48.857
Bearbeitungen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
|||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[File:Wien.DukeHeinrichJasomirgott.jpg|thumb|Die im 19. Jahrhundert geschaffene Statue von Herzog Heinrich (I.) "''Jasomirgott''", unter dessen Herrschaft Wien Hauptsitz der Babenberger im Herzogtum Österreich wurde, befindet sich auf dem Platz vor dem Wiener Rathaus]] | [[File:Wien.DukeHeinrichJasomirgott.jpg|thumb|Die im 19. Jahrhundert geschaffene Statue von Herzog Heinrich (I.) "''Jasomirgott''", unter dessen Herrschaft Wien Hauptsitz der Babenberger im Herzogtum Österreich wurde, befindet sich auf dem Platz vor dem Wiener Rathaus]] | ||
'''Herzog Heinrich (II.) "Jasomirgott"'''<ref group="A">In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.</ref> (* im 12. Jahrhundert; † [[13. Jänner]] [[1177]], in [[Wien]]), auch '''Heinrich von Österreich''' oder '''Heinrich''' (XI.) '''von Baiern'''<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem [[w:Wiener Kongress|Wiener Kongress]] im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um hier um das Stammesherzogtum geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.</ref>, herrschte über Gebiete in der heutigen Republik Österreich. Unter ihm wurde das Herzogtum Österreich gegründet, welches bis zum Ende der Zweiten Republik Österreich mit dem Beitritt zur EU als Herkunftsland der späteren Länder und Länderkomplexe mit Namen Österreich gilt. Er gilt außerdem als ein Gründer der Stadt Wien<ref group="A">Die Stadt Wien war unter der Herrschaft der [[Babenberger]] seit Herzog Heinrich (II.) ("''Heinrich Jasomirgott''") Sitz des Herzogs von Österreich, war während des Interregnums eine Reichsstadt und gehörte später zu den wichtigsten Residenzen der [[Habsburger]]. Im 15. Jahrhundert behauptete Wien sich als Hauptstadt des Herzogtums Österreich "unter der Enns", aber erst im 17. Jahrhundert wurde es die Hauptstadt des "Habsburgerreiches". Bis Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die Stadt Wien im Wesentlichen jenen Stadtteil, der heute den ersten Bezirk bildet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Wiener Bezirke 2-9. Ende des 19. Jahrhunderts beziehungsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Bezirke 10-23.</ref>, die er zu seinem Hauptsitz machte. Damit begründete er langfristig ihre herausragende Stellung, welche sie als Hauptsitz, wichtiger Landstand des Herzogtums Österreich, vorübergehende Reichsstadt, Hauptstadt des Herzogtums Österreich und später des Habsburgerreiches und schließlich Hauptstadt der beiden Republiken Österreich und seit dem 20. Jahrhundert auch eigenes Bundesland seit Jahrhunderten bis in die Gegenwart halten konnte. | '''Herzog Heinrich (II.) "Jasomirgott"'''<ref group="A">In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.</ref> (* im 12. Jahrhundert; † [[13. Jänner]] [[1177]], in [[Wien]]), auch '''Heinrich von Österreich''' oder '''Heinrich''' (XI.) '''von Baiern'''<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem [[w:Wiener Kongress|Wiener Kongress]] im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um hier um das Stammesherzogtum geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.</ref>, herrschte über Gebiete in der heutigen Republik Österreich. Unter ihm wurde das Herzogtum Österreich gegründet, welches bis zum Ende der Zweiten Republik Österreich mit dem Beitritt zur EU als Herkunftsland der späteren Länder und Länderkomplexe mit Namen Österreich gilt. Er gilt außerdem als ein Gründer der Stadt Wien<ref group="A">Die Stadt Wien war unter der Herrschaft der [[Babenberger]] seit Herzog Heinrich (II.) ("''Heinrich Jasomirgott''") Sitz des Herzogs von Österreich, war während des Interregnums eine Reichsstadt und gehörte später zu den wichtigsten Residenzen der [[Habsburger]]. Im 15. Jahrhundert behauptete Wien sich als Hauptstadt des Herzogtums Österreich "unter der Enns", aber erst im 17. Jahrhundert wurde es die Hauptstadt des "Habsburgerreiches". Bis Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die Stadt Wien im Wesentlichen jenen Stadtteil, der heute den ersten Bezirk bildet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Wiener Bezirke 2-9. Ende des 19. Jahrhunderts beziehungsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Bezirke 10-23.