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[[Bild:Leopoldinischer Trakt Vienna Oct. 2006 003.jpg|mini|Hofburg, Leopoldinischer Trakt, kaiserlicher Auftrag des Vaters]] | [[Bild:Leopoldinischer Trakt Vienna Oct. 2006 003.jpg|mini|Hofburg, Leopoldinischer Trakt, kaiserlicher Auftrag des Vaters]] | ||
[[Datei:Portrait clemens schaeffer1.jpg|mini|Abt Clemens Schäffer]] | [[Datei:Portrait clemens schaeffer1.jpg|mini|Abt Clemens Schäffer]] | ||
Maria Elisabetha Ferrethin war Tochter von des Steinmetzmeisters [[Ambrosius Ferrethi]] und seiner zweiten Frau Maria N. Seine erste Ehefrau Agatha war eine geborene Bregno, aus der Steinmetzfamilie [[Bregno]] – Onkel [[Antonius Bregno|Antonius]] ein kaiserlicher Hofsteinmetz, Vater [[Hieronymus Bregno|Hieronymus]] ein Meister der Wiener Bauhütte. Auch der 1653 verstorbene [[Pietro Maino Maderno]], nobilitierter Hofbildhauer und Kaisersteinbrucher Richter gehörte zur Familie. Durch diese Verbindungen zum kaiserlichen Hofbauamt erhielt ihr Vater Ambrosius Ferrethi als junger Meister Steinmetzaufträge beim „Neuen Trakt“, dem Leopoldinischen Trakt der [[Wiener Hofburg]]. Der Vater wurde 1680 von der Herrschaft Königshof und den Bewohnern zum Richter | Maria Elisabetha Ferrethin war Tochter von des Steinmetzmeisters [[Ambrosius Ferrethi]] und seiner zweiten Frau Maria N. Seine erste Ehefrau Agatha war eine geborene Bregno, aus der Steinmetzfamilie [[Bregno]] – Onkel [[Antonius Bregno|Antonius]] ein kaiserlicher Hofsteinmetz, Vater [[Hieronymus Bregno|Hieronymus]] ein Meister der Wiener Bauhütte. Auch der 1653 verstorbene [[Pietro Maino Maderno]], nobilitierter Hofbildhauer und Kaisersteinbrucher Richter gehörte zur Familie. Durch diese Verbindungen zum kaiserlichen Hofbauamt erhielt ihr Vater Ambrosius Ferrethi als junger Meister Steinmetzaufträge beim „Neuen Trakt“, dem Leopoldinischen Trakt der [[Wiener Hofburg]]. Der Vater wurde 1680 von der Herrschaft Königshof und den Bewohnern zum Richter im kaiserlichen Steinbruch gewählt. | ||
=== Erste Ehe === | === Erste Ehe === | ||
[[Martin Trumler]] aus ihrer [[Magistri Comacini|italienischen Heimat]] wurde 1665 Lehrling | [[Martin Trumler]] aus ihrer [[Magistri Comacini|italienischen Heimat]] wurde 1665 Lehrling bei Meister Ferrethi. 1670 erfolgte seine [[Freisprechung]] zum [[Geselle]]n. Spätestens nach dem [[Großer Türkenkrieg|Großen Türkenkrieg]] von 1683 war es Zeit für seine Töchter Ehemänner, selbstverständlich Steinmetzen, zu finden, mit denen er gemeinsam Aufträge erfüllen konnte. 1684 wurde Maria Elisabetha dem Martin Trumler verheiratet, 1686 Schwester Anastasia dem [[Giovanni Battista Passerini]]. Der ‚Ferrethi-Clan‘ arbeitete für den [[Palatin (Ungarn)|Palatin]] Paul I. [[Esterházy]], danach für Fürst Liechtenstein in seinen Wiener Palästen, auch im Hauptsitz [[Schloss Lednice|Schloss Eisgrub]]. | ||
;Tod des Vaters | ;Tod des Vaters | ||
Der Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi, Richter im Steinbruch, starb am 22. Februar 1696. | Der Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi, Richter im Steinbruch, starb am 22. Februar 1696. Noch im August 1694 hatte der Knabe [[Elias Hügel]] aus [[Gemünden am Main|Gemünden]] im Frankenland als Lehrling aufgedingt. | ||
In diesen Jahren hatten bedeutende Änderungen stattgefunden, der Nachwuchs an [[Magistri Comacini|italienischen Steinmetzen]] hatte stark abgenommen. Deutsche und Österreicher kamen als Lehrlinge und Gesellen. | In diesen Jahren hatten bedeutende Änderungen stattgefunden, der Nachwuchs an [[Magistri Comacini|italienischen Steinmetzen]] hatte stark abgenommen. Deutsche und Österreicher kamen als Lehrlinge und Gesellen. Zum Richteramt wählten sie nach etwa 150 Jahren italienisch-schweizerischer Gemeindeverwaltung den [[Eggenburg]]er Steinmetz [[Reichardt Fux]]. | ||
