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'''Ulrich von Grafenegg''' (auch Ulrich von Grafeneck, Ulrich Grafencker, Ulrich Grafenegger) (* zwischen 1415 / 1420<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 132</ref>; † 1487<ref>Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): ''Andreas Baumkircher'', 2013, S. 129</ref>) war ein bekannter Söldnerführer im Dienst des späteren Kaisers [[w:Friedrich III. (HRR)|Friedrich III.]] und der ungarische Könige [[w:Ladislaus Postumus|Ladislaus Postumus]] und [[w:Matthias Corvinus|Matthias Corvinus]]. Nach ihm ist das niederösterreichische [[w:Grafenegg|Schloss Grafenegg]] benannt. | '''Ulrich von Grafenegg''' (auch Ulrich von Grafeneck, Ulrich Grafencker, Ulrich Grafenegger) (* zwischen 1415 / 1420<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 132</ref>; † 1487<ref>Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): ''Andreas Baumkircher'', 2013, S. 129</ref> bei Schottwien<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 142</ref>) war ein bekannter Söldnerführer im Dienst des späteren Kaisers [[w:Friedrich III. (HRR)|Friedrich III.]] und der ungarische Könige [[w:Ladislaus Postumus|Ladislaus Postumus]] und [[w:Matthias Corvinus|Matthias Corvinus]]. Nach ihm ist das niederösterreichische [[w:Grafenegg|Schloss Grafenegg]] benannt. | ||
== Herkunft und Familie == | == Herkunft und Familie == | ||
Ulrich von Grafenegg stammte aus einer schwäbischen Familie (vermutlich aus Grafenegg bei Münsingen), die enge Kontakte mit dem späteren Kaiser [[w:Sigismund (HRR)|Siegmund]] pflegte. Einer von dessen Räten, Friedrich von Grafeck<ref group="A">Friedrich von Grafeneck (auch Grafenegg) war Abt des ungarischen Benediktinerklosters Szerad. Am 25. September 1413 wurde er Bischof von Augsburg (als solcher Friedrich II.) ernannt. Am 24. September 1414 wurde er durch den Gegenpapst Johannes XXIII., der Anselm von Nenningen berief, abgesetzt. Friedrich von Grafeneck dürfte sich dem zunäcst widersetzt haben, 1418 zog er sich in seine ungarische Abtei zurück, vgl. http://www.stadtlexikon-augsburg.de/index.php?id=114&tx_ttnews[tt_news]=3814&tx_ttnews[backPid]=113&cHash=faa4d5f3fd (Augsburger Stadtlexikon), eingesehen am 10. Juni 2017.</ref> dürfte ein Verwandter von Ulrich gewesen sein.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 132</ref> | Ulrich von Grafenegg stammte aus einer schwäbischen Familie (vermutlich aus Grafenegg bei Münsingen), die enge Kontakte mit dem späteren Kaiser [[w:Sigismund (HRR)|Siegmund]] pflegte. Einer von dessen Räten, Friedrich von Grafeck<ref group="A">Friedrich von Grafeneck (auch Grafenegg) war Abt des ungarischen Benediktinerklosters Szerad. Am 25. September 1413 wurde er Bischof von Augsburg (als solcher Friedrich II.) ernannt. Am 24. September 1414 wurde er durch den Gegenpapst Johannes XXIII., der Anselm von Nenningen berief, abgesetzt. Friedrich von Grafeneck dürfte sich dem zunäcst widersetzt haben, 1418 zog er sich in seine ungarische Abtei zurück, vgl. http://www.stadtlexikon-augsburg.de/index.php?id=114&tx_ttnews[tt_news]=3814&tx_ttnews[backPid]=113&cHash=faa4d5f3fd (Augsburger Stadtlexikon), eingesehen am 10. Juni 2017.</ref> dürfte ein Verwandter von Ulrich gewesen sein.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 132</ref> | ||
