Maria Elisabetha Hügelin: Unterschied zwischen den Versionen

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== Maria Elisabetha Ferrethin ==
===Maria Elisabetha Ferrethin===
Maria Elisabetha, Tochter des Steinmetzmeisters [[Ambrosius Ferrethi]] und der Maria N. Der Vater war in erster Ehe mit Agatha Bregnin aus der bedeutenden Steinmetzfamilie [[Bregno]] - Onkel [[Antonius Bregno|Antonius]] war kaiserlicher Hofsteinmetz, Vater [[Hieronymus Bregno|Hieronymus]] war auch Meister der Wiener Bauhütte - verheiratet. Sie erwarben den Besitz ihres 1653 verstorbenen, angeheirateten Onkels [[Pietro Maino Maderno]], nobilitierter Hofbildhauer und Richter. Durch diese Verbindungen zum Hofbauamt erhielt Ambrosius als junger Meister den Großauftrag sämtlicher Steinmetzarbeiten beim "Neuen Trakt", dem Leopoldinischen Trakt der [[Wiener Hofburg]]. Das bestimmte sein weiteres Leben. Seine Frau Agatha verstarb am 28. Januar 1662 mit 24 Jahren, sie hatte ihm den Weg geebnet.  
Maria Elisabetha, Tochter des Steinmetzmeisters [[Ambrosius Ferrethi]] und der Maria N. Der Vater war in erster Ehe mit Agatha Bregnin aus der bedeutenden Steinmetzfamilie [[Bregno]] - Onkel [[Antonius Bregno|Antonius]] war kaiserlicher Hofsteinmetz, Vater [[Hieronymus Bregno|Hieronymus]] war auch Meister der Wiener Bauhütte - verheiratet. Sie erwarben den Besitz ihres 1653 verstorbenen, angeheirateten Onkels [[Pietro Maino Maderno]], nobilitierter Hofbildhauer und Richter. Durch diese Verbindungen zum Hofbauamt erhielt Ambrosius als junger Meister den Großauftrag sämtlicher Steinmetzarbeiten beim "Neuen Trakt", dem Leopoldinischen Trakt der [[Wiener Hofburg]]. Das bestimmte sein weiteres Leben. Seine Frau Agatha verstarb am 28. Januar 1662 mit 24 Jahren, sie hatte ihm den Weg geebnet.  


Kurz darauf heiratete er Maria N. Mit ihr hatte er fünf Kinder, drei Töchter überlebten, die Erstgeborene war Maria Elisabetha, im Jahr darauf Anastasia. Die Mutter starb mit 40 Jahren am 2. Februar 1674, der sehr wohlhabende Hofsteinmetzmeister heiratete in dritter Ehe Catharina N. Mittlerweile war Maria Elisabetha 12 Jahre geworden. In wenigen Jahren würde sie die beste Partie im Steinbruch sein. Die dritte Ehefrau ihres Vaters, Catharina, war 1678 Mittelpunkt eines Gerüchtes, das am 25. August zu einem ernstlichen und scharfen Befehl des [[Stift Heiligenkreuz|Abtes Clemens Schäffer]] führte, ''... als wann sich Frau Catharina Ferrethin alda mit einer fleischlichen Unzucht vergriffen hätte ... soll die Person, die das Gerücht angefangen 20 [[Dukaten]] zu erlegen verbunden sein''. Der Vater erhielt 1680 das Amt des Richters im kaiserlichen Steinbruch.
Kurz darauf heiratete er Maria N. Mit ihr hatte er fünf Kinder, drei Töchter überlebten, die Erstgeborene war Maria Elisabetha, im Jahr darauf Anastasia. Die Mutter starb mit 40 Jahren am 2. Februar 1674, der sehr wohlhabende Hofsteinmetzmeister heiratete in dritter Ehe Catharina N. Mittlerweile war Maria Elisabetha 12 Jahre geworden. In wenigen Jahren würde sie die beste Partie im Steinbruch sein. Die dritte Ehefrau ihres Vaters, Catharina, war 1678 Mittelpunkt eines Gerüchtes, das am 25. August zu einem ernstlichen und scharfen Befehl des [[Stift Heiligenkreuz|Abtes Clemens Schäffer]] führte, ''... als wann sich Frau Catharina Ferrethin alda mit einer fleischlichen Unzucht vergriffen hätte ... soll die Person, die das Gerücht angefangen 20 [[Dukaten]] zu erlegen verbunden sein''. Der Vater erhielt 1680 das Amt des Richters im kaiserlichen Steinbruch.


