Innsbrucker Hexenprozess: Unterschied zwischen den Versionen

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* [[Siegmund (Österreich-Tirol)|Erzherzog Siegmund von Österreich]], Graf von Tirol, besser bekannt als "''Siegmund der Münzreiche''", war als Tiroler Landesfürst, der für Innsbruck zuständige Herrscher. Nachdem er Heinrich Kramer zunächst unterstützte, dürften er oder seine Räte durch die Einbeziehung des Juristen Johannes Merwart für den Abbruch des Prozesses gesorgt haben. Dadurch, dass er Bischof Georg nicht von seiner Pflicht entband, gemeinsam mit dem Inquisitor den Prozess durchzuführen, durch die Übernahme der bis Ende Oktober 1485 angefallenen Prozesskosten und mit der Aberkennung des Schutzes für den Inquisitor beeinflusste er den Ausgang des Prozesses wesentlich und verhinderte so dessen Fortführung oder den Beginn eines weiteren Prozesses.<ref name ="TschaiknerTH199"/>
* [[Siegmund (Österreich-Tirol)|Erzherzog Siegmund von Österreich]], Graf von Tirol, besser bekannt als "''Siegmund der Münzreiche''", war als Tiroler Landesfürst, der für Innsbruck zuständige Herrscher. Nachdem er Heinrich Kramer zunächst unterstützte, dürften er oder seine Räte durch die Einbeziehung des Juristen Johannes Merwart für den Abbruch des Prozesses gesorgt haben. Dadurch, dass er Bischof Georg nicht von seiner Pflicht entband, gemeinsam mit dem Inquisitor den Prozess durchzuführen, durch die Übernahme der bis Ende Oktober 1485 angefallenen Prozesskosten und mit der Aberkennung des Schutzes für den Inquisitor beeinflusste er den Ausgang des Prozesses wesentlich und verhinderte so dessen Fortführung oder den Beginn eines weiteren Prozesses.<ref name ="TschaiknerTH199"/>
* [[w:Georg Golser|Georg Golser]] († 20. Juni 1489, in [[w:Brixen|Brixen]]), 1464–1488 [[w:Liste der Bischöfe von Bozen-Brixen|Fürstbischof von Brixen]], war als solcher der für die Stadt Innsbruck zuständige Bischof, der Heinrich Kramer zunächst ebenfalls unterstützte. Er korrespondierte während des Prozesses mehrmals mit dem Landesfürsten. Vom Prozess selbst hielt er sich fern und bestellte Sigmund Saumer, damals Pfarrer von [[Axams]], zu seinem Stellvertreter.<ref name ="prezi">vgl. [https://prezi.com/eq-lgjtipft-/der-innsbrucker-hexenprozess/ Der Innsbrucker Hexenprozess], Prezi.COM, abgerufen am 25. Dezember 2020</ref> Auffällig ist, dass sich dieser wie auch Leute des Erzherzogs an den Befragungen kaum beteiligten.<ref name ="amman32">vgl. [[w:Hartmann Ammann|Hartmann Ammann]]: ''Der Innsbrucker Hexenprozess von 1485'', S. 32</ref> Georg Golser wurde durch die Forschungsarbeiten von Hartmann Ammann Inbegriff eines Gegners der Hexenverfolgungen stilisiert, was von den meisten neueren Arbeiten wie zum Beispiel der Neuen Deutschen Biographie unhinterfragt übernommen wurde. Nach Manfred Tschaikner wurde seine Bedeutung für den Innsbrucker Hexenprozess und seine tatsächlichen Aktivitäten stark überschätzt.<ref name ="TschaiknerTH210">vgl. [[w:Manfred Tschaikner|Manfred Tschaikner]], in: ''Tiroler Heimat'' 82, 2018, S. 210</ref>  
