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:Wolfurt, im März 2001 | :Wolfurt, im März 2001 | ||
:Siegfried Heim | :Siegfried Heim | ||
== Anton Heim == | |||
'''16. September 1901 — 21. März 1979''' | |||
Unser Vater wurde 1901 in dem alten Bauernhaus Nr. 93 | |||
in der Bütze geboren. Hierher holte er 1927 seine Frau | |||
Frieda und zog dann mit ihr neun Kinder groß. Im | |||
gleichen Haus ging sein Leben 1979 zu Ende. Im | |||
gleichen Haus: geboren, gelebt, gearbeitet, gestorben! | |||
Bei seiner Geburt waren seine fünf älteren Geschwister | |||
alle schon tot, gestorben im zartesten Alter an | |||
Kinderkrankheiten oder einfach an Lebensschwäche. | |||
Kein Wunder, daß ihn nun seine Mutter Franziska mit | |||
besonderer Liebe pflegte und ihm, oft unter dem Spott | |||
der Spielgefährten, bei jedem kühlen Wind sein | |||
Männtelchen nachtrug! | |||
Sein Vater Josef war Bauer, Sticker und Musikant. | |||
Aufgewachsen in ''Hanso Hus'' neben der Kirchenstiege, | |||
hatte er das Tapeziererhandwerk erlernt. Er hatte Süd- | |||
Deutschland durchwandert und bei den Königsschlössern | |||
Ludwigs I. gearbeitet. Daheim in Wolfurt hatte er dann | |||
die einzige Tochter des Küfers Haltmayer geheiratet und | |||
war zu ihr in die Bütze gezogen. Als Tapezierer fand er | |||
in einem Bauerndorf kaum Arbeit. Daher betrieb er jetzt | |||
die kleine Landwirtschaft mit zwei oder drei Kühen, | |||
pflanzte ''Bodo-Biora'' und ''Türggo'' im Ried, ermtete im | |||
G''uot'' beim Haus und im Oberfeld viel Obst und arbeitete | |||
in Feld, Ried und Wald zur Selbstversorgung der Familie. | |||
Als in Wolfurt 1907 das Stickereifieber ausbrach, | |||
schaffte sich auch Josef Heim eine große Maschine an. Bis tief in die Nacht arbeitete er mit seiner Frau und | |||
einigen Nachbars-kindern an der Franken-Mühle. Die einsetzende Krise machte das Unternehmen aber schon im | |||
folgenden Jahr zu einem Verlustgeschäft. | |||
Vater Josef nahm ein paar Jahre lang an den Sitzungen des Gemeinde-Ausschusses teil. Seine ganze Freude | |||
gehörte aber der Musik. Zwei Jahre lang war er sogar Kapellmeister der Blasmusik, sonst aber ein gesuchter | |||
Klarinettist mit dem B- oder dem kleineren Es-Glanet. Ja, er spielte sogar das damals sehr seltene Bickele, die | |||
winzige Piccolo-Flöte. Als ihm das fortschreitende Alter die vorderen Zähne ausfallen ließ, soll er mit einem | |||
zurechtgeschnitzten Holzspan hinter der Lippe seinem geliebten Instrument neuen Halt gegeben haben. So groß | |||
war Josef Heims Interesse an der Musik, daß er gelegentlich Konzerte in St. Gallen besuchte. Zu Fuß natürlich! | |||
Der Hinweg schon etwa 40 Kilometer! Und dann nach dem Konzert und einer Jause aus dem Rucksack noch der | |||
lange Heimweg durch die dunkle Nacht! | |||
Das war also die Umwelt, in der der kleine Anton als Einzelkind aufwuchs. Drüben auf der anderen Seite der | |||
Straße sorgten dagegen bei Zwickles und bei Rists ganze Scharen von Buben für mancherlei Abwechslung. Mit | |||
ihnen besuchte er ab 1908 fünf Klassen der Volksschule im Strohdorf. | |||
Ein Pfarrer sollte er werden! Da schickte man ihn also zusammen mit seinen besten Freunden Jakob Rist und | |||
Johann Zwickle ins Gymnasium nach Bregenz. Den einstündigen Weg dorthin legten sie immer zu Fuß zurück. | |||
Wenn Eis die Ach deckte, kürzten sie den Weg ab, und oft wateten sie durch den Fluß, um den Maut-Heller an | |||
der neuen Brücke zu sparen. Manchmal durften die jungen Studenten die fromme Nachbarin Düro Franzele | |||
besuchen, besser bekannt als erste Auto-Fahrerin in Vorarlberg und selbstbewußte Weltreisende. Mit Vorliebe | |||
ließ sie die Buben in ihrer kostbar bebilderten Bibel blättern, weil sie dadurch auf ihren frommen Wegen gestärkt | |||
werden sollten. Schlußendlich ist aber dann nur Jakob Rist ein Geistlicher geworden. | |||
Der erste Weltkrieg brachte viel Kummer ins Dorf. 1916 starb die Mutter, erst 55 Jahre alt. Die alte Tante | |||
Karolina übersiedelte aus Hanso Hus in die Bütze und versorgte so nebenbei den Haushalt. Bis zu ihrem 70. | |||
Lebensjahr ging sie täglich zur Arbeit in die Spinnerei Schindler in Kennelbach. 56 Jahre lang, anfangs täglich | |||
12 oder 13 Stunden, ohne Urlaub oder freien Samstag, für kargen Lohn! | |||
Im Haus in der Bütze war die Not eingekehrt. Schon 1911 hatten die Geschwister Heim ein schönes Grundstück | |||
zum Bau des Vereinshauses im Strohdorf spottbillig an den Katholischen Arbeiterverein verkauft. Jetzt mußte | |||
== Frieda Heim, geb Troy == | |||
== Flucht & Heimkehr == | == Flucht & Heimkehr == |
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