9.493
Bearbeitungen
K (→Zweite Fahrt in die Schweiz am 16. März 1917: Texterweiterung) |
K (→Zweite Fahrt in die Schweiz am 16. März 1917: Texterweiterung) |
||
Zeile 21: | Zeile 21: | ||
==== Zweite Fahrt in die Schweiz am 16. März 1917 ==== | ==== Zweite Fahrt in die Schweiz am 16. März 1917 ==== | ||
[[Datei:Blauer Hof Laxenburg 3-4.JPG|miniatur|180üx|Schloss Laxenburg - Blauer Hof]] | |||
[[Datei:Blauer Hof Sixtusstiege 01.jpg|miniatur|180üx|''Sixtus-Stiege'', über sie brachte Erdődy die Zitas Brüder zum Kaiserehepaar]] | |||
Am 15. März 1917 wurde Tamás Erdődy wieder zum Kaiser befohlen, der ihm eröffnete, dass er neuerlich in die Schweiz zu fahren habe. Dieses Mal sollte er aber nicht als Kurier einen Brief übermitteln, sondern die Brüder Zitas, getarnt als ''Ingenieure Bertrand'', von [[w:Genf|Genf]] nach Wien schmuggeln. Die Reise führte ihn zunächst wieder nach Bern, wo ihm General von Einem, der zwar den Auftrag Erdődys, nicht aber die Identität der zu schmuggelnden Personen kannte, den Auftrag erteilte, im Genfer k.u.k. Generalkonsulat zwei Pässe abzuholen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=84 bis 85}}</ref> | Am 15. März 1917 wurde Tamás Erdődy wieder zum Kaiser befohlen, der ihm eröffnete, dass er neuerlich in die Schweiz zu fahren habe. Dieses Mal sollte er aber nicht als Kurier einen Brief übermitteln, sondern die Brüder Zitas, getarnt als ''Ingenieure Bertrand'', von [[w:Genf|Genf]] nach Wien schmuggeln. Die Reise führte ihn zunächst wieder nach Bern, wo ihm General von Einem, der zwar den Auftrag Erdődys, nicht aber die Identität der zu schmuggelnden Personen kannte, den Auftrag erteilte, im Genfer k.u.k. Generalkonsulat zwei Pässe abzuholen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=84 bis 85}}</ref> | ||
Am 21. März fuhr Erdődy nach Genf weiter und nachdem er General von Einems Auftrag erledigt hatte, bemerkte er, dass ihn wieder wer beobachtete und verfolgte. Um seine Verfolger abzuschütteln unternahm er dieses Mal eine richtige Maskerade. Zum Zwecke der Tarnung war er mit verschiedenen Pässen, darunter auch mit dem eines Maschinisten ausgestattet. In einem [[w:Versatzamt|Versatzamt]], das er zufällig fand, versetzte er Anzug und Mantel und kaufte sich stattdessen das gebrauchte Arbeitsgewand eines Maschinisten. Dann mischte er sich unter die einheimischen Arbeiter indem er sich bis spät in die Nacht in ein Lokal setzte, um dann weit nach Mitternacht einem Polizisten, den er zufällig auf der Straße antraf, eine erfundene Geschichte aufzutischen, der ihm daraufhin in eine [[w:Notschlafstelle|Notschlafstelle]] lotste. Am nächsten Morgen ging Erdődy, nachdem er seine alte Kleidung wieder ausgelöst hatte, zurück in sein Hotel, wo er in Erfahrung bringen konnte, dass sich tatsächlich jemand nach ihm erkundigt hätte und erhielt dadurch die Bestätigung, dass seine Tarnstrategie Erfolg gehabt hatte.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=86 bis 88}}</ref> | Am 21. März fuhr Erdődy nach Genf weiter und nachdem er General von Einems Auftrag erledigt hatte, bemerkte er, dass ihn wieder wer beobachtete und verfolgte. Um seine Verfolger abzuschütteln unternahm er dieses Mal eine richtige Maskerade. Zum Zwecke der Tarnung war er mit verschiedenen Pässen, darunter auch mit dem eines Maschinisten ausgestattet. In einem [[w:Versatzamt|Versatzamt]], das er zufällig fand, versetzte er Anzug und Mantel und kaufte sich