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Die Fahrt nach Gödöllö war begleitet von trüben, regnerischen Herbstwetter, das die ohnehin schon düstere Stimmung weiter verschlechterte. In den Wäldern rund um Gödöllö trieben sich [[w:Deserteur|Deserteur]]e herum, die Erdődy als [[w:Grüner Kader (Militär)|Grüne Kader]] bezeichnete, die sich zu Banden zusammengeschlossen hatten und die Zivilbevölkerung und auch das Schloss selbst bedrohten. Zu dessen Sicherheit standen die [[w:Maschinengewehr|Maschinengewehr]]-[[w:Eskadron|Eskadron]] des [[w:k.u.k. Husarenregiment „Wilhelm II. Deutscher Kaiser und König von Preußen“ Nr. 7|k.u.k. Husarenregiment 7]] sowie junge Freiwillige des Honvéd bereit, die dann in den nächsten Nächten tatsächlich mehrmals von der Schusswaffe Gebrauch machen mussten, wenn Verdächtige dem Schlosse zu nahe kamen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=154, 156 bis 158}}</ref>
Die Fahrt nach Gödöllö war begleitet von trüben, regnerischen Herbstwetter, das die ohnehin schon düstere Stimmung weiter verschlechterte. In den Wäldern rund um Gödöllö trieben sich [[w:Deserteur|Deserteur]]e herum, die Erdődy als [[w:Grüner Kader (Militär)|Grüne Kader]] bezeichnete, die sich zu Banden zusammengeschlossen hatten und die Zivilbevölkerung und auch das Schloss selbst bedrohten. Zu dessen Sicherheit standen die [[w:Maschinengewehr|Maschinengewehr]]-[[w:Eskadron|Eskadron]] des [[w:k.u.k. Husarenregiment „Wilhelm II. Deutscher Kaiser und König von Preußen“ Nr. 7|k.u.k. Husarenregiment 7]] sowie junge Freiwillige des Honvéd bereit, die dann in den nächsten Nächten tatsächlich mehrmals von der Schusswaffe Gebrauch machen mussten, wenn Verdächtige dem Schlosse zu nahe kamen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=154, 156 bis 158}}</ref>


In den nächsten Tagen forderte der Stadtkommandant von Budapest, [[Géza Lukachich von Somorja]], ein Träger des Ritterkreuzes des [[w:Militär-Maria-Theresien-Orden|Militär-Maria-Theresien-Orden]]s, Tamás Erdődy telefonisch auf, bei Karl umfangreiche Vollmachten für ihn zu erwirken, um die "immer unhaltbarer werdende" Lage in der Stadt in den Griff zu bekommen. Laut Erdődy standen in Budapest einige Infanterie-Regimenter, die sich aus loyalen Soldaten aus [[w:Bosnien|Bosnien]] und den bäuerlichen Gegenden Ungarns zusammensetzten, die jedem Befehl Lukachichs gefolgt wären und binnen Stundenfrist die Opposition ausgeschaltet hätten. Lukachich von Somorja schickte zusätzlich noch einen Kurier mit einer schriftlichen Aufforderung, aber Karl blieb bei seiner ablehnenden Meinung auf Zivilisten schießen zu lassen:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=158 bis 159}}</ref>
In den nächsten Tagen forderte der Stadtkommandant von Budapest, [[Géza Lukachich von Somorja]], ein Träger des Ritterkreuzes des [[w:Militär-Maria-Theresien-Orden|Militär-Maria-Theresien-Orden]]s,<ref>[https://apis.acdh.oeaw.ac.at/person/61694 Lukachich von Somorja, Géza Baron], Webseite apis.acdh.oeaw.ac.at, abgerufen am 12. Februar 2021</ref>  Tamás Erdődy telefonisch auf, bei Karl umfangreiche Vollmachten für ihn zu erwirken, um die "immer unhaltbarer werdende" Lage in der Stadt in den Griff zu bekommen. Laut Erdődy standen in Budapest einige Infanterie-Regimenter, die sich aus loyalen Soldaten aus [[w:Bosnien|Bosnien]] und den bäuerlichen Gegenden Ungarns zusammensetzten, die jedem Befehl Lukachichs gefolgt wären und binnen Stundenfrist die Opposition ausgeschaltet hätten. Lukachich von Somorja schickte zusätzlich noch einen Kurier mit einer schriftlichen Aufforderung, aber Karl blieb bei seiner ablehnenden Meinung auf Zivilisten schießen zu lassen:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=158 bis 159}}</ref>
{{Zitat|Aber der König sagte "nein". Ich hatt' es gewusst. Seine wahrhaft fromme Gesinnung, die tief in dieser Seele verankerte Religiösität verbot es der Apostolischen Majestät, neue Pfeiler seiner Herrschaft zu errichten, bei deren Bau man zum Betongemenge statt Wasser Blut verwendet hätte! Leider.}}
{{Zitat|Aber der König sagte "nein". Ich hatt' es gewusst. Seine wahrhaft fromme Gesinnung, die tief in dieser Seele verankerte Religiösität verbot es der Apostolischen Majestät, neue Pfeiler seiner Herrschaft zu errichten, bei deren Bau man zum Betongemenge statt Wasser Blut verwendet hätte! Leider.}}


