Kaisersteinbruch: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Museum Mannersdorf-Blauer Bruch.JPG|miniatur|Funde im Blauen Bruch, Vitrine im Museum [[Mannersdorf am Leithagebirge|Mannersdorf]]]]
[[Datei:Museum Mannersdorf-Blauer Bruch.JPG|miniatur|Funde im Blauen Bruch, Vitrine im Museum [[Mannersdorf am Leithagebirge|Mannersdorf]]]]
Im Blauen Bruch des [[Leithagebirge]]s, auf dem [[Truppenübungsplatz]], finden sich Knochen und Zähne, die Rückschlüsse auf die vor 15 Millionen Jahren hier lebenden [[Meerestiere]] erlauben. Hier existierten unter anderem Haie, Seekühe, Zahn- und Bartenwale. An Land stellten Palmen, Wasserfichten, Wasserulmen, Kieferngewächse und Platanen die [[Flora]] dar, in welcher sich Affen, Krokodile, Nashörner und Landschildkröten bewegten.
Im Blauen Bruch des [[Leithagebirge]]s, auf dem [[Truppenübungsplatz]], finden sich Knochen und Zähne, die Rückschlüsse auf die vor 15&nbsp;Millionen Jahren hier lebenden [[Meerestiere]] erlauben. Hier existierten unter anderem Haie, Seekühe, Zahn- und Bartenwale. An Land stellten Palmen, Wasserfichten, Wasserulmen, Kieferngewächse und Platanen die [[Flora]] dar, in welcher sich Affen, Krokodile, Nashörner und Landschildkröten bewegten.<ref>2. Internationales Mikroskopiker-Pfingsttreffen. MGW 2004, Helmut Reichenauer.</ref>


Eine Pfeilspitze in einem Pferdewirbel, gefunden in einer Höhle des ''Blauen Bruches'' – ein Beweis für die ältesten schweren [[Hauspferd]]e – belegt erste Besiedlungsspuren zur [[Eisenzeit]] (800 bis 700 vor Christus).  
Eine Pfeilspitze in einem Pferdewirbel, gefunden in einer Höhle des ''Blauen Bruches'' – ein Beweis für die ältesten schweren [[Hauspferd]]e – belegt erste Besiedlungsspuren zur [[Eisenzeit]] (800 bis 700 vor Christus). <ref>A. F. Tauber: ''Die geologischen und paläontologischen Resultate der Ausgrabungen in der Höhle im Blauen Bruch bei Kaisersteinbruch''. In BHbl., Jahrgang 11, 1949.</ref>


Auf dem Boden des ''Öden Klosters'' fand 1903 Max Groller bei Ausgrabungen drei Siedlungsschichten. Zuunterst Reste eines römischen Gutshofes (Herrenhaus, Baureste mit Heizanlage), an diesen Gebäuden vorbei führte die [[Römerstraße]] von [[Carnuntum]] über das [[Leithagebirge]]. Sie war ein Stück der urgeschichtlichen [[Bernsteinstraße]], die [[Ostsee]] und [[Adriatisches Meer|Adria]] verband. In der Nähe der Villa wurde im 6.&nbsp;Jahrhundert ein [[Langobarden|langobardischer Friedhof]] angelegt.  
Auf dem Boden des ''Öden Klosters'' fand 1903 Max Groller bei Ausgrabungen drei Siedlungsschichten. Zuunterst Reste eines römischen Gutshofes (Herrenhaus, Baureste mit Heizanlage), an diesen Gebäuden vorbei führte die [[Römerstraße]] von [[Carnuntum]] über das [[Leithagebirge]]. Sie war ein Stück der urgeschichtlichen [[Bernsteinstraße]], die [[Ostsee]] und [[Adriatisches Meer|Adria]] verband.<ref> Manfred Alois Niegl: ''Die archäologische Erforschung der Römerzeit in Österreich''. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1980, S. 158. ISBN 3-7001-0336-0</ref> In der Nähe der Villa wurde im 6.&nbsp;Jahrhundert ein [[Langobarden|langobardischer Friedhof]] angelegt. <ref>Horst Adler: ''[[Langobarden|Langobardische]] [[Fibel (Tracht)|Fibel]] aus Kaisersteinbruch, Burgenland''. Archaelogia Austriaca, Band 65, 1981.</ref>


Um 800 wurde quer durch die römischen Grundmauern ein mit Eckturm und Verschanzungen befestigter [[Königspfalz|Königshof]] angelegt, wie er den [[Karolinger|Kaisern der Karolingerzeit]], die noch über keine feste Residenz verfügten, bei ihren Reisen im Reiche als Quartier und Verpflegungsstätte diente. Später ging das Gebiet in den Besitz [[Liste der ungarischen Herrscher|ungarischer Könige]] über.  
