Radioquote in Österreich: Unterschied zwischen den Versionen

Studien ergänzt. "Payola" mit "bezahlen für das Spielen" konrektisierte. Letzten Veröffentlichungen «Sendezeitstatistik ORF» in den «AKM Informationen» Nr. 2/2013 über das Jahr 2012!
(Link auf Wikipedia aktualisiert.)
(Studien ergänzt. "Payola" mit "bezahlen für das Spielen" konrektisierte. Letzten Veröffentlichungen «Sendezeitstatistik ORF» in den «AKM Informationen» Nr. 2/2013 über das Jahr 2012!)
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* staatlich vorgegeben (staatliche Regulierung) oder  
* staatlich vorgegeben (staatliche Regulierung) oder  
* eine Kreuzung aus den beiden "Reinformen" (Ko-Regulierung) sein, um einen bestimmten Prozentanteil einheimischer Interpreten in das Programm aufnehmen zu können, so dass insbesondere kulturelle und ökonomische Funktionsziele nachhaltig erreicht werden.
* eine Kreuzung aus den beiden "Reinformen" (Ko-Regulierung) sein, um einen bestimmten Prozentanteil einheimischer Interpreten in das Programm aufnehmen zu können, so dass insbesondere kulturelle und ökonomische Funktionsziele nachhaltig erreicht werden.
Von dreißig weltweit untersuchten Ländern haben zwanzig eine gesetzlich geregelte Radioquote (staatliche Regulierung), zusätzlich verpflichten sich nationale Radiosender von fünf weiteren Staaten zu einer Selbstregulierung, die derart umgesetzt wird, dass sie von vier Ländern übertroffen wird, aber von Österreich bis dato nicht umgesetzt wurde (Stand April 2016).<ref>Radioquote, Analyse in weltweit dreißig Ländern und die Arten der staatlichen Regulierung, M&A Top Partner, Graz, 11. August 2014: Radioquote auf Basis einer staatlichen Regulierung: Europa: Belgien, Frankreich, Portugal, Irland, Lettland, Norwegen, Polen, Rumänien, Spanien, Ungarn und Weißrussland. Asien: Armenien, Israel, Pakistan und Südkorea. Amerika: Kanada und Venezuela. Afrika: Simbabwe und Südafrika. Australien. Radioquote auf Basis einer funktionierenden Selbstregulierung, die sogar übertroffen wird: Europa: Dänemark, Großbritannien und Italien. Asien: Bahrain. Keine Regulierung, wobei diese Länder zwischen neun bis sechzig Prozent inländische Musik spielen: Deutschland (29%), Finnland (44%), Griechenland (60%), Österreich (19%, propagierte Selbstregulierung von 30%, die nicht umgesetzt wird), Schweden (30%) und Schweiz (9%).</ref>


