Kirschenanbau in Donnerskirchen: Unterschied zwischen den Versionen
(kein Unterschied)
|
Version vom 25. Januar 2017, 11:36 Uhr
Vorlage:Kurs:Propädeutikum (WS 2016/17)/Navigation
Name des Themas ist Kirschenanbau in Donnerskirchen
Kirschenanbau in Donnerskirchen
Der Kirschenanbau und die damit verbundenen, vielfältigen Traditionen haben eine lange Vergangenheit und prägen den kleinen Ort Donnerskirchen (Burgenland) , der am Fuß des Leithagebirges liegt, seit jeher. Zwischen Weinbergen, kleine Dörfern und mit Blick auf den Neusiedler See gedeihen hier verschiedenste Sorten der roten Frucht.
Kirschblütenregion zwischen Leithagebirge und Neusiedler See
Jedes Jahr im April verwandelt sich die auf 400 Meter Seehöhe liegende Landschaft rund um Donnerskirchen, Purbach am Neusiedlersee, Breitenbrunn, Winden am See und Jois in ein weißes Blütenmeer. Das milde pannonische Klima begünstigt das Wachstum von mehr als 10.000 Kirschbäumen, die 15 verschiedenen Sorten angehören. Zu dieser Jahreszeit genießen viele Touristen das nahezu unbegrenzten Radwegenetz, das direkt durch die Kirschbaumäcker führt. 48 Kilometer Länge misst der Kirschblütenweg, der zum Nordic-Walking, Radfahren oder einfach zu einem gemütlichen Spaziergang einlädt. Donnerkirchen bewirbt die Kirsche in ihren verschiedensten Variationen und veranstaltet mehrere traditionelle Veranstaltungen rund um die süße Frucht.
Ernte und Verkauf im Wandel der Zeit
Die Kirschenernte war lange Zeit die größte Einnahmequelle für die Donnerskirchner Frauen, die die nicht ungefährliche Arbeit des Kirschenpflückens (ortsspezifisch: Kerschtnbrockn) übernahmen. Das „Kirschengeld“ war damals der erste größere Verdienst im Jahr und wurde zur Anschaffung neuer Kleidung für die gesamte Familie benötigt.
Im Mittelalter waren die Kirschen ein luxuriöses Lebensmittel, das auch dementsprechend teuer verkauft wurde. Das Sprichwort „Mit dem ist nicht gut Kirschen essen“ bezieht sich auf diese Zeit, da es immer wieder Personen gab, die Wohlstand vortäuschten, um in den Genuss der edlen Früchte zu kommen. Wurden diese Hochstapler enttarnt, bespuckte man sie mit Kirschkernen. [1]
Da die Kirsche das erste reife Obst im Jahreskreis ist, erfreute sie sich auch in Wien am Großgrünmarkt großer Beliebtheit und so stieg der Umsatz um 1950 auf bis zu 4000 Kilogramm Kirschen täglich. Da Kirschen leicht verderblich und sehr empfindlich sind, musste die Ernte stets schnell an ihre Endabnahmestelle gelangen. Die baumfrischen Kirschen wurden direkt in Donnerskirchen jeden Abend von den Bauern an einer Sammelstelle abgegeben und über Nacht mit einem LKW nach Wien transportiert. Am Morgen des nächsten Tages zahlte die Organisatorin des Sammelverkaufs den Bauern den Betrag der Vortagesernte aus. [2]
Vor einigen Jahren begann der Markt für Kirschen aus der Region um Donnerskirchen von billigerer Konkurrenz aus dem Ausland gedrückt zu werden, was zur Folge hatte, dass unter anderem durch die Gründung des Vereins „Leithaberg Edelkirsche“ die Vermarktung und der Anbau der Kirschen überdacht wurden. Ein Katalogisieren der Baumbestände ist im Gange und es werden wieder neue Bäume gepflanzt.
Traditionen und Bräuche rund um die Kirsche
Im Juni wird ein Kirschenfest gefeiert, bei dem es allerlei Köstlichkeiten aus der Region und rund um die Kirsche zu verkosten gibt. Im Zuge dieses Fests wird auch die neue Kirschenkönigin gewählt und viele Teilnehmen stellen ihr Können beim traditionellen Kirschkernweitspucken unter Beweis.
Die Traditionsveranstaltung Kirschencocktail (ortsspezifisch: Kico) findet jährlich am ersten Samstag der Sommerferien statt und lockt sowohl Jugendliche als auch Erwachsene nach Donnerskirchen um gemeinsam den süßen Kirschenlikör (Kirschencocktail) zu verkosten. Den Höhepunkt findet die Veranstaltung bei der Krönung der Kirschenkönigin, die mit einem großen Feuerwerk abgeschlossen wird.
Weiters gibt es an mehreren Terminen nach der Kirschenernte einen Kirschenmarkt, bei dem die geernteten Früchte verkauft, verkostet und in verschiedensten verarbeiteten Varianten angeboten werden.
Viele Gedichte und Geschichten aus Donnerskirchen sind von den Traditionen rund um die Kirsche geprägt, wie zum Beispiel auch das Gedicht Dunnerskircha in der Kerschbliah von Hans Krenn.
- Dunnerskircha in der Kerschbliah
- Dahoam san ma(r), do, wo ba To(g) und Nocht,
- hoch iwern Dorf die großi Kircha wohnt.
- Joahrhun(d)ert scho, mit Mauern vouller Trutz.
- Die Häuser ducka sih unter ihrn Schutz.
- Fruchtbori Földer, Riad vouller Wein.
- Kaonn iwerhaupt a Platzal besser sein?
- Schaust obm van Beri owi gegnan See -
- die Kerschbam stroutzn vouller Bliatnschnee -
- holt aon a wengerl, moch a koani Rost
- und gfreih dih, da d`a so a Hoamat host!
Literatur
- Chronik Donnerskirchen: Donnerskirchen 2010. Tourismusverband Donnerskirchen, Donnerskirchen 2010.
- Brigitte Krizsanits, Manfred Horvath: Das Leithagebirge: Grenze und Verbindung. Bibliothek der Provinz, 2012, ISBN 978-3-99028-172-7
Einzelnachweise
- ↑ http://www.chronik-donnerskirchen.at
- ↑ Chronik Donnerskirchen: Donnerskirchen 2010. Tourismusverband Donnerskirchen, Donnerskirchen 2010. S. 513.