Um 800 wurde quer durch die römischen Grundmauern ein mit Eckturm und Verschanzungen befestigter [[Königspfalz|Königshof]] angelegt, wie er den [[Karolinger|Kaisern der Karolingerzeit]], die noch über keine feste Residenz verfügten, bei ihren Reisen im Reiche als Quartier und Verpflegungsstätte diente. Später ging das Gebiet in den Besitz [[Liste der ungarischen Herrscher|ungarischer Könige]] über.  
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=== Königliche Schenkungen an die Zisterzienser ===
=== Königliche Schenkungen an die Zisterzienser ===
König [[Emmerich (Ungarn)|Imre]] schenkte es 1203 den [[Stift Heiligenkreuz|Zisterziensern von Heiligenkreuz]]. Das Kloster war durch [[Stiftung]]en in Ungarn reicher begütert als in Österreich, so erwog es 1206 bis 1209 eine Transferierung nach Westungarn. Es wurde mit dem Bau einer großen Kirche im Gelände des Königshofes begonnen, doch blieb die Anlage unvollendet.  
König [[Emmerich (Ungarn)|Imre]] schenkte es 1203 den [[Stift Heiligenkreuz|Zisterziensern von Heiligenkreuz]]. Das Kloster war durch [[Stiftung]]en in Ungarn reicher begütert als in Österreich, so erwog es 1206 bis 1209 eine Transferierung nach Westungarn. Es wurde mit dem Bau einer großen Kirche im Gelände des Königshofes begonnen, doch blieb die Anlage unvollendet.<ref> Harald Prickler: ''Zisterzienser als Grundherren im burgenländisch-westungarischen Raum''. In: ''800 Jahre Zisterzienser im Pannonischen Raum''. 1996.</ref>


Die Schenkung von 1203 wurde den Zisterziensern wiederholt neubestätigt. Auch [[Liste der Grafen und Herzöge von Anjou|König Karl Robert]] aus dem neuen Hause der [[Anjou]] erneuerte 1317 die Rechte und Freiheiten der Niederlassung.  
Die Schenkung von 1203 wurde den Zisterziensern wiederholt neubestätigt. Auch [[Liste der Grafen und Herzöge von Anjou|König Karl Robert]] aus dem neuen Hause der [[Anjou]] erneuerte 1317 die Rechte und Freiheiten der Niederlassung.  
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[[Datei:Blauer Bruch.jpg|miniatur|Eingang in die [[Kulturlandschaft]] ''Blauer Bruch'']]
[[Datei:Blauer Bruch.jpg|miniatur|Eingang in die [[Kulturlandschaft]] ''Blauer Bruch'']]
[[Datei:Schweizer.jpg|miniatur|Schweizerhof-Brunnen, 1552, Wappenadler von Kaiser [[Karl V. (HRR)|Karl&nbsp;V.]]]]
[[Datei:Schweizer.jpg|miniatur|Schweizerhof-Brunnen, 1552, Wappenadler von Kaiser [[Karl V. (HRR)|Karl&nbsp;V.]]]]
Siehe Hauptartikel: [[Kaiserstein (Gestein)|Kaiserstein]].
Siehe Hauptartikel: [[Kaiserstein (Gestein)|Kaiserstein]].<ref>Andreas Rohatsch: ''Kaisersteinbruch: Leithakalk in bester Qualität.'' In: Th. Hofmann (Hrsg.): ''Wien Niederösterreich Burgenland, Wanderungen in die Erdgeschichte.'' Geologische Bundesanstalt. Wien 2007, ISBN 978-3-89937-074-4, S. 172–173.</ref>


Die Ausgrabung des römischen Gutshofs, Grabsteine, unter anderem im Schloss Königshof, bezeugen, dass bereits die Römer hier Steine gebrochen und bearbeitet haben. Besonderes Beispiel ist der ''Grabstein des Titus Calidius Severus'' in der Antikensammlung des [[Kunsthistorisches Museum Wien|KHM]] in Wien.  
