Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin: Unterschied zwischen den Versionen

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== Merkmale ==
== Merkmale ==
Auch wenn die "Denkwürdigkeiten" heute als "Memoiren" eingestuft werden, dürfte es sich bei ihnen ursprünglich um keine Memoiren gehandelt haben, sondern eher um eine Rechtfertigungsschrift im Hinblick auf Verdienste, die Helene Kottanner bei der Sicherung der Nachfolge von Ladislaus Postumus als ungarischer König geleistet hatte.<ref name ="opll166"/>
Die "Denkwürdigkeiten" erzählen nicht nur eine spannende Geschichte, sondern geben auch interessante Einblicke in die Lebensgewohnheiten an einem Hof aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.<ref>vgl. Beatrix Eichinger: ''Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert?", 1994, S. 72</ref> So ist der Hof der Königin zum Beispiel mobil, ständig ist sie mit ihm auf Reise. Zu Lebzeiten des Königs reisen dieser und sie oft getrennt, ihr tatsächliches Zusammensein an einem Platz ist immer nur für wenige Tage oder Wochen bezeugt, was offensichtlich den damaligen Gewohnheiten entspricht und nicht nur Merkmal einer unglücklichen Ehe sein dürfte.<ref>vgl. Beatrix Eichinger: ''Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert?", 1994, S. 73</ref> Auffällig ist auch, dass selbst die Königin niemals in einem Raum alleine anzutreffen ist, sondern stets von Menschen, gewöhnlich Frauen umgeben ist. Selbst nachts teilt sie ihr Gemach mit anderen Frauen.<ref>vgl. Beatrix Eichinger: ''Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert?", 1994, S. 50, S. 60f. und S. 73f.</ref> Aus heutiger Sicht fällt außerdem auf, dass in den "Denkwürdigkeiten" das Göttliche und Religiöse stark präsent ist. Für erfolgreiche Taten wird Gott gedankt, in schwierigen Situationen wird er um Hilfe gebeten. Wenn Menschen nicht mehr weiter wissen, wirkt er Wunder. Handlungen werden als Teile eines göttlichen Planes gerechtfertigt. Mit Hilfe des Glaubens werden nicht nur wichtige Ziele, sondern auch alltägliche Anforderungen bewältigt.<ref>vgl. Beatrix Eichinger: ''Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert?", 1994, S. 57</ref>
Die "Denkwürdigkeiten" erzählen nicht nur eine spannende Geschichte, sondern geben auch interessante Einblicke in die Lebensgewohnheiten an einem Hof aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.<ref>vgl. Beatrix Eichinger: ''Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert?", 1994, S. 72</ref> So ist der Hof der Königin zum Beispiel mobil, ständig ist sie mit ihm auf Reise. Zu Lebzeiten des Königs reisen dieser und sie oft getrennt, ihr tatsächliches Zusammensein an einem Platz ist immer nur für wenige Tage oder Wochen bezeugt, was offensichtlich den damaligen Gewohnheiten entspricht und nicht nur Merkmal einer unglücklichen Ehe sein dürfte.<ref>vgl. Beatrix Eichinger: ''Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert?", 1994, S. 73</ref> Auffällig ist auch, dass selbst die Königin niemals in einem Raum alleine anzutreffen ist, sondern stets von Menschen, gewöhnlich Frauen umgeben ist. Selbst nachts teilt sie ihr Gemach mit anderen Frauen.<ref>vgl. Beatrix Eichinger: ''Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert?", 1994, S. 50, S. 60f. und S. 73f.</ref> Aus heutiger Sicht fällt außerdem auf, dass in den "Denkwürdigkeiten" das Göttliche und Religiöse stark präsent ist. Für erfolgreiche Taten wird Gott gedankt, in schwierigen Situationen wird er um Hilfe gebeten. Wenn Menschen nicht mehr weiter wissen, wirkt er Wunder. Handlungen werden als Teile eines göttlichen Planes gerechtfertigt. Mit Hilfe des Glaubens werden nicht nur wichtige Ziele, sondern auch alltägliche Anforderungen bewältigt.<ref>vgl. Beatrix Eichinger: ''Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert?", 1994, S. 57</ref>


Die "Denkwürdigkeiten" sind in deutscher Sprache abgefasst. Helene Kottannerin erzählt ihre Geschichte in der Ich-Form. Die Rechtmäßigkeit des Handelns der Königin und ihre eigene Leistung bei der Realisierung sind besonders herausgearbeitet.<ref name ="eichinger11"/> Da der Anfangsteil und der Schlussteil der "Denkwürdigkeiten" fehlen, bleibt offen, warum Helene Kottannerin diese "Denkwürdigkeiten" verfasst oder jemanden diktiert hat. Ebenfalls ist offen, für welche Rezipientengruppe ihr Bericht bestimmt war.
Die "Denkwürdigkeiten" sind in deutscher Sprache abgefasst. Helene Kottannerin erzählt ihre Geschichte in der Ich-Form. Die Rechtmäßigkeit des Handelns der Königin und ihre eigene Leistung bei der Realisierung sind besonders herausgearbeitet.<ref name ="eichinger11"/> Auch wenn die "Denkwürdigkeiten" heute als "Memoiren" eingestuft werden, dürfte es sich bei ihnen ursprünglich um keine Memoiren gehandelt haben, sondern eher um eine Rechtfertigungsschrift im Hinblick auf Verdienste, die Helene Kottanner bei der Sicherung der Nachfolge von Ladislaus Postumus als ungarischer König geleistet hatte.<ref name ="opll166"/> Da der Anfangsteil und der Schlussteil der "Denkwürdigkeiten" fehlen, bleibt offen, warum Helene Kottannerin diese "Denkwürdigkeiten" verfasst oder jemanden diktiert hat. Ebenfalls ist offen, für welche Rezipientengruppe ihr Bericht bestimmt war.


== Datum der Niederschrift  ==
== Datum der Niederschrift  ==
48.857

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