Fugging (Gemeinde Tarsdorf): Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Fucking, Austria, street sign.jpg|thumb|[[Ortstafel]] von Fucking]]
{{Infobox Gemeindeteil in Österreich
'''Fucking''' [{{IPA|ˈfʊkɪŋ}}] ist ein kleiner Ort in [[Oberösterreich]] im [[Bezirk Braunau am Inn]]. Fucking ist Teil der Gemeinde [[Tarsdorf]].
|Name                = Fugging
|Kennzeichnung        = [[w:Rotte (Siedlung)|Rotte]]
|Bundesland          = Oberösterreich
|Bezirk              = Braunau am Inn
|Gemeinde            = [[Tarsdorf]]
|Katastralgemeinde    = Hofstatt
|Ortschaft            = Fugging
|Breitengrad          = 48/4/2.4744/N
|Längengrad          = 12/51/47.516/E
|Karte                =
|Lageplan            =
|Lageplanbeschreibung =
|Höhe                = 470
|Fläche              =
|Einwohner            = 93
|Stand                = 2001-05-15
|PLZ                  = 5121
|PLZ-Ort              = Tarsdorf
|Vorwahl              =
|Vorwahl-Ort          =
|Kfz                  = BR
|Gemeindekennzahl    = 40443
|Ortschaftskennziffer = 07940
|Zählsprengel        = Tarsdorf
|ZS-Kennziffer        = 000
|NUTS                = AT311
|LOCODE              =
|Straße              =
|Adresse              =
|Ortsvorsteher        =
|Website              =
|Wappen              =
|Bild1                =
|Bildbeschreibung1    =
|Anmerkungen          =
}}
'''Fugging''' (bis 2020 ''Fucking'') ist eine [[w:Ortschaft#Österreich|Ortschaft]] in der [[Katastralgemeinde]] Hofstatt der Gemeinde [[Tarsdorf]] im [[Bezirk Braunau am Inn]] in Oberösterreich mit {{EWZ|AT Ortschaft|07940}} Einwohnern (Stand {{EWD|AT Ortschaft|STAND}}).{{EWR|AT Ortschaft|QUELLE}} Der Ort ist seitens der [[w:Amtliche Statistik|amtlichen Statistik]] als [[w:Rotte (Siedlung)|Rotte]] klassifiziert.<ref>[http://www.statistik.at/ ''Ortsverzeichnis Oberösterreich 2001.''] Statistik Austria.</ref> Der [[w:Österreichischer Amtskalender|Österreichische Amtskalender]] 2012/2013<ref>[[w:Österreichischer Amtskalender|Österreichischer Amtskalender]] 2012/2013, ''Das Lexikon der Behörden und Institutionen'', [[w:Verlag Österreich|Verlag Österreich]], 80. Jahrgang, Wien 2012, ISBN 978-3-7046-5766-4, S. 1450, fortlaufende Nummer 387 in Oberösterreich.</ref> erwähnte Fucking als einen von 23 [[w:Siedlungsname|Siedlungsnamen]] in Tarsdorf.


Im Jahre 2001 hatte Fucking 91 Einwohner.
== Geographie ==
Fugging liegt auf {{Höhe|470|AT|link=1}}<ref name="doris">[http://www.doris.at/ Digitales Oberösterreichisches Raum-Informations-System (DORIS)]</ref> rund 3&nbsp;km südöstlich des Gemeindehauptortes Tarsdorf am Rand des Oberen [[Weilhartsforst]]es.


Der Name Fucking ist seit 1070 belegt und kann vermutlich von einem Personennamen ''Focko'' abgeleitet werden. Fucking bedeutet also „Ort von Fockos Leuten“.
== Geschichte ==
Der [[Ortsname]] ist ab 1070 belegt und kann vermutlich von ''Adalpert von Vucckingen'' abgeleitet werden, der im [[11. Jahrhundert]] in der Region lebte.<ref>[[Kurier (Tageszeitung)|Kurier]] vom 11.&nbsp;Mai 2010.</ref> Bereits im [[6. Jahrhundert]] soll ein bayerischer Adeliger namens ''Focko'' die Siedlung gegründet haben. Das Suffix [[-ing]] ist im [[Bairische Dialekte|bairischen]] Raum eine häufige Ortsnamen-Endung.
 
Jahrhundertelang gehörte die Rotte zu [[Bayern]]. Erst durch den [[Frieden von Teschen]] im Jahre 1779 kam das gesamte [[Innviertel]] zu Österreich. 1850 wurde die politische [[Ortsgemeinde (Österreich)|Ortsgemeinde]] Tarsdorf gegründet. Bis 2004 gehörten Tarsdorf und damit auch Fugging zum [[Gerichtsbezirk Wildshut]].
 
