Matthias (HRR): Unterschied zwischen den Versionen

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== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Erzherzog Matthias von Österreich war ein Enkel von [[Ferdinand I. (HRR)|Kaiser Ferdinand I.]] und der älteste Sohn von [[Maximilian II. (HRR)|Kaiser Maximilian II.]] aus dessen Ehe mit der [[w:Maria von Spanien (1528–1603)|Infantin Maria von Spanien]] († 1603)<ref group="A">Marias Vater war [[Karl V. (HRR)|Kaiser Karl V.]], der ältere Bruder von Maximilians Vater. Beide waren somit Cousin und Cousine ersten Grades.</ref> Zu seinen Brüdern gehörten [[Rudolf II. (HRR)|Kaiser Rudolf II.]] sowie die Erzherzöge [[Ernst von Österreich (1553–1595)|Ernst (III.)]] und [[Maximilian III. (Vorderösterreich)|Maximilian (III.)]] von Österreich. Als Kaiser heiratete Matthias eine Cousine: [[w:Anna von Österreich-Tirol|Erzherzogin Anna]] (* 1485; † 1618), eine Tochter von [[Ferdinand II. (Tirol)|Erzherzog Ferdinand (II.) von Österreich]], der über die [[Grafschaft Tirol]] und die [[w:Vorderösterreich|"Vorderen Lande"]] herrschte.<ref group="A">Annas Vater war ein jüngerer Bruder von Matthias' Vater. Beide waren somit Cousin und Cousine ersten Grades.</ref> Aus dieser Ehe hatte er keine Kinder.<ref name ="Strohmeyer30">vgl. [[w:Arno Strohmeyer|Arno Strohmeyer]]: ''Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 30</ref>
Erzherzog Matthias von Österreich war ein Enkel von [[Ferdinand I. (HRR)|Kaiser Ferdinand I.]] und der älteste Sohn von [[Maximilian II. (HRR)|Kaiser Maximilian II.]] aus dessen Ehe mit der [[w:Maria von Spanien (1528–1603)|Infantin Maria von Spanien]] († 1603)<ref group="A">Marias Vater war [[Karl V. (HRR)|Kaiser Karl V.]], der ältere Bruder von Maximilians Vater. Beide waren somit Cousin und Cousine ersten Grades.</ref> Zu seinen Brüdern gehörten [[Rudolf II. (HRR)|Kaiser Rudolf II.]] sowie die Erzherzöge [[Ernst von Österreich (1553–1595)|Ernst (III.)]] und [[Maximilian III. (Vorderösterreich)|Maximilian (III.)]] von Österreich. Als Kaiser heiratete Matthias eine Cousine: [[w:Anna von Österreich-Tirol|Erzherzogin Anna]] (* 1485; † 1618), eine Tochter von [[Ferdinand II. (Tirol)|Erzherzog Ferdinand (II.) von Österreich]], der über die [[Grafschaft Tirol]] und die [[w:Vorderösterreich|"Vorderen Lande"]] herrschte.<ref group="A">Annas Vater war ein jüngerer Bruder von Matthias' Vater. Beide waren somit Cousin und Cousine ersten Grades.</ref> Aus dieser Ehe hatte er keine Kinder.<ref name="Strohmeyer30">vgl. [[w:Arno Strohmeyer|Arno Strohmeyer]]: ''Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 30</ref>


== Herrschaften ==
== Herrschaften ==
Erzherzog Matthias (I.) herrschte seit 1608 beziehungsweise 1612 direkt über die [[Herzogtum Österreich|Herzogtümer Österreich unter und Österreich ob der Enns]]<ref group="A">Die Herzogtümer zählten zu den [[Österreichische Lande|Österreichischen Landen]]. Die Herzogtümer [[Herzogtum Steier|Steier]], [[Herzogtum Kärnten|Kärnten]] und [[w:Herzogtum Krain|Krain]] ("Innerösterreich") und die [[Grafschaft Tirol]] unterstanden zwar ebenfalls dem Kaiser als Oberhaupt der Familie, wurden aber "de facto" von anderen Familienmitgliedern beherrscht beziehungsweise verwaltet.</ref>, seit 1608 über Teile des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreiches]] und seit 1611 über die [[w:Königreich Böhmen|Länder der Böhmischen Krone]]. 1612-1619 war er außerdem Kaiser des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]].
Erzherzog Matthias (I.) herrschte seit 1608 beziehungsweise 1612 direkt über die [[Herzogtum Österreich|Herzogtümer Österreich unter und Österreich ob der Enns]]<ref group="A">Die Herzogtümer zählten zu den [[Österreichische Lande|Österreichischen Landen]]. Die Herzogtümer [[Herzogtum Steier|Steier]], [[Herzogtum Kärnten|Kärnten]] und [[w:Herzogtum Krain|Krain]] ("Innerösterreich") und die [[Grafschaft Tirol]] unterstanden zwar ebenfalls dem Kaiser als Oberhaupt der Familie, wurden aber "de facto" von anderen Familienmitgliedern beherrscht beziehungsweise verwaltet.</ref>, seit 1608 über Teile des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreiches]] und seit 1611 über die [[w:Königreich Böhmen|Länder der Böhmischen Krone]]. 1612-1619 war er außerdem Kaiser des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]].


