7.834
Bearbeitungen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 6: | Zeile 6: | ||
Franz Heinrich Leibenfrost kam zur Zeit des österreichischen [[w:Biedermeier|Biedermeier]] als Sohn des Weinhändlers, Gastwirtes und [[w:Philanthrop|Philanthropen]] [[Franz Leibenfrost]] und dessen Gattin Marianna Katharina geb. Mumb im Gasthaus „Zum goldenen Jägerhorn“<ref>{{WiWi|Zum_goldenen_Jägerhorn|3=Zum goldenen Jägerhorn}}</ref> in der Wiener Dorotheergasse zur Welt<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/01-st-michael/01-19/?pg=235 Wien I., Pfarre Sankt Michael - Taufbuch 1804-1824 (fol.199)] Franz Heinrich Leibenfrost (*1819) </ref>. Während der [[w:Revolution von 1848/1849 im Kaisertum Österreich|1848-Revolution]] im Kaisertum Österreich gehörte als Rittmeister und [[w:Eskadron|Eskadron]]<nowiki/>skommandant der Wiener Bürgerkavallerie-Division, jener Bürger[[w:Deputation|deputation]] an, welche 1848 die Abdankung des damaligen Staatskanzlers [[w:Klemens Wenzel Lothar von Metternich|Metternich]] erwirkte. | Franz Heinrich Leibenfrost kam zur Zeit des österreichischen [[w:Biedermeier|Biedermeier]] als Sohn des Weinhändlers, Gastwirtes und [[w:Philanthrop|Philanthropen]] [[Franz Leibenfrost]] und dessen Gattin Marianna Katharina geb. Mumb im Gasthaus „Zum goldenen Jägerhorn“<ref>{{WiWi|Zum_goldenen_Jägerhorn|3=Zum goldenen Jägerhorn}}</ref> in der Wiener Dorotheergasse zur Welt<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/01-st-michael/01-19/?pg=235 Wien I., Pfarre Sankt Michael - Taufbuch 1804-1824 (fol.199)] Franz Heinrich Leibenfrost (*1819) </ref>. Während der [[w:Revolution von 1848/1849 im Kaisertum Österreich|1848-Revolution]] im Kaisertum Österreich gehörte als Rittmeister und [[w:Eskadron|Eskadron]]<nowiki/>skommandant der Wiener Bürgerkavallerie-Division, jener Bürger[[w:Deputation|deputation]] an, welche 1848 die Abdankung des damaligen Staatskanzlers [[w:Klemens Wenzel Lothar von Metternich|Metternich]] erwirkte. | ||
Nach dem Tod seines Vaters in Jahre 1851 übernahm Leibenfrost gemeinsam mit seinem Schwager und Gemeinderates Franz Starnbacher die väterliche Weinhandelsfirma "''Franz Leibenfrost & Comp.'' | Nach dem Tod seines Vaters in Jahre 1851 übernahm Leibenfrost gemeinsam mit seinem Schwager und Gemeinderates Franz Starnbacher die väterliche Weinhandelsfirma "''Franz Leibenfrost & Comp.''", welche seit 1831 als [[w:k.u.k. Hoflieferant|k. k. Hoflieferant]] das Kaiserhaus belieferte und baute dieses weiter aus. Zu diesem Zwecke kaufte er in Oberdöbling bei Wien ein großes Grundstück, auf dem er 1854 ein 10.000 m² großes, mit modernden Geräten ausgestattetes Kellerlabyrinth errichten ließ und legte in den Weingärten seines Vaters am Fuße des [[w:Nussberg (Wien)|Nussbergs]] das Weingut „Donauperle“<ref>{{ANNO|nfp|03|12|1889|13|Reklame|HERVORHEBUNG=Weingut_Donauperle}}</ref> an. 1864 errichtete er in seinem Kellerlabyrinth die erste Zementfassanlage im damaligen Kaisertum Österreich und war während der Reblausinvasion durch die Auspflanzung veredelter Rebsorten beispielgebend. | ||
Neben dem Absatz seiner Weine in die [[w:Österreichische Kronländer|österreichischen Kronländer]] kurbelte Leibenfrost auch den Export weiter an und gründete Niederlassungen in [[w:Hannover|Hannover]], [[w:Dresden|Dresden]], [[w:München|München]], [[w:Hamburg|Hamburg]] und [[w:Basel|Basel]], sowie 1869 in [[w:London|London]]. Sein Sohn Hermann Leibenfrost, der bereits 1872 in jungen Jahren verstarb und 1868 gemeinsam mit seinem Halbruder Franz Heinrich jun. in die Firma als Gesellschafter eingetreten war, führte eine Spezialität der Firma ein, nämlich den Dalmatiner, eine Weingattung aus dem österreichischen [[w:Kronland Dalmatien|Kronland Dalmatien]]. Als k.k. Hoflieferant