* [[w:Georg Golser|Georg Golser]] († 20. Juni 1489, in [[w:Brixen|Brixen]]), 1464–1488 [[w:Liste der Bischöfe von Bozen-Brixen|Fürstbischof von Brixen]], war als solcher der für die Stadt Innsbruck zuständige Bischof, der Heinrich Kramer zunächst ebenfalls unterstützte. Er korrespondierte während des Prozesses mehrmals mit dem Landesfürsten. Vom Prozess selbst hielt er sich fern und bestellte Sigmund Saumer, damals Pfarrer von [[Axams]], zu seinem Stellvertreter.<ref name ="prezi">vgl. [https://prezi.com/eq-lgjtipft-/der-innsbrucker-hexenprozess/ Der Innsbrucker Hexenprozess], Prezi.COM, abgerufen am 25. Dezember 2020</ref> Auffällig ist, dass sich dieser wie auch Leute des Erzherzogs an den Befragungen kaum beteiligten.<ref name ="amman32">vgl. [[w:Hartmann Ammann|Hartmann Ammann]]: ''Der Innsbrucker Hexenprozess von 1485'', S. 32</ref> Georg Golser wurde durch die Forschungsarbeiten von Hartmann Ammann Inbegriff eines Gegners der Hexenverfolgungen stilisiert, was von den meisten neueren Arbeiten wie zum Beispiel der Neuen Deutschen Biographie unhinterfragt übernommen wurde. Nach Manfred Tschaikner wurde seine Bedeutung für den Innsbrucker Hexenprozess und seine tatsächlichen Aktivitäten stark überschätzt.<ref name ="TschaiknerTH210">vgl. [[w:Manfred Tschaikner|Manfred Tschaikner]], in: ''Tiroler Heimat'' 82, 2018, S. 210</ref>  
* Als Generalkommissar von Bischof Georg Golser fungierte Turner, der erst kurz vor dem Prozess von einer Visitation der Diözese zum Gerichtsverfahren angereist war.<ref name ="TschaiknerTH192">vgl. [[w:Manfred Tschaikner|Manfred Tschaikner]], in: ''Tiroler Heimat'' 82, 2018, S. 192. Auf den Folgeseiten findet sich ein Überblick zu Georg Golser und seiner Wahrnehmung in der historischen Forschung seit Hartmann Ammann.</ref>  
* Als Generalkommissar von Bischof Georg Golser fungierte Thurner (Turner), der erst kurz vor dem Prozess von einer Visitation der Diözese Brixen zum Gerichtsverfahren angereist war.<ref name ="TschaiknerTH192">vgl. [[w:Manfred Tschaikner|Manfred Tschaikner]], in: ''Tiroler Heimat'' 82, 2018, S. 192.</ref>  
* Johann Kantner, päpstlicher Notar aus der Diözese Utrecht, führte die meisten Verhöre zusammen mit Heinrich Kramer. Bei den Verhören wurde Heinrich Kramer von einigen Dominikanern unterstütz, die namentlich belegt sind, so Wilhelm Beringer, Heinrich Hoffmann, Wolfgang von Basel, Caspar von Freiburg und Magister Johann von Bosbach und außerdem durch den Minoriten Johann Rosenbart und den "Schirmaister" Paul Cael (Caal).<ref name ="amman32"/>  
* Johann Kantner, päpstlicher Notar aus der Diözese Utrecht, führte die meisten Verhöre zusammen mit Heinrich Kramer.<ref name ="amman32"/> Obgleich er ein Notar war, wurde ihm auf der Hauptverhandlung von Johannes Merwart und Generalkommissar Thurner ausdrücklich ....
* Der Minorit Johann Rosenbart war ein früherer Kaplan von Erzherzog Siegmund, er könnte vielleicht in Vertretung von diesem an einigen Verhören teilgenommen haben.<ref name ="TschaiknerTH200">vgl. [[w:Manfred Tschaikner|Manfred Tschaikner]], in: ''Tiroler Heimat'' 82, 2018, S. 200</ref>
* Bei den Verhören wurde Heinrich Kramer von einigen Dominikanern unterstütz, die namentlich belegt sind, so Wilhelm Beringer, Heinrich Hoffmann, Wolfgang von Basel, Caspar von Freiburg und Magister Johann von Bosbach und außerdem durch den Minoriten Johann Rosenbart und den "Schirmaister" Paul Cael (Caal).<ref name ="amman32"/>  
* [[Johannes Merwart]] war ein Jurist, der als juristischer Beobachter und Verteidiger der Angeklagten nach Beginn der Hauptverhandlung im Oktober 1485 zu dieser überraschend zugezogen worden war. Nach neueren Forschungsergebnissen erfolgte seine Beteiligung an dem Prozess durch Erzherzog Siegmund "''dem Münzreichen''" und dessen Ratgeber.
