ÖsterreichWiki:Löschkandidat/Alpenfehde: Unterschied zwischen den Versionen

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Der vehemente Salzburger Widerstand gegen die WAA Wackersdorf<ref>[https://www.laka.org/docu/magazines/RadiAktiv/ra87-13.pdf ''Einige Eckdaten des österreichischen Widerstands gegen die WAA.''] In: ''[[Radi Aktiv]]'', Ausgabe 13, April 1987, S. 64 f. (im [[Laka (Archiv)|Laka-Archiv]]; PDF).</ref>, der maßgeblich von der Bürgerinitiative ''[[PLAGE]]'' organisiert wurde, trübte das Verhältnis zwischen Salzburg und Bayern.<ref>[https://www.sn.at/panorama/oesterreich/was-wackersdorf-146376736 ''Was wäre gewesen, wenn – Wackersdorf gebaut worden wäre?''] Salzburger Nachrichten vom 6. Oktober 2023.<br />[https://www.pressreader.com/austria/salzburger-nachrichten/20160525/282157880488618 ''Der Zaun des Anstoßes.''] Salzburger Nachrichten vom 25.&nbsp;Mai 2016 (Pressreader.com).</ref> Dies belastete auch das Verhältnis zwischen Strauß und dem damaligen Salzburger Landeshauptmann [[Wilfried Haslauer senior|Wilfried Haslauer]]. Nachdem Strauß 1986 einem 32&nbsp;Busse zählenden Salzburger Protestkonvoi zur WAA die Einreise verweigert hatte, wurde er von den [[Salzburger Festspiele]]n aus- und Schuierer eingeladen.<ref>[https://www.zeit.de/kultur/2019-05/wiederaufarbeitungsanlage-wackersdorf-atomarer-sondermuell-proteste-polizeigewalt ''Widerstand wider Willen – Vor 30 Jahren war Schluss: Bürgerproteste führten zum Baustopp einer Aufbereitungsanlage für Atommüll in Wackersdorf.''] [[Die Zeit]] vom 30. Mai 2019.</ref>
Der vehemente Salzburger Widerstand gegen die WAA Wackersdorf<ref>[https://www.laka.org/docu/magazines/RadiAktiv/ra87-13.pdf ''Einige Eckdaten des österreichischen Widerstands gegen die WAA.''] In: ''[[Radi Aktiv]]'', Ausgabe 13, April 1987, S. 64 f. (im [[Laka (Archiv)|Laka-Archiv]]; PDF).</ref>, der maßgeblich von der Bürgerinitiative ''[[PLAGE]]'' organisiert wurde, trübte das Verhältnis zwischen Salzburg und Bayern.<ref>[https://www.sn.at/panorama/oesterreich/was-wackersdorf-146376736 ''Was wäre gewesen, wenn – Wackersdorf gebaut worden wäre?''] Salzburger Nachrichten vom 6. Oktober 2023.<br />[https://www.pressreader.com/austria/salzburger-nachrichten/20160525/282157880488618 ''Der Zaun des Anstoßes.''] Salzburger Nachrichten vom 25.&nbsp;Mai 2016 (Pressreader.com).</ref> Dies belastete auch das Verhältnis zwischen Strauß und dem damaligen Salzburger Landeshauptmann [[Wilfried Haslauer senior|Wilfried Haslauer]]. Nachdem Strauß 1986 einem 32&nbsp;Busse zählenden Salzburger Protestkonvoi zur WAA die Einreise verweigert hatte, wurde er von den [[Salzburger Festspiele]]n aus- und Schuierer eingeladen.<ref>[https://www.zeit.de/kultur/2019-05/wiederaufarbeitungsanlage-wackersdorf-atomarer-sondermuell-proteste-polizeigewalt ''Widerstand wider Willen – Vor 30 Jahren war Schluss: Bürgerproteste führten zum Baustopp einer Aufbereitungsanlage für Atommüll in Wackersdorf.''] [[Die Zeit]] vom 30. Mai 2019.</ref>
So saß Schuierer bei der Festspielpremiere auf dem Platz von Strauß neben Bundespräsident Waldheim und 
