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Das '''Kaffeehaus "Zur Blauen Flasche"'' war eines der bekanntesten Kaffeehäuser des 18. Jahrhunderts. Die Legende machte es zum ersten Kaffeehaus, das in Wien eröffnet wurde.
Das '''Haus "Zur Blauen Flasche"''' befand sich im [[Innere Stadt|1. Wiener Gemeindebezirk]] im Bereich [[Stock im Eisen-Platz]] 4-6 und 7 und [[Goldschmiedgasse]] 3). Es war eines der bekanntesten Kaffeehäuser des 18. Jahrhunderts. Nach der Legende war es das erste Kaffeehaus, das in Wien eröffnet worden war.


war ein bekanntes Kaffeehaus in der Stadt Wien
== Beschreibung ==
Das erste bürgerliche Kaffeehaus, dessen Betrieb nachgewiesen ist, gehöre Isaak de Luca. Es befand sich im Haus Wien 380 (Salvatorgasse, hinter dem Rathaus). 1703 übersiedelte es in das Haus „Zur blauen Flasche“ (heute: Stock im Eisen-Platz 6 und 7), ein Eck- und Durchhaus zwischen dem alten Rossmarkt, dem Schlossergassl und der Goldschmiedgasse. Das Schlossergassl entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten auch zum berühmten Standort von weiteren Kaffeehäusern.<ref>Reingard Witzmann: Das Wiener Kaffeehaus. Von den Anfängen bis zur Zwischenkriegszeit. 66. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz 12. Juni bis 26. Oktober 1980. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien, o. J., S. 55</ref>
Das Haus, das ursprünglich den Hausnamen "''Bey der Blauen Flasche''" hatte und ab ca. 1700 als das "Haus ''Zur Blauen Flasche''" bekannt war, hatte die Hausnummer Stadt 624. Es handelte sich um ein Eck- und Durchhaus. Mit seiner Vorderfront war es auf den alten Rossmarkt (dem späteren Stock-im-Eisen-Platz) hinaus sehr schmal, hatte aber dafür eine umso größere Tiefe und reicht mit seinem rückwärtigem Trakt bis zum [[Schlossergassl]].<ref>Reingard Witzmann: ''Das Wiener Kaffeehaus'', S. 55</ref>


== Anfänge ==
Das Haus "Zur Blauen Flasche", ist bereits im 16. Jahrhundert nachgewiesen. 1563 wurde es von [[Christian Flaschner]] gekauft, der als Urheber des späteren Hausschildnamens "Zur blauen Flasche“ gilt.


Wien 624 (Schlossergassel „bey der blauen Flasche"; 1, Goldschmiedgasse 3, Stock-im-Eisen-Platz 4, Teil),.
== Kaffeehaus ==
Luca Wolfgang de, * 31. Oktober 1720, † 11. September 1767 Stadt 624 (Schlossergassel „bey der blauen Flasche"; 1, Goldschmiedgasse 3, Stock-im-Eisen-Platz 4, Teil), bürgerlicher Kaffeesieder, Gattin (1743) Anna Elisabeth Beyerlein, Sohn des Isaac de Luca, Stiefsohn des Anton Deodat (Diodato), der mit seinem Bruder zwei Kaffeehäuser an der Schlagbrücke besaß, die Führung des von der Witwe Isaacs, Anna Maria, in die Ehe eingebrachte Kaffeehaus „Zur blauen Flasche" offenbar dieser überließ. Nach dem Tod seiner Mutter (1742) übernahm Luca das Kaffeehaus, während sich Deodat auf sein Kaffeehaus an der Schlagbrücke beschränkte (spätestens damals erhielten die beiden Kaffeehäuser den gemeinsamen Schildnamen „Zum Bruder Herz" [ab 1765 im Besitz des Kaffeesieders Franz Xaver Hugelmann]). Luca legte 1743 den Bürgereid ab und heiratete kurz darauf. Nach seinem Tod führte seine Witwe das Lokal noch fast ein Jahrzehnt weiter, dann ging die Konzession käuflich an Anton Schmierer über.
1703 verlegte der [[w:Kaffeesieder|Kaffeesieder]] [[Isaac de Luca]] sein bürgerliche Kaffeehaus, für dessen Betrieb er im Jahr 1697 eine städtische Gewerbekonzession erhalten hatte, aus der heutigen [[Salvatorgasse]] hierher.<ref>Reingard Witzmann: ''Das Wiener Kaffeehaus'', S. 55</ref> Das Kaffeehaus blieb bis ca. 1775 im Besitz der Familie de Luca, dann kam die Gewerbekonzession in den Besitz von [[Anton Schmierer]].