Die Ausgrabung des römischen Gutshofs, Grabsteine, unter anderem im Schloss Königshof, bezeugen, dass bereits die Römer hier Steine gebrochen und bearbeitet haben. Besonderes Beispiel ist der ''Grabstein des Titus Calidius Severus'' in der Antikensammlung des [[Kunsthistorisches Museum Wien|KHM]] in Wien.  
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=== Steinmaterial für den Stephansdom ===
=== Steinmaterial für den Stephansdom ===
1861 begann die umfassende Wiederherstellung des [[Stephansdom (Wien)|Stephansdomes]], vor allem der Neubau des Turmhelmes, zunächst unter [[Dombaumeister]] [[Leopold Ernst]], von 1862 bis 1891 unter [[Friedrich von Schmidt]]. Für den großen Steinbedarf wurden sorgfältige Voruntersuchungen gemacht. Eine Kommission, der auch der [[Geologie|Geologe]] [[Franz von Hauer]] angehörte, kam zu dem Ergebnis, dass der [[Wöllersdorf-Steinabrückl|Wöllersdorfer]] Stein und der Kaiserstein aus den Zeindler-Brüchen bei Kaisersteinbruch wohl die besten zur Verfügung stehenden Steinsorten seien. Wegen ihres hohen Raumgewichtes und der Schwierigkeit der Bearbeitung sollten sie aber nur dort zur Anwendung kommen, wo es unbedingt nötig sei. Letztlich wurde der durch seine Porösität wesentlich leichtere Stein von [[St. Margarethen im Burgenland|St. Margarethen]] verwendet. Die große Südwestwand des Steinbruches (''Esterházybruch'') die besonders guten Stein führt, wurde für die Arbeiten am Dome vorbehalten und heißt seit dieser Zeit ''Stephanswand''.
1861 begann die umfassende Wiederherstellung des [[Stephansdom (Wien)|Stephansdomes]], vor allem der Neubau des Turmhelmes, zunächst unter [[Dombaumeister]] [[Leopold Ernst]], von 1862 bis 1891 unter [[Friedrich von Schmidt]]. Für den großen Steinbedarf wurden sorgfältige Voruntersuchungen gemacht. Eine Kommission, der auch der [[Geologie|Geologe]] [[Franz von Hauer]] angehörte, kam zu dem Ergebnis, dass der [[Wöllersdorf-Steinabrückl|Wöllersdorfer]] Stein und der Kaiserstein aus den Zeindler-Brüchen bei Kaisersteinbruch wohl die besten zur Verfügung stehenden Steinsorten seien. Wegen ihres hohen Raumgewichtes und der Schwierigkeit der Bearbeitung sollten sie aber nur dort zur Anwendung kommen, wo es unbedingt nötig sei. Letztlich wurde der durch seine Porösität wesentlich leichtere Stein von [[St. Margarethen im Burgenland|St. Margarethen]] verwendet. Die große Südwestwand des Steinbruches (''Esterházybruch'') die besonders guten Stein führt, wurde für die Arbeiten am Dome vorbehalten und heißt seit dieser Zeit ''Stephanswand''.<ref> Alois Kieslinger: ''Die Steine von St. Stephan'', Verlag Herold, Wien 1949 </ref>