Erdődy machte sich selbst ein Bild von der Lage und fuhr für einige Stunden in das nahe Budapest, um die Aussagen von Lukachich von Somorja über die Zustände in der Stadt bestätigt zu sehen.
Erdődy machte sich selbst ein Bild von der Lage und fuhr für einige Stunden in das nahe Budapest, um die Aussagen von Lukachich von Somorja über die Zustände in der Stadt bestätigt zu sehen.


In den nächsten Tag war Schloss Gödöllö Schauplatz von Verhandlungen zwischen Karl und den Vertretern verschiedener politischer Richtungen mit dem Ziel zumindest Ungarn für die Habsburger zu sichern. So sprach Karl mit konservativen Politikern wie [[w:Albert von Apponyi|Albert von Apponyi]], [[w:Gyula Andrássy der Jüngere|Julius Andrássy]] oder [[w:János Hadik|Johann Hadik]], Vertreter radikaler Strömungen wie [[w:Mihály Károlyi|Michael Károlyi]] oder der Sozialdemokratie wie [[w:Zsigmond Kunfi|Siegmund Kunfi]].
In den nächsten Tag war Schloss Gödöllö Schauplatz von Verhandlungen zwischen Karl und den Vertretern verschiedener politischer Richtungen mit dem Ziel zumindest Ungarn für die Habsburger zu sichern. So sprach Karl mit konservativen Politikern wie [[w:Albert von Apponyi|Albert von Apponyi]], [[w:Gyula Andrássy der Jüngere|Julius Andrássy]] oder [[w:János Hadik|Johann Hadik]], Vertreter radikaler Strömungen wie [[w:Mihály Károlyi|Michael Károlyi]] oder der Sozialdemokratie wie [[w:Zsigmond Kunfi|Siegmund Kunfi]].<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=162 bis 163}}</ref>
 
Als die Nachrichten aus Wien immer schlimmer wurden, so stand der Zerfall der Armee im Raum und Sozialdemokratien wie [[w:Viktor Adler|Viktor Adler]], [[w:Karl Renner|Karl Renner]] oder [[w:Karl Seitz|Karl Seitz]] forderten vor Tausenden Menschen die Abdankung Karls, entschloss sich das Kaiserpaar nach Wien zurückzukehren. Um dies nicht als Zeichen für einer Flucht aus Ungarn aussehen zu lassen, fasste man den schweren Entschluss die Kinder in Gödöllö zu belassen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=164}}</ref><ref>[https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/die-letzten-tage-der-monarchie Die letzten Tage der Monarchie], Webseite habsburger.net, abgerufen am 12. Februar 2021</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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