Ortschaft: Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
→Österreich: besondere Bedeutung in Tirol: Voraussetzung für Ortsausschuss/Ortsvorsteher
K (→Ortschaftskennziffer: typo) |
(→Österreich: besondere Bedeutung in Tirol: Voraussetzung für Ortsausschuss/Ortsvorsteher) |
||
Zeile 51: | Zeile 51: | ||
[[Datei:St Katharina in der Wiel Ortsschild Wielfresen.jpg|mini|Ortschaftstafel Wiel (ehem. Gemeinde [[Wielfresen]], Steiermark)]] | [[Datei:St Katharina in der Wiel Ortsschild Wielfresen.jpg|mini|Ortschaftstafel Wiel (ehem. Gemeinde [[Wielfresen]], Steiermark)]] | ||
Früher waren nahe der Einmündungen der jeweils wichtigsten Straßen in eine Ortschaft von der Straße aus lesbare Ortschaftstafeln anzubringen,<ref name="Layer761">Max Layer: ''Ortschaft.'' in: ''Österreichisches Staatswörterbuch. Dritter Band.'' Alfred Hölder, Wien 1907 (2. Aufl.). S. 761.</ref> auf denen der Name der Ortschaft, der Gemeinde, des Gerichtsbezirks und des politischen Bezirks anzugeben war. Solche Ortschaftstafeln waren vom frühen 19. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in Gebrauch.<ref>In Oberösterreich wurde [https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Lgbl/LGBL_OB_19691231_65/LGBL_OB_19691231_65.html das entsprechende Landesgesetz] erst 1991 aufgehoben.</ref> Sie sind nicht mit dem Verkehrszeichen [[Ortstafel (Österreich)|Ortstafel]] zu verwechseln. | Früher waren nahe der Einmündungen der jeweils wichtigsten Straßen in eine Ortschaft von der Straße aus lesbare Ortschaftstafeln anzubringen,<ref name="Layer761">Max Layer: ''Ortschaft.'' in: ''Österreichisches Staatswörterbuch. Dritter Band.'' Alfred Hölder, Wien 1907 (2. Aufl.). S. 761.</ref> auf denen der Name der Ortschaft, der Gemeinde, des Gerichtsbezirks und des politischen Bezirks anzugeben war. Solche Ortschaftstafeln waren vom frühen 19. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in Gebrauch.<ref>In Oberösterreich wurde [https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Lgbl/LGBL_OB_19691231_65/LGBL_OB_19691231_65.html das entsprechende Landesgesetz] erst 1991 aufgehoben.</ref> Sie sind nicht mit dem Verkehrszeichen [[Ortstafel (Österreich)|Ortstafel]] zu verwechseln. | ||
==== Anknüpfung von Rechten an den Status als Ortschaft ==== | |||
In Tirol – und nur dort – ist die Einrichtung eines Ortsausschusses und die Bestellung eines [[Ortsvorsteher#Österreich|Ortsvorsteher]]s nur für solche (abgelegene) Siedlungen möglich, die den Status einer Ortschaft haben.<ref>{{§§|Gemeindegesetz|LrT|GesetzNr=20000101|text=§ 57 Tiroler Gemeindeordnung}}</ref> In den übrigen Bundesländern sind Gemeinden bei der Einrichtung von [[Ortsteil#kommunalrechtliche Untergliederung|Ortsteil]]en im Sinne von kommunalrechtlichen Untergliederungen (''Ortsteile'', ''Ortsverwaltungsteile'') nicht an eine Übereinstimmung mit den ausgewiesenen Ortschaften gebunden. | |||
=== Ortschaft und Adresse === | === Ortschaft und Adresse === | ||
Zeile 81: | Zeile 84: | ||
''Ortschaft'' als geografischer Begriff bedeutet ''Siedlung'', einen „zusammenhängenden Komplex von Ansiedlungen“,<ref name="Lehrbuch251">Joseph Ulbrich: ''Lehrbuch des Österreichischen Staatsrechts.'' Carl Konegen, Wien 1893. S. 251.</ref> „die Gesamtheit der nach einem gemeinsamen Mittelpunkt gravitierenden Wohnplätze.“<ref>Max Layer: ''Ortschaft.'' in: ''Österreichisches Staatswörterbuch. Dritter Band.'' Alfred Hölder, Wien 1907 (2. Aufl.). S. 760.