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== Der Lösegeld-Coup in der Überlieferung == | == Der Lösegeld-Coup in der Überlieferung == | ||
Gesichert ist, dass [[Leopold V. (Österreich)|Herzog Leopold (V.) von Österreich]] († 1294) am 21. Dezember 1192<ref name ="Raidl11">vgl. Herbert Raidl: ''Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz, 1998, S. 11</ref> den englischen König Richard Löwenherz bei seiner Rückreise vom "Dritten Kreuzzug" gefangen nehmen ließ. Dieser wurde am 28. März 1193 [[w:Heinrich VI. (HRR)|Kaiser Heinrich VI.]] übergeben, nachdem sich der Herzog und der Kaiser bezüglich der Aufteilung des zu erwartenden Lösegeldes geeinigt hatten. Ende November 1193 wurde Herzog Leopold sein Anteil am Lösegeld, der 11.690 Kilogramm Silber betrug<ref name ="Raidl12"/>, den er am 14. Februar beziehungsweise am 29. Juni 1193 mit dem Kaiser vereinbart hatte, bezahlt.<ref name ="Czeike670">vgl. {{Czeike|4|670||Richard I. Löwenherz}}</ref> | Gesichert ist, dass [[Leopold V. (Österreich)|Herzog Leopold (V.) von Österreich]] ("''Leopold der Tugendreiche''") († 1294) am 21. Dezember 1192<ref name ="Raidl11">vgl. Herbert Raidl: ''Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz, 1998, S. 11</ref> den englischen König Richard Löwenherz bei seiner Rückreise vom "Dritten Kreuzzug" gefangen nehmen ließ. Dieser wurde am 28. März 1193 [[w:Heinrich VI. (HRR)|Kaiser Heinrich VI.]] übergeben, nachdem sich der Herzog und der Kaiser bezüglich der Aufteilung des zu erwartenden Lösegeldes geeinigt hatten. Ende November 1193 wurde Herzog Leopold sein Anteil am Lösegeld, der 11.690 Kilogramm Silber betrug<ref name ="Raidl12"/>, den er am 14. Februar beziehungsweise am 29. Juni 1193 mit dem Kaiser vereinbart hatte, bezahlt.<ref name ="Czeike670">vgl. {{Czeike|4|670||Richard I. Löwenherz}}</ref> | ||
In der herkömmlichen Überlieferung wird das Vorgehen von Herzog Leopold (V.) von Österreich gegen den englischen König auf einen Vorfall zurückgeführt, zu dem es nach der Einnahme der Stadt [[w:Akkon|Akkon]] zwischen ihm und Richard Löwenherz beziehungsweise ihren Gefolgsleuten gekommen war und der für den Herzog eine schwere Beleidigung durch den König bedeutete.<ref name ="Czeike670"/> Im Zusammenhang mit der Verteilung der Beute sollen Richards Leute oder er persönlich das Banner des Herzogs herabgerissen haben, was den Herzog zur sofortigen Heimreise bewog.<ref name ="Raidl10">vgl. Herbert Raidl: ''Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz, 1998, S. 10</ref> | In der herkömmlichen Überlieferung wird das Vorgehen von Herzog Leopold (V.) von Österreich gegen den englischen König auf einen Vorfall zurückgeführt, zu dem es nach der Einnahme der Stadt [[w:Akkon|Akkon]] zwischen ihm und Richard Löwenherz beziehungsweise ihren Gefolgsleuten gekommen war und der für den Herzog eine schwere Beleidigung durch den König bedeutete.<ref name ="Czeike670"/> Im Zusammenhang mit der Verteilung der Beute sollen Richards Leute oder er persönlich das Banner des Herzogs herabgerissen haben, was den Herzog zur sofortigen Heimreise bewog.<ref name ="Raidl10">vgl. Herbert Raidl: ''Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz, 1998, S. 10</ref> | ||
Richard wurde später auf der Rückreise vom Kreuzzug im Dezember 1192 durch den Herzog beziehungsweise seine Leute in einem Gasthof in Erdberg (heute Teil des [[Landstraße (Wien)|3. Wiener Gemeindebezirks]]) fest genommen und einige Zeit auf einer Burg | Richard wurde später auf der Rückreise vom Kreuzzug im Dezember 1192 durch den Herzog beziehungsweise seine Leute in einem Gasthof in Erdberg (heute Teil des [[Landstraße (Wien)|3. Wiener Gemeindebezirks]]) fest genommen und einige Zeit auf einer Burg seines Ministerialen [[Hadmar II. von Kuenring|Hadmar (II.) von Kuenring]] († 1217) im heutigen Bundesland Niederösterreich gefangen gehalten. Diese " [[Kuenringer]]" Burg wird gewöhnlich mit der an der Donau gelegenen Burg Dürnstein identifiziert. Zur Gefangennahme kam es, da Richard trotz seiner Verkleidung erkannt worden war. Er hatte sich nach der Überlieferung dadurch verdächtigt gemacht, dass er einen auffälligen, wertvollen Ring an einem seiner Finger trug und mit einer im Herzogtum Österreich völlig unbekannten Goldmünze bezahlen wollte.<ref name ="Czeike670"/> Die Überlieferung wirft eine Reihe von Fragen auf, die bisher nicht eindeutig beantwortet werden konnten. Daher wird sie in Details der neuesten Forschung diskutiert beziehungsweise in wesentlichen Punkten in ihrer Zuverlässigkeit in Frage gestellt. Offene Fragen sind zum Beispiel, warum Richard, der immerhin als militärischer Stratege gilt, seine Rückreise nicht besser geplant hatte oder warum er ausgerechnet eine Route durch Gebiete wählte, wo Feinde von ihm herrschten und nicht zum Beispiel ins ungarische Königreich auswich, mit dessen Herrscherfamilie immerhin verwandtschaftliche Bande bestanden hätten. | ||