Zur blauen Flasche (1, Stock-im-Eisen-Platz 4, Teil).
== Speiseanstalt ==
Um 1800 war im Haus "Zur Blauen Flasche" eine Art Speiseanstalt untergebracht, wo in zwei Zimmern täglich zu einer bestimmten Zeit ungefähr 350 Menschen "abgefüttert" werden konnten.  


Urheber des späteren Hausschildnamens "Zur blauen Flasche“ war vermutlich Christian Flaschner, der 1563 erwarb.
== Legendenbildung ==
 
In der Legendenbildung wurde aus dem Kaffeehaus "Zur Blauen Flasche" jenes Kaffeehaus, das [[w:Georg Franz Kolschitzky|Georg Franz Kolschitzky]] angeblich nach der [[w:|Zweiten Wiener Türkenbelagerung]] eröffnete und somit das ältste Kaffeehaus von Wien. Diese Legende, die erstmals von Pater [[Gottfried Uhlich]] von den Piaristen in seiner Chronik ''Geschichte der zweyten türkischen Belagerung Wiens, bey der hundertjährigen Gedächtnißfeyer'' (publiziert 1783) schriftlich überliefert ist, ist inzwischen widerlegt. Nach neueren Erkenntnissen wird davon ausgegangen, dass Kolschitzky niemals als Kaffeesieder tätig war und auch nie im Besitz einer kaiserlichen Hoffreiheit oder bürgerlichen Gewerbekonzession für Kaffeeausschank gewesen ist.
Das Haus, das in der Lokalgeschichte Wiens immerhin eine gewisse Rolle spielt, war mit seiner Vorderfront auf den alten Rossmarkt (Stock-im-Eisen-Platz) hinaus sehr schmal, hatte aber dafür eine umso größere Tiefe und reicht mit seinem rückwärtigem Trakt bis zum Schlossergassl.
Das Kaffeehaus
 
In dem ab 1695 so benannten Haus im ehemaligen Schlossergässel eröffnete der Armenier Isaac de Luca (eigentlich Lucas[ian]) 1703 ein Kaffeehaus und führte es bis zu seinem Tod (1729). 1730 heiratete seine Witwe den armenischen Kaffeesieder Anton Deodat (der 1733 gemeinsam mit Franz Ignaz Deodat eine Kaffeehütte jenseits der Schlagbrücke eröffnete; Café Hugelmann) und führte es gemeinsam mit diesem weiter. 1744-1767 gelangte es an ihren Sohn aus erster Ehe, Wolfgang de Luca, bis 1775 besaß es dann dessen Witwe. Als eines der ältesten und am längsten in Betrieb gestandenen Kaffeehäuser prägte es sich so tief im Bewußtsein der Wiener ein, dass es mit Koltschitzky (Erstes Kaffeehaus) in Verbindung gebracht werden konnte. Dies umso leichter, als de Luca ab 1710 wie Koltschitzky das Amt eines orientalischen Kuriers ausübte, sein Nachfolger aber mit Johannes Diodato verwechselt wurde (Schwanfelnersches Haus). Aus der Verbindung der beiden Lebensläufe entstand die "Kolschitzky-Legende".
Die Kolschitzky-Legende
 
In diesem befand sich nach der Überlieferung der Kaffeeschank Kolschitzys, des ersten Wiener Kaffeesieders. Franz Georg Kolschitzky hatte sich als Kundschafter zur Zeit der Zweiten Belagerung Wiens durch die Türken im Jahr 1683 sicherlich Verdienste erworben, doch wurden diese übermäßig aufgebauscht, denn er war ein gewaltiger Maulheld, der in fast moderner Weise für sich Reklame zu machen Verstand. Er gewann einen Relationsschreiber zur Aufzeichnung seiner Abenteuer und ließ diesen Bericht, geschmückt mit seinen Bild in Druck erscheinen, der große Verbreitung fand.
 