Unter dem ''Kaisersteinbruch'' versteht man nicht ''einen'' Steinbruch, sondern je nach Auftragslage mehrere. 1901 und 1912 wurden technische Daten der Brüche Buchthal-Bruch, Wald-Bruch (Ödenkloster-Bruch), Kapellen-Bruch, Haus-Bruch und Teuschl-Bruch erhoben. Weiters wurden genannt: Zeiler-Bruch (Pansipp-Bruch), Amelin-Bruch, Kaiserstein-Bruch, Blauer-Bruch, Schwarzer Marmor-Bruch, Kavernen-Bruch und Winkler-Bruch, sowie Alter Teuschl-Bruch, Gesellschafts-Bruch, Kowel-Bruch, Theresien-Bruch, Salzleck-Bruch und Kobaldischer Bruch. In einem zeitgenössischen Bericht ist zu lesen: „''Die kleine Ortschaft ist von Steinbrüchen ganz umgeben und ihre Häuser sind fast gänzlich unterminiert.''“
Unter dem ''Kaisersteinbruch'' versteht man nicht ''einen'' Steinbruch, sondern je nach Auftragslage mehrere. 1901 und 1912 wurden technische Daten der Brüche Buchthal-Bruch, Wald-Bruch (Ödenkloster-Bruch), Kapellen-Bruch, Haus-Bruch und Teuschl-Bruch erhoben. Weiters wurden genannt: Zeiler-Bruch (Pansipp-Bruch), Amelin-Bruch, Kaiserstein-Bruch, Blauer-Bruch, Schwarzer Marmor-Bruch, Kavernen-Bruch und Winkler-Bruch, sowie Alter Teuschl-Bruch, Gesellschafts-Bruch, Kowel-Bruch, Theresien-Bruch, Salzleck-Bruch und Kobaldischer Bruch.<ref> A. Hanisch, H. Schmid: ''Österreichs Steinbrüche. Verzeichnis der Steinbrüche, welche Quader, Stufen, Pflastersteine, Schleif- und Mühlsteine oder Dachplatten liefern''. Wien 1901.</ref>
<ref>A. Hanisch: ''Prüfungsergebnisse mit natürlichen Bausteinen''. Wien 1912.</ref> In einem zeitgenössischen Bericht ist zu lesen: „''Die kleine Ortschaft ist von Steinbrüchen ganz umgeben und ihre Häuser sind fast gänzlich unterminiert.''“


=== Siegel des Handwerks ===
=== Siegel des Handwerks ===
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=== Eigenständige Viertellade, incorporiert Jois, Winden und Sommerein ===
=== Eigenständige Viertellade, incorporiert Jois, Winden und Sommerein ===
Am 13.&nbsp;Juni 1576, beim Bau von [[Schloss Neugebäude]], wurde ''der neue Steinbruch am Leythaberg'' erstmals urkundlich erwähnt. 1617 erhielt die [[Steinmetzbruderschaft|Bruderschaft]] der Kaisersteinbrucher Meister den Status einer [[Zunftlade|Viertellade]], die der [[Dom von Wiener Neustadt|Hauptlade]] in [[Wiener Neustadt]] zugeordnet war. Zur Viertellade gehörte das Steinmetzhandwerk zu [[Sommerein]] (bis 1783, dann zu [[Bruck an der Leitha]]) und [[Winden am See]] und [[Jois]] (bis zuletzt). Das kaiserliche Privileg der  [[Handwerksordnung]] regelte das Zusammenleben. Vor allem die regelmäßig stattfindenden [[Zunfttruhe|Zusammenkünfte]] waren ein Ärgernis für die [[Grundherrschaft|Herrschaft]], das Stift Heiligenkreuz. Denn diese [[Magistri Comacini|italienischen Meister]] waren einzig dem [[Römisch-deutscher Kaiser|Römischen Kaiser]] untertan. Sie stellten sich unter den Schutz des obersten Landesherrn als Vertreter Gottes auf Erden, keinesfalls einer anderen Instanz.
