Leesdorfer Papiermühle (Baden): Unterschied zwischen den Versionen

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Die Anfänge der ''"Mühle im Oberen Wörth"'' gehen auf das Jahr 1356 zurück. Nach 1480 war der Mühlenbetreiber wirtschaftlich zusammengebrochen und verlies das Gebäude. Anna 1510 gelang es der Herrschaft, wieder einen Käufer für die mittlerweile zur Ruine verkommene Mühle zu finden, und auch dann war diese nur ein Spekulationsobjekt, denn bis 1513 wechselte sie noch dreimal den Besitzer. Als ''Jörg Lampel'' das Objekt 1513 erwarb, schien sich das Blatt zu wenden. ''Lampel'' baute die Mühle zu einer [[w:Papiermühle|Papiermühle]] um und 1533 wurde sie erstmals „''Papyrmül''“ (Papiermühle) genannt. Als der sich immer weiter verbreitende [[w:Buchdruck|Buchdruck]] den Papierbedarf enorm steigerte, wurde das Unternehmen zu einem riesigen Erfolg, sodass sich die ''Familie Lampl'' nach 1524 das Badener Bürgerhaus in der Rathausgasse Nr. 4, heute ein Teil des Rathauses, kaufen konnte.   
Die Anfänge der ''"Mühle im Oberen Wörth"'' gehen auf das Jahr 1356 zurück. Nach 1480 war der Mühlenbetreiber wirtschaftlich zusammengebrochen und verlies das Gebäude. Anna 1510 gelang es der Herrschaft, wieder einen Käufer für die mittlerweile zur Ruine verkommene Mühle zu finden, und auch dann war diese nur ein Spekulationsobjekt, denn bis 1513 wechselte sie noch dreimal den Besitzer. Als ''Jörg Lampel'' das Objekt 1513 erwarb, schien sich das Blatt zu wenden. ''Lampel'' baute die Mühle zu einer [[w:Papiermühle|Papiermühle]] um und 1533 wurde sie erstmals „''Papyrmül''“ (Papiermühle) genannt. Als der sich immer weiter verbreitende [[w:Buchdruck|Buchdruck]] den Papierbedarf enorm steigerte, wurde das Unternehmen zu einem riesigen Erfolg, sodass sich die ''Familie Lampl'' nach 1524 das Badener Bürgerhaus in der Rathausgasse Nr. 4, heute ein Teil des Rathauses, kaufen konnte.   


Wie soll es auch anders gewesen sein, die Türken zerstörten schon im [[w:Erste_Wiener_Türkenbelagerung|während der ersten Türkenbelagerung]] von 1529/1532 die Papiermühle und ''Georg Lamp''l, der diesen Schicksalstag nicht verwandt, verstarb danach. Seine Witwe verkaufte die nunmehrige Ruine anno 1533 an ''Matthäus Theysinger'' und dessen Ehefrau ''Anna''. Mit der Papiermühle ging es nun wieder bergauf und die Mühle blieb an die hundert Jahre im Familienbesitz. Bei der Papiermühle befand sich, wie in Baden üblich, ein Heuriger, der stark frequentiert wurde, denn der „''hadermüllner''“  musste mehrere Male ''Ungeld''<ref>Ungeld war eine Art Alkoholsteuer</ref> an die Gemeinde zahlen. Die Steuern und Abgaben an die Grundherrschaft, dem [[Stift Heiligenkreuz]], wurden nicht monetär beglichen, sondern mit Papierlieferungen, die den enormen Papierbedarf des Stiftes deckten. Im Gegenzug beglich das Stift den Differenzbetrag mittel Holzlieferungen, den Grundstoff für die Papiererzeugung.  