stattdessen das gebrauchte Arbeitsgewand eines Maschinisten. Dann mischte er sich unter die einheimischen Arbeiter indem er sich bis spät in die Nacht in ein Lokal setzte, um dann weit nach Mitternacht einem Polizisten, den er zufällig auf der Straße antraf, eine erfundene Geschichte aufzutischen, der ihm daraufhin in eine [[w:Notschlafstelle|Notschlafstelle]] lotste. Am nächsten Morgen ging Erdődy, nachdem er seine alte Kleidung wieder ausgelöst hatte, zurück in sein Hotel, wo er in Erfahrung bringen konnte, dass sich tatsächlich jemand nach ihm erkundigt hätte und erhielt dadurch die Bestätigung, dass seine Tarnstrategie Erfolg gehabt hatte.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=86 bis 88}}</ref> | ||
Um die Mittagszeit ging er in das Hotel der beiden Bourbonen-Prinzen, die wenig später eintrafen. Im Hotelrestaurant kam es zu einer lebhaften und freizügigen Diskussion zwischen den Dreien, bei der Erdődy zum ersten Mal die Tragweite seiner Mission und deren Bedeutung für den weiteren Kriegsverlauf klar wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=89 bis 92}}</ref> Gegen Abend bestiegen Erdődy und die vermeintlichen Ingenieure Bertrand den Nachtzug nach Wien. Weil der Zug nach dem Grenzübertritt berstend voll war und andere Reisende in das Abteil der drei drängten, musste Erdődy zum ersten und zum einzigen Male Gebrauch | Um die Mittagszeit ging er in das Hotel der beiden Bourbonen-Prinzen, die wenig später eintrafen. Im Hotelrestaurant kam es zu einer lebhaften und freizügigen Diskussion zwischen den Dreien, bei der Erdődy zum ersten Mal die Tragweite seiner Mission und deren Bedeutung für den weiteren Kriegsverlauf klar wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=89 bis 92}}</ref> Gegen Abend bestiegen Erdődy und die vermeintlichen Ingenieure Bertrand den Nachtzug nach Wien. Weil der Zug nach dem Grenzübertritt berstend voll war und andere Reisende in das Abteil der drei drängten, musste Erdődy, um die Identität der beiden Prinzen zu wahren, zum ersten und zum einzigen Male Gebrauch vom ''Offenen Befehl'' machen,<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=94}}</ref> der ihm für Notfälle ausgestellt worden war:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=1}}</ref> | ||
{{Zitat|Sämtliche Militär und Zivilbehörden haben den Anforderungen des Oberleutnants Thomas Grafen von Erdödy so nachzukommen, als ob Seine k.und k.Apostolische Majestät diesbezüglich einen Befehl erteilt hätten.}} | {{Zitat|Sämtliche Militär und Zivilbehörden haben den Anforderungen des Oberleutnants Thomas Grafen von Erdödy so nachzukommen, als ob Seine k.und k.Apostolische Majestät diesbezüglich einen Befehl erteilt hätten.}} | ||
In Wien angekommen, brachte Tamás Erdődy die beiden wegen ihrer eleganten Kleidung auffallenden Prinzen zunächst in seine Wohnung in der Landskrongasse 5, um sie dann am Abend mit dem Auto ins [[w:Schlösser von Laxenburg#Blauer Hof oder Neues Schloss|Schloss Laxenburg]] zu bringen. Sie betraten das Schloss von Parkseite und Erdődy führte Zitas Brüder über eine kleine Rundstiege, die damals den Namen ''Blaue Stiege'' trug und heute aufgrund dieser historischen Begebenheit ''Sixtus-Stiege'' genannt wird, in den ersten Stock, wo das Kaiserpaar schon auf sie wartete.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=95 bis 97}}</ref> | |||
==== Weitere Entwicklungen ==== | ==== Weitere Entwicklungen ==== |