Er war zweimal verheiratet, in erster Ehe | Er war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Elisabeth von Pernegg († 1464), in zweiter Ehe mit Katharina von Pottendorf. Seine Ehefrauen stammten aus kaisernahen Familien.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 132f.</ref> Ulrich von Grafenegg hatte einen gleichnamigen Sohn († vor / um 1487).<ref>vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): ''Andreas Baumkircher'', 2013, S. 129</ref> | ||
== Leben == | == Leben == | ||
=== Anfänge === | === Anfänge === | ||
Seine ritterlich-höfische Ausbildung erhielt Ulrich von Grafenegg am Hof von König Friedrich III., wo er auch [[Andreas Baumkircher]] kennenlernte, mit dem ihm eine lebenslange Freundschaft | Seine ritterlich-höfische Ausbildung erhielt Ulrich von Grafenegg am Hof von König Friedrich III., wo er auch [[Andreas Baumkircher]] kennenlernte, mit dem ihm eine lebenslange Freundschaft verband.<ref>Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): ''Andreas Baumkircher'', 2013, S. 128</ref> Dort zeichnete er sich durch besondere Tapferkeit aus, doch werden auch seine geistigen Fähigkeiten hervorgehoben.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 132</ref> | ||
Seit 1446 war Ulrich von Grafenegg königlicher Pfleger, wobei ihm vor allem Burgen und Herrschaften besonders im Grenzggebiet zwischen dem damaligen Herzogtum Österreich und dem Königreich Ungarn anvertraut wurden.<ref>vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493)'', S. 270</ref> Nachdem 1447 ein Waffenstillstand zwischen [[w:Johann Hunyady|Johann Hunyady]] und Friedrich III. geschlossen worden war, schenkte ihm dieser Baumgarten. Vor 1451 belehnte Friedrich III. ihn als Vormund von König Ladislaus mit den Pfandschaften Güns und Rechnitz, diese Belehnung wurde 1453 nochmals durch den Kaiser bestätigt.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 133 und S. 134ff.</ref> Auf wessen Seite Ulrich von Grafenegg bei der Belagerung von Wiener Neustadt 1452 stand, ist nicht eindeutig geklärt<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 133. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493)'', S. 270 sieht ihn auf der Seite der Gegner des Kaisers und geht davon aus, dass er sich bereits 1451/1452 dem Grafen Ulrich II. vom Cilli angeschlossen hatte</ref>. | Seit 1446 war Ulrich von Grafenegg königlicher Pfleger, wobei ihm vor allem Burgen und Herrschaften besonders im Grenzggebiet zwischen dem damaligen Herzogtum Österreich und dem Königreich Ungarn anvertraut wurden.<ref>vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493)'', S. 270</ref> Nachdem 1447 ein Waffenstillstand zwischen [[w:Johann Hunyady|Johann Hunyady]] und Friedrich III. geschlossen worden war, schenkte ihm dieser Baumgarten. Vor 1451 belehnte Friedrich III. ihn als Vormund von König Ladislaus mit den Pfandschaften Güns und Rechnitz, diese Belehnung wurde 1453 nochmals durch den Kaiser bestätigt.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 133 und S. 134ff.</ref> Auf wessen Seite Ulrich von Grafenegg bei der Belagerung von Wiener Neustadt 1452 stand, ist nicht eindeutig geklärt<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 133. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493)'', S. 270 sieht ihn auf der Seite der Gegner des Kaisers und geht davon aus, dass er sich bereits 1451/1452 dem Grafen Ulrich II. vom Cilli angeschlossen hatte</ref>. | ||
=== Zwischen dem Tod von König Ladislaus und der Baumkircher-Fehde === | === Zwischen dem Tod von König Ladislaus und der Baumkircher-Fehde === | ||
