Hedy Bercu: Unterschied zwischen den Versionen
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Es gibt verschiedene Narrative über ihre Herkunft und ihren Geburtsort, genannt werden Österreich und Rumänien. 1938 flüchteten sie und ihre vier Geschwister aus Wien. Die Eltern blieben zurück. Drei Wochen nach den November-Pogromen der sogenannten [[Reichskristallnacht]] langte sie in [[St. Helier]] ein, in der Hauptstadt von Jersey. Sie fand Arbeit als Hausangestellte. Die meisten Juden Jerseys flüchteten – vor der bevorstehenden deutschen Besatzung – nach England, ihr jedoch blieb dieser Weg als "enemy alien" versperrt. 1940 wurden die Kanalinseln von Hitlers Truppen besetzt und Hedwig Bercu befand sich in einer Falle: Die Fährverbindungen nach England waren gekappt und der Norden Frankreichs war ebenfalls von Truppen des NS-Regimes besetzt. Die auf der Insel verbliebenen Juden mussten sich registrieren lassen. Hedwig Bercu versuchte es mit einer Lüge, ihr Vater sei unbekannt und ihre Mutter eine Protestantin, die erst nach ihrer Heirat mit einem rumänischen Juden zum Judentum konvertiert wäre. Der Chief Aliens Officer, Clifford Orange, dokumentierte ihre Angaben penibel und registrierte sie schließlich doch als „jüdisch“.<ref name=TToI >[[The Times of Israel]]: ''[https://www.timesofisrael.com/novel-revives-true-story-of-gutsy-jew-who-survived-nazis-to-marry-german-soldier/ | Es gibt verschiedene Narrative über ihre Herkunft und ihren Geburtsort, genannt werden Österreich und Rumänien. 1938 flüchteten sie und ihre vier Geschwister aus Wien. Die Eltern blieben zurück. Drei Wochen nach den November-Pogromen der sogenannten [[Reichskristallnacht]] langte sie in [[St. Helier]] ein, in der Hauptstadt von Jersey. Sie fand Arbeit als Hausangestellte. Die meisten Juden Jerseys flüchteten – vor der bevorstehenden deutschen Besatzung – nach England, ihr jedoch blieb dieser Weg als "enemy alien" versperrt. 1940 wurden die Kanalinseln von Hitlers Truppen besetzt und Hedwig Bercu befand sich in einer Falle: Die Fährverbindungen nach England waren gekappt und der Norden Frankreichs war ebenfalls von Truppen des NS-Regimes besetzt. Die auf der Insel verbliebenen Juden mussten sich registrieren lassen. Hedwig Bercu versuchte es mit einer Lüge, ihr Vater sei unbekannt und ihre Mutter eine Protestantin, die erst nach ihrer Heirat mit einem rumänischen Juden zum Judentum konvertiert wäre. Der Chief Aliens Officer, Clifford Orange, dokumentierte ihre Angaben penibel und registrierte sie schließlich doch als „jüdisch“.<ref name=TToI >[[The Times of Israel]]: ''[https://www.timesofisrael.com/novel-revives-true-story-of-gutsy-jew-who-survived-nazis-to-marry-german-soldier/ Novel revives true story of gutsy Jew who survived Nazis to marry German soldier]'', 21. November 2020</ref> | ||
Es gelang ihr, trotz dieser Registrierung, von der Besatzungsmacht als Übersetzerin beschäftigt zu werden, wo sie sich 1942 ausgerechnet in einen Offizier der [[Deutsche Wehrmacht|Deutschen Wehrmacht]], Kurt Rümmele, verliebte.<ref>On this Day in Jersey: ''[https://gbj.je/jersey-refugee-hedy-bercu-is-born/ 23rd June 1919: Jersey refugee Hedy Bercu is born]'', abgerufen am 21. Juni 2024</ref> Rätselhaft erscheinen auch den Historikern zwei Fakten: dass sie trotz Registrierung von einer deutschen Stabsstelle beschäftigt wurde und dass sie 1942 und 1943, als die Juden von den Kanalinseln deportiert wurden, unbehelligt blieb. Für das erste Faktum wird ins Treffen geführt, dass sie als Blondine nicht dem Klischee einer jüdischen Frau entsprach, für zweiteres wird der Schutz durch ihren Geliebten als Möglichkeit in den Raum gestellt. An ihrem Arbeitsplatz war sie auch mit der Verteilung von Benzingutscheinen betraut. Sie soll zahlreiche Benzingutscheine veruntreut haben (und an Ärzte der Insel, die sie dringend benötigten, weitergegeben haben). Im November 1943 inszenierte sie ihren Suizid, schrieb einen Abschiedsbrief und ließ ein Bündel Kleider am Strand von St. Aubin zurück. Ob die Entdeckung ihrer Diebstähle oder eine bevorstehende Razzia der Anlass dafür waren, ist nicht bekannt. Die deutschen Besatzer konnten bis zum Kriegsende keine Spur von ihr finden.<ref name=TToI /> | Es gelang ihr, trotz dieser Registrierung, von der Besatzungsmacht als Übersetzerin beschäftigt zu werden, wo sie sich 1942 ausgerechnet in einen Offizier der [[Deutsche Wehrmacht|Deutschen Wehrmacht]], Kurt Rümmele, verliebte.<ref>On this Day in Jersey: ''[https://gbj.je/jersey-refugee-hedy-bercu-is-born/ 23rd June 1919: Jersey refugee Hedy Bercu is born]'', abgerufen am 21. Juni 2024</ref> Rätselhaft erscheinen auch den Historikern zwei Fakten: dass sie trotz Registrierung von einer deutschen Stabsstelle beschäftigt wurde und dass sie 1942 und 1943, als die Juden von den Kanalinseln deportiert wurden, unbehelligt blieb. Für das erste Faktum wird ins Treffen geführt, dass sie als Blondine nicht dem Klischee einer jüdischen Frau entsprach, für zweiteres wird der Schutz durch ihren Geliebten als Möglichkeit in den Raum gestellt. An ihrem Arbeitsplatz war sie auch mit der Verteilung von Benzingutscheinen betraut. Sie soll zahlreiche Benzingutscheine veruntreut haben (und an Ärzte der Insel, die sie dringend benötigten, weitergegeben haben). Im November 1943 inszenierte sie ihren Suizid, schrieb einen Abschiedsbrief und ließ ein Bündel Kleider am Strand von St. Aubin zurück. Ob die Entdeckung ihrer Diebstähle oder eine bevorstehende Razzia der Anlass dafür waren, ist nicht bekannt. Die deutschen Besatzer konnten bis zum Kriegsende keine Spur von ihr finden.<ref name=TToI /> |