Hexenprozesse in Pinkafeld in den Jahren 1688 und 1699: Unterschied zwischen den Versionen

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== Hexenprozesse 1699 ==
== Hexenprozesse 1699 ==
[[Datei:Scan10014.JPG|mini|[[w:Peinliche Befragung|Peinliche Befragung]] einer der Hexerei verdächtigen Frau]]
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Weitere Hexenprozesse, bei denen mit Barbara Hönigschnablin, Rosina (Regina) Hörbmannin und Veronica Samerin zumindest drei weitere Frauen angeklagt und zum Tode verurteilt wurden, fanden im Mai und Juli 1699 statt. Aus den Prozessakten lässt sich eine gewisse Dynamik der Geschehnisse herauslesen, die letztendlich zur Verurteilung der angeklagten Frauen führte. Da diese Angeklagten Opfer von Folter wurden und während dieser auch andere Personen der Hexerei beschuldigten, könnte es eventuell noch sein, dass es weitere Prozesse in Pinkafeld gab. Unterlagen über diese etwaigen zusätzlichen Gerichtsverhandlungen sind hingegen nicht im Stadtarchiv erhalten geblieben.
Weitere Hexenprozesse, bei denen mit Barbara Hönigschnablin, Rosina (Regina) Hörbmannin und Veronica Samerin zumindest drei weitere Frauen angeklagt und zum Tode verurteilt wurden, fanden im Mai und Juli 1699 statt. Aus den Prozessakten lässt sich eine gewisse Dynamik der Geschehnisse herauslesen, die letztendlich zur Verurteilung der angeklagten Frauen führte. Da diese Angeklagten Opfer von Folter wurden und während dieser auch andere Personen der Hexerei beschuldigten, könnte es eventuell noch sein, dass es weitere Prozesse in Pinkafeld gab. Unterlagen über diese etwaigen zusätzlichen Gerichtsverhandlungen sind hingegen nicht im Stadtarchiv erhalten geblieben.<ref name="homma43ff">Josef Karl Homma, Harald Prickler, Johann Seedoch: ''Geschichte der Stadt Pinkafeld'', Stadtgemeinde Pinkafeld, 1987, S.43ff</ref><ref name="Zobodat123ff">[http://www.zobodat.at/pdf/Burgenlaendische-Heimatblaetter_9_0121-0130.pdf PDF: Josef Karl Homma: ''Die Hexenprozesse von Pinkafeld'', S.123ff], Webseite www.zobodat.at, abgerufen am 31. August 2016</ref>


