Gertrud von Österreich und Steier: Unterschied zwischen den Versionen

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== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Gertrud von Österreich und Steier war eine Angehörige jener Herrscherfamilie, die heute als die [[Babenberger]] bezeichnet wird. Sie war die Nichte von [[Friedrich II. (Österreich)|Herzog Friedrich (II.) von Österreich]], besser bekannt als "''Herzog Friedrich dem Streitbaren''", und somit eine Enkelin von [[Leopold VI. (Österreich)|Herzog Leopold (VI.) von Österreich]] ("''Leopold dem Glorreichen''"). Ihre Eltern waren dessen anderer Sohn, [[w:Heinrich der Grausame von Österreich|Herzog Heinrich von Österreich]] ("''Heinrich der Grausame''") († um 1227), und dessen Ehefrau Agnes von Thüringen († vor 1247), eine Tochter des Landgrafen [[w:Hermann I. (Thüringen)|Hermann (I.)]], seit 1181 Pfalzgraf von Sachsen.
Gertrud von Österreich und Steier war eine Angehörige jener Herrscherfamilie, die heute als die [[Babenberger]] bezeichnet wird. Sie war die Nichte von [[Friedrich II. (Österreich)|Herzog Friedrich (II.) von Österreich]], besser bekannt als "''Herzog Friedrich dem Streitbaren''", und somit eine Enkelin von [[Leopold VI. (Österreich)|Herzog Leopold (VI.) von Österreich]] ("''Leopold dem Glorreichen''"). Ihre Eltern waren dessen anderer Sohn, [[w:Heinrich der Grausame von Österreich|Herzog Heinrich von Österreich]] ("''Heinrich der Grausame''") († um 1227), und dessen Ehefrau Agnes von Thüringen († vor 1247), eine Tochter des Landgrafen [[w:Hermann I. (Thüringen)|Hermann (I.)]], seit 1181 Pfalzgraf von Sachsen.<ref name ="neukam236">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 236</ref>


Gertrud war dreimal verheiratet:
Gertrud war dreimal verheiratet:
:∞ in 1. Ehe mit Markgraf Vladislav von Mähren († 1247), einem Halbbruder ihres späteren Gegenspielers, des "[[w:Königreich Böhmen|Böhmenkönigs]]" [[Ottokar II. Přemysl|Ottokar (II.)]]
:∞ in 1. Ehe mit Markgraf Wladislaw (oder Vladislav) von Mähren († 1247), ein Sohn des [[w:Königreich Böhmen|böhmischen Königs]] [[w:Wenzel I. (Böhmen)|Wenzel I.]], er war der ältere Halbbruder ihres späteren Gegenspielers, des "[[w:Königreich Böhmen|Böhmenkönigs]]" [[Ottokar II. Přemysl|Ottokar (II.)]]
:∞ in 2. Ehe seit 1248 mit [[Hermann VI. von Baden|Markgraf Hermann (VI.) von Baden]] († 1250)
:∞ in 2. Ehe seit 1248 mit [[Hermann VI. von Baden|Markgraf Hermann (VI.) von Baden]] († 1250)
:::* [[Friedrich von Baden-Österreich|Friedrich von Baden]] (* 1249, in Alland; † 29. Oktober 1268, in [[w:Neapel|Neapel]])
:::* [[Friedrich von Baden-Österreich|Friedrich von Baden]] (* 1249, in Alland; † 29. Oktober 1268, in [[w:Neapel|Neapel]])
:::* [[Agnes von Baden-Österreich|Agnes von Baden]] * um 1250; † 2. Jänner 1295)
:::* [[Agnes von Baden-Österreich|Agnes von Baden]] * um 1250; † 2. Jänner 1295)
:∞ in 3. Ehe seit dem Sommer 1252 mit Roman von Halicz.
:∞ in 3. Ehe seit dem Sommer 1252 mit Roman von Halicz.
:::* Marie von Halicz


Eine von ihrem Onkel im Juni 1245 geplante Ehe mit [[w:Friedrich II. (HRR)|Kaiser Friedrich II. "''Stupor Mundi''")]] kam nicht zustande.
Eine von ihrem Onkel im Juni 1245 geplante Ehe mit [[w:Friedrich II. (HRR)|Kaiser Friedrich II. "''Stupor Mundi''")]] kam nicht zustande.<ref name ="neukam236"/>