Landeshauptmann Haslauer.<ref>[https://www.ostbayern-kurier.de/hans-schuierer-die-oberpfaelzer-symbolfigur-fuer-demokratie-und-schutz-der-heimat-wird-90-jahre-alt.html Hans Schuierer: Die Oberpfälzer Symbolfigur für Demokratie und Schutz der Heimat wird 90 Jahre alt] - (Der Ostbayern Kurier vom 6.&nbsp;Februar 2021)</ref>
So saß Schuierer bei der Festspielpremiere auf dem Platz von Strauß neben Bundespräsident Waldheim und Landeshauptmann Haslauer.<ref>[https://www.ostbayern-kurier.de/hans-schuierer-die-oberpfaelzer-symbolfigur-fuer-demokratie-und-schutz-der-heimat-wird-90-jahre-alt.html Hans Schuierer: Die Oberpfälzer Symbolfigur für Demokratie und Schutz der Heimat wird 90 Jahre alt] - (Der Ostbayern Kurier vom 6.&nbsp;Februar 2021)</ref>
Im Juni 1986 kamen von 2.000 ausländischen Gästen, die in Regensburg gegen die WAA demonstrieren wollten, nur vier (auch [[Hildegard Breiner]]) in Regensburg an. Schwandorfs Landrat Schuierer kommentierte: „Diese Maßnahme kommt einer Verlegung des Bauzauns an die deutsch-österreichische Grenze gleich.“ [[Christa Meier]] warf der CSU Völkerrechtsverletzung vor.<ref>[https://www.kultur-gegen-die-waa.de/images/pdf/8a_WAASalzburgerAntiKampf.pdf „Bauzaun beginnt an der Grenze zu Österreich“ – Demonstration und Andacht gegen WAA-Bau / Christa Meier wirft der CSU Völkerrechtsverletzung vor] - ([[Mittelbayerische Zeitung]] vom 30.&nbsp;Juni 1986 auf Kultur gegen die WAA, S.&nbsp;6)</ref> Auch der Salzburger Landeshauptmann [[Wilfried Haslauer senior|Wilfried Haslauer]] spottete: „Der Bauzaun beginnt bereits an der Grenze zu Österreich.“<ref>[https://www.spiegel.de/politik/als-gaebs-nur-verbrecher-und-terroristen-a-9e7787f2-0002-0001-0000-000013519577 „Als gäb's nur Verbrecher und Terroristen“] - ([[Der Spiegel]] vom 27.&nbsp;Juni 1986)</ref>
Im Juni 1986 kamen von 2.000 ausländischen Gästen, die in Regensburg gegen die WAA demonstrieren wollten, nur vier (auch [[Hildegard Breiner]]) in Regensburg an. Schwandorfs Landrat Schuierer kommentierte: „Diese Maßnahme kommt einer Verlegung des Bauzauns an die deutsch-österreichische Grenze gleich.“ [[Christa Meier]] warf der CSU Völkerrechtsverletzung vor.<ref>[https://www.kultur-gegen-die-waa.de/images/pdf/8a_WAASalzburgerAntiKampf.pdf „Bauzaun beginnt an der Grenze zu Österreich“ – Demonstration und Andacht gegen WAA-Bau / Christa Meier wirft der CSU Völkerrechtsverletzung vor] - ([[Mittelbayerische Zeitung]] vom 30.&nbsp;Juni 1986 auf Kultur gegen die WAA, S.&nbsp;6)</ref> Auch der Salzburger Landeshauptmann [[Wilfried Haslauer senior|Wilfried Haslauer]] spottete: „Der Bauzaun beginnt bereits an der Grenze zu Österreich.“<ref>[https://www.spiegel.de/politik/als-gaebs-nur-verbrecher-und-terroristen-a-9e7787f2-0002-0001-0000-000013519577 „Als gäb's nur Verbrecher und Terroristen“] - ([[Der Spiegel]] vom 27.&nbsp;Juni 1986)</ref>
Der bayrische Innen-Staatssekretär [[Heinz Rosenbauer]] erklärte für seinen Chef [[Karl Hillermeier]], dass ein solcher Aufmarsch von „Gebietsfremden“ Demonstranten die „politische Willensbildung in der Bundesrepublik stören“ würde und eine „Einmischung in die bayrische Energiepolitik“ nicht geduldet werde.
