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Die Klosterkirche ist heute der "Heiligen Mariä Himmelfahrt" geweiht. Mit ihrem Bau wurde bald nach der Grundsteinlegung begonnen. Ihre Weihe erfolgte 1342. Bei der einschiffigen Kirche handelt es sich um eine typische Kartäuserordenskirche, ein sehr hoher, vierjochiger Bau. Statt einem Turm hat sie nur einen sechsseitigen Dachreiter, der allerdings reich verziert ist. Der Hauptchor der Kirche untergliedert sich in drei Teile und weist Ähnlichkeiten mit dem etwa zur selben Zeit errichteten Chor des [[Stephansdom|Wiener Stephansdoms]] auf. Es wird angenommen, dass die Kartause Gaming von dieser Bauhütte erbaut wurde. Die Decke der Kirche hatte ursprünglich ein gotisches Kreuzrippengewölbe mit der Bemalung, das im 18. Jahrhundert durch den Einzug eines barocken Gewölbes überdeckt wurde. Dieses neue Gewölbe wurde mit Stukkaturen und Fresken geschmückt. An der Westseite der Kirche befindet sich ein prächtiges, figurenreiches Tor aus rotem Marmor. Nach seiner Inschrift wurde es 1631 errichtet.<ref name="gedaechtnisbaugeschichte"/> Von der beweglichen Innenausstattung ist leider nichts mehr erhalten, da die Kirche nach der Aufhebung 1782 profaniert und die Ausstattung daraufhin verteilt wurde.<ref name="gedaechtnis">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/ort/gaming.html Gaming], GedächtnisDesLandes, abgerufen am 28. August 2021</ref> | Die Klosterkirche ist heute der "Heiligen Mariä Himmelfahrt" geweiht. Mit ihrem Bau wurde bald nach der Grundsteinlegung begonnen. Ihre Weihe erfolgte 1342. Bei der einschiffigen Kirche handelt es sich um eine typische Kartäuserordenskirche, ein sehr hoher, vierjochiger Bau. Statt einem Turm hat sie nur einen sechsseitigen Dachreiter, der allerdings reich verziert ist. Der Hauptchor der Kirche untergliedert sich in drei Teile und weist Ähnlichkeiten mit dem etwa zur selben Zeit errichteten Chor des [[Stephansdom|Wiener Stephansdoms]] auf. Es wird angenommen, dass die Kartause Gaming von dieser Bauhütte erbaut wurde. Die Decke der Kirche hatte ursprünglich ein gotisches Kreuzrippengewölbe mit der Bemalung, das im 18. Jahrhundert durch den Einzug eines barocken Gewölbes überdeckt wurde. Dieses neue Gewölbe wurde mit Stukkaturen und Fresken geschmückt. An der Westseite der Kirche befindet sich ein prächtiges, figurenreiches Tor aus rotem Marmor. Nach seiner Inschrift wurde es 1631 errichtet.<ref name="gedaechtnisbaugeschichte"/> Von der beweglichen Innenausstattung ist leider nichts mehr erhalten, da die Kirche nach der Aufhebung 1782 profaniert und die Ausstattung daraufhin verteilt wurde.<ref name="gedaechtnis">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/ort/gaming.html Gaming], GedächtnisDesLandes, abgerufen am 28. August 2021</ref> | ||
Erhalten sind heute noch die Fresken der früheren Klosterbibliothek, ein Werk des Malers | Erhalten sind heute noch die Fresken der früheren Klosterbibliothek, ein Werk des Malers Wenzel Lorenz Reiner († 1743), der am 23. Juli 1724 einen Vertrag über diesen Auftrag unterfertigt hatte. Sein Thema ist die Verherrlichung von Wissenschaften und Weisheit.<ref name="gedaechtnisstiftsbibliothek">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/kunst/action/show/controller/Kunst/werk/gaming-ehem-kartaeuser-kloster-fresken-in-der-der-stiftsbibliothek.html Stiftsbibliothek], GedaechtnisDesLandes.at, abgerufen am 28. August 2021</ref> | ||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