</ref>, die er zu seinem Hauptsitz machte. Damit begründete er langfristig ihre herausragende Stellung, welche sie als Hauptsitz, wichtiger Landstand des Herzogtums Österreich, vorübergehende Reichsstadt, Hauptstadt des Herzogtums Österreich und später des Habsburgerreiches und schließlich Hauptstadt der beiden Republiken Österreich und seit dem 20. Jahrhundert auch eigenes Bundesland seit Jahrhunderten bis in die Gegenwart halten konnte. | ||
Zeile 16: | Zeile 15: | ||
== Herrschaften == | == Herrschaften == | ||
[[File:Jas4.jpg|thumb|Wappensiegel von Herzog Heinrich (II.) "''Jasomirgott''" nach einer Zeichnung von Karl von Sava aus dem 19. Jahrhundert]] | |||
Heinrich ''Jasomirgott'' wurde 1140 zum Pfalzgraf am Rhein erhoben. Im Jänner beziehungsweise Februar 1142 wird er erstmals als Markgraf von Österreich genannt. 1143-1156 war er außerdem als Heinrich XI. Herzog von Baiern. Um Herzog von Baiern zu werden, legte er das einflussreiche Amt des Pfalzgrafen am Rhein nieder und verzichtete auf die rheinischen Hausgüter aus dem Besitz der [[w:Salier|Salier]], die er von seiner Mutter geerbt hatte, zugunsten der Familie von König Konrad III.<ref name ="scheibelreiter194">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 194</ref> Der viel versprechende Versuch, die Auseinandersetzung mit den [[w:Welfen|Welfen]] um die Herrschaft über das Herzogtum Baiern durch seine Eheschließung mit der Kaisertochter Gertrud friedlich beizulegen, scheiterte an ihrem frühen Tod und dem Umstand, dass es aus dieser kurzen Ehe keine Sohn gab.<ref name ="scheibelreiter195">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 195</ref> In den Folgejahren war Herzog Heinrich in erbitterte Kämpfe mit dem Welfen verwickelt, von welchen auch die Markgrafschaft Österreich betroffen war, nicht zuletzt, da die Welfen durch den benachbarten [[w:Otakar III. (Steiermark)|Markgrafen von Steier]], der über seine Mutter mit diesen verwandt war, und einem ungarischen Thronanwärter unterstützt wurden und sich zudem auch der böhmische König und mehrere Bischöfe einmischten.<ref name ="scheibelreiter197">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 197</ref> Erst nach seiner Rückkehr vom sogenannten "Zweiten Kreuzzug" dürfte sich die Lage im Herzogtum Baiern zu seinen Gunsten verbessert haben.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 200f.</ref> Als mit dem Herrschaftsantritt des späteren [[w:Friedrich I. (HRR)|Kaisers Friedrich I. "''Barbarossa''"]] ein den Welfen nahestehender Herrscher an die Macht kam und sich die Lage für den Herzog erneut verschlechterte, gelang es diesem zumindest seine lehensrechtliche Stellung erfolgreich zu behaupten.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 201 und S. 202-205</ref> | Heinrich ''Jasomirgott'' wurde 1140 zum Pfalzgraf am Rhein erhoben. Im Jänner beziehungsweise Februar 1142 wird er erstmals als Markgraf von Österreich genannt. 1143-1156 war er außerdem als Heinrich XI. Herzog von Baiern. Um Herzog von Baiern zu werden, legte er das einflussreiche Amt des Pfalzgrafen am Rhein nieder und verzichtete auf die rheinischen Hausgüter aus dem Besitz der [[w:Salier|Salier]], die er von seiner Mutter geerbt hatte, zugunsten der Familie von König Konrad III.<ref name ="scheibelreiter194">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 194</ref> Der viel versprechende Versuch, die Auseinandersetzung mit den [[w:Welfen|Welfen]] um die Herrschaft über das Herzogtum Baiern durch seine Eheschließung mit der Kaisertochter Gertrud friedlich beizulegen, scheiterte an ihrem frühen Tod und dem Umstand, dass es aus dieser kurzen Ehe keine Sohn gab.