Adelheid von Tirol-Görz: Unterschied zwischen den Versionen

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Gräfin Adelheid von Tirol war eine der beiden Töchter des Grafen [[Albert III. von Tirol|Albert (III.) von Tirol]] († 1253) aus dessen Ehe mit Gräfin Ute von Lechsgemünd († um 1254), Tochter des Grafen Heinrich (II.) von [[w:Grafschaft von Lechsgemünd-Graisbach|Frontenhausen-Lechsgemünd]] († um 1208). Verheiratet (Eheschließung zwischen nach 1230 und vor dem 29. September 1237<ref name ="Jedelhauser284">vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth'', 2020, S. 284</ref>) war sie mit dem Grafen [[Meinhard I.|Meinhard III. von Görz]] (als Graf von Tirol: Meinhard I.) († 1258). Aus ihrer Ehe sind folgende Kinder belegt:
Gräfin Adelheid von Tirol war eine der beiden Töchter des Grafen [[Albert III. von Tirol|Albert (III.) von Tirol]] († 1253) aus dessen Ehe mit Gräfin Ute von Lechsgemünd († um 1254), Tochter des Grafen Heinrich (II.) von [[w:Grafschaft von Lechsgemünd-Graisbach|Frontenhausen-Lechsgemünd]] († um 1208). Verheiratet (Eheschließung zwischen nach 1230 und vor dem 29. September 1237<ref name ="Jedelhauser284">vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth'', 2020, S. 284</ref>) war sie mit dem Grafen [[Meinhard I.|Meinhard III. von Görz]] (als Graf von Tirol: Meinhard I.) († 1258). Aus ihrer Ehe sind folgende Kinder belegt:


*[[w:Adelheid von Görz|Gräfin Adelheid von Görz-Tirol]] († 1291) ∞ mit Graf Friedrich (I.) von [[Grafen von Ortenburg|Ortenburg]] († 1304)
:* [[Meinhard II.|Graf Meinhard II. von Görz-Tirol]] († 1295), Herzog von Kärnten, Graf von Tirol ∞ mit [[Elisabeth von Bayern (1227–1273)|Elisabeth von Baiern]]<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem [[w:Wiener Kongress|Wiener Kongress]] im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.</ref>, der Witwe von [[w:Konrad IV. (HRR)|König Konrad IV.]]
*[[Meinhard II.|Graf Meinhard II. von Görz-Tirol]] († 1295), Herzog von Kärnten, Graf von Tirol ∞ mit [[Elisabeth von Bayern (1227–1273)|Elisabeth von Baiern]]<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem [[w:Wiener Kongress|Wiener Kongress]] im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.</ref>, der Witwe von [[w:Konrad IV. (HRR)|König Konrad IV.]]
:* [[Albert I. (Görz)|Graf Albert I. von Görz-Tirol]] († 1304), Graf von Görz ∞ (1. Ehe) mit Euphemia von Glogau, Tochter des [[w:Konrad II. (Schlesien|Herzogs Konrad (II.) von Schlesien-Glogau]]; ∞ (2. Ehe) mit [[Euphemia von Ortenburg|Euphemia von Plain-Hardegg]], vermutlich die Witwe des Grafen Konrads (II.) von Plain-Hardegg und Tochter des Grafen Hermann von [[Grafen von Ortenburg|Ortenburg]].<ref>Zur Heiratsabrede, vgl. Hermann Wiessner: ''Monumenta historica ducatus Carinthiae''. Klagenfurt, 1956, Bd. 5, Nr. 173, S.117-119, Schloss Sommereck, 1275 Mai 29. In dieser Urkunde wird Euphemia als Gräfin von Hardegg ("''Harteck''") genannt und Friedrich (I.) Graf von Ortenburg als ihr Bruder bezeichnet.</ref>
