Bianca Maria Sforza: Unterschied zwischen den Versionen

K
keine Bearbeitungszusammenfassung
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 7: Zeile 7:
Bianca Maria Sforza war eine Tochter von [[w:Galeazzo Maria Sforza|Herzog Galeazzo Maria von Mailand]] aus dessen Ehe mit Bona von Savoyen, deren Schwester mit dem [[w:Königreich Frankreich|französischen König]] [[w:Ludwig XI. (Frankreich)|Ludwig XI.]] verheiratet war. Sie war eine Halbschwester der legendenumwobenen [[w:Caterina Sforza|Caterina Sforza]].  
Bianca Maria Sforza war eine Tochter von [[w:Galeazzo Maria Sforza|Herzog Galeazzo Maria von Mailand]] aus dessen Ehe mit Bona von Savoyen, deren Schwester mit dem [[w:Königreich Frankreich|französischen König]] [[w:Ludwig XI. (Frankreich)|Ludwig XI.]] verheiratet war. Sie war eine Halbschwester der legendenumwobenen [[w:Caterina Sforza|Caterina Sforza]].  


Verheiratet war Bianca Maria Sforza mit dem späteren Kaiser [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] Ihre Ehe wurde am 30. November 1493 im Dom von Mailand "[[w:Stellvertreterhochzeit|per procurationem]]" geschlossen, wobei Markgraf Christoph von Baden, ein Cousin Maximilians, diesen vertrat.<ref>vgl. Sabine Weiss: ''Maximilian I.'', 2018, S. 90</ref> Die erste Begegnung des Ehepaares fand am 9. März 1494 in [[Hall in Tirol|Hall]] statt, wo auch der Vollzug der Ehe erfolgte. Die (endgültigen) Hochzeitsfeiern fanden erst am 16. März 1494 in Innsbruck statt.<ref>vgl. Sabine Weiss: ''Maximilian I.'', 2018, S. 92f.</ref> Die Ehe blieb kinderlos.
Verheiratet war Bianca Maria Sforza mit dem späteren Kaiser [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] Ihre Ehe wurde am 30. November 1493 im Dom von Mailand "[[w:Stellvertreterhochzeit|per procurationem]]" geschlossen, wobei Markgraf Christoph von Baden, ein Cousin Maximilians, diesen vertrat.<ref>vgl. [[w:Sabine Weiss (Historikerin)|Sabine Weiss]]: ''Maximilian I.'', 2018, S. 90</ref> Die erste Begegnung des Ehepaares fand am 9. März 1494 in [[Hall in Tirol|Hall]] statt, wo auch der Vollzug der Ehe erfolgte. Die (endgültigen) Hochzeitsfeiern fanden erst am 16. März 1494 in Innsbruck statt.<ref>vgl. [[w:Sabine Weiss (Historikerin)|Sabine Weiss]]: ''Maximilian I.'', 2018, S. 92f.</ref> Die Ehe blieb kinderlos.


== Leben ==
== Leben ==
Nach der Ermordung ihres Vaters, erlebte Bianca Maria Sforza das Scheitern ihrer Mutter als Regentin.<ref name ="Antenhofer">vgl. dazu Christina Antenhofer, [https://www.tt.com/lebensart/freizeit/15440666/tagung-in-innsbruck-kaiser-maximilian-i-und-die-frauen Maximilian und die Frauen], TT.COM, abgerufen am 13. Juli 2019</ref> Die Herrschaft über das [[w:Mailand|Herzogtum Mailand]] übernahm schließlich [[w:Ludovico Sforza|Ludovico Sforza ("''Ludovico il Moro''")]] (1452-1508), ein Bruder ihres Vaters. Aus politischen und wirtschaftlichen Überlegungen wurde sie mit [[Maximilian I. (HRR)|Kaiser Maximilian I.]] verheiratet, wobei diese Ehe ihrem Onkel die offizielle Anerkennung als Herzog von Mailand einbrachte. Für ihren Ehemann war außer der enormen Mitgift auch die politische Rolle und Bedeutung ihrer Familie auf der italienischen Halbinsel ausschlaggebend, die er für seine eigene Italienpolitik zu nutzen gedachte.  
Nach der Ermordung ihres Vaters, erlebte Bianca Maria Sforza das Scheitern ihrer Mutter als Regentin.<ref name ="Antenhofer">vgl. dazu Christina Antenhofer, [https://www.tt.com/lebensart/freizeit/15440666/tagung-in-innsbruck-kaiser-maximilian-i-und-die-frauen Maximilian und die Frauen], TT.COM, abgerufen am 13. Juli 2019</ref> Die Herrschaft über das [[w:Mailand|Herzogtum Mailand]] übernahm schließlich [[w:Ludovico Sforza|Ludovico Sforza ("''Ludovico il Moro''")]] (1452-1508), ein Bruder ihres Vaters. Aus politischen und wirtschaftlichen Überlegungen wurde sie mit [[Maximilian I. (HRR)|Kaiser Maximilian I.]] verheiratet, wobei diese Ehe ihrem Onkel die offizielle Anerkennung als Herzog von Mailand einbrachte. Für ihren Ehemann war außer der enormen Mitgift auch die politische Rolle und Bedeutung ihrer Familie auf der italienischen Halbinsel ausschlaggebend, die er für seine eigene Italienpolitik zu nutzen gedachte.  