== Die Verwendung des Lösegeldes == | == Die Verwendung des Lösegeldes == | ||
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* ''[[w:Richard Cœur-de-Lion|Richard Cœur-de-Lion]]'', Oper von [[w:Michel-Jean Sedaine|Michel-Jean Sedaine]] (Libretto) und [[w:André-Ernest-Modeste Grétry|André-Ernest-Modeste Grétry]] (Musik), Uraufführung 21. Oktober 1784 | * ''[[w:Richard Cœur-de-Lion|Richard Cœur-de-Lion]]'', Oper von [[w:Michel-Jean Sedaine|Michel-Jean Sedaine]] (Libretto) und [[w:André-Ernest-Modeste Grétry|André-Ernest-Modeste Grétry]] (Musik), Uraufführung 21. Oktober 1784 | ||
* ''[[w:Blondel (Musical)|Blondel]]'', Musical von [[w:Tim Rice|Tim Rice]] (Libretto) und Stephen Oliver (Musik), Uraufführung 1983 | * ''[[w:Blondel (Musical)|Blondel]]'', Musical von [[w:Tim Rice|Tim Rice]] (Libretto) und Stephen Oliver (Musik), Uraufführung 1983 | ||
== Richard Löwenherz und seine Erlebnisse im heutigen Niederösterreich in zeitgenössischen Quellen == | |||
Über die Gefangenenschaft des englischen Königs Richard Löwenherz berichten verschiedene zeitgenössische Quellen. Sie wird in den Annalen sämtlicher Klöster auf dem Areal des heutigen Österreich genannt, welche eine Beziehung zur Familie der [[Babenberger]] oder Herzog Leopold (V.) aufweisen. Kurze Anmerkungen dazu finden sich in den Annalen der Stifte [[Garsten]] und [[Stift Melk|Melk]].<ref name ="Raidl20">vgl. Herbert Raidl: ''Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz, 1998, S. 20</ref> Etwas ausführlicher wird über die Gefangennahme und Gefangenschaft in den Annalen des [[Stift Zwettl|Stiftes Zwettl]] ("''Annales Zwetlenses''") berichtet, was vielleicht damit zusammenhängt, dass der englische König der Aufsicht von Hadmar (II.) von Kuenring unterstellt war, dessen Familie als Gründerfamilie des Stiftes gilt. In den Annalen des [[Stift Klosterneuburg|Stiftes Klosterneuburg]] wird auch der vorgebliche Grund für die Gefangennahme angeführt.<ref>vgl. Herbert Raidl: ''Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz, 1998, S. 20 und S. 22</ref> Eine relativ ausführliche Beschreibung findet sich in den Annalen ("''Annales Admontenses''") des [[Stift Admont|Stiftes Admont]]. Hier wird auch über den Reiseweg berichtet und für diesen angeführt, dass Richard sich nach Böhmen durchschlagen wollte. Außerdem werden auch die Sanktionen angeführt, die Herzog Leopold für sein Vorgehen gegen Richard auferlegt wurden und die Bedingungen für Richards Freilassung.<ref>vgl. Herbert Raidl: ''Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz, 1998, S. 20 und S. 22f.</ref> Eine spätere Quelle sind die Jahrbüchern der [[Dominikanerkloster (Wien)|Wiener Dominikaner]] ("''Annales Praedicatorum Vindobonensium''") aus der Zeit von [[Albrecht I. (HRR)|Herzog Albrecht (I.) von Österreich]], die auf den Melker Annalen und der ersten und zweiten Fortsetzung der Klosterneuburger Annalen aufbauen. Hier wird auch berichtet, was Herzog Leopold (V.) mit dem Lösegeld alles finanziert haben soll.<ref name ="Raidl25">vgl. Herbert Raidl: ''Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz, 1998, S. 25</ref> | |||
Außerdem existieren Berichte von den Chronisten Ansbert ("''Historia de expeditione Frederici I. imperatoris''", die ihm zugeschrieben wird), [[w:Jans der Enikel|Jans Enikel]] († nach 1302) und Paltram Vatzo (um 1300).<ref name ="Raidl20">vgl. Herbert Raidl: ''Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz, 1998, S. 20</ref> Die Ansbert zugeschriebene Historia ist die einzige Quelle, in welcher ein Vertrag über die Freilassung des englischen Königs genannt wird, den Herzog Leopold und der Kaiser Heinrich VI. im Februar 1293 in [[w:Würzburg|Würzburg]] abschlossen, und die einen Brief des französischen Königs Philipp II. August an Herzog Leopold V. zitiert, in welchem dieser Richard beschuldigt, die Ermordung des Markgrafen Konrad von Montferrat angestiftet zu haben. Dieser war nicht nur ein Verwandter des französischen Königs, sondern auch des österreichischen Herzogs.<ref name ="Raidl26">vgl. Herbert Raidl: ''Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz, 1998, S. 26</ref> Jans Enikels Weltchronik, in welcher die Geschehnisse wesentlich ausgeschmückt sind, dürfte sich an den Melker Annalen und den Jahrbüchern der Dominikaner orientiert haben.<ref>vgl. Herbert Raidl: ''Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz, 1998, S. 27-30, besonders S. 28</ref> Im "Chronicon Austriacum" von Paltram Vatzo findet sich nur eine kurze Nennung, die aber auf die Klosterneuburger Annalen als Quelle verweist.<ref name ="Raidl30">vgl. Herbert Raidl: ''Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz, 1998, S. 30</ref> | |||
== Literatur == | == Literatur == |
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