Am 13.&nbsp;Juni 1576, beim Bau von [[Schloss Neugebäude]], wurde ''der neue Steinbruch am Leythaberg'' erstmals urkundlich erwähnt. 1617 erhielt die [[Steinmetzbruderschaft|Bruderschaft]] der Kaisersteinbrucher Meister den Status einer [[Zunftlade|Viertellade]], die der [[Dom von Wiener Neustadt|Hauptlade]] in [[Wiener Neustadt]] zugeordnet war. Zur Viertellade gehörte das Steinmetzhandwerk zu [[Sommerein]] (bis 1783, dann zu [[Bruck an der Leitha]]) und [[Winden am See]] und [[Jois]] (bis zuletzt). Das kaiserliche Privileg der  [[Handwerksordnung]] regelte das Zusammenleben. Vor allem die regelmäßig stattfindenden [[Zunfttruhe|Zusammenkünfte]] waren ein Ärgernis für die [[Grundherrschaft|Herrschaft]], das Stift Heiligenkreuz. Denn diese [[Magistri Comacini|italienischen Meister]] waren einzig dem [[Römisch-deutscher Kaiser|Römischen Kaiser]] untertan. Sie stellten sich unter den Schutz des obersten Landesherrn als Vertreter Gottes auf Erden, keinesfalls einer anderen Instanz.<ref>Helmuth Furch: ''Die Viertellade des Steinmetz- und Maurerhandwerkes im kaiserlichen Steinbruch in ihrer Beziehung zur Wiener Hauptlade – 17./18. Jh.'' In: ''IV. Internationales Handwerksgeschichtliches Symposium [[Veszprém]], 9.–11. November 1994''. Hrsg. von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest/Veszprém 1995, S. 99–102.</ref>


=== Stiftsverwaltung im Schloss Königshof ===
=== Stiftsverwaltung im Schloss Königshof ===
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Auf der „Kleinen Niederösterreichkarte“ des Jahres 1687 von [[Georg Matthäus Vischer]] ist der Ort Kaisersteinbruch erstmals eingetragen. (Niederösterreichische-Landesbibliothek, Kartensammlung A&nbsp;IV&nbsp;78)
Auf der „Kleinen Niederösterreichkarte“ des Jahres 1687 von [[Georg Matthäus Vischer]] ist der Ort Kaisersteinbruch erstmals eingetragen. (Niederösterreichische-Landesbibliothek, Kartensammlung A&nbsp;IV&nbsp;78)


Durch den Ausbruch der ''ungarischen Rebellion'', mit dem Beginn des ''[[Kuruzen|Kuruzzenrummels]]'' im Jahre 1703, war es den Meistern und Gesellen nicht mehr möglich, an den [[Zunft]]versammlungen in Wiener Neustadt teilzunehmen, weil Streifen der ungarischen Aufständischen jeden Reiseverkehr unterbanden. Nach 1711 brach die [[Pest]] aus und wegen der ''[[Contagion]]sgefahr'' war die Verbindung weiterhin unterbrochen. Kaiser [[Karl VI. (HRR)|Karl&nbsp;VI.]] genehmigte 1714 die neuerliche Errichtung einer Viertellade der Maurer und Steinmetzen in Kaisersteinbruch, die der Hauptlade in Wiener Neustadt unterstand. Die [[Handwerksordnung|Zunftordnung]] umfasste die Ordnung der Meister, sowie die Ordnung der Poliere und Gesellen.
Durch den Ausbruch der ''ungarischen Rebellion'', mit dem Beginn des ''[[Kuruzen|Kuruzzenrummels]]'' im Jahre 1703, war es den Meistern und Gesellen nicht mehr möglich, an den [[Zunft]]versammlungen in Wiener Neustadt teilzunehmen, weil Streifen der ungarischen Aufständischen jeden Reiseverkehr unterbanden. Nach 1711 brach die [[Pest]] aus und wegen der ''[[Contagion]]sgefahr'' war die Verbindung weiterhin unterbrochen. Kaiser [[Karl VI. (HRR)|Karl&nbsp;VI.]] genehmigte 1714 die neuerliche Errichtung einer Viertellade der Maurer und Steinmetzen in Kaisersteinbruch, die der Hauptlade in Wiener Neustadt unterstand. Die [[Handwerksordnung|Zunftordnung]] umfasste die Ordnung der Meister, sowie die Ordnung der Poliere und Gesellen.<ref>Hans Kietaibl: ''Die Bruderschaft der Maurer und Steinmetze in Kaisersteinbruch 1714''. In:  Helmuth Furch: ''Elias Hügel, Hofsteinmetzmeister''.</ref>


1743 erneuerte und bestätigte Königin [[Maria Theresia (Österreich)|Maria Theresia]] – Sacracissima Regia Majestas – der Kaisersteinbrucher Bruderschaft das von ihrem Vater Kaiser Karl&nbsp;VI. 1712 gewährte Salva Quardia-Privilegium. Das Dokument nennt die Meister Elias Hügel, [[Joseph Winkler]], [[Johann Baptist Regondi]], [[Maximilian Trumler]], [[Johann Paul Schilck]] und [[Franz Trumler]].
