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{{Zitat|Sie hat bis 1942 die Schule mit gutem Erfolg besucht, sei nie sitzen geblieben, sondern sogar Vorzugschülerin gewesen. Ein Nachlassen der geistigen Fähigkeiten sei nicht aufgefallen, doch hat Patientin auch in anfallfreien Zeiten ''gestottert'', jedoch nicht immer, früher niemals.|Quelle=Herbert Brettl und Michael Hess: ''NS-Euthanasie im Burgenland'', Seite 40, Eisenstadt 2015, ISBN=3854051794}} | {{Zitat|Sie hat bis 1942 die Schule mit gutem Erfolg besucht, sei nie sitzen geblieben, sondern sogar Vorzugschülerin gewesen. Ein Nachlassen der geistigen Fähigkeiten sei nicht aufgefallen, doch hat Patientin auch in anfallfreien Zeiten ''gestottert'', jedoch nicht immer, früher niemals.|Quelle=Herbert Brettl und Michael Hess: ''NS-Euthanasie im Burgenland'', Seite 40, Eisenstadt 2015, ISBN=3854051794}} | ||
Ab 1940 erkankte Hermine Bogner an krampfartigen Anfällen, ihr Weg führte sie über das [[w:Landesklinikum Wiener Neustadt|Krankenhaus Wiener Neustadt]] und die Universitätsklinik Wien in den Spiegelgrund.<ref | Ab 1940 erkankte Hermine Bogner an krampfartigen Anfällen, ihr Weg führte sie über das [[w:Landesklinikum Wiener Neustadt|Krankenhaus Wiener Neustadt]] und die Universitätsklinik Wien in den Spiegelgrund.<ref>{{Literatur |Autor=Herbert Brettl, Michael Hess |Titel=NS-Euthanasie im Burgenland|Ort=Eisenstadt |Datum=2015 |Seiten=40 |ISBN=3854051794}}</ref> Trotz vieler Untersuchungen konnten sich die Ärzte zunächst auf keine eindeutige Diagnose einigen, bis schließlich ihre Krankheitssymptome einer [[w:Epilepsie|Epilepsie]] zugeschrieben wurden. Sie durfte die anstaltseigene Schule besuchen, die im Pavillon 17 untergebracht war, wohin sie zwischenzeitlich auch verlegt worden war. Sie galt als sehr liebenswert und herzlich. Selbst ihre Ärztin [[w:Marianne Türk|Marianne Türk]], die üblicherweise ihre Protokolleinträge immer sehr sachlich und distanziert formulierte, beurteilte die junge Pinkafelderin durchaus menschlich: | ||
{{Zitat|Ist immer außer Bett, im Tagraum oder Garten. Hat guten Kontakt mit Kindern und Pflegepersonen. Spricht gut, versteht alles. Macht intellektuell keinen gröber gestörten Eindruck. Hermine ist selbständig in ihrer Körperpflege, hält ihre Kleidung nett und rein. Tag und Nacht sauber. Sie hilft der Schwester bei kleineren Handgriffen, ist dabei geschickt und flink...Oft ist sie traurig und weint, wenn sie davon spricht, dass sie nach Hause möchte (die Mutter erklärte, dass sie sie nicht übernehmen könnte)...sie will gerne verwöhnt und verhätschelt werden. Sie ist anhänglich, liebebedürftig, freudefähig. Nie grob zu anderen Kindern.|Quelle=Herbert Brettl und Michael Hess: ''NS-Euthanasie im Burgenland'', Seite 40 und 41, Eisenstadt 2015, ISBN=3854051794}} | {{Zitat|Ist immer außer Bett, im Tagraum oder Garten. Hat guten Kontakt mit Kindern und Pflegepersonen. Spricht gut, versteht alles. Macht intellektuell keinen gröber gestörten Eindruck. Hermine ist selbständig in ihrer Körperpflege, hält ihre Kleidung nett und rein. Tag und Nacht sauber. Sie hilft der Schwester bei kleineren Handgriffen, ist dabei geschickt und flink...Oft ist sie traurig und weint, wenn sie davon spricht, dass sie nach Hause möchte (die Mutter erklärte, dass sie sie nicht übernehmen könnte)...sie will gerne verwöhnt und verhätschelt werden. Sie ist anhänglich, liebebedürftig, freudefähig. Nie grob zu anderen Kindern.|Quelle=Herbert Brettl und Michael Hess: ''NS-Euthanasie im Burgenland'', Seite 40 und 41, Eisenstadt 2015, ISBN=3854051794}} | ||