<ref name ="scheibelreiter195">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 195</ref> In den Folgejahren war Herzog Heinrich in erbitterte Kämpfe mit dem Welfen verwickelt, von welchen auch die Markgrafschaft Österreich betroffen war, nicht zuletzt, da die Welfen durch den benachbarten [[w:Otakar III. (Steiermark)|Markgrafen von Steier]], der über seine Mutter mit diesen verwandt war, und einem ungarischen Thronanwärter unterstützt wurden und sich zudem auch der böhmische König und mehrere Bischöfe einmischten.<ref name ="scheibelreiter197">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 197</ref> Erst nach seiner Rückkehr vom sogenannten "Zweiten Kreuzzug" dürfte sich die Lage im Herzogtum Baiern zu seinen Gunsten verbessert haben.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 200f.</ref> Als mit dem Herrschaftsantritt des späteren [[w:Friedrich I. (HRR)|Kaisers Friedrich I. "''Barbarossa''"]] ein den Welfen nahestehender Herrscher an die Macht kam und sich die Lage für den Herzog erneut verschlechterte, gelang es diesem zumindest seine lehensrechtliche Stellung erfolgreich zu behaupten.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 201 und S. 202-205</ref> | ||
Zeile 40: | Zeile 40: | ||
== Erinnerungsstätten im heutigen Österreich == | == Erinnerungsstätten im heutigen Österreich == | ||
[[File:Freiheitsstein in Obritzberg.jpg|thumb|An Herzog Heinrich (II.) "''Jasomirgott''" erinnert der Freiheitsstein in Obritzberg aus dem Jahr 1148]] | |||
=== Niederösterreich === | === Niederösterreich === | ||
* [[Klosterneuburg]]: Hier befindet sich eine bis heute erhaltenen Abschrift des "[[w:Privilegium minus|Privilegium minus]]", dessen Originalurkunde, ausgestellt mit 17. September 1156, einschließlich der Urkundenbestätigung durch [[w:Friedrich II. (HRR)|Kaiser Friedrich II. "''Stupor Mundi''"]] aus dem Jahr 1245, heute als verschollen gilt. Die Abschrift wurde um 1247 angefertigt. Das Original wurde vermutlich unter [[Rudolf IV. (Österreich)|(Erz-)Herzog Rudolf (IV.) "''dem Stifter''"]] zerstört.<ref name ="scheibelreiter211">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 211</ref> | * [[Klosterneuburg]]: Hier befindet sich eine bis heute erhaltenen Abschrift des "[[w:Privilegium minus|Privilegium minus]]", dessen Originalurkunde, ausgestellt mit 17. September 1156, einschließlich der Urkundenbestätigung durch [[w:Friedrich II. (HRR)|Kaiser Friedrich II. "''Stupor Mundi''"]] aus dem Jahr 1245, heute als verschollen gilt. Die Abschrift wurde um 1247 angefertigt. Das Original wurde vermutlich unter [[Rudolf IV. (Österreich)|(Erz-)Herzog Rudolf (IV.) "''dem Stifter''"]] zerstört.<ref name ="scheibelreiter211">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 211</ref> | ||
Zeile 47: | Zeile 48: | ||
=== Wien === | === Wien === | ||
* Nach Heinrich ''Jasomirgott'' wurde 1876 im 1. Bezirk die Jasomirgottstraße benannt.<ref>vgl. Peter Autengruber: ''Lexikon der Wiener Straßennamen''. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2001 (4. Auflage), ISBN 3-85431-230-X, S. 114</ref> | * Nach Heinrich ''Jasomirgott'' wurde 1876 im 1. Bezirk die Jasomirgottstraße benannt.<ref>vgl. Peter Autengruber: ''Lexikon der Wiener Straßennamen''. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2001 (4. Auflage), ISBN 3-85431-230-X, S. 114</ref> | ||
* Nach seinem Tod wurde der Herzog im Schottenkloster beigesetzt.<ref name ="opll20">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 20</ref> An der auf der Südseite gelegenen Außenwand der Stiftskirche befindet sich seit 1652 der [[w:Heinrich-Jasomirgott-Brunnen|Heinrich-Jasomirgott-Brunnen]]. Die dortige Statue des Herzogs ist ein Werk des Bildhauers [[w:Josef Breitner (Bildhauer)|Josef Breitner]] († 1930) aus dem Jahr 1893. | * Nach seinem Tod wurde der Herzog im Schottenkloster beigesetzt.<ref name ="opll20">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 20</ref> An der auf der Südseite gelegenen Außenwand der Stiftskirche befindet sich seit 1652 der [[w:Heinrich-Jasomirgott-Brunnen|Heinrich-Jasomirgott-Brunnen]]. Die dortige Statue des Herzogs ist ein Werk des Bildhauers [[w:Josef Breitner (Bildhauer)|Josef Breitner]] († 1930) aus dem Jahr 1893. |
Bearbeitungen