1743 erneuerte und bestätigte Königin [[Maria Theresia (Österreich)|Maria Theresia]] – Sacracissima Regia Majestas – der Kaisersteinbrucher Bruderschaft das von ihrem Vater Kaiser Karl&nbsp;VI. 1712 gewährte Salva Quardia-Privilegium. Das Dokument nennt die Meister Elias Hügel, [[Joseph Winkler]], [[Johann Baptist Regondi]], [[Maximilian Trumler]], [[Johann Paul Schilck]] und [[Franz Trumler]].
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=== Verkauf von Kaisersteinbruch an das Militär ===
=== Verkauf von Kaisersteinbruch an das Militär ===
Am 31.&nbsp;Oktober 1912 fanden die von Abt [[Gregor Pöck]] verantworteten Verkaufsverhandlungen ihren Abschluss und das Gebiet der Steinbrüche wurde dem k.u.k. [[Österreichisches Militärwesen|Kriegsministerium]] übergeben. Diese Verhandlungen fanden ohne Kenntnis und Mitwirkung der Kaisersteinbrucher Bewohner statt, die Akten im [[Österreichisches Staatsarchiv|Kriegsarchiv]] bezeugen das. Das Stift erhielt 3.500.000 Kronen und steirische Waldgebiete. Die Forderungen des [[Bruck an der Leitha|Brucker Lagers]] nach mehr Übungsgelände waren erfüllt.
Am 31.&nbsp;Oktober 1912 fanden die von Abt [[Gregor Pöck]] verantworteten Verkaufsverhandlungen ihren Abschluss und das Gebiet der Steinbrüche wurde dem k.u.k. [[Österreichisches Militärwesen|Kriegsministerium]] übergeben. Diese Verhandlungen fanden ohne Kenntnis und Mitwirkung der Kaisersteinbrucher Bewohner statt, die Akten im [[Österreichisches Staatsarchiv|Kriegsarchiv]] bezeugen das. Das Stift erhielt 3.500.000 Kronen und steirische Waldgebiete. Die Forderungen des [[Bruck an der Leitha|Brucker Lagers]] nach mehr Übungsgelände waren erfüllt.<ref>Kriegsarchiv Wien: ''1912 Verkauf von Königshof an das Militärärar''.</ref>


=== Erster Weltkrieg – Kriegsgefangenenlager ===
=== Erster Weltkrieg – Kriegsgefangenenlager ===
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Kaisersteinbruch ist seit 1971 Ortsteil der [[Großgemeinde]] [[Bruckneudorf]], Bezirk [[Neusiedl am See]], [[Burgenland]]. Vorher war es eine eigenständige Gemeinde, ja selbst Großgemeinde durch den Ortsteil Königshof. Mit 14&nbsp;Quadratkilometern Fläche ist Kaisersteinbruch eine große Gemeinde, in der lediglich 280 Einwohner (Stand 31.&nbsp;Dezember 2005) leben; das ergibt eine Bevölkerungsdichte von 20&nbsp;Personen je Quadratkilometer. Das entspricht dem Wert der Republik [[Äquatorialguinea]]. Die Erklärung ist, dass Teile dieses Gebietes durch den [[Truppenübungsplatz]] mit Verbotstafeln „Lebensgefahr“ abgetrennt sind.  
Kaisersteinbruch ist seit 1971 Ortsteil der [[Großgemeinde]] [[Bruckneudorf]], Bezirk [[Neusiedl am See]], [[Burgenland]]. Vorher war es eine eigenständige Gemeinde, ja selbst Großgemeinde durch den Ortsteil Königshof. Mit 14&nbsp;Quadratkilometern Fläche ist Kaisersteinbruch eine große Gemeinde, in der lediglich 280 Einwohner (Stand 31.&nbsp;Dezember 2005) leben; das ergibt eine Bevölkerungsdichte von 20&nbsp;Personen je Quadratkilometer. Das entspricht dem Wert der Republik [[Äquatorialguinea]]. Die Erklärung ist, dass Teile dieses Gebietes durch den [[Truppenübungsplatz]] mit Verbotstafeln „Lebensgefahr“ abgetrennt sind.  