Aus den Prozessunterlagen lassen sich folgende für den Prozessverlauf wichtige Ereignisse ermitteln:
Aus den Prozessunterlagen lassen sich folgende für den Prozessverlauf wichtige Ereignisse ermitteln:<ref name="homma43ff" /><ref name="Zobodat123ff" />
* 23. April 1699: An diesem Tag wurden fünf angeblich Frauen, darunter auch die später zu Tode verurteilten Rosina Hörbmannin und Veronica Samerin, vom 15-jährigen Johannes Reck beim Sammeln von Kräutern im Umfeld der Stadt beobachtet.  
* 23. April 1699: An diesem Tag wurden fünf angeblich Frauen, darunter auch die später zu Tode verurteilten Rosina Hörbmannin und Veronica Samerin, vom 15-jährigen Johannes Reck beim Sammeln von Kräutern im Umfeld der Stadt beobachtet.  
* 22. und 25. Mai 1699: In zwei Verhören bezichtigte die angeklagte Barbara Hönigschnablin unter der Folter zahlreiche weitere Mitbürger, darunter auch drei der fünf Kräutersammlerinnen, der Hexerei.
* 22. und 25. Mai 1699: In zwei Verhören bezichtigte die angeklagte Barbara Hönigschnablin unter der Folter zahlreiche weitere Mitbürger, darunter auch drei der fünf Kräutersammlerinnen, der Hexerei.
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=== Die Rolle des 15-jährigen Johannes Reck und die Namensproblematik in den Gerichtsakten ===
=== Die Rolle des 15-jährigen Johannes Reck und die Namensproblematik in den Gerichtsakten ===
==== 23. April: Die später angeklagten Rosina Hörbmannin und Veronica Samerin sammelten Kräuter ====
==== 23. April: Die später angeklagten Rosina Hörbmannin und Veronica Samerin sammelten Kräuter ====
Am 4. Juli 1699, dem vermeintlichen Datum des Zeugenverhörs im Prozess gegen Rosina Hörbmannin und Veronica Samerin, sagte der 15-jährige Johannes Reck unter Eid aus, dass er am letzten [[w:Georgstag|Georgitag]] (23. April 1699) das Vieh seines Dienstgebers, des 33-jährigen [[w:Kürschner|Kürschners]] Matthias Trärr gehütet hätte. Zwischen 10 und 11 Uhr hätte er dann die Frauen Rosina Duernerin (=Rosina Hörbmannin), die Frau des Schmit Geörglins, die Nererin, die Samer Vastlin (=Veronica Samerin) und die Maria Schreckin gesehen wie sie Kräuter sammelten. Sie hätten dabei [[w:Scheckung|''scheckete'']] Hüte aufgehabt und  ''Zecker''<ref>[http://www.ostarrichi.org/word-18186-Ranzen_Tragkorb_u_a-Zecker_Zegger_2_Zoger_u_a.html Bedeutung des Wortes Zecker], Webseite www.ostarrichi.org, abgerufen am 3. September 2016</ref> in der Hand getragen. Mit dabei war auch der Sohn der Rosina Hörbmannin, der von seiner Mutter den Auftrag bekam, drei einjährige [[w:Weißdorne|Weißdorne]] abzuschneiden und sie nach Hause zu bringen. Dieser Sohn, der den gleichen Vornamen wie Johannes Reck trug, bestätigte im Prozess gegen seine Mutter diese Begebenheit. Ebenso bestätigten Rosina Hörbmannin und Veronica Samerin unter der Folter am 9. Juli diesen Vorgang, der sich nach ihren Aussagen im Bereich der heutigen Hochstraßgasse abgespielt haben soll. Rosina Hörbmannin gab ferner an, dass dieses Kraut, das sie suchten, verhindern hätte sollen, dass ''die Kühe verdorben werden''.
Am 4. Juli 1699, dem vermeintlichen Datum des Zeugenverhörs im Prozess gegen Rosina Hörbmannin und Veronica Samerin, sagte der 15-jährige Johannes Reck unter Eid aus, dass er am letzten [[w:Georgstag|Georgitag]] (23. April 1699) das Vieh seines Dienstgebers, des 33-jährigen [[w:Kürschner|Kürschners]] Matthias Trärr gehütet hätte. Zwischen 10 und 11 Uhr hätte er dann die Frauen Rosina Duernerin (=Rosina Hörbmannin), die Frau des Schmit Geörglins, die Nererin, die Samer Vastlin (=Veronica Samerin) und die Maria Schreckin gesehen wie sie Kräuter sammelten. Sie hätten dabei [[w:Scheckung|''scheckete'']] Hüte aufgehabt und  ''Zecker''<ref>[http://www.ostarrichi.org/word-18186-Ranzen_Tragkorb_u_a-Zecker_Zegger_2_Zoger_u_a.html Bedeutung des Wortes Zecker], Webseite www.ostarrichi.org, abgerufen am 3. September 2016</ref> in der Hand getragen. Mit dabei war auch der Sohn der Rosina Hörbmannin, der von seiner Mutter den Auftrag bekam, drei einjährige [[w:Weißdorne|Weißdorne]] abzuschneiden und sie nach Hause zu bringen. Dieser Sohn, der den gleichen Vornamen wie Johannes Reck trug, bestätigte im Prozess gegen seine Mutter diese Begebenheit.<ref name="homma4445">Josef Karl Homma, Harald Prickler, Johann Seedoch: ''Geschichte der Stadt Pinkafeld'', Stadtgemeinde Pinkafeld, 1987, S.44-45</ref><ref name="Zobodat126">[http://www.zobodat.at/pdf/Burgenlaendische-Heimatblaetter_9_0121-0130.pdf PDF: Josef Karl Homma: ''Die Hexenprozesse von Pinkafeld'', S.126], Webseite www.zobodat.at, abgerufen am 31. August 2016</ref> Ebenso bestätigten Rosina Hörbmannin und Veronica Samerin unter der Folter am 9. Juli diesen Vorgang, der sich nach ihren Aussagen im Bereich der heutigen Hochstraßgasse abgespielt haben soll. Rosina Hörbmannin gab ferner an, dass dieses Kraut, das sie suchten, verhindern hätte sollen, dass ''die Kühe verdorben werden''.