Wie soll es auch anders gewesen sein, die Türken zerstörten schon im [[w:Erste_Wiener_Türkenbelagerung|während der ersten Türkenbelagerung]] von 1529/1532 die Papiermühle und ''Georg Lamp''l, der diesen Schicksalstag nicht verwandt, verstarb danach. Seine Witwe verkaufte die nunmehrige Ruine anno 1533 an ''Matthäus Theysinger'' und dessen Ehefrau ''Anna''. Mit der Papiermühle ging es nun wieder bergauf und die Mühle blieb an die hundert Jahre im Familienbesitz. Bei der Papiermühle befand sich, wie in Baden üblich, ein Heuriger, der stark frequentiert wurde, denn der „''hadermüllner''“  musste mehrere Male ''Ungeld''<ref>Ungeld war eine Art Alkoholsteuer</ref> an die Gemeinde zahlen. Die Steuern und Abgaben an die Grundherrschaft, dem [[Stift Heiligenkreuz]], wurden nicht [[w:Monetäre_Basis|monetär]] beglichen, sondern mit Papierlieferungen, die den enormen Papierbedarf des Stiftes deckten. Im Gegenzug beglich das Stift den Differenzbetrag mittel Holzlieferungen, den Grundstoff für die Papiererzeugung.  


Als ''Matthäus Theysinger'' 1563 starb, führte seine zweite Ehefrau ''Maria'' die Papiermühle als Witwenbetrieb weiter und heiratete in zweiter Ehe ''Martin Riedinger''. Der Sohn ''Matthäus Reidinger jun''. übernahm gemeinsam mit seiner Frau anno 1587 die Papiermühle und als dieser verstarb heiratete die Witwe den Altgesellen ''Martin Purmann'' und zog sich mit diesem aus dem Geschäft zurück.  Die Papiermühle übernahm der Sohn ''Andreas Theysinger''. Dieser wurde auch nicht alt, verstarb er doch schon in jungen Jahren, so dass seine Witwe ''Anna Maria'' die Mühle weiterführte und ebenfalls, wie schon ihre Schwiegermutter einen Papiermachergesellen heiratete. Anno 1618 war das ''Christoph Khrieger'' und nach dessen Hinscheiden 1631 ''Thomas Werner''. Die Ehe sollte nicht lange währen, denn schon 5 Jahre danach verstarb auch ''Thomas Werner''. Nun gab ''Anna Maria'' die Papiermühle auf, verkaufte den Betrieb an ihren Stiefschwiegervater ''Martin Purmann'' und heiratete in die "''Leesdorfer Grundmühle''" ein.  
Als ''Matthäus Theysinger'' 1563 starb, führte seine zweite Ehefrau ''Maria'' die Papiermühle als Witwenbetrieb weiter und heiratete in zweiter Ehe ''Martin Riedinger''. Der Sohn ''Matthäus Reidinger jun''. übernahm gemeinsam mit seiner Frau anno 1587 die Papiermühle und als dieser verstarb heiratete die Witwe den Altgesellen ''Martin Purmann'' und zog sich mit diesem aus dem Geschäft zurück.  Die Papiermühle übernahm der Sohn ''Andreas Theysinger''. Dieser wurde auch nicht alt, verstarb er doch schon in jungen Jahren, so dass seine Witwe ''Anna Maria'' die Mühle weiterführte und ebenfalls, wie schon ihre Schwiegermutter einen Papiermachergesellen heiratete. Anno 1618 war das ''Christoph Khrieger'' und nach dessen Hinscheiden 1631 ''Thomas Werner''. Die Ehe sollte nicht lange währen, denn schon 5 Jahre danach verstarb auch ''Thomas Werner''. Nun gab ''Anna Maria'' die Papiermühle auf, verkaufte den Betrieb an ihren Stiefschwiegervater ''Martin Purmann'' und heiratete in die "''Leesdorfer Grundmühle''" ein.  
