Sooßer Ameisenbär: Unterschied zwischen den Versionen
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In den Weinbaugemeinden südlich von [[Wien]] war es früher üblich, den Einwohnern der Nachbargemeinden Spitznamen zu geben. Zumeist auf einen kuriosen oder lächerlichen Vorfall bezogen, war die Namensgebung neckisch an der Grenze zur Beleidigung gewählt, z. B. „Krotenpracker“ für die [[Guntramsdorf]]er, „Tätschendorfer“ für die [[Josefsthal (Tribuswinkel)|Josephsthaler]], „Murkentrümmer“ für die [[Pfaffstätten|Pfaffstättner]] usw.<ref>Johann Hösl: ''Chronik Pfaffstätten''. Archiv und Heimatmuseum Pfaffstätten, 1998</ref> Die Sooßer werden „Ameisenbären“ genannt.<ref>http://www.badenerzeitung.at/2014/04/auf-der-uberholspur.html ''Auf der Überholspur''.] Badener Zeitung vom 30. April 2014, abgerufen am 5. September 2016</ref> | In den Weinbaugemeinden südlich von [[Wien]] war es früher üblich, den Einwohnern der Nachbargemeinden Spitznamen zu geben. Zumeist auf einen kuriosen oder lächerlichen Vorfall bezogen, war die Namensgebung neckisch an der Grenze zur Beleidigung gewählt, z. B. „Krotenpracker“ für die [[Guntramsdorf]]er, „Tätschendorfer“ für die [[Josefsthal (Tribuswinkel)|Josephsthaler]], „Murkentrümmer“ für die [[Pfaffstätten|Pfaffstättner]] usw.<ref>Johann Hösl: ''Chronik Pfaffstätten''. Archiv und Heimatmuseum Pfaffstätten, 1998</ref> Die Sooßer werden „Ameisenbären“ genannt.<ref>[http://www.badenerzeitung.at/2014/04/auf-der-uberholspur.html ''Auf der Überholspur''.] Badener Zeitung vom 30. April 2014, abgerufen am 5. September 2016</ref> | ||
Die Sooßer sind zu ihrem Spitznamen relativ spät gekommen: Im Jahr 1894 erwarb [[Oskar Lenz]] das Haus Hauptstraße 48. Zu der Zeit war er Professor für Geologie in Prag, er kann demzufolge seinen Lebensmittelpunkt erst ab 1909 – mit seiner Pensionierung – hier genommen haben. Lenz war umfassend gebildet in Naturwissenschaften und hat in den 1870er- und 1880er-Jahren an drei ausgedehnten Afrikaexpeditionen teilgenommen. In seinen Schriften befasste er sich mit Völkerkunde, Geologie, Geografie, Botanik u. a., oft versehen mit einer Bewertung bezüglich der kolonialen Nutzbarmachung der erforschten Gebiete. | Die Sooßer sind zu ihrem Spitznamen relativ spät gekommen: Im Jahr 1894 erwarb [[Oskar Lenz]] das Haus Hauptstraße 48. Zu der Zeit war er Professor für Geologie in Prag, er kann demzufolge seinen Lebensmittelpunkt erst ab 1909 – mit seiner Pensionierung – hier genommen haben. Lenz war umfassend gebildet in Naturwissenschaften und hat in den 1870er- und 1880er-Jahren an drei ausgedehnten Afrikaexpeditionen teilgenommen. In seinen Schriften befasste er sich mit Völkerkunde, Geologie, Geografie, Botanik u. a., oft versehen mit einer Bewertung bezüglich der kolonialen Nutzbarmachung der erforschten Gebiete. |
Version vom 6. September 2016, 02:06 Uhr
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Der Sooßer Ameisenbär ist das inoffizielle Wappentier der Gemeinde Sooß im Bezirk Baden in Niederösterreich.