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1782 wurde die Kartause Gaming zusammen mit der Kartause Aggsbach im Rahmen der "Josephinischen Kirchenreformen" unter Kaiser Joseph II. unter einem Vorwand aufgehoben, wie zuvor bereits die Kartause Mauerbach. Nach der Aufhebung wurden die Kartause und die ihr zugehörige Herrschaft Gaming zunächst unter staatlicher Aufsicht für den Religionsfonds des Kaisers verwaltet.<ref name="gedaechtnis"/> | 1782 wurde die Kartause Gaming zusammen mit der Kartause Aggsbach im Rahmen der "Josephinischen Kirchenreformen" unter Kaiser Joseph II. unter einem Vorwand aufgehoben, wie zuvor bereits die Kartause Mauerbach. Nach der Aufhebung wurden die Kartause und die ihr zugehörige Herrschaft Gaming zunächst unter staatlicher Aufsicht für den Religionsfonds des Kaisers verwaltet.<ref name="gedaechtnis"/> | ||
In den Folgejahren verfiel die Anlage der Kartause. Ihre verlassenen Gebäude ausgeplündert.<ref name="wehrbauten"/> 1825 kaufte sie ungarische Grafenfamilie [[w:Festetics|Festetics de Tolna]].<ref name="gedaechtnis"/> Graf Albert Festetics de Tolna, dem Gaming als Verwaltungszentrum für seine ausgedehnten Ländereien im Voralpengebiet diente, ließ ihre ehemalige Rüstkammer der Kartause zu einem Schloss ausbauen. Unter seinem Sohn Gabor († 1914) wurde einiges in der Anlage der Kartause erneuern.<ref name="wehrbauten"/> Nachdem dessen Tod kam sie in den Besitz von [[Stift Melk]], welches die noch erhaltenen Gebäude 1919-1939 als Jugendheim nutzte.<ref name="gedaechtnis"/> Während des Zweiten Weltkrieges war sie Bergungsort und Lager für Objekte des Kunsthistorischen Museums.Nach 1945 wurden die Innenräume verwüstet, angeblich durch jene russischen Soldaten, die sie zehn Jahre als Kaserne nutzten.<ref name="wehrbauten"/> 1983 verkaufte das Stift Melk die frühere Kartause an den Architekten | In den Folgejahren verfiel die Anlage der Kartause. Ihre verlassenen Gebäude ausgeplündert.<ref name="wehrbauten"/> 1825 kaufte sie ungarische Grafenfamilie [[w:Festetics|Festetics de Tolna]].<ref name="gedaechtnis"/> Graf Albert Festetics de Tolna, dem Gaming als Verwaltungszentrum für seine ausgedehnten Ländereien im Voralpengebiet diente, ließ ihre ehemalige Rüstkammer der Kartause zu einem Schloss ausbauen. Unter seinem Sohn Gabor († 1914) wurde einiges in der Anlage der Kartause erneuern.<ref name="wehrbauten"/> Nachdem dessen Tod kam sie in den Besitz von [[Stift Melk]], welches die noch erhaltenen Gebäude 1919-1939 als Jugendheim nutzte.<ref name="gedaechtnis"/> Während des Zweiten Weltkrieges war sie Bergungsort und Lager für Objekte des Kunsthistorischen Museums.Nach 1945 wurden die Innenräume verwüstet, angeblich durch jene russischen Soldaten, die sie zehn Jahre als Kaserne nutzten.<ref name="wehrbauten"/> 1983 verkaufte das Stift Melk die frühere Kartause an den Architekten Walter Hildebrand.<ref name="wehrbauten"/> Unter ihm wurde die Kartause in den Folgejahren saniert und revitalisiert, wobei zunächst die frühere Habsburgergrablege in der ehemaligen Kirche der Kartause wiederhergestellt wurde. 1985 wurden die Überreste von Albrecht, Johanna und Elisabeth aus der Pfarrkirche in die Kartause rücküberführt.<ref name="gedaechtnis"/> | ||