Bei den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser und König Ladislaus 1455/56 kämpfte Ulrich von Grafenegg | Bei den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser und König Ladislaus 1455/56 kämpfte Ulrich von Grafenegg für den Grafen [[Ulrich II. von Cilli]] auf der Seite des Letzteren, was ihm weitere Pfleg- und Pfandschaften im Herzogtum Österreich (unter der Enns) einbrachte.<ref>vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493)'', S. 270 und Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 135</ref> | ||
Nach dem Tod von Ladislaus Postumus schloss sich Ulrich von Grafenegg wieder dem Kaiser an. 1459 wurde er dessen Rat und | Nach dem Tod von Ladislaus Postumus schloss sich Ulrich von Grafenegg wieder dem Kaiser an. Im September 1459 wurde er dessen Rat, von 1459-1463 war er als Hauptmann und Gespan von Ödenburg außerdem im ungarischen Magnatenstand vertreten. In dieser Position trat er für die Nachfolge des Kaisers als König von Ungarn ein<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 137</ref>. | ||
Ulrich von Grafenegg befehligte kaiserliche Söldnertruppen gegen [[Jan Witowec]], Gamarit Fronauer und in der Görzer Fehde. Dafür erhielt er Pfandgüter aus dem Besitz der Grafen von Cilli im heutigen Kroatien. 1461 ud 1462 kämpfte er unter anderen gegen Gamarit Fronauer, vertrat den Kaiser 1462 auf dem Wiener Landtag und unterstützte diesen bei der Wiener Belagerung durch Erzherzog [[Albrecht VI. von Österreich]].<ref>Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493)'', S. 270f.</ref>, wobei er zusammen mit [[Ulrich Riederer]] von den Wienern gefangen genommen wurde.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 139</ref> | |||
Am 14. August 1465 erhob Friedrich III. Ulrich von Grafenegg in den Freiherrenstand.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 139</ref> | |||
1459 tauschte er die Pflegschaften von Güns und Rechnitz gegen die von Trautmannsdorf und Bruck an der Leitha. Beim Abschluss des [[Vertrag von Wiener Neustadt bzw. Ödenburg|Vertrages von Wiener Neustadt bzw. Ödenburg]] legte er auch sein Amt als Gespan dieser Stadt nieder.<ref>Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493)'', S. 271</ref> | 1459 tauschte er die Pflegschaften von Güns und Rechnitz gegen die von Trautmannsdorf und Bruck an der Leitha. Beim Abschluss des [[Vertrag von Wiener Neustadt bzw. Ödenburg|Vertrages von Wiener Neustadt bzw. Ödenburg]] legte er auch sein Amt als Gespan dieser Stadt nieder.<ref>Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493)'', S. 271</ref> | ||
1466 wurde er von Kaiser Friedrich III. und von König Matthias Corvinus zum Feldhauptmann gegen die Osmanen ernannt wurde und übernahm das Kommando über die ungarischen Grenzfestungen. Der geplante Kriegszug gegen die Osmanen kam jedoch nicht zustande, stattdessen wurde es ein Kriegszug des Matthias gegen König [[w:Georg von Podiebrad|Georg von Böhmen]], den die Kurie inzwischen zum Ketzer erklärt hatte<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 139f.</ref>. 1466 und 1467 vertrat er den Kaiser auf den Nürnberger Tagen. Von 1467 bis 1471 war er im Dienst des Kaisers dessen Oberster Feldhauptmann im Herzogtum Österreich gegen [[w:Georg von Stain|Georg von Stein]]. Zu diesem Zeitpunkt war Ulrich von Grafenegg im Besitz von reichen Pfand- und Pflegschaften im Herzogtum Österreich unter der Enns, darunter Trautmannsdorf, Winkel Wald, Schaunstein, Rosenberg, Werfenstein und Sarmingstein. 1468 erhielt er auf Lebenszeit die Pflegschaft von Steyr und Friedrich III. erhob sein Lehen Espersdorf-Neu-Wolfenreut (nördlich von Krems) zur Herrschaft Grafenegg.<ref>Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493)'', S. 271</ref> | |||