Der bayrische Innen-Staatssekretär [[Heinz Rosenbauer]] erklärte für seinen Chef [[Karl Hillermeier]], dass ein solcher Aufmarsch von „Gebietsfremden“ Demonstranten die „politische Willensbildung in der Bundesrepublik stören“ würde und eine „Einmischung in die bayrische Energiepolitik“ nicht geduldet werde.
[[Willi Rothley]] wunderte sich, weil die Österreicher an Bayerns Grenze abgewiesen wurden „wie von einem Ostblockland“ und das Bonner Innenministerium von [[Friedrich Zimmermann]] (CSU) keinen Anlass sah, die bayerischen Maßnahmen aufzuheben.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/beweis-gelungen-a-dde3e5e5-0002-0001-0000-000013517458 Alpenländer: Beweis gelungen. Durfte Bayern 322&nbsp;Österreichischen Kernkraftgegnern die Einreise verweigern?] - ([[Der Spiegel]] vom 06.&nbsp;Juli 1986)</ref>
[[Willi Rothley]] wunderte sich, weil die Österreicher an Bayerns Grenze abgewiesen wurden „wie von einem Ostblockland“ und das Bonner Innenministerium von [[Friedrich Zimmermann]] (CSU) keinen Anlass sah, die bayerischen Maßnahmen aufzuheben.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/beweis-gelungen-a-dde3e5e5-0002-0001-0000-000013517458 Alpenländer: Beweis gelungen. Durfte Bayern 322&nbsp;Österreichischen Kernkraftgegnern die Einreise verweigern?] - ([[Der Spiegel]] vom 6.&nbsp;Juli 1986)</ref>


=== Entwicklung der Alpenfehde ===
=== Entwicklung der Alpenfehde ===
Die Differenzen eskalierten schließlich zur „Alpenfehde“<ref>[https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13525039.html ''Ganz übel – Bayern-König Strauß setzt die Alpenfehde fort: Er will einen Atomvertrag mit Österreich verhindern.''] In: ''Der Spiegel'' vom 21.&nbsp;September 1987.</ref> bzw. zum „Alpenkrieg“.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/fetzen-fliegen-a-69208b09-0002-0001-0000-000013519738 ''Fetzen fliegen: Franz Josefs neuestes Opfer: Nachbar Österreich.''] In: ''Der Spiegel'' vom 27.&nbsp;Juli 1986.</ref> Die britische [[The Sunday Times (Vereinigtes Königreich)|Sunday Times]] fragte damals, ob das nur „eine komische Oper“ sei oder sich Bayern im Krieg („Bavaria at war“) befinde.<ref name="gschiss">[https://www.spiegel.de/politik/so-a-gschiss-a-3d461e53-0002-0001-0000-000013522053?context=issue ''So a G'schiß – Neue Eskalation im Grenzkonflikt: Erst konnten österreichische Demonstranten nicht nach Bayern rein, jetzt dürfen prominente Christsoziale nicht aus Bayern raus.''] [[Der Spiegel]] vom 13. April 1987.</ref><ref name="Rahm oder Ruhm"/> Bayern überlegte sich auch Schikanen gegen Österreich im Flugverkehr.<ref>[https://www.kultur-gegen-die-waa.de/images/pdf/8a_WAASalzburgerAntiKampf.pdf Strauß verteidigt das Vorgehen Hillermeiers: Grenzsperre blockiert Beziehungen zu Wien. Streit weitet sich aus / Kanzlertreffen möglich] - [[Mittelbayerische Zeitung]] vom 4.&nbsp;Juli 1986 auf ''Kultur gegen die WAA'', S.&nbsp;8</ref>