Auf der [[Franziszeischer Kataster#Urmappe|Urmappe]] des 19.&nbsp;Jahrhunderts ist die Ortschaft noch als ''Fuking'' verzeichnet,<ref>[http://doris.ooe.gv.at/viewer/%28S%28gr3ihers4dj54qbcn45bfb2r%29%29/init.aspx?ks=alk&karte=urmappe Urmappe des Franziszeischen Katasters in ''Doris Atlas 4.0.''] [[Digitales Oberösterreichisches Raum-Informations-System]].</ref> später schrieb man dann ''Fucking''.<ref>[[Süddeutsche Zeitung]], Online-Ausgabe vom 27. November 2020.</ref> Zum Jahresbeginn 2021 erfolgte eine Umbenennung in ''Fugging''.
 
== Einwohnerentwicklung ==
Im Jahre 2001 hatte Fugging 93&nbsp;Einwohner mit [[Wohnsitz (Österreich)|Hauptwohnsitz]]. Am 1. Jänner 2020 betrug die offizielle Einwohnerzahl 106 Personen.{{EWR|AT Ortschaft|QUELLE}} Damit ist Fugging die fünftgrößte Ortschaft in Tarsdorf. Die 40 Wohnhäuser werden durchnummeriert.
 
== Wirtschaft und Verkehr ==
Fugging ist landwirtschaftlich geprägt. Der Ort ist über eine Gemeindestraße mit Tarsdorf und der L501 Weilhartstraße im Westen sowie der östlich vorbeiführenden L1009 Mühlenstraße verbunden.<ref name="doris" />
 
[[Datei:City limit sign of Fucking, Austria.jpg|mini|hochkant|Frühere [[Ortstafel (Österreich)|Ortstafel]] des damaligen Fucking]]


== Der Ortsname im öffentlichen Interesse ==
== Der Ortsname im öffentlichen Interesse ==
''Fucking'' ist im [[Englische Sprache|Englischen]] das [[Gerundium]] zum Verb ''to fuck''<ref>Eintrag  ''[[:wikt:fuck|fucking]]'' – Wiktionary, ''[[:en:fuck|fuck]]'' – englischsprachige Wikipedia</ref>, einer derben Bezeichnung für die Ausübung des [[Geschlechtsakt]]es. Gleichzeitig ist es ein extrem abwertendes Attribut, das in etwa mit ''beschissen'' oder ''Scheiß-'' übersetzt werden kann. Durch die häufige Verwendung in der englischsprachigen Pop-Kultur und den starken Einfluss derselben in Kontinentaleuropa ist das Wort auch im deutschen Sprachraum sehr bekannt. Aufgrund häufiger Berichterstattung stieg der Bekanntheitsgrad des Ortes soweit, dass amerikanische Touristen mittlerweile mit Bussen zur Ortschaft anreisen, um sich vor der [[Ortstafel]] fotografieren zu lassen. Häufig wird sie jedoch auch gestohlen. Im August 2005 wurden die acht Ortsschilder an den vier Ortseinfahrten durch Einbetonieren, Anschweißen und Vernieten gegen Diebstahl gesichert.<ref>ORF Oberösterreich: [http://ooe.orf.at/stories/52991 ''Zweideutiger Ortsname als Bürde''] (21. August 2005)</ref>
Der Ortsname erregte in seiner bis 2020 gültigen Schreibung beträchtliche Aufmerksamkeit. ''Fucking'' [{{IPA|ˈfʌkɪŋ}}] ist im [[Englische Sprache|Englischen]] das [[Partizip Präsens]] beziehungsweise auch das [[Gerundium]] zum Verb ''to [[fuck]]'' für [[ficken]]. Durch die häufige besonders adjektivale Verwendung in der englischen Sprache und den starken Einfluss derselben in Kontinentaleuropa ist das Wort auch im deutschen Sprachraum sehr bekannt. Aufgrund häufiger Berichterstattung stieg der Bekanntheitsgrad des Ortes so weit, dass insbesondere englischsprachige Touristen mit Bussen nach Fucking reisten, um sich vor den [[Ortstafel (Österreich)|Ortstafeln]] fotografieren zu lassen. Weil diese Ortsschilder häufig gestohlen wurden, sicherte man im August 2005 alle acht Tafeln an den vier Ortseinfahrten durch Einbetonieren, Anschweißen und Vernieten gegen [[Diebstahl]].<ref>[http://ooev1.orf.at/stories/52991 ''Zweideutiger Ortsname als Bürde.''] ORF Oberösterreich, 21.&nbsp;August 2005.</ref>
 