=== Die letzten Lebensjahre === | === Die letzten Lebensjahre === | ||
Der Bruch zwischen dem Kaiser und Matthias Corvinus beendete seine Karriere als kaiserlicher Rat und im Herzogtum Österreich. Nach der Hinrichtung von Andreas Baumkircher schloss er mit anderen österreichischen Adeligen einen Bund, den König Matthias förderte und am 13. Juli 1472 unter seinen Schutz nahm.<ref>Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): ''Andreas Baumkircher'', 2013, S. 129</ref> Von 1472 bis 1477 | Der Bruch zwischen dem Kaiser und Matthias Corvinus beendete seine Karriere als kaiserlicher Rat und im Herzogtum Österreich. Nach der Hinrichtung von Andreas Baumkircher schloss er mit anderen österreichischen Adeligen einen Bund, den König Matthias förderte und am 13. Juli 1472 unter seinen Schutz nahm.<ref>Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): ''Andreas Baumkircher'', 2013, S. 129</ref> Von 1472 bis 1477 führten er und andere Adeligen eine Fehde gegen den Kaiser, die ihnen einen Kirchenbann durch den Papst einbrachte und bei der sie vom ungarischen König, der sie zunächst unterstützt hatte, letztlich fallen ließ<ref>Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): ''Andreas Baumkircher'', 2013, S. 129</ref>. 1477 gelang es dem Kaiser mit Hilfe des Graner Erzbischofs [[Johann Beckensloer]] Ulrich von Grafenegg mit seinem Sohn auszuzahlen und damit dessen Macht im Herzogtum Österreich zu brechen, worauf dieser ihm mit Ausnahme von zwei Wiener Stadthäusern alle seine Güter im Herzogtum Österreich zurückgeben musste.<ref>Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493)'', S. 271f., dazu Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): ''Andreas Baumkircher'', 2013, S. 129</ref> | ||
1487 fiel Ulrich von Grafenegg im | 1487 fiel Ulrich von Grafenegg im in einem Gefecht bei Schottwien im Krieg zwischen Friedrich III. und Matthias Corvinus, wobei nicht eindeutig geklärt ist, auf welcher Seite er kämpfte.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 42</ref> | ||
== Herrschaften und Besitzungen im heutigen Niederösterreich == | == Herrschaften und Besitzungen im heutigen Niederösterreich == | ||
1461 erhielt er noch die Pflegschaft über Bruck an der Leitha.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 138</ref>. | |||
Ulrich von Grafenegg war außerdem Besitzer zweier Häuser in Wiener Neustadt eines weiteren Hauses in Wien, die sich direkt in der Nähe der dortigen Burgen befanden.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 134 und 137</ref> | |||
=== Baumgarten === | === Baumgarten === | ||
1447 schenkte Friedrich III. Ulrich von Grafenegg Baumgarten, dass für diesen der Ausgangspunkt für seine weiteren Besitzvermehrungen wurde.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 13</ref> Als er 1455/56 mit anderen Söldnerführern für König Ladislaus bis Wiener Neustadt vordrang, ließ Friedrich III. durch Söldner aus Ödenburg Baumgarten erobern. Am 3. Dezember 1456 wurde dieser jedoch an Ulrich von Grafenegg zurückgegeben.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 135</ref> | 1447 schenkte Friedrich III. Ulrich von Grafenegg Baumgarten, dass für diesen der Ausgangspunkt für seine weiteren Besitzvermehrungen wurde.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 13</ref> Als er 1455/56 mit anderen Söldnerführern für König Ladislaus bis Wiener Neustadt vordrang, ließ Friedrich III. durch Söldner aus Ödenburg Baumgarten erobern. Am 3. Dezember 1456 wurde dieser jedoch an Ulrich von Grafenegg zurückgegeben.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 135</ref> | ||