Die Differenzen eskalierten schließlich zur „Alpenfehde“<ref>[https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13525039.html ''Ganz übel – Bayern-König Strauß setzt die Alpenfehde fort: Er will einen Atomvertrag mit Österreich verhindern.''] In: ''Der Spiegel'' vom 21.&nbsp;September 1987.</ref> bzw. zum „Alpenkrieg“.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/fetzen-fliegen-a-69208b09-0002-0001-0000-000013519738 ''Fetzen fliegen: Franz Josefs neuestes Opfer: Nachbar Österreich.''] In: ''Der Spiegel'' vom 27.&nbsp;Juli 1986.</ref> Die britische [[The Sunday Times (Vereinigtes Königreich)|Sunday Times]] fragte damals, ob das nur „eine komische Oper“ sei oder sich Bayern im Krieg („Bavaria at war“) befinde.<ref name="gschiss">[https://www.spiegel.de/politik/so-a-gschiss-a-3d461e53-0002-0001-0000-000013522053?context=issue ''So a G'schiß – Neue Eskalation im Grenzkonflikt: Erst konnten österreichische Demonstranten nicht nach Bayern rein, jetzt dürfen prominente Christsoziale nicht aus Bayern raus.''] [[Der Spiegel]] vom 13. April 1987.</ref><ref name="Rahm oder Ruhm" /> Bayern überlegte sich auch Schikanen gegen Österreich im Flugverkehr.<ref>[https://www.kultur-gegen-die-waa.de/images/pdf/8a_WAASalzburgerAntiKampf.pdf Strauß verteidigt das Vorgehen Hillermeiers: Grenzsperre blockiert Beziehungen zu Wien. Streit weitet sich aus / Kanzlertreffen möglich] - [[Mittelbayerische Zeitung]] vom 4.&nbsp;Juli 1986 auf ''Kultur gegen die WAA'', S.&nbsp;8</ref>
Staatsminister [[Edmund Stoiber]] wollte z.&nbsp;B. den weißblauen Luftraum für österreichische Militärmaschinen sperren lassen.<ref name="Rahm oder Ruhm"/>
Staatsminister [[Edmund Stoiber]] wollte z.&nbsp;B. den weißblauen Luftraum für österreichische Militärmaschinen sperren lassen.<ref name="Rahm oder Ruhm" />
Im Juli 1986 wollte Österreichs Vizekanzler [[Norbert Steger]] zum [[Anti-WAAhnsinns-Festival]] nach [[Burglengenfeld]] fahren. Die [[Bayerische Staatsregierung]] plante, für ihn ein Einreiseverbot zu verhängen, das jedoch von Außenminister [[Hans-Dietrich Genscher]] wieder zurückgezogen wurde, Steger fuhr dennoch nicht.<ref>[https://www.laka.org/docu/magazines/RadiAktiv/ra87-13.pdf ''Einige Eckdaten des österreichischen Widerstands gegen die WAA.''] In: ''[[Radi Aktiv]]'', Ausgabe 13, April 1987, S.&nbsp;64&nbsp;f. (im [[Laka (Archiv)|Laka-Archiv]]; PDF).</ref>
Im Juli 1986 wollte Österreichs Vizekanzler [[Norbert Steger]] zum [[Anti-WAAhnsinns-Festival]] nach [[Burglengenfeld]] fahren. Die [[Bayerische Staatsregierung]] plante, für ihn ein Einreiseverbot zu verhängen, das jedoch von Außenminister [[Hans-Dietrich Genscher]] wieder zurückgezogen wurde, Steger fuhr dennoch nicht.<ref>[https://www.laka.org/docu/magazines/RadiAktiv/ra87-13.pdf ''Einige Eckdaten des österreichischen Widerstands gegen die WAA.''] In: ''[[Radi Aktiv]]'', Ausgabe 13, April 1987, S.&nbsp;64&nbsp;f. (im [[Laka (Archiv)|Laka-Archiv]]; PDF).</ref>