== Leben ==
== Leben ==
Nach dem Tod von Herzog Friedrich dem Steitbaren (1246) beanspruchte Gertrud von Österreich, die den Titel "''Ducissa Austrie et Stirie''", führte, gestützt auf das [[w:Privilegium minus|Privilegium minus]], die Herrschaft über die Herzogtümer Österreich und Steier. Obwohl der Kaiser ihre Ansprüche ignorierte, konnte sie sich zunächst mit Einschränkungen durchsetzen, da sie von päpstlicher Seite unterstützt wurde. Später versuchte sie ihre Stellung in den Herzogtümern mit Hilfe des ungarischen Königs zu behaupten. Letztlich konnte sich aber König Ottokar, der ihre Tante [[Margarete von Babenberg|Margarete]] geheiratet hatte, nicht nur im Herzogtum Österreich, sondern auch imm Herzogtum Steier behaupten. Im Frieden von Ofen (1254) verzichtete Gertrud schließlich auf die Ausübung der Herrschaft über das Herzogtum Österreich und Teile des Herzogtums Steier. Nachdem König Ottokar seine Ehe mit ihrer Tante auflösen ließ und sich dem ungarischen König annäherte, brachte er 1267 auch die letzten, ihr und ihrem Sohn Friedrich im Herzogtum Steier verbliebenen Besitzungen an sich. Nach der Hinrichtung dieses Sohnes nötigte er sie 1269 das Herzogtum Steier endgültig zu verlassen. Gertrud verbrachte ihre letzten Lebensjahre in der [[w:Markgrafschaft Meißen|Markgrafschaft Meißen]], wo damals der Ehemann ihrer bereits verstorbenen Tante [[Constantia von Österreich|Konstanze]] regierte.
Da Gertruds Vater bereits vor 1230 starb, folgte sein jüngerer Bruder, Herzog Friedrich (II.) "''der Streitbare''" seinem Vater als Herzog von Österreich und Steier nach. Dieser verlobte Gertrud mit ca. 11 Jahren mit ihrem ersten Ehemann Wladislaw, doch ließ er die Hochzeit immer wieder verschieben. In der neueren Forschungsliteratur wird davon ausgegangen, dass er das tat, weil er nicht imstande war, die Mitgift aufzutreiben. Erst nach seinem Tod (1246) wurde die Ehe mit Wladislaw geschlossen, da aber bereits im Folgejahr verstarb.<ref name ="neukam236">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 236</ref> Ihre zweite Ehe mit dem Markgrafen Hermann von Baden wurde von päpstlicher Seite vermittelt.<ref name ="neukam237">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 237</ref>
Nach dem Tod von Herzog Friedrich dem Steitbaren beanspruchte Gertrud von Österreich, die den Titel "''Ducissa Austrie et Stirie''", führte, gestützt auf das [[w:Privilegium minus|Privilegium minus]], die Herrschaft über die Herzogtümer Österreich und Steier. Obwohl der Kaiser ihre Ansprüche ignorierte, konnte sie sich zunächst mit Einschränkungen durchsetzen, da sie von päpstlicher Seite unterstützt wurde. Später versuchte sie ihre Stellung in den Herzogtümern mit Hilfe des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königs]] [[w:Béla IV. (Ungarn)|Bela IV.]] († 1270) zu behaupten. Aus diesem Grund schloss sie ihre dritte Ehe mit Roman von Halicz, der sich allerdings bereits nach ca. einem Jahr von ihr trennte.<ref name ="neukam237"/>
 
Letztlich konnte sich König Ottokar, der ihre Tante [[Margarete von Babenberg|Margarete]] geheiratet hatte, nicht nur im Herzogtum Österreich, sondern auch im Herzogtum Steier behaupten. Im Frieden von Ofen (1254) verzichtete Gertrud schließlich auf die Ausübung der Herrschaft über das Herzogtum Österreich und Teile des Herzogtums Steier. Nachdem König Ottokar seine Ehe mit ihrer Tante auflösen ließ und sich dem ungarischen König annäherte, brachte er 1267 auch die letzten, ihr und ihrem Sohn Friedrich im Herzogtum Steier verbliebenen Besitzungen an sich. Nach der Hinrichtung dieses Sohnes nötigte er sie 1269 das Herzogtum Steier endgültig zu verlassen. Gertrud verbrachte ihre letzten Lebensjahre in der [[w:Markgrafschaft Meißen|Markgrafschaft Meißen]], wo damals der Ehemann ihrer bereits verstorbenen Tante [[Constantia von Österreich|Konstanze]] regierte.


== Orte mit Bezug im heutigen Österreich ==
== Orte mit Bezug im heutigen Österreich ==
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== Die "letzte" Babenbergerin in Sage und Legende ==
== Die "letzte" Babenbergerin in Sage und Legende ==
Überliefert wird, dass das geplante Eheprojekt zwischen Gertrud und Kaiser Friedrich II., das ihrem Onkel die Königswürde einbringen sollte, an ihrer persönlichen Weigerung, den Kaiser zu heiraten, gescheitert sein soll. Belegte Information zu den tatsächlichen Hintergründen dieses Projektes sind in der Forschung bisher jedoch nicht aufgetaucht.
Überliefert wird, dass das geplante Eheprojekt zwischen Gertrud und Kaiser Friedrich II., das ihrem Onkel die Königswürde einbringen sollte, an ihrer persönlichen Weigerung, den Kaiser zu heiraten, gescheitert sein soll. Als Gründe werden vermutet, dass sie selbst ihre Verlobung mit Wladislaw nicht auflösen oder dass sie keinen "alten" Mann heiraten wollte. Da sie später bei ihrem Kampf um das "Babenberger-Erbe" zunächst von der päpstlichen Seite unterstützt wurde, wird auch der Umstand, dass der Kaiser im Kirchenbann war, als Grund angeführt.<ref name ="neukam236"/> Belegte Information zu den tatsächlichen Hintergründen dieses Projektes sind in der Forschung bisher jedoch nicht entdeckt worden.


== Literatur ==
== Literatur ==
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