Matthias II. wurde im Unterschied zu seinen älteren Brüdern Rudolf und Ernst nicht am spanischen Hof erzogen. Ursprünglich war er für eine geistliche Laufbahn vorgesehen.<ref name ="hamann353">vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 353</ref> Nach dem Versuche, sich im Reich zu etablieren, kläglich gescheitert waren, folgte Matthias schließlich seinem Bruder Ernst als Verwalter der beiden Herzogtümer Österreich unter und Österreich ob der Enns nach, als dieser nach Brüssel übersiedelte. Da sich Kaiser Rudolf fast nur mehr in Prag aufhilet, hatte Matthias hier relativ freie Hand, aber die Verwaltung erwies sich nun als äußerst schwierige Aufgabe, da sich die konfessionellen Gegensätze nicht mehr wirklich überbrücken ließen, die Verteidigung gegen die Osmanen schon aus finanzieller Hinsicht immer wieder Rücksichtnahme auf die protestantischen Landstände erforderte und zudem der Eindruck entstand, dass der Kaiser ständig die Aktivitäten seines Bruders zu boykottieren versuchte.<ref name ="hamann354">vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 354</ref>   
Matthias II. wurde im Unterschied zu seinen älteren Brüdern Rudolf und Ernst nicht am spanischen Hof erzogen. Ursprünglich war er für eine geistliche Laufbahn vorgesehen.<ref name ="hamann353">vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 353</ref> Nach dem Versuche, sich im Reich zu etablieren, kläglich gescheitert waren, folgte Matthias schließlich seinem Bruder Ernst als Verwalter der beiden Herzogtümer Österreich unter und Österreich ob der Enns nach, als dieser nach Brüssel übersiedelte. Da sich Kaiser Rudolf fast nur mehr in Prag aufhielt, hatte Matthias hier relativ freie Hand, aber die Verwaltung erwies sich nun als äußerst schwierige Aufgabe, da sich die konfessionellen Gegensätze nicht mehr wirklich überbrücken ließen, die Verteidigung gegen die Osmanen schon aus finanzieller Hinsicht immer wieder Rücksichtnahme auf die protestantischen Landstände erforderte und zudem der Eindruck entstand, dass der Kaiser ständig die Aktivitäten seines Bruders zu boykottieren versuchte.<ref name ="hamann354">vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 354</ref>   