* Der Minorit Johann Rosenbart war ein früherer Kaplan von Erzherzog Siegmund, er könnte in Vertretung von diesem an einigen Verhören teilgenommen haben.<ref name ="TschaiknerTH200">vgl. [[w:Manfred Tschaikner|Manfred Tschaikner]], in: ''Tiroler Heimat'' 82, 2018, S. 200</ref>
* Dr. Paulus Wann († 1489), der ebenfalls an der Hauptverhandlung des Prozesses anwesend war, wurde vom Erzherzog an seinen Hof in Innsbruck geholt. Er war Domprediger von [[w:Passau|Passau]] und dort außerdem ein bekannter Kirchenrechtler und Kanoniker. Zudem verfügte er über theoretisches Wissen zu Hexenverfolgungen.<ref>Weitere Informationen zu Paulus Wann finden sich auf [https://regiowiki.pnp.de/wiki/Paulus_Wann Regiowiki Niederbayern], abgerufen am 26. Dezember 2020</ref> Falls Heinrich Kramer versuchte, Paul Wann, der sich auch mit den Ratgebern des Erzherzogs traf, für sich zu gewinnen, dürfte er damit keinen Erfolg gehabt haben. Die Einbeziehung von Paul wann zeigt aber, dass der Erzherzog und seine Räte die Entwicklung von Kramers Prozess sehr genau beobachteten.<ref>vgl. [[w:Manfred Tschaikner|Manfred Tschaikner]], in: ''Tiroler Heimat'' 82, 2018, S. 199f.</ref>
* [[Johannes Merwart]] († nach 1485) war ein Jurist und Arzt, der als Verteidiger der Angeklagten nach Beginn der Hauptverhandlung im Oktober 1485 zu dieser überraschend zugezogen worden war. Seine Zuziehung hatte den Abbruch des Hexenprozesses zur Folge.
* Im Innsbrucker Hexenprozess wurden offiziell sieben Frauen angeklagt, die alle in Innsbruck ansässig waren: [[Barbara Selachin]], [[Barbara Hufeysen]], Rosina Hochwartin, ihre Mutter [[Barbara Röslin]], [[Agnes Sneider|Agnes Witwe Peter-Sneider]], [[Barbara Pflieglin]] und [[Helena Scheuberin]].<ref name ="amman31">vgl. [[w:Hartmann Ammann|Hartmann Ammann]]: ''Der Innsbrucker Hexenprozess von 1485'', S. 31</ref> In den Verhörprotokollen wird außerdem die getaufte Jüdin Ennel Notterin als Gefangene genannt.<ref name ="TschaiknerTH199-FN55">vgl. [[w:Manfred Tschaikner|Manfred Tschaikner]], in: ''Tiroler Heimat'' 82, 2018, S. 199, Fußnote 55</ref>
* Im Innsbrucker Hexenprozess wurden offiziell sieben Frauen angeklagt, die alle in Innsbruck ansässig waren: [[Barbara Selachin]], [[Barbara Hufeysen]], Rosina Hochwartin, ihre Mutter [[Barbara Röslin]], [[Agnes Sneider|Agnes Witwe Peter-Sneider]], [[Barbara Pflieglin]] und [[Helena Scheuberin]].<ref name ="amman31">vgl. [[w:Hartmann Ammann|Hartmann Ammann]]: ''Der Innsbrucker Hexenprozess von 1485'', S. 31</ref> In den Verhörprotokollen wird außerdem die getaufte Jüdin Ennel Notterin als Gefangene genannt.<ref name ="TschaiknerTH199-FN55">vgl. [[w:Manfred Tschaikner|Manfred Tschaikner]], in: ''Tiroler Heimat'' 82, 2018, S. 199, Fußnote 55</ref>


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