wurde nicht nur das Kaiserhaus beliefert, sondern auch der königliche bayerische Hof in München<ref>{{ANNO|apr|06|08|1878|15|Amtlicher Teil|HERVORHEBUNG=Franz_Leibenfrost}}</ref>. In den Jahren 1861-1874 war Franz Leibenfrost auch Bürgermeister der damals selbständigen Gemeinde Oberdöbling und somit eine Zeit lang auch im öffentlichen Dienst tätig. Als 1880 der "Klub der Wiener Weinhändler" neu gegründet wurde, war er dessen erster Präsident. | Neben dem Absatz seiner Weine in die [[w:Österreichische Kronländer|österreichischen Kronländer]] kurbelte Leibenfrost auch den Export weiter an und gründete Niederlassungen in [[w:Hannover|Hannover]], [[w:Dresden|Dresden]], [[w:München|München]], [[w:Hamburg|Hamburg]] und [[w:Basel|Basel]], sowie 1869 in [[w:London|London]]. Sein Sohn Hermann Leibenfrost, der bereits 1872 in jungen Jahren verstarb und 1868 gemeinsam mit seinem Halbruder Franz Heinrich jun. in die Firma als Gesellschafter eingetreten war, führte eine Spezialität der Firma ein, nämlich den Dalmatiner, eine Weingattung aus dem österreichischen [[w:Kronland Dalmatien|Kronland Dalmatien]]. Als k.k. Hoflieferant wurde nicht nur das Kaiserhaus beliefert, sondern auch der königliche bayerische Hof in München<ref>{{ANNO|apr|06|08|1878|15|Amtlicher Teil|HERVORHEBUNG=Franz_Leibenfrost}}</ref>. In den Jahren 1861-1874 war Franz Leibenfrost auch Bürgermeister der damals selbständigen Gemeinde Oberdöbling und somit eine Zeit lang auch im öffentlichen Dienst tätig. Als 1880 der "''Klub der Wiener Weinhändler''" neu gegründet wurde, war er dessen erster Präsident. | ||
Anno 1885 gesellte sich zu seinem Unternehmen das nahezu 1800 [[w:Joch (Einheit)|Joch]] umfassende Weingut Wurmberg bei Pettau in der [[w:Untersteiermark|Untersteiermark]], welches zu einem Musterbetrieb ausgebaut wurde. Das väterliche Gasthaus „zum Jägerhorn“ in der Doroteehrgasse, welches nach dessen Tod 1851 in andere Hände überging, wurde von „''Franz Leidenfrost & Comp.''“ wieder zurückgekauft und in demselben die [[w:Kontor|Komptoirs]] der Firma eingerichtet. | Anno 1885 gesellte sich zu seinem Unternehmen das nahezu 1800 [[w:Joch (Einheit)|Joch]]<ref>1800 Joch ergeben 575 Hektar Grund</ref> umfassende Weingut Wurmberg bei [[w:Ptuj|Pettau]] in der [[w:Untersteiermark|Untersteiermark]], welches zu einem Musterbetrieb ausgebaut wurde. Das väterliche Gasthaus „zum Jägerhorn“ in der Doroteehrgasse, welches nach dessen Tod 1851 in andere Hände überging, wurde von „''Franz Leidenfrost & Comp.''“ wieder zurückgekauft und in demselben die [[w:Kontor|Komptoirs]] der Firma eingerichtet. | ||
Franz Heinrich Leibenfrost verstarb im 74. Lebensjahr am 23. Mai 1893 in seinem Döblinger Haus<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/19-doebling/03-06/?pg=202 Wien XIX., Pfarre Döbling – Sterbebuch 1888-1893 (fol.195)] </ref> und wurde auf dem Döblinger Friedhof im Beisein zahlreicher Wiener Honoratioren in der Familiengruft zur letzten Ruhe bestattet<ref>{{ANNO|nwg|25|05|1893|24|Traueranzeige|HERVORHEBUNG=Franz_Leibenfrost_sen.}}</ref>. | Franz Heinrich Leibenfrost verstarb im 74. Lebensjahr am 23. Mai 1893 in seinem Döblinger Haus<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/19-doebling/03-06/?pg=202 Wien XIX., Pfarre Döbling – Sterbebuch 1888-1893 (fol.195)] </ref> und wurde auf dem [[w:Döblinger Friedhof|Döblinger Friedhof]] im Beisein zahlreicher Wiener [[w:Honoratioren|Honoratioren]] in der Familiengruft zur letzten Ruhe bestattet<ref name=":1">{{ANNO|nwg|25|05|1893|24|Traueranzeige|HERVORHEBUNG=Franz_Leibenfrost_sen.}}</ref>. | ||
== Familie == | == Familie == | ||
