Viktor Knopf: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Vater war von Beruf Klavierstimmer und Klavierreparateur. Er war 1919 als Invalide aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt. Sein Rang war der eines | Der Vater war von Beruf Klavierstimmer und Klavierreparateur. Er war 1919 als Invalide aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt. Sein Rang war der eines Feldgendarmeriewachtmeisters. Die Mutter führte eine kleine Maschinenstrickerei mit zwei Angestellten. Viktor Knopf war von Jugend an ein begeisterter Sportler, er betrieb Bodenturnen und Leichtathletik. Er war schon früh mit dem Beskidenverein in den Bergen unterwegs. Er gehörte aber auch dem Teschener Eislaufverein und dem örtlichen Turnverein an. Die sonntägliche Wanderungen, in der Gruppe, waren von Gesang und Mandolinen begleitet. Er lernte Kristallschleifer. Am 28. August 1939 nahm er sein staatliches Diplom als Instruktor für Leibesübungen entgegen.<ref>[[Yad Vashem]]: ''[https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=de&itemId=7489750&ind=1 VIKTOR KNOPF]'', Datensatznummer 7489750, abgerufen am 5. Juli 2023; es ist nicht geklärt ob Personenidentität vorliegt. Dieser Viktor Knopf wurde lt. YV am 11. April 1923 in [[Łódź]] geboren.</ref> | ||
=== Verfolgung während der NS-Besatzung === | === Verfolgung während der NS-Besatzung === | ||
Viktor Knopf war während der gesamten Dauer des Zweiten Weltkrieges in NS-Gewahrsam, von 1. September 1939 bis 4. Mai 1945. Er musste durchgehend Zwangsarbeit verrichten, schwere Arbeit im Steinbruch oder am Feld, beim Straßenbau oder beim Errichten der Barracken. Zuerst war er in einer aufgelassenen Fabrik in Tschechisch-Teschen interniert, nach zwei Wochen wurde er gemeinsam mit den anderen Inhaftierten in Viehwaggons in das Lager Misko bei | Viktor Knopf war während der gesamten Dauer des Zweiten Weltkrieges in NS-Gewahrsam, von 1. September 1939 bis 4. Mai 1945. Er musste durchgehend Zwangsarbeit verrichten, schwere Arbeit im Steinbruch oder am Feld, beim Straßenbau oder beim Errichten der Barracken. Zuerst war er in einer aufgelassenen Fabrik in Tschechisch-Teschen interniert, nach zwei Wochen wurde er gemeinsam mit den anderen Inhaftierten in Viehwaggons in das Lager Misko bei Lublin verschleppt. Von dort ging es über Krakau weiter in das [[KZ Auschwitz]] und schließlich, in Folge des Näherrückens der Roten Armee, in das [[KZ Ebensee]]. | ||
=== Exodus der Juden über die Krimmler Tauern === | === Exodus der Juden über die Krimmler Tauern === | ||
Ab 1946 lebte er im [[Bezirk Zell am See|Pinzgau]], dem heutigen Bezirk Zell am See. Ende 1946 stellte er sich der jüdischen Fluchthilfeorganisation [[Bricha]] zur Verfügung und führte mehrere Tausend Juden, die nach Palästina wollten, zumeist nachts über | Ab 1946 lebte er im [[Bezirk Zell am See|Pinzgau]], dem heutigen Bezirk Zell am See. Ende 1946 stellte er sich der jüdischen Fluchthilfeorganisation [[Bricha]] zur Verfügung und führte mehrere Tausend Juden, die nach Palästina wollten, zumeist nachts über die [[Krimmler Tauern]] bis nach Käsern im Südtiroler [[Ahrntal]]. Im [[Lager Givat Avoda]] in Saalfelden warteten Hunderte ''Displaced Persons'' auf eine Möglichkeit, nach Palästina auszuwandern. [[Marko Feingold]], der in der Stadt Salzburg lebte und sich darum kümmerte, möglichst viele Juden in Sicherheit zu bringen, schickte stets neue Leute, damit immer wieder neue Fluchtgruppen zusammengestellt werden konnten. Die legalen Wege waren versperrt, denn die Briten trachteten danach, dass nicht weitere Juden in das von ihnen verwaltete [[Mandatsgebiet Palästina]] gelangen konnten. Als Besatzungsmacht in Österreich kontrollierten sie Kärnten, Steiermark und Osttirol. Gemeinsam mit den französischen Besatzern, denen Nordtirol und Vorarlberg überantwortet war, blockierten sie die Ausreise von Juden mach Italien. Somit blieb für einen Grenzübertritt nur das kleine Stück Staatsgrenze zwischen dem Bundesland Salzburg, welches zur amerikanischen Besatzungszone zählte, und Südtirol. Der Exodus wurde von den Amerikanern stillschweigend geduldet, ebenso von den österreichischen Behörden. Letztlich waren beide erleichtert, einige tausend Juden nicht mehr versorgen zu müssen. | ||