;Witwen-Vertrag von 1682 | ;Witwen-Vertrag von 1682 | ||
Es war der Witwe anheimgestellt, das Gewerbe weiterzuführen, oder es aufzugeben. ''Mit dem Tag, an dem sie einen berufsfremden Mann heiratete, verlor sie das Recht zur Gewerbeausübung.'' Nach [[Jahr und Tag]] musste die Witwe im Falle, dass eine Verehelichung mit einem Steinmetzmeister, oder wenigstens mit einem tauglichen Gesellen ausblieb, die Ausübung des Gewerbes einstellen. | Es war der Witwe anheimgestellt, das Gewerbe weiterzuführen, oder es aufzugeben. ''Mit dem Tag, an dem sie einen berufsfremden Mann heiratete, verlor sie das Recht zur Gewerbeausübung.'' Nach [[Jahr und Tag]] musste die Witwe im Falle, dass eine Verehelichung mit einem Steinmetzmeister, oder wenigstens mit einem tauglichen Gesellen ausblieb, die Ausübung des Gewerbes einstellen. | ||
=== | === Die Witwe des Vaters Catharina Ferrethin verheiratet sich === | ||
Die | Die letzte Frau ihres Vaters, ihre Stiefmutter, hätte als Witwe leben und durch den Verkauf des Handwerks reich werden können, es gab keine Kinder zu versorgen. Sie bestimmte mit 56 Jahren den 25-jährigen Eggenburger Gesellen aus einer Steinmetzfamilie, [[Johann Georg Haresleben]], am 18. November 1696 zu ihrem Ehemann. | ||
[[Bild:MartinTrumler.jpg|mini|[[Martin Trumler]], ihr Ehemann, Epitaph, Kartusche mit [[Freimaurer]]-Symbol, 1705]] | [[Bild:MartinTrumler.jpg|mini|[[Martin Trumler]], ihr Ehemann, Epitaph, Kartusche mit [[Freimaurer]]-Symbol, 1705]] | ||
<!--EXKURS: 1699 starb Fux, das Richteramt war erneut zu besetzen. Immer noch waren Trumler und Passerini die logischen Kandidaten. Haresleben war am Großauftrag für Schloss Schönbrunn beteiligt und noch zu jung. Passerini wurde neuer Richter im kaiserlichen Steinbruch. Der Grund lag im privaten Umfeld. Die Trumlerin hatte in diesen Jahren drei Kinder geboren, mit zwei Söhnen war die Nachfolge gesichert und die Passerinin hatte keine Kinder, als Ausgleich die Würde des Amtes. Passerini kam von auswärts und hatte sein Kaisersteinbrucher Gut selbst erworben, er war frei und unabhängig.--> | <!--EXKURS: 1699 starb Fux, das Richteramt war erneut zu besetzen. Immer noch waren Trumler und Passerini die logischen Kandidaten. Haresleben war am Großauftrag für Schloss Schönbrunn beteiligt und noch zu jung. Passerini wurde neuer Richter im kaiserlichen Steinbruch. Der Grund lag im privaten Umfeld. Die Trumlerin hatte in diesen Jahren drei Kinder geboren, mit zwei Söhnen war die Nachfolge gesichert und die Passerinin hatte keine Kinder, als Ausgleich die Würde des Amtes. Passerini kam von auswärts und hatte sein Kaisersteinbrucher Gut selbst erworben, er war frei und unabhängig.--> | ||
=== | === Steinmetzmeisterin === | ||
Am 20. März 1705 starb Martin Trumler mit 54 Jahren. Maria Elisabetha war 43 Jahre alt, | Am 20. März 1705 starb Martin Trumler ihr Ehemann mit 54 Jahren. Maria Elisabetha war 43 Jahre alt, Sohn [[Franz Trumler|Franz]] 18, Maria Regina 15, Ambrosius 13, Thomas 3 und der neugeborene [[Maximilian Trumler|Maximilian]]. Maria Elisabetha, jetzt handlungsberechtigte Steinmetzmeisterin, hatte sich nach der [[Zunft]]ordnung wieder zu verheiraten. Einige Jahre später hätte sie das Handwerk ihrem Sohn übergeben können, aber er war noch Lehrling. | ||
=== Zweite Heirat === | === Zweite Heirat === | ||