Der Machtkampf mit dem Bruder Rudolf, der als der "großen Bruderzwist" im Haus Österreich-Habsburg in dietGeschichte eingegangen ist, war es auch, dem Matthias bis heute eine gewisse Bekanntheit verdankt. Zwischen 1608 und 1611 gelang es ihm allmählich seinen Bruder aus sämtlichen Machtpositionen zu verdrängen. Von diesem übernahm er offiziell die Führung über den "österreichischen Zweig" seiner Familie und die Herrschaft über das ungarische Königreich und die Markgrafschaft Mähren<ref group="A">Die Markgrafschaft Mähren war damals das wichtigste Nebenland des böhmischen Königreiches.</ref> sowie die Herzogtümer Österreich ob der Enns und Österreich unter der Enns. 1611 löst er Rudolf auch im böhmischen Königreich offiziell als Herrscher ab. Nach dessen Tod trat er auch dessen Nachfolge als Kaiser an. In dieser Position hat er kaum eigene Akzente gesetzt oder setzen können, was gewöhnlich mit der Kürze seiner Herrschaftszeit, aber auch mit seinem damals schon höheren Alter begründet wird. Er könnte weder die "Stagnation" der damaligen Reichsinstanzen und auch nicht den Ausbruch des "[[w:Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]]" verhindern.<ref>vgl. [[w:Arno Strohmeyer|Arno Strohmeyer]]: ''Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 29 und S. 30</ref>
Der Machtkampf mit dem Bruder Rudolf, der als der "großen Bruderzwist" im Haus Österreich-Habsburg in die Geschichte eingegangen ist, war es auch, dem Matthias bis heute eine gewisse Bekanntheit verdankt. Zwischen 1608 und 1611 gelang es ihm allmählich seinen Bruder aus sämtlichen Machtpositionen zu verdrängen. Von diesem übernahm er offiziell die Führung über den "österreichischen Zweig" seiner Familie und die Herrschaft über das ungarische Königreich und die Markgrafschaft Mähren<ref group="A">Die Markgrafschaft Mähren war damals das wichtigste Nebenland des böhmischen Königreiches.</ref> sowie die Herzogtümer Österreich ob der Enns und Österreich unter der Enns. 1611 löst er Rudolf auch im böhmischen Königreich offiziell als Herrscher ab. Nach dessen Tod trat er auch dessen Nachfolge als Kaiser an. In dieser Position hat er kaum eigene Akzente gesetzt oder setzen können, was gewöhnlich mit der Kürze seiner Herrschaftszeit, aber auch mit seinem damals schon höheren Alter begründet wird. Er könnte weder die "Stagnation" der damaligen Reichsinstanzen und auch nicht den Ausbruch des "[[w:Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]]" verhindern.<ref>vgl. [[w:Arno Strohmeyer|Arno Strohmeyer]]: ''Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 29 und S. 30</ref>
   
   
Obwohl er in konfessioneller Hinsicht in der Glaubensfrage, die in der Forschung neben den Türkenkriegen als der wesentliche Konflikt seiner Zeit gesehen wird, von der konzilianteren Grundhaltung seines Vaters geprägt war, gewährte er als Landesfürst seinen protestantischen Untertanen nur widerwillig die Glaubensfreiheit. Seine Politik wurde im Wesentlichen von seinem Ratgeber, dem Wiener Bischof und späteren Kardinal [[w:Melchior Khlesl|Melchior Khlesl]] beeinflusst.<ref>vgl. [[w:Arno Strohmeyer|Arno Strohmeyer]]: ''Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 29f.</ref>
Obwohl er in konfessioneller Hinsicht in der Glaubensfrage, die in der Forschung neben den Türkenkriegen als der wesentliche Konflikt seiner Zeit gesehen wird, von der konzilianteren Grundhaltung seines Vaters geprägt war, gewährte er als Landesfürst seinen protestantischen Untertanen nur widerwillig die Glaubensfreiheit. Seine Politik wurde im Wesentlichen von seinem Ratgeber, dem Wiener Bischof und späteren Kardinal [[w:Melchior Khlesl|Melchior Khlesl]] beeinflusst.<ref>vgl. [[w:Arno Strohmeyer|Arno Strohmeyer]]: ''Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 29f.</ref>
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== Orte mit Bezug zu Kaiser Matthias im heutigen Staat Österreich ==
== Orte mit Bezug zu Kaiser Matthias im heutigen Staat Österreich ==
=== Oberösterreich ===
=== Oberösterreich ===
* [[Linz]]: Kaiser Matthias hielt sich nah 1581 häufig in Linz auf.<ref name ="hamann353"/> Auch wenn das Rudolftor des Linzer Schlosses, das unter der Herrschaft von Kaiser Rudolf II. um- und ausgebaut wurde, an seinen Bruder erinnert, hatte nicht dieser, sondern Kaiser Matthias hier zeitweise seinen Sitz.
* [[Linz]]: Kaiser Matthias hielt sich nah 1581 häufig in Linz auf.<ref name ="hamann353"/> Auch wenn das Rudolf Tor des Linzer Schlosses, das unter der Herrschaft von Kaiser Rudolf II. um- und ausgebaut wurde, an seinen Bruder erinnert, hatte nicht dieser, sondern Kaiser Matthias hier zeitweise seinen Sitz.


== Erinnerungsstätten an Kaiser Matthias im heutigen Österreich ==
== Erinnerungsstätten an Kaiser Matthias im heutigen Österreich ==
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