Bianca Maria Sforza versuchte nach der Heirat ihre neue Position auszufüllen, es gelang ihr aber nicht, sich in das neue Umfeld zu integrieren, um dort eine bestehende Rolle und Position zu übernehmen und auszufüllen oder sich ihre eigene Position zu schaffen.<ref>vgl. Daniela Unterholzner: ''Bianca Maria Sforza'', 2015, S. 198f.</ref> Mit dem Sturz ihres Onkels als Herzog von Mailand (1499/1500) verlor sie wenige Jahre später zudem den Rückhalt ihres eigenen Hauses. Aufgrund ihres politischen Scheiterns und der Verklärung von Maximilians erster Ehefrau, der legendären [[w:Maria von Burgund|Maria von Burgund]], die allerdings bei Einschränkung auf belegte Fakten, eine recht "blasse" Persönlichkeit ist, wurde sie in der Forschung bis Ende des 20. Jahrhunderts eher negativ gesehen und ziemlich abfällig, zum Teil auch sehr herablassend beurteilt.<ref name ="Antenhofer"/> Daraus entwickelten sich in der "populärwissenschaflichen" Geschichtsvermittlung eine ganze Reihe von eher fragwürdigen Legenden.<ref>Beispiele dazu, vgl. Daniela Unterholzner: ''Bianca Maria Sforza'', 2015, S. 1f.</ref> In neueren Forschungsarbeiten der Historikerinnen Sabine Weiß und Christina Antenhofer wird mit diesen Zerrbildern aufgeräumt. Durch wurde das Bild der "vergessenen Kaiserin"<ref group="A">Diese Bezeichnung wurde von Sabine Weiss geprägt, vgl. Sabine Weiss: ''Die vergessene Kaiserin'', 2010</ref> in wesentlichen Punkten relativiert.
Bianca Maria Sforza versuchte nach der Heirat ihre neue Position auszufüllen, es gelang ihr aber nicht, sich in das neue Umfeld zu integrieren, um dort eine bestehende Rolle und Position zu übernehmen und auszufüllen oder sich ihre eigene Position zu schaffen.<ref>vgl. Daniela Unterholzner: ''Bianca Maria Sforza'', 2015, S. 198f.</ref> Mit dem Sturz ihres Onkels als Herzog von Mailand (1499/1500) verlor sie wenige Jahre später zudem den Rückhalt ihres eigenen Hauses. Aufgrund ihres politischen Scheiterns und der Verklärung von Maximilians erster Ehefrau, der legendären [[w:Maria von Burgund|Maria von Burgund]], die allerdings bei Einschränkung auf belegte Fakten, eine recht "blasse" Persönlichkeit ist, wurde sie in der Forschung bis Ende des 20. Jahrhunderts eher negativ gesehen und ziemlich abfällig, zum Teil auch sehr herablassend beurteilt.<ref name ="Antenhofer"/> Daraus entwickelten sich in der "populärwissenschaflichen" Geschichtsvermittlung eine ganze Reihe von eher fragwürdigen Legenden.<ref>Beispiele dazu, vgl. Daniela Unterholzner: ''Bianca Maria Sforza'', 2015, S. 1f.</ref> In neueren Forschungsarbeiten der Historikerinnen [[w:Sabine Weiss (Historikerin)|Sabine Weiss]] und Christina Antenhofer wird mit diesen Zerrbildern aufgeräumt. Durch wurde das Bild der "vergessenen Kaiserin"<ref group="A">Diese Bezeichnung wurde von Sabine Weiss geprägt, vgl. [[w:Sabine Weiss (Historikerin)|Sabine Weiss]]: ''Die vergessene Kaiserin'', 2010</ref> in wesentlichen Punkten relativiert.


