Puchheimer Fehde: Unterschied zwischen den Versionen

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* Konstantin Moritz A. Langmaier: ''Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463)''. Ein Fürst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich (= ''Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters.'' Bd. 38). Köln u. a.: Böhlau 2015, ISBN 978-3-412-50139-6 [http://www.regesta-imperii.de/fileadmin/user_upload/downloads/Regesta_Imperii_Beiheft_38_Druckv.pdf digital]
* Konstantin Moritz A. Langmaier: ''Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463)''. Ein Fürst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich (= ''Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters.'' Bd. 38). Köln u. a.: Böhlau 2015, ISBN 978-3-412-50139-6 [http://www.regesta-imperii.de/fileadmin/user_upload/downloads/Regesta_Imperii_Beiheft_38_Druckv.pdf digital]


* == Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Version vom 14. August 2017, 19:13 Uhr

Die Puchheimer Fehde war eine kriegerische Auseinandersetzung im Zusammenhang mit den Herrschaftsverhältnissen im Herzogtum Österreich in den 1460er-Jahren, die im Kampf um die Herrschaft und Burg von Steyr ihren Höhepunkt fand.

Vorgeschichte

Der aus Oberschwaben stammenden Adelige Jörg von Stein (auch Georg von Stain oder Stein) († 1497) war ein enger Vertrauter von (Erz-)Herzog Albrecht VI. von Österreich (†1463) gewesen.[1] Von diesem hatte er mehrere Pfandschaften im Herzogtum Österreich, das sich inzwischen die Herzogtümer unter und ob der Enns aufgespalten hatte, erhalten, darunter die Burg und Herrschaft Steyr. Noch zu Lebzeiten Albrechts hatte er diesen mit Fehdehandlungen, die gegen [[Kaiser Friedrich III.) und dessen Gefolgschaft gerichtet war, unterstützt.

Nach Albrechts Tod schloss er sich zunächst Herzog Siegmund von Österreich ("Siegmund der Münzreiche") an, den Albrecht zu seinem Erben eingesetzt hatte. Nachdem sich dieser jedoch mit Friedrich III. geeinigt und auf seine Ansprüche auf das Herzogtum Österreich im Austausch für die [[w:Vorderösterreich|"Vorderen Lande") verzichtet hatte, war Jörg gezwungen, mit Friedrich III. wegen der Pfandschaften zu einer Einigung zu gelangen.[2]

Jörg von Stein stimmte der Herausgabe von Steyr gegen die Rückzahlung der Pfandsumme zu, die um 6.000 Gulden reduziert wurde[3], eröffnete dann aber eine Fehde gegen den Kaiser, die als "Puchheimer Fehde" in die Geschichte eingegangen ist. Es ist davon auszugehen, dass die reduzierte Pfandsumme letztlich nicht oder nur zum Teil gezahlt worden war.

Die Puchheimer Fehde

Sind in der Folge nur die Gebiete im unteren Mühlviertel und um Steyr betroffen, dehnt Jörg im Februar 1465 seine Fehdehandlungen auch auf St. Florian, Garsten und Lambach aus.[4]

Als Friedrich III. die Stadt Steyr nach Neujahr 1467 besetzen ließ, eroberte Jörg sie noch Ende Jänner des selben Jahres zurück und setzte sich mit seinen Söldnern auf der Steyrer Burg fest. In der Folge stellte er sich in den Dienst des böhmischen Königs Georg, der ebenfalls inzwischen einen Konflikt mit Friedrich III. geraten war. Ende 1467 musste Jörg von Stein die Stadt Steyr endgültig aufgeben. Nachdem die erwartete Hilfe des böhmischen Königs ausgeblieben war, verlor er im Januar 1468 auch die Burg Steyr. In der Folge dürfte er nach Böhmen geflüchtet sein. Mit einer am 30. November 1470 auf Trübau abgeschlossenen Urkunde trat er seine Rechte auf Steyr an Ulrich von Boskowitz auf Cimburg ab. Sein weiteres Leben verbrachte er im Dienst von Herrschern, die Feinde des Kaisers waren.

Probleme der Forschungslage

Die "Puchheimer Fehde" gehört zu jenen Auseinandersetzungen, deren Hintergründe bis heute nicht restlos erforscht sind und die gewöhnlich ziemlich parteiisch gesehen wird. Selbst in wissenschaftlichen Arbeiten finden sich widersprüchliche und gar unrichtige Informationen. Das dürfte zwei Gründe haben. Zum einen wurde die Fehde, selbst in der seriösen Geschichtsforschung, lange Zeit ausschließlich kritisch und vor allem als Unrecht wahrgenommen. Bei Konflikten zwischen Landesfürst und Landadel im Spätmittelalter wurde vor allem den Vorteilen einer Stärkung der Landesherrschaft durch den Fürsten der Vorzug gegeben. Bei Jörg von Stein und seine Zeit unter den Habsburgern kommt noch hinzu, dass das Bild des Erzherzogs Albrecht durch parteiische Überlieferung und Fehlannahmen über Jahrhunderte verzerrt war und sich seit Ende des 20. Jahrhunderts in der seriösen wissenschaftlichen Forschung eine differenziertere Sicht durchzusetzen beginnt, die auch in neueren Arbeiten anhand der Quellen belegt wird. Das wirkte sich auch auf die Wahrnehmung des Jörg von Stein aus. Gleich nach dem Tod Albrechts hatte Jörg von Stein, der diesen persönlich miterlebt hatte, die Stadt Wien verlassen, weswegen er verdächtigt wurde, etwas mit dem Tod seines Herrn zu tun zu haben. Im 19. Jahrhundert wurde ihm sogar von der Geschichtsforschung eine Verschwörung gegen den Erzherzog unterstellt.[5]

Literatur

  • Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463). Ein Fürst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 38). Köln u. a.: Böhlau 2015, ISBN 978-3-412-50139-6 digital

Einzelnachweise

  1. vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI., 2015, S. 269
  2. Wenn Friedrich III. also am 15. April 1464 die Burg und Herrschaft Steyr an Jörg von Stein verpfändet haben soll, wie zum Beispiel bei Rudolf Lehr: LandesChronik Oberösterreich. 3000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien: Christian Brandstätter Verlag 2012, ISBN 978-3-850-62-1, S. 101, steht das im Widerspruch dazu, dass diese Burg und Herrschaft bereits von Albrecht an Jörg verpfändet worden war.
  3. vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI., 2015, S. 644
  4. Rudolf Lehr: LandesChronik Oberösterreich. 3000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien: Christian Brandstätter Verlag 2012, ISBN 978-3-850-62-1, S. 101
  5. vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI., 2015, S. 636ff.