==== Namensproblematik in den Gerichtsakten ====
==== Namensproblematik in den Gerichtsakten ====
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==== 4. Juni: Rosina Hörbmannin traf angeblich auf Johannes Recks Bruder Paul ====
==== 4. Juni: Rosina Hörbmannin traf angeblich auf Johannes Recks Bruder Paul ====
Am 22. und 25. Mai startete mit den Verhören der angeklagten Barbara Hönigschnablin der erste Hexenprozess des Jahres 1699 in Pinkafeld. Unter der Folter bezichtigte sie unter anderem auch die Samerin (Veronica Samerin), die Nörerin (Nererin) und die Rimerin (Maria Schreckin) der Hexerei. Diese Aussagen führten sicherlich zu enormer Unsicherheit in der Pinkafelder Bevölkerung, sodass am 4. Juni es laut Aussage von Johannes Recks 20-jährigem Bruder Paul zur bereits erwähnten Begegnung mit der Duernerin (Rosina Hörbmannin) kam. Paul Reck befand sich laut seinen Angaben am Abend des 4. Junis gerade auf dem Nachhauseweg von seinem Dienstherrn als er auf die Duernerin traf. Diese hätte seinen Bruder beschimpft, weil dieser vom Sammeln der Kräuter durch die fünf Frauen am 23. April in der Stadt erzählt hatte. Sie sagte Paul Reck angeblich unter anderem, dass der Teufel den Bub wegtragen solle und dass Gott ein Zeichen setzen würde.
Am 22. und 25. Mai startete mit den Verhören der angeklagten Barbara Hönigschnablin der erste Hexenprozess des Jahres 1699 in Pinkafeld. Unter der Folter bezichtigte sie unter anderem auch die Samerin (Veronica Samerin), die Nörerin (Nererin) und die Rimerin (Maria Schreckin) der Hexerei. Diese Aussagen führten sicherlich zu enormer Unsicherheit in der Pinkafelder Bevölkerung, sodass am 4. Juni es laut Aussage von Johannes Recks 20-jährigem Bruder Paul zur bereits erwähnten Begegnung mit der Duernerin (Rosina Hörbmannin) kam. Paul Reck befand sich laut seinen Angaben am Abend des 4. Junis gerade auf dem Nachhauseweg von seinem Dienstherrn als er auf die Duernerin traf. Diese hätte seinen Bruder beschimpft, weil dieser vom Sammeln der Kräuter durch die fünf Frauen am 23. April in der Stadt erzählt hatte. Sie sagte Paul Reck angeblich unter anderem, dass der Teufel den Bub wegtragen solle und dass Gott ein Zeichen setzen würde.<ref name="homma4445" /><ref name="Zobodat127">[http://www.zobodat.at/pdf/Burgenlaendische-Heimatblaetter_9_0121-0130.pdf PDF: Josef Karl Homma: ''Die Hexenprozesse von Pinkafeld'', S.127], Webseite www.zobodat.at, abgerufen am 31. August 2016</ref>


==== 5. Juni: Johannes Recks ungewöhnlicher Anfall ====
==== 5. Juni: Johannes Recks ungewöhnlicher Anfall ====
Matthias Trärr, der Dienstherr von Johannes Reck, sagte am 4. Juli 1699 aus, dass er am 5. Juni von einem Bediensteten geweckt worden wäre, der ihm mitgeteilt hätte, dass Johannes Reck während der Morgenwäsche plötzlich zu zittern und zappeln angefangen hätte. Trärr hätte dann den Jungen liegend aufgefunden, der nicht fähig gewesen wäre zu sprechen. In weiterer Folge wäre er von Johannes Reck zum Pfarrer gebracht worden, unterwegs wären sie dabei einem roten Hund begegnet, als der Junge plötzlich gesagt hätte, da ginge die Duernerin (=Rosina Hörbmannin), diese alte Hexe. Der Pfarrer hätte dann Johannes Reck verschiedene heilige Sachen angehängt und er wäre dann nach drei Stunden wieder zu sich gekommen. Danach hätte er vier der Kräutersammlerinnen beschuldigt, dass sie ihn so zugerichtet hätten.
Matthias Trärr, der Dienstherr von Johannes Reck, sagte am 4. Juli 1699 aus, dass er am 5. Juni von einem Bediensteten geweckt worden wäre, der ihm mitgeteilt hätte, dass Johannes Reck während der Morgenwäsche plötzlich zu zittern und zappeln angefangen hätte. Trärr hätte dann den Jungen liegend aufgefunden, der nicht fähig gewesen wäre zu sprechen. In weiterer Folge wäre er von Johannes Reck zum Pfarrer gebracht worden, unterwegs wären sie dabei einem roten Hund begegnet, als der Junge plötzlich gesagt hätte, da ginge die Duernerin (=Rosina Hörbmannin), diese alte Hexe. Der Pfarrer hätte dann Johannes Reck verschiedene heilige Sachen angehängt und er wäre dann nach drei Stunden wieder zu sich gekommen. Danach hätte er vier der Kräutersammlerinnen beschuldigt, dass sie ihn so zugerichtet hätten.<ref name="homma4445" /><ref name="Zobodat126-127">[http://www.zobodat.at/pdf/Burgenlaendische-Heimatblaetter_9_0121-0130.pdf PDF: Josef Karl Homma: ''Die Hexenprozesse von Pinkafeld'', S.126-127], Webseite www.zobodat.at, abgerufen am 31. August 2016</ref>