*[[Albert I. (Görz)|Graf Albert I. von Görz-Tirol]] († 1304), Graf von Görz ∞ (1. Ehe) mit Euphemia von Glogau, Tochter des [[w:Konrad II. (Schlesien|Herzogs Konrad (II.) von Schlesien-Glogau]]; ∞ (2. Ehe) mit [[Euphemia von Ortenburg|Euphemia von Plain-Hardegg]], Witwe Graf Konrads (II.) von Plain-Hardegg und Tochter des Grafen Hermann von [[Grafen von Ortenburg|Ortenburg]].<ref>Zur Heiratsabrede, vgl. Hermann Wiessner: ''Monumenta historica ducatus Carinthiae''. Klagenfurt, 1956, Bd. 5, Nr. 173, S.117-119, Schloss Sommereck, 1275 Mai 29. In dieser Urkunde wird Euphemia als Gräfin von Harteck genannt und Friedrich (I.) von Ortenburg als ihr Bruder bezeichnet.</ref>
:* [[w:Adelheid von Görz|Gräfin Adelheid von Görz-Tirol]] († 1291) ∞ mit Graf Friedrich (I.) von [[Grafen von Ortenburg|Ortenburg]] († 1304)


Gräfin Adelheid von Tirol war die vermutlich ältere Schwester von [[Elisabeth von Tirol (gest. 1256)|Gräfin Elisabeth von Tirol]] († 1256). Durch die erste Ehe von dieser mit dem Grafen [[w:Otto VIII. (Meranien)|Otto (VIII.) von Andechs-Meranien]] († 1248) gelangten die Besitzungen dieser Familie, die Lehen des Hochstiftes Brixen waren, in den Besitz von Adelheids und Elisabeths Vater. Elisabeth war in zweiter Ehe mit dem Grafen [[Gebhard von Hirschberg]] († nach 1275) verheiratet.
Gräfin Adelheid von Tirol war die vermutlich ältere Schwester von [[Elisabeth von Tirol (gest. 1256)|Gräfin Elisabeth von Tirol]] († 1256). Durch die erste Ehe von dieser mit dem Grafen [[w:Otto VIII. (Meranien)|Otto (VIII.) von Andechs-Meranien]] († 1248) gelangten die Besitzungen dieser Familie, die Lehen des Hochstiftes Brixen waren, in den Besitz von Adelheids und Elisabeths Vater. Elisabeth war in zweiter Ehe mit dem Grafen [[Gebhard von Hirschberg]] († nach 1275) verheiratet.
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Nachdem Tod ihres Vaters, der in der Exkommunikation verstarb, erbten sie und ihr Ehemann nach dem Teilungsvertrag vom 10. November 1254 den südlichen Teil dessen Tiroler Besitzungen mit dem [[w:Inntal|Inntal]] bis [[Landeck (Tirol)|Landeck]] und die "Tiroler" Besitzungen im heutigen Bundesland Kärnten und [[w:Friaul|Friaul]], einschließlich der [[w:Grafschaft|Grafschaft]] im [[w:Pusteral|Pustertal]] und der [[w:Vogtei|Vogtei]] über das Gebiet des [[w:Hochstift Freising|Hochstiftes Freising]] zu [[w:Innichen|Innichen]], und einen Teil der Vogtei über das [[w:Diözese Bozen-Brixen|Hochstift Brixen]]. Ihr Ehemann erlangte in den Folgejahren durch das [[w:Erzbistum Trient|Hochstift Trient]] die Belehnung mit dem Trienter Lehen der Grafen von [[w:Eppan (Adelsgeschlecht)|Ulten]] (1254) und den Trienter Kirchenlehen (1256), die bereits ihr Vater zu [[w:Lehen|Lehen]] gehabt hatte.<ref>vgl. Wilhelm Baum: ''Die Grafen von Görz'', 2000, S. 50</ref>  
Nachdem Tod ihres Vaters, der in der Exkommunikation verstarb, erbten sie und ihr Ehemann nach dem Teilungsvertrag vom 10. November 1254 den südlichen Teil dessen Tiroler Besitzungen mit dem [[w:Inntal|Inntal]] bis [[Landeck (Tirol)|Landeck]] und die "Tiroler" Besitzungen im heutigen Bundesland Kärnten und [[w:Friaul|Friaul]], einschließlich der [[w:Grafschaft|Grafschaft]] im [[w:Pusteral|Pustertal]] und der [[w:Vogtei|Vogtei]] über das Gebiet des [[w:Hochstift Freising|Hochstiftes Freising]] zu [[w:Innichen|Innichen]], und einen Teil der Vogtei über das [[w:Diözese Bozen-Brixen|Hochstift Brixen]]. Ihr Ehemann erlangte in den Folgejahren durch das [[w:Erzbistum Trient|Hochstift Trient]] die Belehnung mit dem Trienter Lehen der Grafen von [[w:Eppan (Adelsgeschlecht)|Ulten]] (1254) und den Trienter Kirchenlehen (1256), die bereits ihr Vater zu [[w:Lehen|Lehen]] gehabt hatte.<ref>vgl. Wilhelm Baum: ''Die Grafen von Görz'', 2000, S. 50</ref>  