Im März 1990 wollte das [[Innenministerium]] 800 [[Rumänen]] in der [[Kaserne|Bundesheerkaserne]] einquartieren. Nach Protesten der Bevölkerung, auch der umliegenden Gemeinden, mit Strassensperren am 6.&nbsp;März, rückte das Ministerium vom ursprünglichen Plan einer zentralen Unterbringung im Ort ab.
Im März 1990 wollte das [[Innenministerium]] 800 [[Rumänen]] in der [[Kaserne|Bundesheerkaserne]] einquartieren. Nach Protesten der Bevölkerung, auch der umliegenden Gemeinden, mit Strassensperren am 6.&nbsp;März, rückte das Ministerium vom ursprünglichen Plan einer zentralen Unterbringung im Ort ab. <ref>Peter Zuser: ''Die Konstruktion der Ausländerfrage in Österreich''. Nr. 35. [[Institut für Höhere Studien]], Wien 1990.</ref>


Frau [[Bürgermeister]]in Gerlinde Weiss ernannte am 1. Januar 2009 Herrn Rüdiger Zanger zum neuen Kaisersteinbrucher [[Ortsvorsteher]].
Frau [[Bürgermeister]]in Gerlinde Weiss ernannte am 1. Januar 2009 Herrn Rüdiger Zanger zum neuen Kaisersteinbrucher [[Ortsvorsteher]].
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* [[Wiener Stadt- und Landesarchiv]]: ''Steinmetzakten'' .
* [[Wiener Stadt- und Landesarchiv]]: ''Steinmetzakten'' .
* Wiener Neustadt Stadtarchiv: ''Steinmetzakten''.
* Wiener Neustadt Stadtarchiv: ''Steinmetzakten''.
* Kriegsarchiv Wien: ''1912 Verkauf von Königshof an das Militärärar''.
* 2. Internationales Mikroskopiker-Pfingsttreffen. MGW 2004, Helmut Reichenauer.
* A. Hanisch, H. Schmid: ''Österreichs Steinbrüche. Verzeichnis der Steinbrüche, welche Quader, Stufen, Pflastersteine, Schleif- und Mühlsteine oder Dachplatten liefern''. Wien 1901.
* A. Hanisch: ''Prüfungsergebnisse mit natürlichen Bausteinen''. Wien 1912.
* Horst Adler: ''[[Langobarden|Langobardische]] [[Fibel (Tracht)|Fibel]] aus Kaisersteinbruch, Burgenland''. Archaelogia Austriaca, Band 65, 1981.
* [[Felix Czeike]]: ''Historisches Lexikon Wien''. Bände 3–5, 1994–1996. Texte zu [[Elias Högl]], [[Hügel (Familie)|Fam. Högl]], Kaisersteinbruch, [[Johann Lorentisch|J. Lorentisch]], [[Pietro Maino Maderno]], [[Friedrich Opferkuh]], [[Giovanni Battista Passerini|G. B. Passerini]], [[Alexius Payos|A. Payos]], [[Antonius Pery|A. Pery]], [[Simon Sasslaber|S. Sasslaber]], [[Martin Trumler|M. Trumler]].
* [[Felix Czeike]]: ''Historisches Lexikon Wien''. Bände 3–5, 1994–1996. Texte zu [[Elias Högl]], [[Hügel (Familie)|Fam. Högl]], Kaisersteinbruch, [[Johann Lorentisch|J. Lorentisch]], [[Pietro Maino Maderno]], [[Friedrich Opferkuh]], [[Giovanni Battista Passerini|G. B. Passerini]], [[Alexius Payos|A. Payos]], [[Antonius Pery|A. Pery]], [[Simon Sasslaber|S. Sasslaber]], [[Martin Trumler|M. Trumler]].
* Helmuth Furch: ''Die Viertellade des Steinmetz- und Maurerhandwerkes im kaiserlichen Steinbruch in ihrer Beziehung zur Wiener Hauptlade – 17./18. Jh.'' In: ''IV. Internationales Handwerksgeschichtliches Symposium [[Veszprém]], 9.–11. November 1994''. Hrsg. von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest/Veszprém 1995, S. 99–102.
* Herbert Haupt: ''Das Hof- und hofbefreite Handwerk im barocken Wien 1620–1770'', er ordnet Kaisersteinbruch für diese Zeit die kaiserlichen Hofsteinmetzmeister Elias Hügel, Pietro Maino Maderno, [[Giorgio Regondi]], [[Johann Carl Trumler]] und [[Johann Baptist Regondi]] zu.