== Aufenthaltsorte von Bianca Maria Sforza im heutigen Österreich ==
== Aufenthaltsorte von Bianca Maria Sforza im heutigen Österreich ==
Bianca Maria Sforza, für die keine eigene Residenz belegt ist, hielt sich die meiste Zeit in Gebieten außerhalb des heutigen "EU-Landes" Österreichs auf. Von Dezember 1493 bis März 1494 ist ein Aufenthalt in Innsbruck belegt.<ref>vgl. Sabine Weiss: ''Maximilian I.'', 2018, S. 90 und S. 93</ref> Während ihrer Ehe hielt sie sich danach noch zwei Mal (1497/98 und 1510) in der [[Grafschaft Tirol]] auf. Ihr Aufenthalt in Innsbruck zwischen August 1497 und April 1498 wurde im Herbst 1497 durch eine "Pestepidemie" unterbrochen. Gemeinsam mit Maximilian reiste sie daraufhin nach [[Steinach am Brenner|Steinach]] und [[Matrei am Brenner|Matrei]]. 1510 verstarb sie in Innsbruck.<ref>vgl. Sabine Weiss: ''Maximilian I.'', 2018, S. 98f. und s. 105</ref>
Bianca Maria Sforza, für die keine eigene Residenz belegt ist, hielt sich die meiste Zeit in Gebieten außerhalb des heutigen "EU-Landes" Österreichs auf. Von Dezember 1493 bis März 1494 ist ein Aufenthalt in Innsbruck belegt.<ref>vgl. [[w:Sabine Weiss (Historikerin)|Sabine Weiss]]: ''Maximilian I.'', 2018, S. 90 und S. 93</ref> Während ihrer Ehe hielt sie sich danach noch zwei Mal (1497/98 und 1510) in der [[Grafschaft Tirol]] auf. Ihr Aufenthalt in Innsbruck zwischen August 1497 und April 1498 wurde im Herbst 1497 durch eine "Pestepidemie" unterbrochen. Gemeinsam mit Maximilian reiste sie daraufhin nach [[Steinach am Brenner|Steinach]] und [[Matrei am Brenner|Matrei]]. 1510 verstarb sie in Innsbruck.<ref>vgl. [[w:Sabine Weiss (Historikerin)|Sabine Weiss]]: ''Maximilian I.'', 2018, S. 98f. und s. 105</ref>


== Erinnerungen an Bianca Maria Sforza in den österreichischen Bundesländern heute ==
== Erinnerungen an Bianca Maria Sforza in den österreichischen Bundesländern heute ==
Zeile 27: Zeile 27:
::# In der Sonderausstellung "Maximilian I. – Aufbruch in die Neuzeit" in der Innsbrucker Hofburg im Jahr 2019 wurde eine Nachbildung jener Schmuckstücke gezeigt, die Bianca Maria Sforza auf dem Porträtbild von [[w:Ambrogio de Predis|Ambrogio de Predis]] († nach 1508), das die bekanntesten Darstellung ihrer Person in der bildenden Kunst sein dürfte, trägt. Geplant war, dass diese Schmuckstücke nach dem Ende dieser Sonderausstellung als Leihgabe in die Dauerausstellung der Hofburg überführt werden. Hergestellt wurde sie von der Firma Swarovski aus [[Wattens]], die in ihrer Innsbrucker Geschäft neben Kristallbüsten von Maximilian I. auch mit einer Kristallbüste der "vergessenen" Kaiserin Werbung macht.<ref>vgl.  [https://kristallwelten.swarovski.com/Content.Node/blog/05_Bianca_Maria_Sforza.de.html Bianca Maria Sforza], Kristallwelten.Swarovski.COM, abgerufen am 13. Juli 2019</ref>
::# In der Sonderausstellung "Maximilian I. – Aufbruch in die Neuzeit" in der Innsbrucker Hofburg im Jahr 2019 wurde eine Nachbildung jener Schmuckstücke gezeigt, die Bianca Maria Sforza auf dem Porträtbild von [[w:Ambrogio de Predis|Ambrogio de Predis]] († nach 1508), das die bekanntesten Darstellung ihrer Person in der bildenden Kunst sein dürfte, trägt. Geplant war, dass diese Schmuckstücke nach dem Ende dieser Sonderausstellung als Leihgabe in die Dauerausstellung der Hofburg überführt werden. Hergestellt wurde sie von der Firma Swarovski aus [[Wattens]], die in ihrer Innsbrucker Geschäft neben Kristallbüsten von Maximilian I. auch mit einer Kristallbüste der "vergessenen" Kaiserin Werbung macht.<ref>vgl.  [https://kristallwelten.swarovski.com/Content.Node/blog/05_Bianca_Maria_Sforza.de.html Bianca Maria Sforza], Kristallwelten.Swarovski.COM, abgerufen am 13. Juli 2019</ref>


