Agnes von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Auseinandersetzungen ihres ersten Ehemannes mit Herzog [[Friedrich IV. (Tirol)|Friedrich IV. von Österreich]], dem damaligen Tiroler Landesfürsten, endeten 1410 mit der [[w:Friedrich IV. (Tirol)#Rottenburger Fehde|Rottenburger Fehde]], die für Heinrich mit dem Verlust seiner zahlreichen Besitzungen endete. Heinrich wurde wegen Hochverrat inhaftiert und erst 1411 wieder freigelassen. Um seine Ehefrau und Tochter vor der Gefahr einer restlosen Enteignung durch Friedrich IV. zu schützen, hatte Heinrich von Rottenburg, der kurz darauf starb, beide dem Herzog in seiner Funktion als Landesherr ausdrücklich empfohlen. Tatsächlich sorgte dieser dafür, dass Agnes die Feste [[Rattenburg]], auf die Heinrich ihre Heimsteuer und Morgengabe verschrieben hatte, behielt.<ref name ="Schwob">vgl. Ute Monika Schwob: ''"Herrinnen" in Tiroler Quellen. Zur rechtlichen und sozialen Stellung der adeligen Frau im Mittelalter'', in: Egon Kühebacher (Hrsg.): ''Literatur und bildende Kunst im Tiroler Mittelalter. Die Iwein-Fresken von Rodenegg und andere Zeugnisse der Wechselwirkung von Literatur und bildender Kunst'' (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Germanistische Reihe 15), Innsbruck 1982, S. 170</ref> | Die Auseinandersetzungen ihres ersten Ehemannes mit Herzog [[Friedrich IV. (Tirol)|Friedrich IV. von Österreich]], dem damaligen Tiroler Landesfürsten, endeten 1410 mit der [[w:Friedrich IV. (Tirol)#Rottenburger Fehde|Rottenburger Fehde]], die für Heinrich mit dem Verlust seiner zahlreichen Besitzungen endete. Heinrich wurde wegen Hochverrat inhaftiert und erst 1411 wieder freigelassen. Um seine Ehefrau und Tochter vor der Gefahr einer restlosen Enteignung durch Friedrich IV. zu schützen, hatte Heinrich von Rottenburg, der kurz darauf starb, beide dem Herzog in seiner Funktion als Landesherr ausdrücklich empfohlen. Tatsächlich sorgte dieser dafür, dass Agnes die Feste [[Rattenburg (Tirol)|Rattenberg]], auf die Heinrich ihre Heimsteuer und Morgengabe verschrieben hatte, behielt.<ref name ="Schwob">vgl. Ute Monika Schwob: ''"Herrinnen" in Tiroler Quellen. Zur rechtlichen und sozialen Stellung der adeligen Frau im Mittelalter'', in: Egon Kühebacher (Hrsg.): ''Literatur und bildende Kunst im Tiroler Mittelalter. Die Iwein-Fresken von Rodenegg und andere Zeugnisse der Wechselwirkung von Literatur und bildender Kunst'' (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Germanistische Reihe 15), Innsbruck 1982, S. 170</ref> | ||
== Die zweite Ehe == | == Die zweite Ehe == |
Version vom 1. August 2017, 01:50 Uhr
Gräfin Agnes von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz, auch Agnes von Kirchberg (* um 1385; † nach dem 24. Juni 1427 und vor 1436) war eine der Töchter des letzten Grafen von Bludenz und als Ehefrau des Tiroler Adeligen Heinrich von Rottenburg in die "Rottenburger Fehde" verwickelt, die sie relativ umbeschadet überstehen sollte.
Herkunft und Familie
Agnes von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz entstammte dem schwäbischen Adel. Ihre Familie, ein Zweig der Grafen von Werdenberg und eine Nebenlinie der Grafen von Montfort, waren Nachfahren der Pfalzgrafen von Tübingen. Der Heiligenberger Zweig der Werdenberger geht auf Graf Hugo I. von Werdenberg-Heiligenberg († 1280) zurück. Dessen Enkel, Graf Albrecht I. von Werdenberg-Heiligenberg († um 1365), war in eine Fehde mit Graf Rudolf IV. von Montfort-Feldkirch († um 1375) verwickelt, von der die Herzöge von Österreich profitierten.[1]
Agnes war eine der fünf Töchter des Grafen Albrecht III. von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz aus seiner Ehe mit Gräfin Ursula von Schaunberg († nach 10. August 1412). Über ihre Mutter war sie eine Enkelin des Grafen Heinrich VII. von Schaunberg und eine Urenkelin von Graf Meinhard VI. von Görz(-Tirol).[2] Sie war eine Cousine des Grafen Friedrich VII. von Toggenburg († 1436), dessen Mutter Katharina von Werdenberg-Heiligenberg eine Schwester ihres Vaters war.[3]
Ehen und Nachkommen
Agnes von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz war zweimal verheiratet und hatte aus beiden Ehen Nachkommen[4].