Nach der allgemeinen bekannten Erzählung wurden Kolschitzky Verdienste auf originelle Art entlohnt. Als man in dem vom Feind verlassenen Lager 300 Säcke einer graugrünen Frucht fand, wusste man mit ihnen nichts anzufangen, und man überließ sie gerne Kolschitzky, der darum bat weil er von seinem Aufenthalt in der Türkei her ihren Zweck genau kannte (Kaffee war auch in Wien bereits bekannt, so ist bereit am 6. Juli 1668 eine Raize, Demeter Domasy, Kaffee aus Wien ausgeführt). Bald schenkt der Pole seinen ersten Kaffee in einem bescheiden laden in der Domgasse (alt Stadt 845, neu Domgasse 6) aus, übersiedelte aber, da er zu klein war, in das gegen die Schlossergasse ausmündende Lokal. Hier bediente der ehemalige Kundschafter seine Gäste in einer phantasierreichen Tracht und nicht selten sollen hier auch Graf Starhemberg und Prinz Eugen eingekehrt sein, so besagt das wenigstens die ausgeschmückte Kolschitzkylegende. Gustav Gugitz hat sich bemüht die Legende auf ihren wahren Kern zurückzuführen. Nach ihm befand sich Kolschitzkys erstes Kaffeehaus in dem an die Kantorei angebauten Haus Stadt 938 auf de Stephansfreithaus (das Haus wurde 1792 aufgrund der Regulierung des Stephansplatzes abgebrochen, von wo er auf die Brandstätte alte Stadt 628 übersiedelte. Anders lautenden Angaben kann kaum mehr kritisch nachgegangen werden. Es ist also nicht erwiesen, das Kolschitzky am Stock-im-Eisen-Platz 4 sein Kaffeehaus führte.
Die Speiseanstalt
 
Im selben Haus das ab 1700 das Schild "Zur blauen Flasche“ trug befand sich ab etwa 1800 eine Art Speiseanstalt, wo in zwei Zimmern täglich binnen drei Stunden 350 Menschen "abgefüttert" werden konnten. Für acht Kreuzer erhielt man Suppe, Rindfleisch mit einer Brühe, Grünspeis, Braten oder Eingemachtes. "Die Portionen sind groß, dass der einen gewaltigen Fressmagen haben müsste, welcher sich nicht vollkommen satt daran äße“ (Johann Pezzl: Beschreibung von Wien, S. 361). Die Teller waren aus Zinn, und das Brot lag gemeinschaftlich auf dem Tische, sodass jeder sich davon nach Belieben abschneiden konnte. Den größten Haufen an diesen Tischen machen die Livreeleute aus. Die Zehnkreuzertische wurden mit den gleichen Speisen bedient, doch war für sie ein besonderes Zimmer reserviert. Dort bekam jeder Gast eine weiße Kreuzersemmel dazu, ein eigenes Trinkglas und eine, wenn auch nicht immer reinne Serviette, während bei den Achtkreuzertischen das Wasser in einem zinnernen Becher in der Runde herumging. Auch die Gesellschaft dieser beiden Tafeln unterschied sich nicht unwesentlich voneinander. An den Zehnkreuzertafel sah man nach Pezzl Söhne der Musen, Diener des Altars, Kanzleimänner, Kadetten und so weiter.


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[w:Felix Czeike|Felix Czeike]]: Historisches Lexikon Wien. Wien: Kremayr & Scheriau 1993, Band 2, S. 321f. (siehe Flasche, Zur blauen)
* [[w:Felix Czeike|Felix Czeike]]: Historisches Lexikon Wien. Wien: Kremayr & Scheriau 1993, Band 2, S. 321f. (siehe Flasche, Zur blauen)
* <ref>Reingard Witzmann: ''Das Wiener Kaffeehaus''. Von den Anfängen bis zur Zwischenkriegszeit. 66. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz 12. Juni bis 26. Oktober 1980. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien, o. J., S. 55


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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