Im März 1254 verlangte Papst Innozenz IV. die Exhumierung des gebannten Grafen Albert III. aus der geweihten Erde. Weiter sollten seine Erbinnen (Adelheid und Elisabeth) unter Androhung des [[w:Anathema|Kirchenbanns]] der Freisinger Kirche Genugtuung für deren Schädigung durch ihren Vater leisten.<ref>Joseph Zahn, Codex Diplomaticus Austriaco-Frisingensis, in: Fontes rerum Austriacarum, 2. Abt. Bd. 31, Wien 1870, Nr. 170, S. 168, Lateran, 1254 März 15.</ref> Nach der Urkunde einer Schenkung für das Kloster Maria Steinach vom 17. März 1257 wurde dieser Kirchenbann tatsächlich über Adelheid im verhängt.<ref>vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?'', 2015, S. 381</ref> Nach dem Tod ihres Ehemannes (Anfang des Jahres 1258) führte Adelheid vorübergehend in Tirol die Regentschaft für ihren Sohn Meinhard bis zu dessen Entlassung aus seiner Haft auf [[w:Festung Hohenwerfen|Hohenwerfen]] (um die Jahreswende 1258/1259), in welcher dieser zusammen mit seinem Bruder als Folge des [[w:Frieden zu Lieserhofen|Friedens zu Lieserhofen]] (1252) geraten war. Während dieser Regentschaft verwendete Adelheid ein eigenes Siegel mit einem Adler und der Umschrift "''+S.A(delheidis) Comi(t)iss(a) de Tirol et Goriz(ie)''". Im September 1258 wurde sie auf der Zenoburg bei [[w:Merano|Meran]] gemeinsam mit ihren Söhnen Meinhard und Albert mit den Lehen des [[w:Hochstift Chur|Hochstiftes Chur]] belehnt, wobei ausdrücklich festgelegt war, dass sie bis zur Freilassung ihrer Söhne die Geschäftsführung handhaben würde.<ref>vgl. Wilhelm Baum: ''Die Grafen von Görz'', 2000, S. 53.</ref> Am 23. Oktober 1258 widerrief [[w:Egno von Eppan|Bischof Egno von Trient]] die oben angeführte Vergabe der Lehen der Trienter Kirche an die Görzer Grafen und Adelheid mit der Begründung, er wäre zu dieser genötigt worden. Nach seiner Entlassung aus der Geiselhaft auf Hohenwerfen forderte Adelheids Sohn Meinhard sofort nach von Bischof Egno die Herausgabe dieser Lehen.<ref>vgl. Hermann Wiesflecker: ''Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Pfalzgrafen in Kärnten''. Innsbruck, 1949, Bd. 1, Nr. 662, S. 174, Trient, 1258 Oktober 23 und Nr. 663, S.175, Trient, 1259 Februar 19</ref> Die engste Beziehung zu einer geistigen Einrichtung pflegte Gräfin Adelheid mit dem Benediktinerinnenkloster Müstair im Münstertal, das dem Bistum Chur unterstellt war. Ab Juni 1255 bedachte sie dieses Kloster mit mehreren Schenkungen. Das Benediktinerinnenkloster Müstair war die einzige kirchliche Einrichtung in der Grafschaft Tirol, das in seinem Nekrolog dem im Kirchenbann verstorbenen Grafen Albert (III.) und seiner wohl ebenfalls gebannten Tochter Adelheid gedachte.<ref>vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth von Graf Albert III., 2020, S. 289f. und S. 294f. mit Quellenverweisen: MGH Necr. Germ. 1, Diocesis Churiense, Necr. Monasteriense, S. 649 und Klosterarchiv Mustair Sign. 1/77 </ref> Die Jahresdatierungen der Einträge für die beiden Exkommunizierten finden sich lange vor der Verhängung des Kirchenbanns, bei Adelheid mit 1212 gar vor ihre Geburt. Das  
