Wienerisch: Unterschied zwischen den Versionen

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112 Bytes hinzugefügt ,  25. Januar 2014
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=== Grammatik ===
=== Grammatik ===
Auffällig ist die Vorliebe für den [[Diminutiv]], wobei an Stelle des hochdeutschen ''-chen'' die Silbe ''„-erl “'' angehängt wird. Damit ist jedoch nicht zwangsläufig eine – in welcher Hinsicht immer – kleinere Version des Hauptbegriffes gemeint. Oft ist es nur Ausdruck der Sympathie, weshalb ausschließlich historisch lange Gewohntem (bzw. [[Ständegesellschaft|standesmäßig]] Adäquatem) diese Vertraulichkeit zukommt. Ein ''„geigerl “'' beispielsweise unterscheidet sich äußerlich nicht von der ''„geign“'' ([[Violine]]); mit ersterem [[Kosename]]n wird das Instrument aber eher bedacht, wenn es beim [[Heuriger|Heurigen]] erklingt. Andere scheinbar verkleinerte [[Substantiv]]a haben überhaupt keine „große“ Entsprechung, wie etwa das ''„stamperl “'' (Schnapsglas) oder das ''„pantscherl “'' (amouröse Affäre).
Auffällig ist die Vorliebe für den [[wp-de:Diminutiv|Diminutiv]], wobei an Stelle des hochdeutschen ''-chen'' die Silbe ''„-erl “'' angehängt wird. Damit ist jedoch nicht zwangsläufig eine – in welcher Hinsicht immer – kleinere Version des Hauptbegriffes gemeint. Oft ist es nur Ausdruck der Sympathie, weshalb ausschließlich historisch lange Gewohntem (bzw. standesmäßig Adäquatem) diese Vertraulichkeit zukommt. Ein ''„geigerl “'' beispielsweise unterscheidet sich äußerlich nicht von der ''„geign“'' ([[wp-de:Violine|Violine]]); mit ersterem Kosenamen wird das Instrument aber eher bedacht, wenn es beim [[Heuriger|Heurigen]] erklingt. Andere scheinbar verkleinerte [[wp-de:Substantiv|Substantiva]] haben überhaupt keine „große“ Entsprechung, wie etwa das ''„stamperl “'' (Schnapsglas) oder das ''„pantscherl “'' (amouröse Affäre).


Bei der Intonation von Diminutiva werden Vokalverdumpfungen des Ausgangswortes rückgängig gemacht: Der ''Bach'' heißt ''„boch“'', sein kleines – respektive familiäres – [[Pendant]] jedoch ''„bacherl “''. Das bloße ''„-l “'' als [[Suffix]] hingegen dient oft weniger der Verkleinerung als der Differenzierung: ''„glos“'' = ''Glas'' allgemein, ''„glasl “'' = Trinkglas, ''„glaserl “'' = familiär; ''„håus“'' = ''Haus'' allgemein, ''„heisl “'' = [[Toilette|Abort]] (!), ''„heiserl “'' = [[Eigenheim]].
Bei der Intonation von Diminutiva werden Vokalverdumpfungen des Ausgangswortes rückgängig gemacht: Der ''Bach'' heißt ''„boch“'', sein kleines – respektive familiäres – [[wp-de:Pendant|Pendant]] jedoch ''„bacherl “''. Das bloße ''„-l “'' als [[wp-de:Suffix|Suffix]] hingegen dient oft weniger der Verkleinerung als der Differenzierung: ''„glos“'' = ''Glas'' allgemein, ''„glasl “'' = Trinkglas, ''„glaserl “'' = familiär; ''„håus“'' = ''Haus'' allgemein, ''„heisl “'' = Abort (!), ''„heiserl “'' = Eigenheim.


Was die [[Deklination (Grammatik)|Deklination]] betrifft, ist der hochdeutsche [[Genitiv]] im Wienerischen unbekannt. Entsprechende Relationen (Besitz, Verfügung) werden via [[Dativ]] plus [[Possessivpronomen]] formuliert: ''Augusts Gefährtin'' ist daher ''„dem Gustl sei oide“'' („dem Gustl seine Alte“) –&nbsp;geläufig in der Form ''„in Gustl sei oide“''.<br>Weitere sprachliche Spezifika stellen unter anderem das ''wie'' im [[Komparativ]] dar (''&nbsp;„greßa wia“'' = ''größer als''; ''„ois wia“'' = ''so wie''), oder der oft –&nbsp;im Gegensatz zur Rechtschreibung&nbsp;– beigefügte Artikel (''Geld'' = ''„a göd“'', d.h. „ein Geld“). Auch wird dem eigentlichen Verb gerne ein „tun“ vorangesetzt: ''„tuasd eh schaun“'' = „achtest du auch wirklich darauf“.
Was die [[wp-de:Deklination (Grammatik)|Deklination]] betrifft, ist der hochdeutsche [[wp-de:Genitiv|Genitiv]] im Wienerischen praktisch unbekannt. Entsprechende Relationen (Besitz, Verfügung) werden via [[wp-de:Dativ|Dativ]] plus [[wp-de:Possessivpronomen|Possessivpronomen]] formuliert: ''Augusts Gefährtin'' ist daher ''„dem Gustl sei oide“'' („dem Gustl seine Alte“) –&nbsp;geläufig in der Form ''„in Gustl sei oide“''.<br>Weitere sprachliche Spezifika stellen unter anderem das ''wie'' im [[wp-de:Komparativ|Komparativ]] dar (''&nbsp;„greßa wia“'' = ''größer als''; ''„ois wia“'' = ''so wie''), oder der oft –&nbsp;im Gegensatz zur Rechtschreibung&nbsp;– beigefügte Artikel (''Geld'' = ''„a göd“'', d.h. „ein Geld“). Auch wird dem eigentlichen Verb gerne ein „tun“ vorangesetzt: ''„tuasd eh schaun“'' = „achtest du auch wirklich darauf“.
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