=== Trautmannsdorf === | === Trautmannsdorf === | ||
Um 1455 erhielt Ulrich von Grafenegg die Herrschaft Trautmannsdorf als Pfleg- oder Pfandschaft von Ladislaus Postumus.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 135</ref> Am 12. September 1459 erhielt er gegen die Rückgabe der Pflegschaften Güns und Rechnitz Trautmannsdorf von Friedrich III. als erbliches Lehen. Diese Herrschaft bildete in den nächsten Jahren das Zentrum seiner eigenen Herrschaft.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. | Um 1455 erhielt Ulrich von Grafenegg die Herrschaft Trautmannsdorf als Pfleg- oder Pfandschaft von Ladislaus Postumus.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 135</ref> Am 12. September 1459 erhielt er gegen die Rückgabe der Pflegschaften Güns und Rechnitz Trautmannsdorf von Friedrich III. als erbliches Lehen. Diese Herrschaft bildete in den nächsten Jahren das Zentrum seiner eigenen Herrschaft. Nachdem ihm das Münzrecht zugestanden worden war, hatte er eine Münzstätte in Ödenburg, die er später nach Trautmannsdorf verlegte, wo sie bis 1477 nachgewiesen ist.<ref>vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 136f.</ref> | ||
=== Schloss Grafenegg === | === Schloss Grafenegg === |
Version vom 10. Juni 2017, 11:05 Uhr
Ulrich von Grafenegg (auch Ulrich von Grafeneck, Ulrich Grafencker, Ulrich Grafenegger) (* zwischen 1415 / 1420[1]; † 1487[2] bei Schottwien[3]) war ein bekannter Söldnerführer im Dienst des späteren Kaisers Friedrich III. und der ungarische Könige Ladislaus Postumus und Matthias Corvinus. Nach ihm ist das niederösterreichische Schloss Grafenegg benannt.
Herkunft und Familie
Ulrich von Grafenegg stammte aus einer schwäbischen Familie (vermutlich aus Grafenegg bei Münsingen), die enge Kontakte mit dem späteren Kaiser Siegmund pflegte. Einer von dessen Räten, Friedrich von Grafeck[A 1] dürfte ein Verwandter von Ulrich gewesen sein.[4]
Er war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Elisabeth von Pernegg († 1464), in zweiter Ehe mit Katharina von Pottendorf. Seine Ehefrauen stammten aus kaisernahen Familien.[5] Ulrich von Grafenegg hatte einen gleichnamigen Sohn († vor / um 1487).[6]
Leben
Anfänge
Seine ritterlich-höfische Ausbildung erhielt Ulrich von Grafenegg am Hof von König Friedrich III., wo er auch Andreas Baumkircher kennenlernte, mit dem ihm eine lebenslange Freundschaft verband.[7] Dort zeichnete er sich durch besondere Tapferkeit aus, doch werden auch seine geistigen Fähigkeiten hervorgehoben.[8]
Seit 1446 war Ulrich von Grafenegg königlicher Pfleger, wobei ihm vor allem Burgen und Herrschaften besonders im Grenzggebiet zwischen dem damaligen Herzogtum Österreich und dem Königreich Ungarn anvertraut wurden.[9] Nachdem 1447 ein Waffenstillstand zwischen Johann Hunyady und Friedrich III. geschlossen worden war, schenkte ihm dieser Baumgarten. Vor 1451 belehnte Friedrich III. ihn als Vormund von König Ladislaus mit den Pfandschaften Güns und Rechnitz, diese Belehnung wurde 1453 nochmals durch den Kaiser bestätigt.[10] Auf wessen Seite Ulrich von Grafenegg bei der Belagerung von Wiener Neustadt 1452 stand, ist nicht eindeutig geklärt[11].