1986 nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl beschloss die Regierung [[Fred Sinowatz]] mit Bonn über einen WAA-Verzicht zu verhandeln, weil ein Unfall „ganz Österreich bedrohen“ würde.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/ruhe-im-ozean-der-furcht-a-4729bb68-0002-0001-0000-000013518489 »Ruhe im Ozean der Furcht« - Frankreich und die Folgen des Reaktorunfalls von Tschernobyl] - ([[Der Spiegel]] vom 18.&nbsp;Mai 1986)</ref>
1986 nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl beschloss die Regierung [[Fred Sinowatz]] mit Bonn über einen WAA-Verzicht zu verhandeln, weil ein Unfall „ganz Österreich bedrohen“ würde.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/ruhe-im-ozean-der-furcht-a-4729bb68-0002-0001-0000-000013518489 »Ruhe im Ozean der Furcht« - Frankreich und die Folgen des Reaktorunfalls von Tschernobyl] - ([[Der Spiegel]] vom 18.&nbsp;Mai 1986)</ref>
Die Proteste aus Österreich wurden damals von der Deutschen Bundesregierung unter [[Helmut Kohl]] abgeschmettert.<ref>[https://www.zeit.de/1986/43/das-naechste-unglueck-kommt-bestimmt/komplettansicht Das nächste Unglück kommt bestimmt. Alle Reaktoren sind nicht sicher genug] - ([[Helmut Hirsch (Physiker)|Helmut Hirsch]] in: [[Die Zeit]] vom 17.&nbsp;Oktober 1986)</ref>
Die Proteste aus Österreich wurden damals von der Deutschen Bundesregierung unter [[Helmut Kohl]] abgeschmettert.<ref>[https://www.zeit.de/1986/43/das-naechste-unglueck-kommt-bestimmt/komplettansicht Das nächste Unglück kommt bestimmt. Alle Reaktoren sind nicht sicher genug] - ([[Helmut Hirsch (Physiker)|Helmut Hirsch]] in: [[Die Zeit]] vom 17.&nbsp;Oktober 1986)</ref>
Mit der Abweisung der [[ORF]]-Journalistin Elfriede Geiblinger<ref>[https://www.sn.at/wiki/Elfriede_Geiblinger Elfriede Geiblinger] - ([[Salzburgwiki]])</ref> im Januar 1987 eskalierte der Konflikt noch mehr. Österreichs Innenminister [[Karl Blecha]] sprach von einer „unerhörten und zwischen pluralistischen Staaten nicht gebräuchlichen Vorgangsweise“ und im Wiener Außenministerium sah man sogar eine Verletzung von „Geist und Buchstaben der Bestimmungen der [[Schlussakte von Helsinki|KSZE-Schlußakte]]“.<ref name="Rahm oder Ruhm">[https://www.spiegel.de/politik/rahm-oder-ruhm-a-7a8826ee-0002-0001-0000-000013521089 ''Rahm oder Ruhm: Die bayrisch-österreichische Grenze bleibt Krisengebiet – mit Einreisesperren für Demonstranten und womöglich Verstößen gegen das Völkerrecht.''] In: ''Der Spiegel'' vom 11.&nbsp;Januar 1987.</ref>
Mit der Abweisung der [[ORF]]-Journalistin Elfriede Geiblinger<ref>[https://www.sn.at/wiki/Elfriede_Geiblinger Elfriede Geiblinger] - ([[Salzburgwiki]])</ref> im Januar 1987 eskalierte der Konflikt noch mehr. Österreichs Innenminister [[Karl Blecha]] sprach von einer „unerhörten und zwischen pluralistischen Staaten nicht gebräuchlichen Vorgangsweise“ und im Wiener Außenministerium sah man sogar eine Verletzung von „Geist und Buchstaben der Bestimmungen der [[Schlussakte von Helsinki|KSZE-Schlußakte]]“.<ref name="Rahm oder Ruhm">[https://www.spiegel.de/politik/rahm-oder-ruhm-a-7a8826ee-0002-0001-0000-000013521089 ''Rahm oder Ruhm: Die bayrisch-österreichische Grenze bleibt Krisengebiet – mit Einreisesperren für Demonstranten und womöglich Verstößen gegen das Völkerrecht.''] In: ''Der Spiegel'' vom 11.&nbsp;Januar 1987.</ref>