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Die "''Papiermühle Leesdorf''" produzierte im Jahr 1798  183 Ballen Papier zu je 10 [[w:Ries_(Papiermaß)|Ries]] (1 Ries = 480 Bogen Schreib- oder 516 Bogen Druckpapier), das waren ziemlich genau 1,8% der Papierproduktion im Kronland Niederösterreich von 10.074 Ballen und konnte damit keinen ausreichenden Gewinn erwirtschaften, ''Purtscher'' geriet in eine finanzielle Schieflage und verkaufte den Betrieb noch im selben Jahr 1798 an den Großunternehmer ''Ignaz Theodor von Pachner Edler v. Eggenstorf''. Dieser interessierte sich nicht sonderlich um den Betrieb, war er jedoch Besitzer einer wesentlich größeren Papiererzeugung in Klein-Neusiedl mit 60 Papiermachergesellen. Das Areal in [[w:Leesdorf_(Gemeinde_Baden)|Leesdorf]] benutzte er um es zu seinem Sommersitz auszubauen. Die Papiermühle lief nur nebenbei weiter und wurde 1822 von dessen Erben geschlossen.  
Die "''Papiermühle Leesdorf''" produzierte im Jahr 1798  183 Ballen Papier zu je 10 [[w:Ries_(Papiermaß)|Ries]] (1 Ries = 480 Bogen Schreib- oder 516 Bogen Druckpapier), das waren ziemlich genau 1,8% der Papierproduktion im Kronland Niederösterreich von 10.074 Ballen und konnte damit keinen ausreichenden Gewinn erwirtschaften, ''Purtscher'' geriet in eine finanzielle Schieflage und verkaufte den Betrieb noch im selben Jahr 1798 an den Großunternehmer ''Ignaz Theodor von Pachner Edler v. Eggenstorf''. Dieser interessierte sich nicht sonderlich um den Betrieb, war er jedoch Besitzer einer wesentlich größeren Papiererzeugung in Klein-Neusiedl mit 60 Papiermachergesellen. Das Areal in [[w:Leesdorf_(Gemeinde_Baden)|Leesdorf]] benutzte er um es zu seinem Sommersitz auszubauen. Die Papiermühle lief nur nebenbei weiter und wurde 1822 von dessen Erben geschlossen.  
== Mühlenbesitzer ==
{| class="wikitable mw-collapsible mw-collapsed"
|+
|1513
|Jörg Lampel (Lampl)
|-
|1533
|Matthäus Theysinger und seine Frau Anna (Kauf)
|-
|1563
|die zweite Ehefrau und Witwe Maria Theysinger (Erbe)
|-
|1563
|die Witwe Maria Theysinger und ihr zweiter Ehemann Martin Reidinger (Heirat)
|-
|1587
|der Sohn Martin Reidinger jun. und Gattin (Übernahme)
|-
|
|Andreas Theysinger und seine Gattin Anna Maria (Übernahme)
|-
|1618
|Anna Maria und ihr zweiter Mann Christoph Khrieger (Erbe und Heirat)
|-
|1631
|Anna Maria und ihr dritter Mann Thomas Werner (Heirat)
|-
|1636
|Martin Purmann (Kauf)
|-
|
|Martin Purmann und seine dritte Gattin Sabina geb. Würz (Heirat)
|-
|
|Sabina geb. Würz und ihr zweiter Ehemann Daniel Härle (Erbe und Heirat)
|-
|1654
|Thomas Würz (Erbe)
|-
|1654
|Hans Reichart Neumayr und seiner Ehefrau Magdalena (Kauf)
|-
|um 1684
|Reichart Neumayr (Erbe)
|-
|um 1686
|Stift Heiligenkreuz (Kauf)
|-
|um 1686
|Stift Melk (Tausch mit Haus in Alland)
|-
|1714
|Thomas Würz und seine Gattin Anna Maria (Kauf)
|-
|danach bis 1760
|Rupert Würz (Erbe)
|-
|1760
|Lorenz Pomo v. Weyerthall (Lizitationskauf)
|-
|danach
|Jakob Anton Edlen v. Ghelen (Kauf)
|-
|1770
|Christian Purtscher (Kauf)
|-
|1798
|Ignaz Theodor von Pachner Edler v. Eggenstorf (Kauf)
|-
|1822
|die Erben nach Ignaz Theodor von Pachner Edler v. Eggenstorf schloßen den Betrieb
|}


==Nachnutzung==
==Nachnutzung==
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