===Maria Elisabetha Trumlerin===
[[Martin Trumler]] aus ihrer [[Magistri Comacini|italienischen Heimat]] wurde 1665 [[Lehrling]] beim Herrn Vater. 1670 erfolgte seine [[Freisprechung]] zum [[Geselle]]n. Spätestens nach dem [[Großer Türkenkrieg|''Türkenrummel'']] 1683, wie man es damals nannte, suchte Herr Richter Ferrethi für seine Töchter geeignete Ehemänner, hervorragende Steinmetzen, mit denen er gemeinsam große Aufträge erfüllen konnte. 1684 wurde Maria Elisabetha dem Martin Trumler verheiratet, 1686 Schwester Anastasia dem [[Giovanni Battista Passerini]]. Der Ferrethi-Clan arbeitete für den [[Palatin]] Paul I. [[Esterházy]], danach viele Jahre für den Fürsten Liechtenstein in seinen Wiener Palästen, auch im Hauptsitz [[Schloss Lednice|Schloss Eisgrub]].  
[[Martin Trumler]] aus ihrer [[Magistri Comacini|italienischen Heimat]] wurde 1665 [[Lehrling]] beim Herrn Vater. 1670 erfolgte seine [[Freisprechung]] zum [[Geselle]]n. Spätestens nach dem [[Großer Türkenkrieg|''Türkenrummel'']] 1683, wie man es damals nannte, suchte Herr Richter Ferrethi für seine Töchter geeignete Ehemänner, hervorragende Steinmetzen, mit denen er gemeinsam große Aufträge erfüllen konnte. 1684 wurde Maria Elisabetha dem Martin Trumler verheiratet, 1686 Schwester Anastasia dem [[Giovanni Battista Passerini]]. Der Ferrethi-Clan arbeitete für den [[Palatin]] Paul I. [[Esterházy]], danach viele Jahre für den Fürsten Liechtenstein in seinen Wiener Palästen, auch im Hauptsitz [[Schloss Lednice|Schloss Eisgrub]].  


Der Tod des Vaters
;Der Tod des Vaters
Der Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi, Richter im Steinbruch starb am 22. Februar 1696. Er hatte die Kaisersteinbrucher Bruderschaft wie ein [[Pate]] geleitet, jetzt war eine schwierige Situation. Die logischen Nachfolger waren seine Schwiegersöhne, aber welcher von beiden. Die Bruderschaft durfte daran nicht scheitern. In diesen Jahren hatten bedeutende Änderungen stattgefunden, der Nachwuchs an [[Magistri Comacini|italienischen Steinmetzen]] hatte stark abgenommen, Deutsche und Österreicher kamen als Lehrlinge und Gesellen. Hier muss auch in der Umgangssprache ein gleitender Wechsel vollzogen worden sein. Das Richteramt übergab man als [[Kompromiss]] dem [[Eggenburg]]er Steinmetz [[Reichardt Fux]], nach etwa 150 Jahren italienisch-schweizerischer Gemeindeverwaltung eigentlich undenkbar.


Der Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi, Richter im Steinbruch starb am 22. Februar 1696. Er hatte die Kaisersteinbrucher Bruderschaft wie ein [[Pate]] geleitet, jetzt war eine schwierige Situation. Die logischen Nachfolger waren seine Schwiegersöhne, aber welcher von beiden. Die Bruderschaft durfte daran nicht scheitern. In diesen Jahren hatten bedeutende Änderungen stattgefunden, der Nachwuchs an [[Magistri Comacini|italienischen Steinmetzen]] hatte stark abgenommen, Deutsche und Österreicher kamen als Lehrlinge und Gesellen. Hier muss auch in der Umgangssprache ein gleitender Wechsel vollzogen worden sein. Das Richteramt übergab man als [[Kompromiss]] dem [[Eggenburg]]er Steinmetz [[Reichardt Fux]], nach etwa 150 Jahren italienisch-schweizerischer Gemeindeverwaltung eigentlich undenkbar.
;Wird Maria Elisabetha oder ihre Schwester Anastasia die Richterin
[[Bild:MartinTrumler.jpg|thumb|[[Martin Trumler]], ihr Ehemann, Epitaph, Kartusche mit [[Steinmetzzeichen]], 1705]]
1699 starb Fux, das Richteramt war erneut zu besetzen. Immer noch waren Trumler und Passerini die logischen Kandidaten. Wir wissen - Passerini wurde neuer Richter im kaiserlichen Steinbruch. Der Grund lag in der privaten Ebene, das haben die Meisterinnen gezielt organisiert. Die Trumlerin hatte in diesen Jahren 3 Kinder geboren, mit 2 Söhnen war die Nachfolge gesichert und die Passerinin hatte keine Kinder, als Ausgleich die Würde des Amtes.
So kam es auch.


;1705 starb ihr Ehemann, Maria Elisabetha war schwanger
Am 20. März 1705 starb Martin Trumler mit 54 Jahren. Sie war 43 Jahre alt, der älteste Sohn [[Franz Trumler|Franz]] 18, [[Maria Regina Synnin|Maria Regina]] 15, Ambrosius 13, Thomas 3 und Maximilian wird am 6. Oktober 1705 geboren. Maria Elisabetha, jetzt die Steinmetzmeisterin, hatte sich nach der [[Zunft|Zunftordnung]] wieder zu verheiraten.