</ref> Eine Ortschaft in diesem Sinn kann sich über Gemeindegrenzen hinweg erstrecken<ref name="Lehrbuch251" /> und wird in so einem Fall im [[Österreichische Karte|Amtlichen Kartenwerk]] nicht getrennt nach Gemeinden mit Namen versehen. Daher versah das Österreichische Statistische Zentralamt in den ''[[Ortsverzeichnis (Österreich)|Ortsverzeichnissen]]'' bis 1971 die in unterschiedlichen politischen Gemeinden liegenden statistischen Ortschaften, die Teile solcher geografischer Ortschaften darstellen, jeweils mit dem Zusatz „''Ortschafts''anteil“, obwohl sie als getrennte Ortschaften gezählt werden.<ref name="Rausch54" /> | ''Ortschaft'' als geografischer Begriff bedeutet ''Siedlung'', einen „zusammenhängenden Komplex von Ansiedlungen“,<ref name="Lehrbuch251">Joseph Ulbrich: ''Lehrbuch des Österreichischen Staatsrechts.'' Carl Konegen, Wien 1893. S. 251.</ref> „die Gesamtheit der nach einem gemeinsamen Mittelpunkt gravitierenden Wohnplätze.“<ref>Max Layer: ''Ortschaft.'' in: ''Österreichisches Staatswörterbuch. Dritter Band.'' Alfred Hölder, Wien 1907 (2. Aufl.). S. 760.</ref> Eine Ortschaft in diesem Sinn kann sich über Gemeindegrenzen hinweg erstrecken<ref name="Lehrbuch251" /> und wird in so einem Fall im [[Österreichische Karte|Amtlichen Kartenwerk]] nicht getrennt nach Gemeinden mit Namen versehen. Daher versah das Österreichische Statistische Zentralamt in den ''[[Ortsverzeichnis (Österreich)|Ortsverzeichnissen]]'' bis 1971 die in unterschiedlichen politischen Gemeinden liegenden statistischen Ortschaften, die Teile solcher geografischer Ortschaften darstellen, jeweils mit dem Zusatz „''Ortschafts''anteil“, obwohl sie als getrennte Ortschaften gezählt werden.<ref name="Rausch54" /> | ||
:{{siehe auch|Liste der Orte in Österreich, die in mehreren Gemeinden liegen}} | :{{siehe auch|Liste der Orte in Österreich, die in mehreren Gemeinden liegen}} | ||
==== Geschlossene Ortschaft ==== | ==== Geschlossene Ortschaft ==== | ||
In manchen Gesetzen wurde und wird der Begriff ''Ortschaft'' im Sinn der [[Ortsgebiet#Erweiterter Begriff Ortsgebiet / geschlossene Ortschaft|Geschlossenen Ortschaft]] verwendet.<ref>Max Layer: ''Ortschaft.'' in: ''Österreichisches Staatswörterbuch. Dritter Band.'' Alfred Hölder, Wien 1907 (2. Aufl.). S. 763.</ref> Beispielsweise ist nicht jede statistisch-administrative Ortschaft auch eine Ortschaft im Sinne des Apothekengesetzes (ApG).<ref>So [https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWT_1996100191_19970217X00/JWT_1996100191_19970217X00.html VwGH 96/10/0191]: Der von Gemeinde und Statistischem Zentralamt als Ortschaft ausgewiesene Ort Zell (Gemeinde Kufstein) ist nicht als ''Ortschaft'' im Sinne des § 24 ApG zu betrachten, da er „unter topografischen und strukturellen Gesichtspunkten“ kein „räumlich von anderen Siedlungsgebieten klar abgegrenztes Siedlungsgebiet“ darstellt und somit nur ein Teil einer größeren „geschlossenen Ortschaft“ ist.</ref> | In manchen Gesetzen wurde und wird der Begriff ''Ortschaft'' im Sinn der [[Ortsgebiet#Erweiterter Begriff Ortsgebiet / geschlossene Ortschaft|Geschlossenen Ortschaft]] verwendet.<ref>Max Layer: ''Ortschaft.'' in: ''Österreichisches Staatswörterbuch. Dritter Band.'' Alfred Hölder, Wien 1907 (2. Aufl.). S. 763.</ref> Beispielsweise ist nicht jede statistisch-administrative Ortschaft auch eine Ortschaft im Sinne des Apothekengesetzes (ApG).<ref>So [https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWT_1996100191_19970217X00/JWT_1996100191_19970217X00.html VwGH 96/10/0191]: Der von Gemeinde und Statistischem Zentralamt als Ortschaft ausgewiesene Ort Zell (Gemeinde Kufstein) ist nicht als ''Ortschaft'' im Sinne des § 24 ApG zu betrachten, da er „unter topografischen und strukturellen Gesichtspunkten“ kein „räumlich von anderen Siedlungsgebieten klar abgegrenztes Siedlungsgebiet“ darstellt und somit nur ein Teil einer größeren „geschlossenen Ortschaft“ ist.</ref> |