Für weiteres öffentliches Aufsehen sorgte die Registrierung der Marke [[Fucking Hell]] beim [[Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum|Europäischen Markenamt]]. Unter diesem Begriff wird seit 2010 ein [[Bier]] vermarktet. „Hell“ steht dabei für die in Süddeutschland und Österreich gängige Bierart [[Helles]]. Der Markenname wurde zugelassen.<ref>[https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/eu-markenamt-bier-darf-fucking-hell-heissen-a-686575.html ''EU-Markenamt: Bier darf „Fucking Hell“ heißen.''] [[Spiegel Online]], 30.&nbsp;März 2010.</ref> Es wurde jedoch nicht in Fugging, sondern von 2011 bis 2013 in der deutschen [[Privatbrauerei Waldhaus]] produziert.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.bierspot.de/news/fucking_hell_ist_da_917.html |text=''Fucking hell ist da!'' |wayback=20110128155149 |webciteID=}} bierspot.de</ref>
 
Der Autor und Regisseur [[Kurt Palm]] schrieb 2010 eine [[Krimi]]-[[Groteske]] über das Leben in der oberösterreichischen [[Provinz]], die als Anspielung auf den Ortsnamen den Titel ''[[Bad Fucking]]'' trägt. 2011 inszenierte er ein Bühnenstück nach seinem Buch im [[Linz]]er Theater Phönix. 2013 wurde der Roman von [[Harald Sicheritz]] verfilmt.
 
2017 war das damalige Fucking [[Etappenrennen|Etappenziel]] einer [[Rundreise]] von [[Wank (Berg)|Wank]] (englisch für „[[Masturbation|wichsen]]“) über [[Kissing]] (englisch für „[[Kuss|küssend]]“), [[Petting (Gemeinde)|Petting]] ([[Petting]] ist eine [[Sexualpraktik]]) und eben Fucking mit dem Endziel [[Berlin-Wedding|Wedding]] (englisch für „[[Hochzeit]]“) in Folge 12 der ersten Staffel in der [[Amazon]]-Serie [[The Grand Tour]] mit [[Jeremy Clarkson]], [[James May]] und [[Richard Hammond]].
 
2018 wurde das damalige Fucking im Rahmen einer [[Öffentlichkeitsarbeit|PR-Aktion]] der Seite ''[[Pornhub]]'' zu einem sogenannten „Premium Place“. Im Rahmen dieses Programms erhalten alle Bewohner einen Gratiszugang zum Premium-Abonnement.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Fucking-Titz-und-Bitsch-werden-zu-Pornhub-Premium-Places-4006565.html ''Premium Places von Pornhub.''] [[Heise online]], 27.&nbsp;März 2018.</ref>
 
== Umbenennung ==
[[Datei:Fugging Town Sign - 2022.jpg|mini|Heutige Ortstafel]]
Am 17. November 2020 beschloss der [[Gemeinderat]] von Tarsdorf unter Bürgermeisterin [[Andrea Holzner]], die Ortschaft zum 1. Jänner 2021 in Fugging umzubenennen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.tarsdorf.at/system/web/GetDocument.ashx?fileid=2606351&cts=1606119162 |titel=Kundmachung |werk=Gemeinde Tarsdorf |hrsg= |datum=2020-11-23 |format=PDF; 116 kB |archiv-url=https://web.archive.org/web/20201126143437/https://www.tarsdorf.at/system/web/GetDocument.ashx?fileid=2606351&cts=1606119162 |archiv-datum=2021-11-26 |zitat=Punkt 6) Bewohner Fucking – Antrag auf Änderung des Ortsnamens in "Fugging"; Der Gemeinderat hat beschlossen, die Ortschaft Fucking in den Ortschaftsnamen Fugging mit Wirkung vom 01.01.2021 umzubenennen. |offline=1 |abruf=2020-11-26}}</ref><ref name="kleinezeitung5904235">{{Internetquelle |autor=Matthias Reif |url=https://www.kleinezeitung.at/oesterreich/5904235/Andrea-Holzner-im-Portraet_Buergermeisterin-von-Fucking_Wir |titel=Andrea Holzner im Porträt: Bürgermeisterin von Fucking: "Wir hatten in der Vergangenheit genug Medienrummel" |werk=[[Kleine Zeitung]] |datum=2020-11-27 |abruf=2020-11-28}}</ref><ref name="salzburg96192379">{{Internetquelle |autor= |url=https://www.salzburg24.at/news/salzburg/grenznah/aus-fucking-wird-fugging-96192379 |titel=Aus Fucking wird Fugging |werk=salzburg24.at |datum=2020-11-26 |abruf=2020-11-28}}</ref> Seither gibt es diesen Ortsnamen neben [[Fugging (Gemeinde Obritzberg-Rust)]] ein zweites Mal.