Die familiären Verhältnisse von Franz Heinrich Leibenfrost waren nicht ganz einfach. So gebar die Dienstmagd Elisabeth Mayer 1842 den unehelichen Sohn Hermann<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/01-st-peter/01-04/?pg=177 Wien I., Pfarre St. Peter – Taufbuch 1837-1844 (fol.174)] Herrmann Leibenfrost (1842-1872) </ref>, der erst 1864 mit Genehmigung des Staatsministers den Namen Leibenfrost führen durfte und schon 1872 im Alter von 30 Jahren an Tuberkulose verstarb<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/19-doebling/03-04/?pg=14 Wien XIX., Pfarre Döbling – Sterbebuch 1872-1881 (fol.12)] Herrmann Leibenfrost (1842-1872) </ref>. | |||
Zwei Jahre später bringt 1844 die ledige Isabella Leibenfrost in der Wiener [[Leopoldstadt (Wiener Bezirksteil)|Leopoldstadt]] den Sohn Franz Heinrich Leibenfrost, ebenfalls unehelich zur Welt<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/02-st-josef/01-07/?pg=150 Wien II., Pfarre St. Josef – Taufbuch 1839-1849 (fol.145)] </ref>. Der Vater ist zwar im Taufbuch, wie üblich bei unehelichen Geburten, nicht eingetragen, dafür scheint Franz Heinrich Scheibenfrost jun. in der Traueranzeige als Sohn auf<ref name=":1" />. | |||
Weiters war Leibenfrost mit seiner Cousine Karoline Leibenfrost geb. Wilhelm<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/01-st-michael/01-19/?pg=165 Wien I., Pfarre St. Michael – Taufbuch 1804-1824 (fol.134)] Karoline Johanna Theresia Wilhelm (1814-1874)</ref> verheiratet, die 1865 auch in den Ischler Kurlisten als k. k. Hof-Weinlieferantensgattin mit Kind und Stubenmädl aufscheint<ref>{{ANNO|cur|20|06|1865|1|Fremden - Liste|HERVORHEBUNG=Karoline_Leibenfrost}}</ref>, sich aber in den Matriken kein Geburts- sowie Hochzeitseintrag finden lässt und welche 1874 verstarb<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/19-doebling/03-04/?pg=47 Wien XIX., Pfarre Döbling – Sterbebuch 1872-1881 (fol.45)] Karoline Leibenfrost geb. Wilhelm (1814-1874)</ref>. | |||
Um schließlich seine 1853 unehelich geborene Tochter Karolina<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/01-st-peter/01-06/?pg=26 Wien I., Pfarre St. Peter – Taufbuch 1853-1860 (fol.23)] Karoline Maria Medlinger/Leibenfrost (*1853) </ref> zu legitimieren, ehelichte er ein Jahr nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1875 still und heimlich die Karolinas Mutter, die ehemalige Dienstmagd Maria Magdalena Medlinger aus [[w:Neutitschein|Neutitschein]] in [[w:Mähren|Mähren]] und Tochter des dortigen Kerkermeisters<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/19-doebling/02-03/?pg=283 Wien XIX., Pfarre Döbling – Trauungsbuch 1869-1881 (fol.281)] </ref><ref>Im Trauungsbuch ist Franz Heinrich Leibenfrost genauso wie im Taufbuch als Franz de Paula Johann v. Nepomuk angeführt.</ref>. | |||
Zu guter Letzt ist unklar, warum Leibenfrost, der in vielen Publikationen über ihn als "Franz Heinrich Leibenfrost" bezeichnet wird, in den verschiedensten Matriken aber als "Franziskus de Paula Johannes Nepomuk Scheibenfrost" aufscheint. | |||
== Ehrungen == | == Ehrungen == | ||
Zeile 24: | Zeile 30: | ||
* 1875 Ehrenbürger von Oberdöbling | * 1875 Ehrenbürger von Oberdöbling | ||
* Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone<ref name=":0">{{ANNO|ckk|10|01|1893|11|Reklame|HERVORHEBUNG=Ritter_des_päpstlichen_Pius-Ordens}}</ref> | * Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone<ref name=":0">{{ANNO|ckk|10|01|1893|11|Reklame|HERVORHEBUNG=Ritter_des_päpstlichen_Pius-Ordens}}</ref> | ||
* Ritter des | * Ritter des päpstlichen Pius-Ordens<ref name=":0" /> | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
{{ANNO|nwg|25|05|1893|5|Franz Leibenfrost sen.|HERVORHEBUNG=Franz_Leibenfrost}} | |||
* {{ANNO|nwg|25|05|1893|5|Franz Leibenfrost sen.|HERVORHEBUNG=Franz_Leibenfrost}} | |||
* | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Bearbeitungen