Geschichte
In den Weinbaugemeinden südlich von Wien war es früher üblich, den Einwohnern der Nachbargemeinden Spitznamen zu geben. Zumeist auf einen kuriosen oder lächerlichen Vorfall bezogen, war die Namensgebung neckisch an der Grenze zur Beleidigung gewählt, z. B. „Krotenpracker“ für die Guntramsdorfer, „Tätschendorfer“ für die Josephsthaler, „Murkentrümmer“ für die Pfaffstättner usw.[1] Die Sooßer werden „Ameisenbären“ genannt.[2]
Die Sooßer sind zu ihrem Spitznamen relativ spät gekommen: Im Jahr 1894 erwarb Oskar Lenz das Haus Hauptstraße 48. Zu der Zeit war er Professor für Geologie in Prag, er kann demzufolge seinen Lebensmittelpunkt erst ab 1909 – mit seiner Pensionierung – hier genommen haben. Lenz war umfassend gebildet in Naturwissenschaften und hat in den 1870er- und 1880er-Jahren an drei ausgedehnten Afrikaexpeditionen teilgenommen. In seinen Schriften befasste er sich mit Völkerkunde, Geologie, Geografie, Botanik u. a., oft versehen mit einer Bewertung bezüglich der kolonialen Nutzbarmachung der erforschten Gebiete.
Zeitgleich mit dem Ankauf des Hauses schrieb er an einem Werk mit dem Titel: Die Bedeutung der Termiten für Erdbewegung und natürliche Bodenkultur in den Tropenländern (Erscheinungsdatum 1895).[3] Er bereiste nachweislich nur Afrika und Europa, kam selber nie nach Südamerika. Ameisenbären kommen nur in Südamerika vor, er muss wohl zu Studienzwecken einen präparierten Ameisenbären angeschafft und in Sooß ausgestellt haben. Keines seiner Werke handelt von Südamerika, auch sonst lässt keine seiner Schriften auf einen Zusammenhang mit „Ameisenbär“ schließen.
Man geht davon aus, dass etwa ab 1895 im Ort und darüber hinaus bekannt war, dass da ein ausgestopftes Vieh zu sehen ist, bei dem man nicht recht weiß, wo vorne und wo hinten ist. Überliefert ist, dass noch zu Lebzeiten des Professors – er starb 1925, das Ehepaar Lenz ist am Ortsfriedhof begraben – das Präparat infolge Mottenfraß unansehnlich geworden war und vom Eigentümer selbst entsorgt wurde. Historische Fotos sind keine überliefert, somit kann keine Angabe gemacht werden, welcher Gattung der Ameisenbär zuzuordnen ist.
Das Tier „bei dem man nicht weiß, wo hinten und wo vorne ist“ wurde zur Legende und die Sooßer hatten damit ihren Spitznamen. Als positiv konnotierte Umdeutung haben sich die Sooßer einfallen lassen: „Fleißig wie die Ameisen und stark wie die Bären.“[4]
Spät hat es privates Mäzenatentum doch möglich gemacht, dem heimlichen Wappentier ein Denkmal zu setzen. Seit August 2016 findet sich im Schaufenster des Rathauses in Sooß, dem ehemaligen Wohnhaus von Dr. Lenz, ein Miniaturstandbild eines Ameisenbären auf Granitsockel.
Einzelnachweise
- ↑ Johann Hösl: Chronik Pfaffstätten. Archiv und Heimatmuseum Pfaffstätten, 1998
- ↑ Auf der Überholspur. Badener Zeitung vom 30. April 2014, abgerufen am 5. September 2016
- ↑ Oscar Lenz: Über die Bedeutung der Termiten für Erdbewegung und natürliche Bodenkultur in den Tropenländern. Mittheilungen der k. k. Geographischen Gesellschaft in Wien, Band 27, S. 711-725, 1894
- ↑ Chronik der Gemeinde Sooß. Abgerufen am 5. September 2016.
Weblinks
- Karl Maurovitsch: Chronik der Marktgemeinde Sooß – um 1200 bis 2006. In: Chronik 800 Jahre Sooss. Marktgemeinde Sooß, 2006