Kaisersteinbruch: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Ausgrabung des römischen Gutshofs, Grabsteine, unter anderem im Schloss Königshof,<ref>Erich Draganits, Andreas Rohatsch, Hannes Herdits: ''Römersteine entlang der burgenländischen Bernsteinstraße.'' Nr. 21 in Kaisersteinbruch – Schloss Königshof.</ref> bezeugen, dass bereits die Römer hier [[Leithakalk|Steine]] gebrochen und bearbeitet haben. Besonderes Beispiel ist der ''Grabstein des [[Titus Calidius Severus]]'' aus [[Petronell-Carnuntum|Carnuntum]] in der [[Antike]]nsammlung des [[Kunsthistorisches Museum Wien|KHM]] in Wien.
Die Ausgrabung des römischen Gutshofs, Grabsteine, unter anderem im Schloss Königshof,<ref>Erich Draganits, Andreas Rohatsch, Hannes Herdits: ''Römersteine entlang der burgenländischen Bernsteinstraße.'' Nr. 21 in Kaisersteinbruch – Schloss Königshof.</ref> bezeugen, dass bereits die Römer hier [[w:Leithakalk|Steine]] gebrochen und bearbeitet haben. Besonderes Beispiel ist der ''Grabstein des [[w:Titus Calidius Severus|Titus Calidius Severus]]'' aus [[w:Petronell-Carnuntum|Carnuntum]] in der [[w:Antike|Antikensammlung]] des [[w:Kunsthistorisches Museum Wien|KHM]] in Wien.


Unter dem ''Kaisersteinbruch'' versteht man nicht einen einzigen Steinbruch, sondern je nach Auftragslage mehrere. 1901 und 1912 wurden technische Daten der Brüche Buchthal-Bruch, Wald-Bruch (Ödenkloster-Bruch),<ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/426 Ödes Kloster Steinbruch Waldbruch.]''</ref> Kapellen-Bruch<ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/412 Kapellenbruch.]''.</ref>, Haus-Bruch<ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/401 Hausbruch.]''.</ref> und Teuschl-Bruch erhoben. Weiters wurden genannt: [[Ferdinand Krukenfellner|Zeiler-Bruch]],<ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/442 Zeilerberg.]''</ref><ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/436 Zeilerberg (Zeindler Steinbruch?)]''</ref> ''[[Regiowiki:Laurenz Pansipp|Pansipp]]''-Bruch, [[Ferdinand Amelin|Amelin-Bruch]], Kaiserstein-Bruch, Blauer-Bruch,<ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/356 Blauer Bruch.]''</ref> Schwarzer Marmor-Bruch, Kavernen-Bruch<ref>[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/403 Kavernen-Bruch]</ref> und Winkler-Bruch, sowie Alter Teuschl-Bruch,<ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/408 Alter Teuschl-Bruch.]''.</ref> Gesellschafts-Bruch,<ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/404 Gesellschaftsbruch]''</ref> Kowel-Bruch, Theresien-Bruch, Salzleck-Bruch und Kobaldischer Bruch.<ref>A. Hanisch, H. Schmid: ''Österreichs Steinbrüche. Verzeichnis der Steinbrüche, welche Quader, Stufen, Pflastersteine, Schleif- und Mühlsteine oder Dachplatten liefern.'' Wien 1901.</ref><ref>A. Hanisch: ''Prüfungsergebnisse mit natürlichen Bausteinen.'' Wien 1912.</ref> In einem zeitgenössischen Bericht ist zu lesen: „Die kleine Ortschaft ist von Steinbrüchen ganz umgeben und ihre Häuser sind fast gänzlich unterminiert.“<ref>Andreas Rohatsch, ''Kaisersteinbruch: Leithakalk in bester Qualität.'' In:[[Thomas Hofmann (Geologe)|Thomas Hofmann]] (Hrsg.): ''Wien-NÖ-Burgenland, Wanderungen in die Erdgeschichte.'' [[Geologische Bundesanstalt]]. Wien 2007, ISBN 978-3-89937-074-4, S.&nbsp;172 f.</ref>