Sie wählte den Gesellen [[Elias Hügel]], der aus [[Gemünden am Main | Sie wählte den Gesellen [[Elias Hügel]], der aus [[Gemünden am Main]] zugewandert war. Am 14. November 1706 heirateten beide. Sie ließ ihn nach einem Jahr im Grundbuch eintragen, mit Steinbruch und Haus. Ein Haus behielt sie als Reserve für sich selbst. | ||
Der junge deutsche Handwerksgeselle heiratete in eine italienische Familie, aber in Kaisersteinbruch wurde in mehreren Sprachen gesprochen. Elias war darauf vorbereitet, durch die Arbeit mit Ferrethi, Trumler und Passerini. Sein erster uns bekannter Auftrag war 1713/1714 eine großangelegte Dreifaltigkeitssäule in [[Neusiedl am See]]. Sein weiterer beruflicher Weg war eng mit Haresleben verbunden. | |||
Ein wichtiges Ereignis im kaiserlichen Steinbruch war der Großauftrag der [[Wiener Karlskirche|Karlskirche]] sowie zusätzliche Arbeiten für das Untere [[Schloss Belvedere]]. Sie alle bildeten eine Steinmetz-Gesellschaft unter der Leitung von Hans Georg Haresleben, mit ihm Elias Hügel.--> Haresleben starb 1716, Hügel war mit 35 Jahren ein junger Steinmetzmeister und übernahm diese Organisationsaufgabe. | |||
[[Bild:Wiener Karlskirche.jpg|mini|Karlskirche, Auftrag ihres Ehemannes]] | [[Bild:Wiener Karlskirche.jpg|mini|Karlskirche, Auftrag ihres Ehemannes]] | ||
=== Richterin Maria Elisabetha === | === Richterin Maria Elisabetha === | ||
Maria Elisabetha Hügelin wusste aus ihrer Kindheit von der Haushaltsführung eines kaiserlichen Hofsteinmetzmeisters und Richters, war längst eine vollwertige Meisterin und unterstützte den aufstrebenden Meister und werdenden Künstler. Eine seiner Bildhauerarbeiten ist die Marienstatue (obiges Bild), nach Maria Elisabetha modelliert. Als Nachfolger von [[Johann Paul Schilck]] übte er ab 1722 das Richteramt aus. | |||
=== Taufpaten === | === Taufpaten === | ||
Maria Elisabetha Hügelin war im Steinbruch eine oft erbetene Taufpatin.<ref> Hier ein | Maria Elisabetha Hügelin war im Steinbruch eine oft erbetene Taufpatin.<ref> Hier ein Beispiel im Taufbuch der Pfarre [[Purbach am Neusiedler See|Purbach]]: | ||
:Am 19. August 1722 ist Elias, des Michael Reichardt und Ursula, seiner Ehewirtin Söhnlein getauft worden. [[Pate|''Gefattersleith'']] Elias Hügel, Steinmetz aus dem Steinbruch und Maria Elisabeth, seine Haufrau. | :Am 19. August 1722 ist Elias, des Michael Reichardt und Ursula, seiner Ehewirtin Söhnlein getauft worden. [[Pate|''Gefattersleith'']] Elias Hügel, Steinmetz aus dem Steinbruch und Maria Elisabeth, seine Haufrau. | ||
:Dazu Hans Kietaibl: Michael Reichardt war ein [[Dorfordnung|Halblehensbauer]]. Wieso er den Steinmetzmeister Hügel gekannt hat? Vielleicht hat er Wein bei ihm gekauft.</ref> | :Dazu Hans Kietaibl: Michael Reichardt war ein [[Dorfordnung|Halblehensbauer]]. Wieso er den Steinmetzmeister Hügel gekannt hat? Vielleicht hat er Wein bei ihm gekauft.</ref> | ||
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Am 5. September 1728 starb Maria Elisabetha Hügelin, ihr [[Epitaph]] ist in der Seitenkapelle der [[Kaisersteinbrucher Kirche]] neben dem des Meisters befestigt. In der Inschrift steht: | Am 5. September 1728 starb Maria Elisabetha Hügelin, ihr [[Epitaph]] ist in der Seitenkapelle der [[Kaisersteinbrucher Kirche]] neben dem des Meisters befestigt. In der Inschrift steht: | ||
… LIG DA BEGRABEN TUGENDSAM, FRAU MARIA ELISABETHA HÜGELIN WAR MEIN NAM, GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN ALHIER … | … LIG DA BEGRABEN TUGENDSAM, FRAU MARIA ELISABETHA HÜGELIN WAR MEIN NAM, '''GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN''' ALHIER … | ||
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