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{{Zitat|Ich will noch bemerken, daß […] sich in keiner Krankengeschichte etwas von Euthanasie befindet, nirgends ein Hinweis in dieser Richtung aufscheint, da wir aus leicht begreiflichen Gründen dies gar nicht tun durften. Insofern erscheint dort, wo tatsächlich Euthanasie vorgekommen ist, die Krankengeschichte als verfälscht auf. In sehr vielen Fällen war die unmittelbare Todesursache eine Lungenentzündung, die im Zuge der Schlafmittelvergiftung aufgetreten ist. In den Krankengeschichten scheint natürlich nur die Lungenentzündung auf. Aus der Korrespondenz mit dem Reichsausschuß in Berlin ergab sich in jedem einzelnen Falle die Euthanasie, diese Korrespondenz ist aber über Auftrag von Berlin beim Einmarsch der Russen vernichtet worden.|Vernehmung der Beschuldigten Türk am 12. März 1946 (DÖW E 18282).}} | {{Zitat|Ich will noch bemerken, daß […] sich in keiner Krankengeschichte etwas von Euthanasie befindet, nirgends ein Hinweis in dieser Richtung aufscheint, da wir aus leicht begreiflichen Gründen dies gar nicht tun durften. Insofern erscheint dort, wo tatsächlich Euthanasie vorgekommen ist, die Krankengeschichte als verfälscht auf. In sehr vielen Fällen war die unmittelbare Todesursache eine Lungenentzündung, die im Zuge der Schlafmittelvergiftung aufgetreten ist. In den Krankengeschichten scheint natürlich nur die Lungenentzündung auf. Aus der Korrespondenz mit dem Reichsausschuß in Berlin ergab sich in jedem einzelnen Falle die Euthanasie, diese Korrespondenz ist aber über Auftrag von Berlin beim Einmarsch der Russen vernichtet worden.|Vernehmung der Beschuldigten Türk am 12. März 1946 (DÖW E 18282).}} | ||
Dieser Einmarsch der Russen erfolgte nur zwei Tage nach dem Ableben von Hermine Bogner, als am 29. März um die Mittagszeit bei [[Klostermarienberg]] ([[Bezirk Oberpullendorf]]) der erste Soldat der [[w:Rote Armee|Roten Armee]] die Reichsgrenze im Zuge [[w:Wiener Operation|Wiener Operation]] überschritt,<ref name="rauchensteiner126">[[Manfried Rauchensteiner]]: ''Der Krieg in Österreich 1945'', Seite 126, Österr. Bundesverlag, Wien 1984, ISBN 3-215-01672-9.</ref> bis zum 11. April waren schließlich alle Wiener Stadtbezirke südlich des [[w:Donaukanal|Donaukanals]] von den Sowjettruppen besetzt.<ref name="rauchensteiner179"> | Dieser Einmarsch der Russen erfolgte nur zwei Tage nach dem Ableben von Hermine Bogner, als am 29. März um die Mittagszeit bei [[Klostermarienberg]] ([[Bezirk Oberpullendorf]]) der erste Soldat der [[w:Rote Armee|Roten Armee]] die Reichsgrenze im Zuge [[w:Wiener Operation|Wiener Operation]] überschritt,<ref name="rauchensteiner126">[[w:Manfried Rauchensteiner|Manfried Rauchensteiner]]: ''Der Krieg in Österreich 1945'', Seite 126, Österr. Bundesverlag, Wien 1984, ISBN 3-215-01672-9.</ref> bis zum 11. April waren schließlich alle Wiener Stadtbezirke südlich des [[w:Donaukanal|Donaukanals]] von den Sowjettruppen besetzt.<ref name="rauchensteiner179">Manfried Rauchensteiner: ''Der Krieg in Österreich 1945'', Seite 179, Österr. Bundesverlag, Wien 1984, ISBN 3-215-01672-9.</ref> | ||
Marianne Türk hatte bei dem oben erwähnten Volksgerichtsprozess auch zugegeben, im "Auftrag von Berlin" auf Euthanasie verweisende Dokumente aus den Krankenakten entfernt und vernichtet zu haben. Im Zuge des Prozesses wurde sie zu zehn Jahren Haft verurteilt. Zwei Jahre später erfolgte bereits ihre vorzeitige Haftentlassung aufgrund gesundheitlicher Probleme. 1957 wurde ihr sogar der im Prozess aberkannte Doktortitel wieder zuerkannt. Nach eigenen Worten "wagte sie es aber nicht mehr" in ihren alten Beruf zurückzukehren. Sie starb im hohen Alter von 89 Jahren 2003 in Wien. Heinrich Gross verstarb 2005 im Alter von 90 Jahren in [[Hollabrunn]]. | Marianne Türk hatte bei dem oben erwähnten Volksgerichtsprozess auch zugegeben, im "Auftrag von Berlin" auf Euthanasie verweisende Dokumente aus den Krankenakten entfernt und vernichtet zu haben. Im Zuge des Prozesses wurde sie zu zehn Jahren Haft verurteilt. Zwei Jahre später erfolgte bereits ihre vorzeitige Haftentlassung aufgrund gesundheitlicher Probleme. 1957 wurde ihr sogar der im Prozess aberkannte Doktortitel wieder zuerkannt. Nach eigenen Worten "wagte sie es aber nicht mehr" in ihren alten Beruf zurückzukehren. Sie starb im hohen Alter von 89 Jahren 2003 in Wien. Heinrich Gross verstarb 2005 im Alter von 90 Jahren in [[Hollabrunn]]. |