Unter dem ''Kaisersteinbruch'' versteht man nicht einen einzigen Steinbruch, sondern je nach Auftragslage mehrere. 1901 und 1912 wurden technische Daten der Brüche Buchthal-Bruch, Wald-Bruch (Ödenkloster-Bruch),<ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/426 Ödes Kloster Steinbruch Waldbruch.]''</ref> Kapellen-Bruch<ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/412 Kapellenbruch.]''.</ref>, Haus-Bruch<ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/401 Hausbruch.]''.</ref> und Teuschl-Bruch erhoben. Weiters wurden genannt: [[w:Ferdinand Krukenfellner|Zeiler-Bruch]],<ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/442 Zeilerberg.]''</ref><ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/436 Zeilerberg (Zeindler Steinbruch?)]''</ref> [[Laurenz Pansipp|Pansipp-Bruch]], [[w:Ferdinand Amelin|Amelin-Bruch]], Kaiserstein-Bruch, Blauer-Bruch,<ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/356 Blauer Bruch.]''</ref> Schwarzer Marmor-Bruch, Kavernen-Bruch<ref>[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/403 Kavernen-Bruch]</ref> und Winkler-Bruch, sowie Alter Teuschl-Bruch,<ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/408 Alter Teuschl-Bruch.]''.</ref> Gesellschafts-Bruch,<ref>''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/404 Gesellschaftsbruch]''</ref> Kowel-Bruch, Theresien-Bruch, Salzleck-Bruch und Kobaldischer Bruch.<ref>A. Hanisch, H. Schmid: ''Österreichs Steinbrüche. Verzeichnis der Steinbrüche, welche Quader, Stufen, Pflastersteine, Schleif- und Mühlsteine oder Dachplatten liefern.'' Wien 1901.</ref><ref>A. Hanisch: ''Prüfungsergebnisse mit natürlichen Bausteinen.'' Wien 1912.</ref> In einem zeitgenössischen Bericht ist zu lesen: „Die kleine Ortschaft ist von Steinbrüchen ganz umgeben und ihre Häuser sind fast gänzlich unterminiert.“<ref>Andreas Rohatsch, ''Kaisersteinbruch: Leithakalk in bester Qualität.'' In:[[w:Thomas Hofmann (Geologe)|Thomas Hofmann]] (Hrsg.): ''Wien-NÖ-Burgenland, Wanderungen in die Erdgeschichte.'' Geologische Bundesanstalt. Wien 2007, ISBN 978-3-89937-074-4, S.&nbsp;172 f.</ref>


=== Siegel des Handwerks ===
=== Siegel des Handwerks ===
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:{{ArtikelWP|Handwerk der Steinmetzen und Maurer in Kaisersteinbruch}}
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1617 erhielt die [[Steinmetzbruderschaft|Bruderschaft]] der Kaisersteinbrucher Meister den Status einer [[Zunftlade|Viertellade]], die der [[Dom von Wiener Neustadt|Hauptlade]] in [[Wiener Neustadt]] zugeordnet war.<ref>[[Stadtarchiv Wiener Neustadt]]: ''Steinmetzakten''.</ref> Zur Viertellade gehörte das Steinmetzhandwerk zu [[Sommerein]] (bis 1783, dann zu [[Bruck an der Leitha]]) und [[Winden am See]] und [[Jois]] (bis zuletzt). Das kaiserliche Privileg der [[Handwerksordnung]] regelte das Zusammenleben. Vor allem die regelmäßig stattfindenden [[Zunfttruhe|Zusammenkünfte]] waren ein Ärgernis für die [[Grundherrschaft|Herrschaft]], das Stift Heiligenkreuz. Denn diese [[Magistri Comacini|italienischen Meister]] waren einzig dem [[Römisch-deutscher Kaiser|Römischen Kaiser]] untertan. Sie stellten sich unter den Schutz des obersten Landesherrn als Vertreter Gottes auf Erden, keinesfalls einer anderen Instanz.