Vgl. auch [[w:Radioquote|Radioquote]] in Wikipedia, insbesondere die Themata  
Vgl. auch [[w:Radioquote|Radioquote]] in Wikipedia, insbesondere die Themata  
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Der öffentlich-rechtliche ORF ist nicht auf Gewinn ausgerichtet, sondern arbeitet nach dem wirtschaftlichen Grundsatz der Kostendeckung. Er finanziert sich dabei aus Werbeerlösen und Programmentgelten. Die Programmentgelte stehen den österreichischen privaten Sendern nicht zu. Gerechtfertigt wird diese duale Finanzierung des ORF mit der Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags, welcher eben in einem so kleinen Markt wie Österreich nur derart aufrecht zu erhalten ist. Die GIS Gebühren Info Service GmbH hat im Jahr 2013 EUR 834,8 Mio an Rundfunkgebühren inkl. Programmentgelten eingehoben. Davon wurden EUR 633,4 Mio inkl. 10% UST Programmentgelte an den ORF weitergeleitet<ref>GIS Gebühren Info Service GmbH, 6. November 2014</ref>. Der ORF ist das größte Medienunternehmen Österreichs. Der Konzern mit Töchtern erzielte 2012 einen Jahresumsatz von 967 Mio. Euro (2011: 952 Mio. Euro), wobei ein Gewinn (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT)) von 12,6 Mio. Euro (2011: 11,4 Mio. Euro) erwirtschaftet wurde. Das zweitgrößte Medienunternehmen in Österreich, Mediaprint, machte 2012 einen Umsatz von 452,8 Mio. Euro und ein EGT von 4,6 Mio. Euro.<ref>Der Standard-Übersicht: Österreichs größte Medienunternehmen 2011 und 2012</ref>
Der öffentlich-rechtliche ORF ist nicht auf Gewinn ausgerichtet, sondern arbeitet nach dem wirtschaftlichen Grundsatz der Kostendeckung. Er finanziert sich dabei aus Werbeerlösen und Programmentgelten. Die Programmentgelte stehen den österreichischen privaten Sendern nicht zu. Gerechtfertigt wird diese duale Finanzierung des ORF mit der Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags, welcher eben in einem so kleinen Markt wie Österreich nur derart aufrecht zu erhalten ist. Die GIS Gebühren Info Service GmbH hat im Jahr 2013 EUR 834,8 Mio an Rundfunkgebühren inkl. Programmentgelten eingehoben. Davon wurden EUR 633,4 Mio inkl. 10% UST Programmentgelte an den ORF weitergeleitet<ref>GIS Gebühren Info Service GmbH, 6. November 2014</ref>. Der ORF ist das größte Medienunternehmen Österreichs. Der Konzern mit Töchtern erzielte 2012 einen Jahresumsatz von 967 Mio. Euro (2011: 952 Mio. Euro), wobei ein Gewinn (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT)) von 12,6 Mio. Euro (2011: 11,4 Mio. Euro) erwirtschaftet wurde. Das zweitgrößte Medienunternehmen in Österreich, Mediaprint, machte 2012 einen Umsatz von 452,8 Mio. Euro und ein EGT von 4,6 Mio. Euro.<ref>Der Standard-Übersicht: Österreichs größte Medienunternehmen 2011 und 2012</ref>


Paul Mason konnte in dessen wissenschaftlicher Studie aus dem Jahre 2003 feststellen, dass kein einziger Titel ohne Radio-Ausstrahlungen Einzug in die Charts gefunden hat. Andererseits würde niemand bereit sein, Gelder zu zahlen, wären die Radios als Marketinginstrument zur Verkaufsförderung von Tonträgern nicht verkaufsrelevant. Diesen Umkehrschluss müssen die zahlreichen [[w:Payola|Payola]]-Skandale der letzten Jahrzehnte ziehen lassen, welche mehr oder weniger verdecktes Schmiergeld der Plattenindustrie an Radio-DJs zum Inhalt haben, um die eigenen Songs im Programm platzieren zu können.  
Paul Mason konnte in dessen wissenschaftlicher Studie aus dem Jahre 2003 feststellen, dass kein einziger Titel ohne Radio-Ausstrahlungen Einzug in die Charts gefunden hat. Andererseits würde niemand bereit sein, Gelder zu zahlen, wären die Radios als Marketinginstrument zur Verkaufsförderung von Tonträgern nicht verkaufsrelevant. Diesen Umkehrschluss müssen die zahlreichen [[w:Payola|Payola]]-Skandale (''„bezahlen für das Spielen“'') der letzten Jahrzehnte ziehen lassen, welche mehr oder weniger verdecktes Schmiergeld der Plattenindustrie an Radio-DJs zum Inhalt haben, um die eigenen Songs im Programm platzieren zu können.  


== Selbstregulierung ==
== Selbstregulierung ==
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   2008      6,00%            3,19%
   2008      6,00%            3,19%


Wird angenommen, ein Lied dauert durchschnittlich 3 Minuten, dann können während 4 Stunden Programm-Musik insgesamt 80 Lieder gespielt werden. Davon können dann höchstens 5 Lieder aus Österreich kommen. Und diese wenigen Lieder werden dann noch vielfach auch zu ungünstigen Zeiten ab 24 Uhr gespielt.   
Die letzten diesbezüglichen Veröffentlichungen «Sendezeitstatistik ORF» sind in den «AKM Informationen» Nr. 2/2013 auf der Seite 14 über das Jahr 2012 zu finden (Stand April 2016). Wird angenommen, ein Lied dauert durchschnittlich 3 Minuten, dann können während 4 Stunden Programm-Musik insgesamt 80 Lieder gespielt werden. Davon können dann höchstens 5 Lieder aus Österreich kommen. Und diese wenigen Lieder werden dann noch vielfach auch zu ungünstigen Zeiten ab 24 Uhr gespielt.   