Zwischen dem Tod von König Ladislaus und der Baumkircher-Fehde
Bei den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser und König Ladislaus 1455/56 kämpfte Ulrich von Grafenegg für den Grafen Ulrich II. von Cilli auf der Seite des Letzteren, was ihm weitere Pfleg- und Pfandschaften im Herzogtum Österreich (unter der Enns) einbrachte.[12]
Nach dem Tod von Ladislaus Postumus schloss sich Ulrich von Grafenegg wieder dem Kaiser an. Im September 1459 wurde er dessen Rat, von 1459-1463 war er als Hauptmann und Gespan von Ödenburg außerdem im ungarischen Magnatenstand vertreten. In dieser Position trat er für die Nachfolge des Kaisers als König von Ungarn ein[13].
Ulrich von Grafenegg befehligte kaiserliche Söldnertruppen gegen Jan Witowec, Gamarit Fronauer und in der Görzer Fehde. Dafür erhielt er Pfandgüter aus dem Besitz der Grafen von Cilli im heutigen Kroatien. 1461 ud 1462 kämpfte er unter anderen gegen Gamarit Fronauer, vertrat den Kaiser 1462 auf dem Wiener Landtag und unterstützte diesen bei der Wiener Belagerung durch Erzherzog Albrecht VI. von Österreich.[14], wobei er zusammen mit Ulrich Riederer von den Wienern gefangen genommen wurde.[15]
Am 14. August 1465 erhob Friedrich III. Ulrich von Grafenegg in den Freiherrenstand.[16] 1459 tauschte er die Pflegschaften von Güns und Rechnitz gegen die von Trautmannsdorf und Bruck an der Leitha. Beim Abschluss des Vertrages von Wiener Neustadt bzw. Ödenburg legte er auch sein Amt als Gespan dieser Stadt nieder.[17]
1466 wurde er von Kaiser Friedrich III. und von König Matthias Corvinus zum Feldhauptmann gegen die Osmanen ernannt wurde und übernahm das Kommando über die ungarischen Grenzfestungen. Der geplante Kriegszug gegen die Osmanen kam jedoch nicht zustande, stattdessen wurde es ein Kriegszug des Matthias gegen König Georg von Böhmen, den die Kurie inzwischen zum Ketzer erklärt hatte[18]. 1466 und 1467 vertrat er den Kaiser auf den Nürnberger Tagen. Von 1467 bis 1471 war er im Dienst des Kaisers dessen Oberster Feldhauptmann im Herzogtum Österreich gegen Georg von Stein. Zu diesem Zeitpunkt war Ulrich von Grafenegg im Besitz von reichen Pfand- und Pflegschaften im Herzogtum Österreich unter der Enns, darunter Trautmannsdorf, Winkel Wald, Schaunstein, Rosenberg, Werfenstein und Sarmingstein. 1468 erhielt er auf Lebenszeit die Pflegschaft von Steyr und Friedrich III. erhob sein Lehen Espersdorf-Neu-Wolfenreut (nördlich von Krems) zur Herrschaft Grafenegg.[19]
Die letzten Lebensjahre
Der Bruch zwischen dem Kaiser und Matthias Corvinus beendete seine Karriere als kaiserlicher Rat und im Herzogtum Österreich. Nach der Hinrichtung von Andreas Baumkircher schloss er mit anderen österreichischen Adeligen einen Bund, den König Matthias förderte und am 13. Juli 1472 unter seinen Schutz nahm.[20] Von 1472 bis 1477 führten er und andere Adeligen eine Fehde gegen den Kaiser, die ihnen einen Kirchenbann durch den Papst einbrachte und bei der sie vom ungarischen König, der sie zunächst unterstützt hatte, letztlich fallen ließ[21]. 1477 gelang es dem Kaiser mit Hilfe des Graner Erzbischofs Johann Beckensloer Ulrich von Grafenegg mit seinem Sohn auszuzahlen und damit dessen Macht im Herzogtum Österreich zu brechen, worauf dieser ihm mit Ausnahme von zwei Wiener Stadthäusern alle seine Güter im Herzogtum Österreich zurückgeben musste.[22]
1487 fiel Ulrich von Grafenegg im in einem Gefecht bei Schottwien im Krieg zwischen Friedrich III. und Matthias Corvinus, wobei nicht eindeutig geklärt ist, auf welcher Seite er kämpfte.[23]
Herrschaften und Besitzungen im heutigen Niederösterreich
1461 erhielt er noch die Pflegschaft über Bruck an der Leitha.[24]. Ulrich von Grafenegg war außerdem Besitzer zweier Häuser in Wiener Neustadt eines weiteren Hauses in Wien, die sich direkt in der Nähe der dortigen Burgen befanden.[25]
Baumgarten
1447 schenkte Friedrich III. Ulrich von Grafenegg Baumgarten, dass für diesen der Ausgangspunkt für seine weiteren Besitzvermehrungen wurde.[26] Als er 1455/56 mit anderen Söldnerführern für König Ladislaus bis Wiener Neustadt vordrang, ließ Friedrich III. durch Söldner aus Ödenburg Baumgarten erobern. Am 3. Dezember 1456 wurde dieser jedoch an Ulrich von Grafenegg zurückgegeben.[27]