Am 22.&nbsp;Juli 1988 („Österreicher-Tag“) verkündete die Wiener Umweltministerin [[Marilies Flemming]] im Namen der Republik Österreich den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München und das Bundesverwaltungsgericht in Berlin anzurufen.<ref>[https://taz.de/WAA-Oesterreich-zieht-vor-Gericht/!1843652/ WAA: Österreich zieht vor Gericht. Die Wiener Umweltministerin kündigte in Neunburg gegen die WAA Klage vor dem bundesdeutschen Verwaltungsgerichtshof an / DWK-Vertreter versuchten, TV-Öffentlichkeit aus der Erörterung auszuschließen] ([[taz]] vom 23.&nbsp;Juli 1988)</ref>
Am 22.&nbsp;Juli 1988 („Österreicher-Tag“) verkündete die Wiener Umweltministerin [[Marilies Flemming]] im Namen der Republik Österreich den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München und das Bundesverwaltungsgericht in Berlin anzurufen.<ref>[https://taz.de/WAA-Oesterreich-zieht-vor-Gericht/!1843652/ WAA: Österreich zieht vor Gericht. Die Wiener Umweltministerin kündigte in Neunburg gegen die WAA Klage vor dem bundesdeutschen Verwaltungsgerichtshof an / DWK-Vertreter versuchten, TV-Öffentlichkeit aus der Erörterung auszuschließen] ([[taz]] vom 23. Juli 1988)</ref>


=== Feindbild Franz Josef Strauß ===
=== Feindbild Franz Josef Strauß ===
Nach den Wackersdorfdemos und vor allem nach den Einreiseverboten wurde der Bayerische Ministerpräsident [[Franz Josef Strauß]] für die österreichischen WAA–Gegner zum Symbol der bundesdeutschen Atompolitik. Schon im Juli 1986 bat [[Kurt Waldheim]] Strauß angesichts der Anti-Atom-Stimmung in Österreich das Problem Wackersdorf noch einmal zu „überdenken“, was Strauß in einem Brief scharf zurückwies.<ref>[https://www.wissen.de/kalendar/17-juli-1986-0 Wissen.de] - (20. Juli 1986)</ref>
Nach den Wackersdorfdemos und vor allem nach den Einreiseverboten wurde der Bayerische Ministerpräsident [[Franz Josef Strauß]] für die österreichischen WAA–Gegner zum Symbol der bundesdeutschen Atompolitik. Schon im Juli 1986 bat [[Kurt Waldheim]] Strauß angesichts der Anti-Atom-Stimmung in Österreich das Problem Wackersdorf noch einmal zu „überdenken“, was Strauß in einem Brief scharf zurückwies.<ref>[https://www.wissen.de/kalendar/17-juli-1986-0 Wissen.de] - (20. Juli 1986)</ref>
Nach Ansicht von Strauß wollten gewalttätige Demonstranten den demokratischen Rechtsstaat zerschlagen und es liege auch im Interesse Österreichs diesen Angriff abzuwehren. Die Proteste Österreichs wertete er als „Einmischung in die inneren Angelegenheiten Bayerns“.<ref name="Rahm oder Ruhm"/>