∞ Seit ca. 1404 in erster Ehe mit Graf Heinrich VI. von Rottenburg († 1411); aus dieser Ehe hatte Agnes nur eine Tochter: Gräfin Barbara von Rottenburg († um 1462) ∞ um 1430 mit Bero I. von Rechberg-Mindelheim († um 1462). Sie war eine Vorfahrin des berühmten Bauernjörg.[5] [6]
∞ Seit ca. 1415 in zweiter Ehe mit Graf Eberhard VI. von Kirchberg († 1440); aus ihrer zweiten Ehe hatte Agnes mehrere Söhne und Töchter, darunter Agnes von Kirchberg die Jüngere ∞ um 1435 Graf Ulrich IX. von Matsch († 1481), Mutter des Grafen Gaudenz von Matsch.[7]
Die Rottenburger Fehde
Die Auseinandersetzungen ihres ersten Ehemannes mit Herzog Friedrich IV. von Österreich, dem damaligen Tiroler Landesfürsten, endeten 1410 mit der Rottenburger Fehde, die für Heinrich mit dem Verlust seiner zahlreichen Besitzungen endete. Heinrich wurde wegen Hochverrat inhaftiert und erst 1411 wieder freigelassen. Um seine Ehefrau und Tochter vor der Gefahr einer restlosen Enteignung durch Friedrich IV. zu schützen, hatte Heinrich von Rottenburg, der kurz darauf starb, beide dem Herzog in seiner Funktion als Landesherr ausdrücklich empfohlen. Tatsächlich sorgte dieser dafür, dass Agnes die Feste Rattenberg, auf die Heinrich ihre Heimsteuer und Morgengabe verschrieben hatte, behielt.[8]
Die zweite Ehe
Nach dem Tod ihres ersten Ehemannes heiratete Agnes Graf Eberhard VI. von Kirchberg, der um 1431 als Hofmeister der Grafen von Württemberg belegt ist. Zum Zeitpunkt ihrer zweiten Eheschließung galt Agnes als reiche Witwe, sie hatte Heinrichs Sturz, anders als die Legenden überliefern, einigermaßen glimpflich überstanden.[8]<nowiki> Über ihre Kinder war Agnes mit wichtigen Adelsfamilien aus der Reichslandschaft Schwaben und der Grafschaft Tirol verwandt: mit den Herren von Rechberg, den Fürstenbergern, den Grafen von Tengen-Nellenburg und den Herren von Zimmern zu Messkirch sowie den Grafen von Matsch.[7]<nowiki>
Agnes als Erbin
- Nach dem Tod ihres Vaters kam seine Grafschaft Bludenz an die Herzöge von Österreich, Agnes und ihre Schwestern erhielten eine finanzielle Abfertigung.
- Nach dem Tod ihres Cousins, des letzten Grafen von Toggenburg im Jahr 1436, erbte ihre vier Schwestern Teile von dessen Erbe, sie selbst bzw. ihre Nachkommen wurden bei dieser Erbschaft nicht berücksichtigt.[9]
Literatur
- Karl Heinz Burmeister: Die fünf Töchter Graf Albrechts III. von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz. In: Bludenzer Geschichtsblätter 2009, Heft 90+91, S. 28-70 Digitalisat
- Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 2001
Einzelnachweise
- ↑ Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte. 2001, S. 268
- ↑ vgl.Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 2001, S. 272
- ↑ Karl Heinz Burmeister: Die fünf Töchter Graf Albrechts III., 2009, S. 285
- ↑ Karl Heinz Burmeister: Die fünf Töchter Graf Albrechts III., 2009, S. 41ff., auch S. 30 und S. 35
- ↑ vgl. Claudia Feller: Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg – Ein Zeugnis adeliger Herrschaft und Wirtschaftsführung im spätmittelalterlichen Tirol, Böhlau, Wien/München 2010, ISBN 978-3-486-59122-4, S. 74
- ↑ Karl Heinz Burmeister: Die fünf Töchter Graf Albrechts III., 2009, S. S. 43
- ↑ 7,0 7,1 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die fünf Töchter Graf Albrechts III. von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz. In: Bludenzer Geschichtsblätter 2009, Heft 90+91, S. 41-44
- ↑ 8,0 8,1 vgl. Ute Monika Schwob: "Herrinnen" in Tiroler Quellen. Zur rechtlichen und sozialen Stellung der adeligen Frau im Mittelalter, in: Egon Kühebacher (Hrsg.): Literatur und bildende Kunst im Tiroler Mittelalter. Die Iwein-Fresken von Rodenegg und andere Zeugnisse der Wechselwirkung von Literatur und bildender Kunst (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Germanistische Reihe 15), Innsbruck 1982, S. 170
- ↑ vgl. Karl Heinz Burmeister: Die fünf Töchter Graf Albrechts III. 2009, S. 28-30 (Hinweise)