Ähnliche [[Konnotation]]en gab es bei dem saarländischen Fickingen, 1932 umbenannt in Saarfels (Gemeinde [[Beckingen]]), bei den bayerischen Orten [[Kissing]] und [[Petting (Gemeinde)|Petting]] oder bei Pissen (Gemeinde [[Rodden]]) in Sachsen-Anhalt. Weitere Ortsnamen mit einer englischsprachigen Nebenbedeutung sind [[Hacking (Wien)|Hacking]] und [[Simmering]] in [[Wien]], [[Walding|Rottenegg]] in Oberösterreich, sowie als Ortsteil von [[Geisenfeld]] bei Ingolstadt, [[Gaming]] in Niederösterreich, [[Attaching]] bei München, [[Liste der Stadtbezirke von Ingolstadt|Mailing]] als Stadtteil von [[Ingolstadt]] und der [[Berlin]]er Ortsteil [[Berlin-Wedding|Wedding]]. [[Alf (Mosel)|Alf]] an der [[Mosel]] hatte zeitweise ebenso Probleme mit verschwindenden Ortsschildern, wie Hascherkeller (Stadt [[Landshut]]) in Bayern, [[Drogen (Gemeinde)|Drogen]] in Thüringen und [[Sexbierum]] in der niederländischen Provinz [[Friesland (Provinz)|Friesland]]. Die Wanklifte in Oberammergau amüsieren englischsprachige Touristen, da „to wank“ eine Slangbezeichung für [[Masturbation]] darstellt.
Nach der Umbenennung wurden Ortstafeln von unbekannten Tätern mit Lackspray übermalt, die Buchstaben „gg“ wurden mit „ck“ ersetzt.<ref name="kurier401123724">{{Internetquelle |url=https://kurier.at/chronik/oberoesterreich/fugging-wurde-wieder-zu-fucking-ortstafeln-beschmiert/401123724 |titel="Fugging" wurde wieder zu "Fucking": Ortstafeln beschmiert|datum=2020-12-09|abruf=2021-09-06|werk=[[Kurier.at]]}}</ref> Die Gemeinde schenkte eines der ''Fucking''-Ortsende-Schilder dem [[Haus der Geschichte Österreich]] in Wien, wo es in der Hauptausstellung gezeigt wird.<ref name="kurier401725734">{{Internetquelle |url=https://kurier.at/chronik/oberoesterreich/ortstafel-von-fucking-steht-jetzt-im-museum/401725734 |titel=Ortstafel von Fucking steht jetzt im Museum|datum=2021-09-05|abruf=2021-09-06|werk=[[Kurier.at]]}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.badische-zeitung.de/fucking-jetzt-im-museum-ortsschild-heiss-begehrt |titel=«Fucking» jetzt im Museum - Ortsschild heiß begehrt|datum=2021-09-05|abruf=2021-09-06|werk=badische-zeitung.de/dpa}}</ref><ref name="ds2000129416899">{{Internetquelle |url=https://www.derstandard.at/story/2000129416899/fucking-im-museum-ortstafel-nun-im-haus-der-geschichte-oesterreich |titel="Fucking" im Museum: Ortstafel nun im Haus der Geschichte Österreich|datum=2021-09-05|abruf=2021-09-06|werk=[[DerStandard.at]]/APA}}</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{commons|Category:Fucking|Fucking}}
{{Commonscat|Fugging (Gemeinde Tarsdorf)}}
*[http://www.tarsdorf.at/ Gemeinde Tarsdorf]
* [http://www.tarsdorf.at/ Gemeinde Tarsdorf]
*[http://ooe.orf.at/stories/52991 Artikel bei ooe.orf.at]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references />
 
{{|Navigationsleiste Gemeindegliederung von Tarsdorf}}


[[Kategorie:Ort im Bezirk Braunau am Inn]]
[[Kategorie:Ort im Bezirk Braunau am Inn]]
{{Coordinate |NS=48/4/2.4744/N |EW=12/51/47.516/E |type=city |pop=91 |region=AT-4}}
[[Kategorie:Tarsdorf]]
 
[[Kategorie:Ersterwähnung 1070]]
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