Nach Ansicht von Strauß wollten gewalttätige Demonstranten den demokratischen Rechtsstaat zerschlagen und es liege auch im Interesse Österreichs diesen Angriff abzuwehren. Die Proteste Österreichs wertete er als „Einmischung in die inneren Angelegenheiten Bayerns“.<ref name="Rahm oder Ruhm" />
Im Februar 1987 protestierten über 1.000&nbsp;WAA-Gegner gegen den Besuch von Strauß beim [[Wiener Opernball]]. Atomgegner warfen bei der Eröffnung Flugblätter in den Ballsaal und entrollten ein Transparent, draußen kam es zu einer Straßenschlacht mit der Polizei.<ref>[https://taz.de/Krawall-beim-Wiener-Opernball/!1869970/ Krawall beim Wiener Opernball - WAA–Gegner protestierten in Wien gegen den Besuch von Strauß / Straßenschlacht mit der Polizei] - ([[taz]] vom 28.&nbsp;Februar 1987)</ref> Für den harten Polizeieinsatz bei den ersten Protesten rund um den Opernball wurde der damalige Innenminister [[Karl Blecha]] scharf kritisiert.<ref>[https://www.tt.com/artikel/12652185/opernballdemo-am-anfang-stand-franz-josef-strauss Opernballdemo - Am Anfang stand Franz-Josef Strauß] - ([[Tiroler Tageszeitung]] vom 21.&nbsp;Februar 2017)</ref>
Im Februar 1987 protestierten über 1.000&nbsp;WAA-Gegner gegen den Besuch von Strauß beim [[Wiener Opernball]]. Atomgegner warfen bei der Eröffnung Flugblätter in den Ballsaal und entrollten ein Transparent, draußen kam es zu einer Straßenschlacht mit der Polizei.<ref>[https://taz.de/Krawall-beim-Wiener-Opernball/!1869970/ Krawall beim Wiener Opernball - WAA–Gegner protestierten in Wien gegen den Besuch von Strauß / Straßenschlacht mit der Polizei] - ([[taz]] vom 28.&nbsp;Februar 1987)</ref> Für den harten Polizeieinsatz bei den ersten Protesten rund um den Opernball wurde der damalige Innenminister [[Karl Blecha]] scharf kritisiert.<ref>[https://www.tt.com/artikel/12652185/opernballdemo-am-anfang-stand-franz-josef-strauss Opernballdemo - Am Anfang stand Franz-Josef Strauß] - ([[Tiroler Tageszeitung]] vom 21.&nbsp;Februar 2017)</ref>
Im April 1987 wollten Bayerns Innenminister [[August Lang (Politiker)|August Lang]] und der Umwelt-Staatssekretär [[Alois Glück]] in Salzburg über das „Das bayrisch-österreichische Fingerhakeln“ in einer [[Bayerischer Rundfunk|BR]]-Live-Sendung diskutieren, was ihnen von Strauß untersagt wurde. Der bayerische Ministerpräsident meinte, er könne doch nicht zulassen, „daß bayrische Kabinettsmitglieder im Ausland angepöbelt werden und dann möglicherweise der Diskussion nicht gewachsen sind“.<ref name="gschiss" />
Im April 1987 wollten Bayerns Innenminister [[August Lang (Politiker)|August Lang]] und der Umwelt-Staatssekretär [[Alois Glück]] in Salzburg über das „Das bayrisch-österreichische Fingerhakeln“ in einer [[Bayerischer Rundfunk|BR]]-Live-Sendung diskutieren, was ihnen von Strauß untersagt wurde. Der bayerische Ministerpräsident meinte, er könne doch nicht zulassen, „daß bayrische Kabinettsmitglieder im Ausland angepöbelt werden und dann möglicherweise der Diskussion nicht gewachsen sind“.<ref name="gschiss" />
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