9.493
Bearbeitungen
K (Textergänzungen) |
K (Textergänzungen) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
=== Die Massaker von Jennersdorf === | === Die Massaker von Jennersdorf === | ||
Jennersdorf bildete den Unterabschnitt V/7 im Kreis Feldbach. Verantwortlicher Abschnittsleiter war Felix Luckmann, NSDAP-Ortgruppenleiter von Jennersdorf. In der Ortschaft wurden an mehreren Stellen jüdische Zwangsarbeiter einquartiert, wie zum Beispiel in den Volksschulen von Jennersdorf und Grieselstein, in einer ehemaligen Lederfabrik, in einer Ziegelei, einem Meierhof und einem Gasthof, insgesamt rund 300 bis 400 Menschen. Zusätzlich wurden jeden Tag Hunderte weitere Zwangsarbeiter mit der Bahn aus Fehring und Feldbach zum Schanzen antransportiert. | Jennersdorf bildete den Unterabschnitt V/7 im Kreis Feldbach. Verantwortlicher Abschnittsleiter war Felix Luckmann, NSDAP-Ortgruppenleiter von Jennersdorf. In der Ortschaft wurden an mehreren Stellen jüdische Zwangsarbeiter einquartiert, wie zum Beispiel in den Volksschulen von Jennersdorf und Grieselstein, in einer ehemaligen Lederfabrik, in einer Ziegelei, einem Meierhof und einem Gasthof, insgesamt rund 300 bis 400 Menschen. Zusätzlich wurden jeden Tag Hunderte weitere Zwangsarbeiter mit der Bahn aus [[Fehring]] und [[Feldbach]] zum Schanzen antransportiert. | ||
<ref name="Lappin344">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=344|ISBN=978-3643501950}}</ref> | <ref name="Lappin344">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=344|ISBN=978-3643501950}}</ref> | ||
In Jennersdorf war auch ein Bataillon der [[w:23. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Kama“ (kroatische Nr. 2)|23. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Kama“ (kroatische Nr. 2)]] stationiert, der Bataillonsstab war in der Hauptschule untergebracht. Das Bataillon bestand aus rund 320 Mann, in der Masse bosnische Muslime, der Rest waren [[w:Volksdeutsche|Volksdeutsche]]. Zwei dieser Volksdeutschen, Wilhelm Mohr und Franz Paul, waren für ihre Brutalität berüchtigt. Erfüllten einzelne jüdische Zwangsarbeiter ihr Tagessoll nicht, wurden sie in Hauptschule übel verprügelt.<ref name="Lappin344" /> | In Jennersdorf war auch ein [[w:Bataillon|Bataillon]] der [[w:23. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Kama“ (kroatische Nr. 2)|23. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Kama“ (kroatische Nr. 2)]] stationiert, der Bataillonsstab war in der Hauptschule untergebracht. Das Bataillon bestand aus rund 320 Mann, in der Masse bosnische Muslime, der Rest waren [[w:Volksdeutsche|Volksdeutsche]]. Zwei dieser Volksdeutschen, Wilhelm Mohr und Franz Paul, waren für ihre Brutalität berüchtigt. Erfüllten einzelne jüdische Zwangsarbeiter ihr Tagessoll nicht, wurden sie in Hauptschule übel verprügelt.<ref name="Lappin344" /> | ||
In der Volksschule Grieselstein brach in weiterer Folge eine Fleckfieberepedemie aus. Als im Februar ein weiterer Bahntransport aus Fehring mit einigen kranken Zwangsarbeitern ankam, | In der Volksschule Grieselstein brach in weiterer Folge eine Fleckfieberepedemie aus. Als im Februar ein weiterer Bahntransport aus Fehring mit einigen kranken Zwangsarbeitern ankam, wurden 29 nicht arbeitsfähige Juden vom anwesenden Amtarzt Josef Schütz ausselektiert. Am Abend brachten sie Wilhelm Mohr und Franz Paul in Begleitung weiterer muslimischer SS-Angehöriger zum Pulverturm beim Aasplatz. Dort wurden sie, nachdem sie noch ausgeraubt wurden, entweder von Mohr und Paul erschossen oder von den Bosniaken mit Grabungswerkzeugen erschlagen. Anschließend vergruben die bosnischen SS-Soldaten die Körper der Ermordeten auf dem Aasplatz.<ref name="Lappin347">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=344|ISBN=978-3643501950}}</ref> Die Ortsbewohner zeigten sich angesichts des Massakers aber auch der schlechten Behandlung der ungarischen Zwangsarbeiter sehr aufgebracht und brachten dies gegenüber den SS-Soldaten auch zum Ausdruck. | ||
Als die Zahl der Erkrankten weiter | Als die Zahl der Erkrankten weiter zunahm, wurde in der Volksschule Grieselstein ein Krankenrevier eingerichtet. Rund 25 Kranke wurden im Februar unter Beisein von Volksschuldirektor Emmerich Mathauser, der zugleich NS-Organisationsleiter der Ortsgruppe Jennersdorf war, ausselektiert und zwischen Grieselstein und Jennersdorf erschossen.<ref name="Lappin347" /> Dieser Vorgang wiederholte sich im März ein zweites Mal. Ein Massengrab, dass sich bei der Schlachthalle befunden hatte, wurde von den sowjetischen Behörden 1945/46 aufgelöst und die Leichen nach unbekannt umgebettet. Ein zweites Grab mit bis zu 20 Leichen soll sich auf der Dotterwiese bei Grieselstein befunden haben.<ref name="Lappin348">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=344|ISBN=978-3643501950}}</ref> | ||
Nachdem die Rote Armee Jennersdorf besetzt hatte, blieben etwa 40 Kranke auf dem Areal der Ziegelei und einem Zelt zurück. Soldaten der 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ gelang kurzfristig die Rückeroberung von Jennersdorf, dabei nutzten sie diese kurze Zeitspanne um die zurückgelassenen Zwangsarbeiter im Krankenzelt zu ermorden, während diejenige, die sich in der Ziegelei aufgehalten hatten, unentdeckt blieben.<ref name="Lappin348" /> | Nachdem die Rote Armee Jennersdorf besetzt hatte, blieben etwa 40 Kranke auf dem Areal der Ziegelei und in einem Zelt zurück. Soldaten der 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ gelang kurzfristig die Rückeroberung von Jennersdorf, dabei nutzten sie diese kurze Zeitspanne um die zurückgelassenen Zwangsarbeiter im Krankenzelt zu ermorden, während diejenige, die sich in der Ziegelei aufgehalten hatten, unentdeckt blieben. Diese Leichen wurden angeblich verbrannt.<ref name="Lappin348" /> | ||
Ermittlungen der Gendarmerie nach Ende der Kämpfe richteten sich vorallem gegen die lokalen Nazi-Größen wie Felix Luckmann und | Ermittlungen der Gendarmerie nach Ende der Kämpfe richteten sich vorallem gegen die lokalen Nazi-Größen wie Felix Luckmann und |