konrad von Mainz]] und [[w:Eberhard von Regensberg|Eberhard von Salzburg]], die [[w:Schwertleite|Schwertleite]].<ref name ="opll22">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 22</ref>
* Am 28. Mai 1200 (zu Pfingsten) erhielt Herzog Leopold in [[Wien]] in Gegenwart zahlreicher geistlicher und weltlicher Fürsten, darunter den Erzbischöfen [[w:Konrad I. von Wittelsbach|Konrad von Mainz]] und [[w:Eberhard von Regensberg|Eberhard von Salzburg]], die [[w:Schwertleite|Schwertleite]].<ref name ="opll22">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 22</ref>
* Am 25. Dezember 1203 feierte Leopold in Wien seine Hochzeit mit der byzantinischen Prinzessin Theodora.<ref name ="opll23">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 23</ref><ref group="A">Nach Neukam fand die Hochzeit am 4. November 1203 statt. Vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 230. Allerdings könnte dahinter auch ein Datierungsproblem stecken, da die Hochzeit aus mehreren Veranstaltungen bestanden haben könnte oder mehrere Hochzeitsfeiern inszeniert wurden.</ref>  
* Am 25. Dezember 1203 feierte Leopold in Wien seine Hochzeit mit der byzantinischen Prinzessin Theodora.<ref name ="opll23">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 23</ref><ref group="A">Nach Neukam fand die Hochzeit am 4. November 1203 statt. Vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 230. Allerdings könnte dahinter auch ein Datierungsproblem stecken, da die Hochzeit aus mehreren Veranstaltungen bestanden haben könnte oder mehrere Hochzeitsfeiern inszeniert wurden.</ref> Zu den prominenten Gästen zählte der [[w:Wolfger von Erla|Bischof von Passau]].<ref name ="scheibelreiter279"/>
* Herzog Leopold (VI.) beurkundet am 30. März 1220 eine Schenkung des Grafen Konrad von Hardegg über Weingärten und Äckern zu [[Pulkau]] an das [[Schottenstift|Wiener Schottenkloster]]. In dieser Urkunde wird als Ausstellungsort der spätere [[Stephansdom (Wien)|Stephansdom]] genannt, es handelt sich um die erste urkundlich belegte Nennung dieser Kirche.<ref name ="schotten">vgl. [https://schotten.hypotheses.org/2282 Erstnennung der Wiener Stephanskirche], Schotten.Hypotheses.ORG, abgerufen am 14. Juli 2020</ref> Bereits um 1200 hatte der Herzog dem Schottenkloster sämtliche Schenkungen, die zu dieser Zeit noch nicht urkundlich fixiert waren, bestätigt.<ref name ="scheibelreiter280">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 280</ref>
* Herzog Leopold (VI.) beurkundet am 30. März 1220 eine Schenkung des Grafen Konrad von Hardegg über Weingärten und Äckern zu [[Pulkau]] an das [[Schottenstift|Wiener Schottenkloster]]. In dieser Urkunde wird als Ausstellungsort der spätere [[Stephansdom (Wien)|Stephansdom]] genannt, es handelt sich um die erste urkundlich belegte Nennung dieser Kirche.<ref name ="schotten">vgl. [https://schotten.hypotheses.org/2282 Erstnennung der Wiener Stephanskirche], Schotten.Hypotheses.ORG, abgerufen am 14. Juli 2020</ref> Bereits um 1200 hatte der Herzog dem Schottenkloster sämtliche Schenkungen, die zu dieser Zeit noch nicht urkundlich fixiert waren, bestätigt.<ref name ="scheibelreiter280">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 280</ref>
* 1221 verlieh Herzog Leopold ''der Glorreiche'' der Stadt Wien ein "neues" Stadtrecht, wobei sich diese Stadtrechtsverleihung auf ein "altes" Stadtrecht aus dem Jahr 1198 bezog, das allerdings nicht urkundlich belegt ist. In Wien wurde unter Herzog Leopold eine neue Herzogburg<ref group="A">Bei jener Herzogburg handelt es sich um den Schweizerhof, heute ein Teil der [[Hofburg (Wien)|Wiener Hofburg]].</ref> gebaut.<ref name ="krenn134"/>
* 1221 verlieh Herzog Leopold ''der Glorreiche'' der Stadt Wien ein "neues" Stadtrecht, wobei sich diese Stadtrechtsverleihung auf ein "altes" Stadtrecht aus dem Jahr 1198 bezog, das allerdings nicht urkundlich belegt ist. In Wien wurde unter Herzog Leopold eine neue Herzogburg<ref group="A">Bei jener Herzogburg handelt es sich um den Schweizerhof, heute ein Teil der [[Hofburg (Wien)|Wiener Hofburg]].</ref> gebaut.<ref name ="krenn134"/>
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