Bei der Zeugenvernehmung am 4. Juli sagte Johannes Reck aus, dass er, als er sich frühmorgens am 5. Juni hätte waschen wollen und er in das Wasser hineingeblickt hätte, wären ihm plötzlich die Maria Schreckin und die Duernerin (Rosina Hörbmannin) erschienen und hätten ihn zu würgen begonnen. Auch die Nererin und die Schmit Jodlin wären noch hinzugekommen. Außerdem sagte er weiter aus, dass ihn die Duernerin befohlen hätte, zu einem Stall nach [[Wiesfleck]] zu kommen. Da er sich zuerst geweigert hätte, hätte sie ihn laut seiner Aussage mit drei grünen Weichseln beworfen, worauf er sich nicht mehr dagegen hätte wehren können. Beim Stall hätte er dann von ihre eine Ohrfeige bekommen, dass er aus der Nase geblutet hätte. Ferner hätte sie ihm mit dem Abwürgen gedroht, wenn er etwas erzählen würde.
Bei der Zeugenvernehmung am 4. Juli sagte Johannes Reck aus, dass er, als er sich frühmorgens am 5. Juni hätte waschen wollen und er in das Wasser hineingeblickt hätte, wären ihm plötzlich die Maria Schreckin und die Duernerin (Rosina Hörbmannin) erschienen und hätten ihn zu würgen begonnen. Auch die Nererin und die Schmit Jodlin wären noch hinzugekommen. Außerdem sagte er weiter aus, dass ihn die Duernerin befohlen hätte, zu einem Stall nach [[Wiesfleck]] zu kommen. Da er sich zuerst geweigert hätte, hätte sie ihn laut seiner Aussage mit drei grünen Weichseln beworfen, worauf er sich nicht mehr dagegen hätte wehren können. Beim Stall hätte er dann von ihre eine Ohrfeige bekommen, dass er aus der Nase geblutet hätte. Ferner hätte sie ihm mit dem Abwürgen gedroht, wenn er etwas erzählen würde.<ref name="homma44">Josef Karl Homma, Harald Prickler, Johann Seedoch: ''Geschichte der Stadt Pinkafeld'', Stadtgemeinde Pinkafeld, 1987, S.44</ref><ref name="Zobodat126" />


Unter der Folter gestand am 9. Juli die von Johannes Reck massiv belastete Rosina Hörbmannin, dass sie ihn verdorben hätte, sodass er willenlos gewesen wäre und er, wenn sie gerufen hatte, gleich hätte kommen müssen.
Unter der Folter gestand am 9. Juli die von Johannes Reck massiv belastete Rosina Hörbmannin, dass sie ihn verdorben hätte, sodass er willenlos gewesen wäre und er, wenn sie gerufen hatte, gleich hätte kommen müssen.<ref name="homma46">Josef Karl Homma, Harald Prickler, Johann Seedoch: ''Geschichte der Stadt Pinkafeld'', Stadtgemeinde Pinkafeld, 1987, S.46</ref><ref name="Zobodat129">[http://www.zobodat.at/pdf/Burgenlaendische-Heimatblaetter_9_0121-0130.pdf PDF: Josef Karl Homma: ''Die Hexenprozesse von Pinkafeld'', S.129], Webseite www.zobodat.at, abgerufen am 31. August 2016</ref>


=== Verhöre der Barbara Hönigschnablin am 22. und 25. Mai 1699 ===
=== Verhöre der Barbara Hönigschnablin am 22. und 25. Mai 1699 ===
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