Es war ein anstrengender und nicht ungefährlicher Anstieg über die Krimmler Tauern, für alte und kranke Menschen kaum zu meistern. Eine Fluchtgruppe bestand aus jeweils 60 bis 280 Personen, viele waren nach dem [[Holocaust]] und den Nachkriegspogromen in Polen und Russland ausgemergelt und traumatisiert, sie waren schlecht ausgerüstet, hatten kein passendes Schuhwerk und keine wetterfeste Kleidung, weder Fitness, noch Ausdauer. Insofern war die Erholungspause am Krimmler Tauernhaus, wo die Flüchtenden von der Wirtin [[Liesl Geisler-Scharfetter]] versorgt wurden, von eminenter Bedeutung für den Erfolg der Tauernüberquerer. Viktor Knopf brachte alle unbeschadet über die Berge, auch Kinder, einige ältere Menschen und eine hochschwangere Frau. Säuglinge und Kleinkinder wurden in Schachteln auf dem Rücken von Pferden mitgenommen.<ref>[[Meinbezirk.at]]: ''[https://www.meinbezirk.at/pinzgau/c-lokales/elisabeth-scharfetter-und-die-krimmler-judenflucht-eine-rueckschau_a1893980 Elisabeth Scharfetter und die Krimmler Judenflucht - eine Rückschau]'', 11. Oktober 2016</ref><ref>[[Der Standard]] (Wien): ''[https://www.derstandard.at/story/1577836915455/berg--und-talwaerts-ueber-alle-berge Über alle Berge]'', 25. Juni 2009</ref> Es wurden Woche für Woche zwei oder drei Gruppen über die Berge geführt. Bolec Chojnacki, ebenfalls aus Polen stammend, war Knopfs Co-Bergführer. Das Unternehmen hatte Wetterglück, denn 1947 hatte den „Jahrhundertsommer“ schlechthin. Im 100-Jahre-Vergleich gab es kein anderes Jahr mit derart hohen Temperaturen und mit so wenig Niederschlag.<ref>Ernst Löschner: ''[https://alpinepeacecrossing.org/wp-content/uploads/2021/06/8.000er-Essay.pdf Judenflucht über den Krimmler Tauern / 1947 Neue Erkenntnisse: es waren vermutlich 8.000+ Flüchtlinge!]'', abgerufen am 6. Juli 2023</ref> | Es war ein anstrengender und nicht ungefährlicher Anstieg über die Krimmler Tauern, für alte und kranke Menschen kaum zu meistern. Eine Fluchtgruppe bestand aus jeweils 60 bis 280 Personen, viele waren nach dem [[Holocaust]] und den Nachkriegspogromen in Polen und Russland ausgemergelt und traumatisiert, sie waren schlecht ausgerüstet, hatten kein passendes Schuhwerk und keine wetterfeste Kleidung, weder Fitness, noch Ausdauer. Insofern war die Erholungspause am Krimmler Tauernhaus, wo die Flüchtenden von der Wirtin [[Liesl Geisler-Scharfetter]] versorgt wurden, von eminenter Bedeutung für den Erfolg der Tauernüberquerer. Viktor Knopf brachte alle unbeschadet über die Berge, auch Kinder, einige ältere Menschen und eine hochschwangere Frau. Säuglinge und Kleinkinder wurden in Schachteln auf dem Rücken von Pferden mitgenommen.<ref>[[Meinbezirk.at]]: ''[https://www.meinbezirk.at/pinzgau/c-lokales/elisabeth-scharfetter-und-die-krimmler-judenflucht-eine-rueckschau_a1893980 Elisabeth Scharfetter und die Krimmler Judenflucht - eine Rückschau]'', 11. Oktober 2016</ref><ref>[[Der Standard]] (Wien): ''[https://www.derstandard.at/story/1577836915455/berg--und-talwaerts-ueber-alle-berge Über alle Berge]'', 25. Juni 2009</ref> Es wurden Woche für Woche zwei oder drei Gruppen über die Berge geführt. Bolec Chojnacki, ebenfalls aus Polen stammend, war Knopfs Co-Bergführer. Das Unternehmen hatte Wetterglück, denn 1947 hatte den „Jahrhundertsommer“ schlechthin. Im 100-Jahre-Vergleich gab es kein anderes Jahr mit derart hohen Temperaturen und mit so wenig Niederschlag.<ref>Ernst Löschner: ''[https://alpinepeacecrossing.org/wp-content/uploads/2021/06/8.000er-Essay.pdf Judenflucht über den Krimmler Tauern / 1947 Neue Erkenntnisse: es waren vermutlich 8.000+ Flüchtlinge!]'', abgerufen am 6. Juli 2023</ref> |