* [[Stams]]: Bianca Maria Sforza wurde im "[[w:Österreichisches Grab (Stift Stams)|Österreichischem Grab]]" im [[Stift Stams|Zisterzienserstift Stams]] beigesetzt.<ref>vgl. Sabine Weiss: ''Maximilian I.'', 2018, S. 9105f.</ref>
* [[Stams]]: Bianca Maria Sforza wurde im "[[w:Österreichisches Grab (Stift Stams)|Österreichischem Grab]]" im [[Stift Stams|Zisterzienserstift Stams]] beigesetzt.<ref>vgl. [[w:Sabine Weiss (Historikerin)|Sabine Weiss]]: ''Maximilian I.'', 2018, S. 9105f.</ref>


=== Wien ===
=== Wien ===
Zeile 44: Zeile 44:
* [[w:Thea Leitner|Thea Leitner]]: ''Habsburgs goldene Bräute''. Durch Mitgift zur Macht. Verlag Piper, München, 4. Auflage 2007. ISBN 978-3492235259 (Kurzbiographie)<ref group="A">In wesentlichen Details von der neueren Forschung ergänzt beziehungsweise relativiert, handelt es sich um eine für ihre Entstehungszeit jedoch erstaunlich kritische und sachliche Darstellung der Kaiserin.</ref>
* [[w:Thea Leitner|Thea Leitner]]: ''Habsburgs goldene Bräute''. Durch Mitgift zur Macht. Verlag Piper, München, 4. Auflage 2007. ISBN 978-3492235259 (Kurzbiographie)<ref group="A">In wesentlichen Details von der neueren Forschung ergänzt beziehungsweise relativiert, handelt es sich um eine für ihre Entstehungszeit jedoch erstaunlich kritische und sachliche Darstellung der Kaiserin.</ref>
* Daniela Unterholzner: ''Bianca Maria Sforza''. Herrschaftliche Handlungsspielräume einer Königin vor dem Hintergrund von Hof, Familie und Dynastie. (ungedruckte) Dissertation, Innsbruck, 2015 [http://diglib.uibk.ac.at/ulbtirolhs/content/structure/761506 digital]
* Daniela Unterholzner: ''Bianca Maria Sforza''. Herrschaftliche Handlungsspielräume einer Königin vor dem Hintergrund von Hof, Familie und Dynastie. (ungedruckte) Dissertation, Innsbruck, 2015 [http://diglib.uibk.ac.at/ulbtirolhs/content/structure/761506 digital]
* Sabine Weiss: ''Die vergessene Kaiserin. Bianca Maria Sforza''. Verlag Tyrolia, Innsbruck, 2010. ISBN 978-3-7022-3088-3<ref group="A">Rezension dazu von Julia Hörmann-Thurn und Taxis, in: Elena Taddei - Michael Müller - [[w:Robert Rebitsch|Robert Rebitsch]] (Hrsg.): ''Migration und Reisen''. Mobilität in der frühen Neuzeit (= Innsbrucker Historische Studien 28). Studien Verlag, Innsbruck / Wien / Bozen, 2012, S. 377f.</ref>
* [[w:Sabine Weiss (Historikerin)|Sabine Weiss]]: ''Die vergessene Kaiserin. Bianca Maria Sforza''. Verlag Tyrolia, Innsbruck, 2010. ISBN 978-3-7022-3088-3<ref group="A">Rezension dazu von Julia Hörmann-Thurn und Taxis, in: Elena Taddei - Michael Müller - [[w:Robert Rebitsch|Robert Rebitsch]] (Hrsg.): ''Migration und Reisen''. Mobilität in der frühen Neuzeit (= Innsbrucker Historische Studien 28). Studien Verlag, Innsbruck / Wien / Bozen, 2012, S. 377f.</ref>
* Sabine Weiss: ''Maximilian I.'' Habsburgs faszinierender Kaiser. Tyrolia-Verlag, Innsbruck / Wien, 2018. ISBN 978-3-7022-3709-7, S. 79-108 und S. 294-296 (Kurzbiographie)
* [[w:Sabine Weiss (Historikerin)|Sabine Weiss]]: ''Maximilian I.'' Habsburgs faszinierender Kaiser. Tyrolia-Verlag, Innsbruck / Wien, 2018. ISBN 978-3-7022-3709-7, S. 79-108 und S. 294-296 (Kurzbiographie)


=== Wissenschaftliche Arbeiten zu Teilaspekten ===
=== Wissenschaftliche Arbeiten zu Teilaspekten ===
48.857

Bearbeitungen