Im März 1254 verlangte Papst Innozenz IV. die Exhumierung des gebannten Grafen Albert III. aus der geweihten Erde. Weiter sollten seine Erbinnen (Adelheid und Elisabeth) unter Androhung des [[w:Anathema|Kirchenbanns]] der Freisinger Kirche Genugtuung für deren Schädigung durch ihren Vater leisten.<ref>Joseph Zahn, Codex Diplomaticus Austriaco-Frisingensis, in: Fontes rerum Austriacarum, 2. Abt. Bd. 31, Wien 1870, Nr. 170, S. 168, Lateran, 1254 März 15.</ref> Nach der Urkunde einer Schenkung für das Kloster Maria Steinach vom 17. März 1257 wurde dieser Kirchenbann tatsächlich über Adelheid verhängt.<ref>vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?'', 2015, S. 381</ref> Nach dem Tod ihres Ehemannes (Anfang des Jahres 1258) führte Adelheid vorübergehend in Tirol die Regentschaft für ihren Sohn Meinhard bis zu dessen Entlassung aus seiner Haft auf [[w:Festung Hohenwerfen|Hohenwerfen]] (um die Jahreswende 1258/1259), in welcher dieser zusammen mit seinem Bruder als Folge des [[w:Frieden zu Lieserhofen|Friedens zu Lieserhofen]] (1252) geraten war. Während dieser Regentschaft verwendete Adelheid ein eigenes Siegel mit einem Adler und der Umschrift "''+S.A(delheidis) Comi(t)iss(a) de Tirol et Goriz(ie)''". Im September 1258 wurde sie auf der Zenoburg bei [[w:Merano|Meran]] gemeinsam mit ihren Söhnen Meinhard und Albert mit den Lehen des [[w:Hochstift Chur|Hochstiftes Chur]] belehnt, wobei ausdrücklich festgelegt war, dass sie bis zur Freilassung ihrer Söhne die Geschäftsführung handhaben würde.<ref>vgl. Wilhelm Baum: ''Die Grafen von Görz'', 2000, S. 53.</ref> Am 23. Oktober 1258 widerrief [[w:Egno von Eppan|Bischof Egno von Trient]] die oben angeführte Vergabe der Lehen der Trienter Kirche an die Görzer Grafen und Adelheid mit der Begründung, er wäre zu dieser genötigt worden. Nach seiner Entlassung aus der Geiselhaft auf Hohenwerfen forderte Adelheids Sohn Meinhard sofort nach von Bischof Egno die Herausgabe dieser Lehen.<ref>vgl. Hermann Wiesflecker: ''Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Pfalzgrafen in Kärnten''. Innsbruck, 1949, Bd. 1, Nr. 662, S. 174, Trient, 1258 Oktober 23 und Nr. 663, S.175, Trient, 1259 Februar 19</ref> Die engste Beziehung zu einer geistigen Einrichtung pflegte Gräfin Adelheid mit dem Benediktinerinnenkloster Müstair im Münstertal, das dem Bistum Chur unterstellt war. Ab Juni 1255 bedachte sie dieses Kloster mit mehreren Schenkungen. Das Benediktinerinnenkloster Müstair war die einzige kirchliche Einrichtung in der Grafschaft Tirol, das in seinem Nekrolog dem im Kirchenbann verstorbenen Grafen Albert (III.) und seiner wohl ebenfalls gebannten Tochter Adelheid gedachte.<ref>vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth von Graf Albert III., 2020, S. 289f. und S. 294f. mit Quellenverweisen: MGH Necr. Germ. 1, Diocesis Churiense, Necr. Monasteriense, S. 649 und Klosterarchiv Mustair Sign. 1/77 </ref> Die Jahresdatierungen der Einträge für die beiden Exkommunizierten finden sich lange vor der Verhängung des Kirchenbanns, bei Adelheid mit 1212 gar vor ihre Geburt. Das  
Benediktinerinnenkloster Müstair wollte vermutlich Probleme mit dem Papst vermeiden.
Benediktinerinnenkloster Müstair wollte vermutlich Probleme mit dem Papst vermeiden.


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