<ref>Helmuth Furch: ''Die Viertellade des Steinmetz- und Maurerhandwerkes im kaiserlichen Steinbruch in ihrer Beziehung zur Wiener Hauptlade – 17./18. Jh.'' In: ''IV. Internationales Handwerksgeschichtliches Symposium [[Veszprém]], 9.–11. November 1994.'' Hrsg. von der [[Ungarische Akademie der Wissenschaften|Ungarischen Akademie der Wissenschaften]], Budapest/Veszprém 1995, S. 99–102.</ref><ref>[[Franz Probst (Politiker)|Franz Probst]] in der ''[[Burgenländische Freiheit|BF]]'', Beitrag vom 16. September 1987 (auszugsweise): (…) „Die Steinbrüche von Kaisersteinbruch zogen auch Künstler aus Italien an, die gründeten hier so etwas wie eine eigene Kolonie, die zwar nicht die Ausmaße einer [[Bauhütte]] erreichte, ihr in den [[Organisationsstruktur|Strukturen]] doch ähnelte. Sie beeinflusste das Baugeschehen des Raumes wesentlich. Einer dieser Zuzügler war der [[Lombardei|lombardische]] Bildhauer [[Stefano Maderno]]. Er schuf seine Werke vor allem für Rom, machte auf seinen Reisen auch in Kaisersteinbruch Station und hat hier vorübergehend mit seinem Bruder [[Carlo Maderno]] und anderen Landsleuten gearbeitet ….“</ref>
1617 erhielt die [[Steinmetzbruderschaft|Bruderschaft]] der Kaisersteinbrucher Meister den Status einer [[w:Zunftlade|Viertellade]], die der [[Dom von Wiener Neustadt|Hauptlade]] in [[Wiener Neustadt]] zugeordnet war.<ref>[[w:Stadtarchiv Wiener Neustadt|Stadtarchiv Wiener Neustadt]]: ''Steinmetzakten''.</ref> Zur Viertellade gehörte das Steinmetzhandwerk zu [[Sommerein]] (bis 1783, dann zu [[Bruck an der Leitha]]) und [[Winden am See]] und [[Jois]] (bis zuletzt). Das kaiserliche Privileg der [[w:Handwerksordnung|Handwerksordnung]] regelte das Zusammenleben. Vor allem die regelmäßig stattfindenden [[w:Zunfttruhe|Zusammenkünfte]] waren ein Ärgernis für die [[w:Grundherrschaft|Herrschaft]], das Stift Heiligenkreuz. Denn diese italienischen Meister waren einzig dem [[w:Römisch-deutscher Kaiser|Römischen Kaiser]] untertan. Sie stellten sich unter den Schutz des obersten Landesherrn als Vertreter Gottes auf Erden, keinesfalls einer anderen Instanz.<ref>Helmuth Furch: ''Die Viertellade des Steinmetz- und Maurerhandwerkes im kaiserlichen Steinbruch in ihrer Beziehung zur Wiener Hauptlade – 17./18. Jh.'' In: ''IV. Internationales Handwerksgeschichtliches Symposium [[Veszprém]], 9.–11. November 1994.'' Hrsg. von der [[w:Ungarische Akademie der Wissenschaften|Ungarischen Akademie der Wissenschaften]], Budapest/Veszprém 1995, S. 99–102.</ref><ref>[[w:Franz Probst (Politiker)|Franz Probst]] in der ''[[w:Burgenländische Freiheit|BF]]'', Beitrag vom 16. September 1987 (auszugsweise): (…) „Die Steinbrüche von Kaisersteinbruch zogen auch Künstler aus Italien an, die gründeten hier so etwas wie eine eigene Kolonie, die zwar nicht die Ausmaße einer [[w:Bauhütte|Bauhütte]] erreichte, ihr in den [[w:Organisationsstruktur|Strukturen]] doch ähnelte. Sie beeinflusste das Baugeschehen des Raumes wesentlich. Einer dieser Zuzügler war der [[w:Lombardei|lombardische]] Bildhauer [[w:Stefano Maderno|Stefano Maderno]]. Er schuf seine Werke vor allem für Rom, machte auf seinen Reisen auch in Kaisersteinbruch Station und hat hier vorübergehend mit seinem Bruder [[w:Carlo Maderno|Carlo Maderno]] und anderen Landsleuten gearbeitet ….“</ref>


=== Ein bedeutender Arbeitsplatz ===
=== Ein bedeutender Arbeitsplatz ===