Trautmannsdorf
Um 1455 erhielt Ulrich von Grafenegg die Herrschaft Trautmannsdorf als Pfleg- oder Pfandschaft von Ladislaus Postumus.[28] Am 12. September 1459 erhielt er gegen die Rückgabe der Pflegschaften Güns und Rechnitz Trautmannsdorf von Friedrich III. als erbliches Lehen. Diese Herrschaft bildete in den nächsten Jahren das Zentrum seiner eigenen Herrschaft. Nachdem ihm das Münzrecht zugestanden worden war, hatte er eine Münzstätte in Ödenburg, die er später nach Trautmannsdorf verlegte, wo sie bis 1477 nachgewiesen ist.[29]
Schloss Grafenegg
Literatur
- Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher. Leben und Sterben im 15. Jahrhundert (= Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland 144). Eisenstadt, 2013, ISBN 978-3-85405-194-7, S. 128f.
- Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493). Hof, Regierung, Politik (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 17). 3 Bände, 1997, vor allem Bd. 1, S. 269-272, siehe Register, Bd. 3, S. 1685
- Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen sozialen Aufstiegs im Spätmittelalter am Beispiel Andreas Baumkirchers. Universität Wien, (ungedruckte) Diplomarbeit, 2000, S. 132-147
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 132
- ↑ Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 129
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 142
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 132
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 132f.
- ↑ vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 129
- ↑ Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 128
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 132
- ↑ vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 270
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 133 und S. 134ff.
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 133. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 270 sieht ihn auf der Seite der Gegner des Kaisers und geht davon aus, dass er sich bereits 1451/1452 dem Grafen Ulrich II. vom Cilli angeschlossen hatte
- ↑ vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 270 und Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 135
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 137
- ↑ Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 270f.
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 139
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 139
- ↑ Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 271
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 139f.
- ↑ Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 271
- ↑ Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 129
- ↑ Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 129
- ↑ Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 271f., dazu Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 129
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 42
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 138
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 134 und 137
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 13
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 135
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 135
- ↑ vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 136f.
Kategorie:Niederösterreich (Geschichte)
Kategorie:Wien (Geschichte)
Kategorie:Adeliger
Kategorie:Söldnerführer
Kategorie:Geboren im 15. Jahrhundert
Kategorie:Gestorben im 15. Jahrhundert
Kategorie:Mann
Kategorie:Herzogtum Österreich unter der Enns
Kategorie:Schloss Grafenegg
Personendaten | |
---|---|
NAME | Grafenegg, Ulrich von |
ALTERNATIVNAMEN | Grafenegger, Ulrich; Grafeneck, Ulrich von; Grafenecker, Ulrich; |
KURZBESCHREIBUNG | Heerführer |
GEBURTSDATUM | im 15. Jahrhundert |
STERBEDATUM | 1487 |
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