* Herbert Haupt: ''Das Hof- und hofbefreite Handwerk im barocken Wien 1620–1770'', er ordnet Kaisersteinbruch für diese Zeit die kaiserlichen Hofsteinmetzmeister Elias Hügel, Pietro Maino Maderno, [[Giorgio Regondi]], [[Johann Carl Trumler]] und [[Johann Baptist Regondi]] zu.
* Harald Prickler: ''Zisterzienser als Grundherren im burgenländisch-westungarischen Raum''. In: ''800 Jahre Zisterzienser im Pannonischen Raum''. 1996.
* Werner Richter, ''Verwendung von Kaiserstein im Stift Heiligenkreuz'', Bauamt des Stiftes.
* Werner Richter, ''Verwendung von Kaiserstein im Stift Heiligenkreuz'', Bauamt des Stiftes.
* Helmuth Furch: ''400 Jahre Kaisersteinbruch''. 1990.
* Helmuth Furch: ''400 Jahre Kaisersteinbruch''. 1990.
* Helmuth Furch: ''Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister, Auflistung 1650–1730''. 2007.
* Helmuth Furch: ''Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister, Auflistung 1650–1730''. 2007.
* Andreas Rohatsch: ''Kaisersteinbruch: Leithakalk in bester Qualität.'' In: Th. Hofmann (Hrsg.): ''Wien Niederösterreich Burgenland, Wanderungen in die Erdgeschichte.'' Geologische Bundesanstalt. Wien 2007, ISBN 978-3-89937-074-4, S. 172–173.
* Helmuth Furch: ''Elias Hügel, Hofsteinmetzmeister''. 1992.
* Helmuth Furch: ''Elias Hügel, Hofsteinmetzmeister''. 1992.
* Hans Kietaibl: ''Die Bruderschaft der Maurer und Steinmetze in Kaisersteinbruch 1714''. In:  Helmuth Furch: ''Elias Hügel, Hofsteinmetzmeister''.
* Helmuth Furch: ''Historisches Lexikon Kaisersteinbruch''. 2 Bände. Museums- und Kulturverein, Kaisersteinbruch 2002–2004.
* Helmuth Furch: ''Historisches Lexikon Kaisersteinbruch''. 2 Bände. Museums- und Kulturverein, Kaisersteinbruch 2002–2004.
* Helmuth Furch: ''Mitteilungen des Museums- u. Kulturvereines Kaisersteinbruch, 1990–2000''. 59 Bände.
* Helmuth Furch: ''Mitteilungen des Museums- u. Kulturvereines Kaisersteinbruch, 1990–2000''. 59 Bände.
* Hans Hahnenkamp: ''Burgenländische Industrie''. 1. Teil. 1986.
* Hans Hahnenkamp: ''Burgenländische Industrie''. 1. Teil. 1986.
* Manfred Alois Niegl: ''Die archäologische Erforschung der Römerzeit in Österreich''. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1980, S. 158. ISBN 3-7001-0336-0
* Steinerkundungen mit Andreas Rohatsch, TU-Wien, Ingenieurgeologie.
* Steinerkundungen mit Andreas Rohatsch, TU-Wien, Ingenieurgeologie.
* A. F. Tauber: ''Die geologischen und paläontologischen Resultate der Ausgrabungen in der Höhle im Blauen Bruch bei Kaisersteinbruch''. In BHbl., Jahrgang 11, 1949.
* Josef Wolf: ''Die Geschichte der Gemeinde Kaisersteinbruch''. In: ''Mitteilungen'' und ''Ein Kaisersteinbrucher Leben: Josef Wolf, 1892–1966, besonders 1938–1955''. Sonderdruck 2005.
* Josef Wolf: ''Die Geschichte der Gemeinde Kaisersteinbruch''. In: ''Mitteilungen'' und ''Ein Kaisersteinbrucher Leben: Josef Wolf, 1892–1966, besonders 1938–1955''. Sonderdruck 2005.
* Peter Zuser: ''Die Konstruktion der Ausländerfrage in Österreich''. Nr. 35. [[Institut für Höhere Studien]], Wien 1990.
 
== Einzelnachweise ==
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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