== Staatliche Regulierung am Beispiel Kanadas und Frankreichs ==
== Staatliche Regulierung am Beispiel Kanadas und Frankreichs ==
Einerseits stellen Kanada und Frankreich einen sehr wichtigen Markt für die Tonträgerindustrie dar. Andererseits können diese beiden Länder eine etablierte sowie bewährte Radioquote vorzeigen. Bei den diesbezüglichen WTO-Verhandlungen stützen sich Kanada und Frankreich auf die Hauptargumente der Notwendigkeit einer ausgeprägten Kulturpolitik zum Schutz der Vielfalt, des Gemeinwohls, aber auch mit dem Zweck der Wettbewerbsfähigkeit.
Einerseits stellen Kanada und Frankreich einen sehr wichtigen Markt für die Tonträgerindustrie dar. Andererseits können diese beiden Länder eine etablierte sowie bewährte Radioquote vorzeigen. Bei den diesbezüglichen WTO-Verhandlungen stützen sich Kanada und Frankreich auf die Hauptargumente der Notwendigkeit einer ausgeprägten Kulturpolitik zum Schutz der Vielfalt, des Gemeinwohls, aber auch mit dem Zweck der Wettbewerbsfähigkeit.


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== Liberalisierung des österreichischen Rundfunkmarkts ==
== Liberalisierung des österreichischen Rundfunkmarkts ==
Nach den Jahrzehnten des ORF-Monopols ab 1924 bzw. ab 1954 nahmen in Österreich Ende 1995 erste private Hörfunkveranstalter ihren Sendebetrieb auf. Österreich liberalisierte als letztes Land in Europa den Rundfunkmarkt. Antenne Steiermark ging am 22. September 1995 als erster Privater auf Sendung<ref>Kleine Zeitung Sonntag, 12. Oktober 2014, Seite 4</ref>.   
Nach den Jahrzehnten des ORF-Monopols ab 1924 bzw. ab 1954 nahmen in Österreich Ende 1995 erste private Hörfunkveranstalter ihren Sendebetrieb auf. Österreich liberalisierte als letztes Land in Europa den Rundfunkmarkt. Antenne Steiermark ging am 22. September 1995 als erster Privater auf Sendung<ref>Kleine Zeitung Sonntag, 12. Oktober 2014, Seite 4</ref>.   


Der öffentlich-rechtliche österreichische Radiosender Ö3 wurde im Jahre 1996 in ein sogenanntes  [[w:Formatradio|Formatradio]] umgewandelt, um die hohen Marktanteile wegen der diesbezüglichen Werbeerlöse auch künftig halten zu können. Die entsprechende Mainstream-Massen-Playlist mit Fokussierung auf die internationalen, mehrheitlich englischsprachigen Major-Labels gibt bis heute eine diesbezügliche Berater- und Consultingfirma aus dem Ausland mit Sitz in Nürnberg vor. Immerhin machten die Märkte der USA und Großbritanniens im Jahre 2004 zusammen 47% des internationalen Musikmarktes aus<ref>IFPI: "Global music retail sales, including digital, flat in 2004", http://www.ifpi.org, abgefragt am 15. Juli 2005</ref>.  
Der öffentlich-rechtliche österreichische Radiosender Ö3 wurde im Jahre 1996 in ein sogenanntes  [[w:Formatradio|Formatradio]] umgewandelt, um die hohen Marktanteile wegen der diesbezüglichen Werbeerlöse auch künftig halten zu können. Die entsprechende Mainstream-Massen-Playlist mit Fokussierung auf die internationalen, mehrheitlich englischsprachigen Major-Labels gibt bis heute eine diesbezügliche Berater- und Consultingfirma aus dem Ausland mit Sitz in Nürnberg vor. Immerhin machten die Märkte der USA und Großbritanniens im Jahre 2004 zusammen 47% des internationalen Musikmarktes aus<ref>IFPI: "Global music retail sales, including digital, flat in 2004", http://www.ifpi.org, abgefragt am 15. Juli 2005</ref>.  
== Studien ==
* Radioquote, Analyse in weltweit dreißig Ländern und die Arten der staatlichen Regulierung, M&A Top Partner, Graz, 11. August 2014.
* AKM und Radioquote in Österreich, M&A Top Partner, Graz, 19. September 2014.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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