===Witwen-Vertrag von 1682===
;Witwen-Vertrag von 1682
Es war der Witwe anheimgestellt, das Gewerbe weiterzuführen, oder es aufzugeben. '''Mit dem Tag, an dem sie einen berufsfremden Mann heiratete, verlor sie das Recht zur Gewerbeausübung.''' ... Nach Jahr und Tag mußte die Witwe im Falle, daß eine Verehelichung mit einem Steinmetzmeister, oder wenigstens mit einem tauglichen Gesellen ausblieb, die Ausübung des Gewerbes einstellen.
Es war der Witwe anheimgestellt, das Gewerbe weiterzuführen, oder es aufzugeben. '''Mit dem Tag, an dem sie einen berufsfremden Mann heiratete, verlor sie das Recht zur Gewerbeausübung.''' ... Nach Jahr und Tag mußte die Witwe im Falle, daß eine Verehelichung mit einem Steinmetzmeister, oder wenigstens mit einem tauglichen Gesellen ausblieb, die Ausübung des Gewerbes einstellen.


Dann starb 1705 Maria Reginas [[Martin Trumler|Vater]]. Ihre Mutter Maria Elisabetha, jetzt die Steinmetzmeisterin, hatte sich nach der [[Zunft|Zunftordnung]] wieder zu verheiraten. Sie wählte den Gesellen [[Elias Hügel]], der aus [[Gemünden am Main]] im [[Franken (Region)|Frankenland]] zugewandert war. Am 14. November 1706 wurde geheiratet.
===Maria Elisabetha Hügelin===
 
Sie wählte den Gesellen [[Elias Hügel]], der aus [[Gemünden am Main]] im [[Franken (Region)|Frankenland]] zugewandert war. Am 14. November 1706 wurde geheiratet.
== Maria Elisabetha Trumlerin ==
[[Bild:MartinTrumler.jpg|thumb|[[Martin Trumler]], ihr Vater, Epitaph-Detail, Kartusche mit [[Steinmetzzeichen]], 1705]]
[[Bild:Wiener Karlskirche.jpg|thumb|Karlskirche, Auftrag ihres Ehemannes]]
[[Bild:Wiener Karlskirche.jpg|thumb|Karlskirche, Auftrag ihres Ehemannes]]
Ein entscheidendes Ereignis für Maria Regina Trumlerin war der Tod der Großmutter Catharina Hareslebin im August 1707. Der Witwer, Meister Haresleben, 37 Jahre alt und auf dem besten Wege, der Erste im Kaisersteinbruch zu werden, erwählte sie, 19jährig, zu seiner neuen Ehefrau. Am 1. Mai 1708 wurde in der [[Kaisersteinbrucher Kirche]], geheiratet. Beim [[Schloss Schönbrunn]], beim [[Palais Schönborn-Batthyány]], [[Palais Kinsky (Wien)|Palais Daun-Kinsky]], der Pfarrkirche von [[Pottendorf]], usw. zuletzt bei der [[Wiener Karlskirche]] war er tätig. Es waren große Aufträge, so dass einige Meister der Bruderschaft miteinander arbeiteten. Diese Meister waren ihre nächsten Verwandten, [[Elias Hügel]] er wird ihr Stiefvater, [[Simon Sasslaber]] ihr Vetter und [[Franz Trumler]] ihr Bruder.


== Maria Elisabetha Hügelin ==
Ein entscheidendes Ereignis für Maria Elisabetha Hügelin war der Tod der Stiefmutter Catharina Hareslebin im August 1707. Der Witwer, Meister Haresleben, 37 Jahre alt und auf dem besten Wege, der Erste im Kaisersteinbruch zu werden, erwählte [[Maria Regina Synnin|Maria Regina]], ihre 19jährige Tochter, zu seiner neuen Ehefrau. Am 1. Mai 1708 wurde in der [[Kaisersteinbrucher Kirche]], geheiratet. Beim [[Schloss Schönbrunn]], beim [[Palais Schönborn-Batthyány]], [[Palais Kinsky (Wien)|Palais Daun-Kinsky]], der Pfarrkirche von [[Pottendorf]], usw. zuletzt bei der [[Wiener Karlskirche]] war er tätig. Es waren große Aufträge, so dass einige Meister der Bruderschaft miteinander arbeiteten. Diese Meister waren ihr Ehemann [[Elias Hügel]], ihr Schwager [[Simon Sasslaber]] und ihr Sohn [[Franz Trumler]].
Wir können vermuten, dass ihre Kontakte zu den Meistern (ihrer engeren Familie) sehr gestört waren, deren Ehre durch dieses Ereignis tief verletzt war. Aber ebenso logisch ist es, dass deren Frauen, vor allem ihre Mutter Maria Elisabetha Hügelin voll hinter ihr standen.  


... LIG DA BEGRABEN TUGENDSAM, FRAU MARIA ELISABETHA HÜGELIN WAR MEIN NAME, GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN ALHIER ...
... LIG DA BEGRABEN TUGENDSAM, FRAU MARIA ELISABETHA HÜGELIN WAR MEIN NAME, GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN ALHIER ...
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