In den Jahren danach wurden die noch zur Kartause zugehörigen Gebäude für Ausstellungen sowie kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen adaptiert. Der Schlossteil wurde wieder für Wohnzwecke eingerichtet.<ref name="wehrbauten"/> Seit 1984 ist die frühere Kartause der Veranstaltungsort eines jährlichen Festivals, das dem Komponisten [[w:Frédéric Chopin|Frédéric Chopin]] (1810-1849) gewidmet ist und stets im August stattfindet. In den Räumlichkeiten der Kartause befindet sich heute ein Museum, in dem es um Herzog Albrecht (II.) "''den Lahmen''" und die Geschichte des Kartäuserordens geht.<ref name="gedaechtnis"/> In der Kartause befindet sich heute außerdem ein Hotel, zu dem auch eine eigenen Brauerei und eine Gaststätte gehören.<ref name="kartause">vgl. [https://www.kartause-gaming.at/ Kartause Gaming], Website des Schloss-Hotels Kartause Gaming, abgerufen am 28. August 2021</ref> | In den Jahren danach wurden die noch zur Kartause zugehörigen Gebäude für Ausstellungen sowie kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen adaptiert. Der Schlossteil wurde wieder für Wohnzwecke eingerichtet.<ref name="wehrbauten"/> Seit 1984 ist die frühere Kartause der Veranstaltungsort eines jährlichen Festivals, das dem Komponisten [[w:Frédéric Chopin|Frédéric Chopin]] (1810-1849) gewidmet ist und stets im August stattfindet. In den Räumlichkeiten der Kartause befindet sich heute ein Museum, in dem es um Herzog Albrecht (II.) "''den Lahmen''" und die Geschichte des Kartäuserordens geht.<ref name="gedaechtnis"/> In der Kartause befindet sich heute außerdem ein Hotel, zu dem auch eine eigenen Brauerei und eine Gaststätte gehören.<ref name="kartause">vgl. [https://www.kartause-gaming.at/ Kartause Gaming], Website des Schloss-Hotels Kartause Gaming, abgerufen am 28. August 2021</ref> | ||
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* [[Elisabeth von Luxemburg (1358-1373)|Elisabeth von Böhmen]] († 1373), Schwiegertochter des Stifterpaares, wurde in der Kartause Gaming beigesetzt | * [[Elisabeth von Luxemburg (1358-1373)|Elisabeth von Böhmen]] († 1373), Schwiegertochter des Stifterpaares, wurde in der Kartause Gaming beigesetzt | ||
* [[Gottfried von Mauerbach]], erster Prior der Kartause Mauerbach, mit Kartäusermönchen aus Mauerbach wurde die Kartause Gaming besiedelt | * [[Gottfried von Mauerbach]], erster Prior der Kartause Mauerbach, mit Kartäusermönchen aus Mauerbach wurde die Kartause Gaming besiedelt | ||
* [[w:Wenzel Lorenz Reiner|Wenzel Lorenz Reiner]] († 1743), böhmischer Maler, für die Fresken in der Klosterbibliothek verantwortlich | |||
* [[Joseph II.|Kaiser Joseph II.]] († 1790): Unter ihm wurde die Kartause aufgehoben. | * [[Joseph II.|Kaiser Joseph II.]] († 1790): Unter ihm wurde die Kartause aufgehoben. | ||
* [[w:Walter Hildebrand|Walter Hildebrand]] (* 1941), Architekt, gilt als der "Retter von Gaming", wesentlich verantwortlich für die Sanierung und Revitalisierung der ehemaligen Kartause | |||
== In der Umgebung der Kartause == | == In der Umgebung der Kartause == |
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