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'''Matthias Corvinus''', auch '''Matthias Hunyadi''', '''Hunyadi Mátyás'' oder '''Matei Corvin''' (* [[23. Februar]] [[1443]], in [[w:Cluj-Napoca|Klausenburg]], [[w:Siebenbürgen|Siebenbürgen]]; † [[6. April]] [[1490]], in [[Wien]]) war im Spätmittelalter Herrscher des damaligen [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreichs]]. In der österreichischen Geschichte ist er vor allem als einer der Hauptgegner von [[Kaiser Friedrich III.]] in Erinnerung geblieben. | '''Matthias Corvinus''', auch '''Matthias Hunyadi''', '''Hunyadi Mátyás'' oder '''Matei Corvin''' (* [[23. Februar]] [[1443]], in [[w:Cluj-Napoca|Klausenburg]], [[w:Siebenbürgen|Siebenbürgen]]; † [[6. April]] [[1490]], in [[Wien]]) war im Spätmittelalter Herrscher des damaligen [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreichs]]. In der österreichischen Geschichte ist er vor allem als einer der Hauptgegner von [[Kaiser Friedrich III.]] in Erinnerung geblieben. | ||
== Herkunft und Familie == | == Herkunft und Familie == | ||
Matthias Corvinus war ein Sohn von [[w:Johann Hunyadi|Johann (Janos) Hunyadi]], der während der Minderjährigkeit von König Ladislaus Postumus mit Zustimmung von Friedrich III. [[w:Reichsverweser|Reichsverweser des ungarischen Königsreiches]] war, aus dessen Ehe mit der ungarischen Adeligen Erzsébet (Elisabeth) Szilágyi von Horogszeg. Sein älterer Bruder war [[Ladislaus Hunyadi|Ladislaus (László) Hunyadi]], der nach dem gewaltsamen Tod des [[Ulrich II. (Cilli)|Grafen Ulrich II. von Cilli]] 1457 von | Matthias Corvinus war ein Sohn von [[w:Johann Hunyadi|Johann (Janos) Hunyadi]], der während der Minderjährigkeit von König [[w:Ladislaus Postumus|König Ladislaus Postumus]] mit Zustimmung von Friedrich III. [[w:Reichsverweser|Reichsverweser des ungarischen Königsreiches]] war, aus dessen Ehe mit der ungarischen Adeligen Erzsébet (Elisabeth) Szilágyi von Horogszeg. Sein älterer Bruder war [[w:Ladislaus Hunyadi|Ladislaus (László) Hunyadi]], der nach dem gewaltsamen Tod des [[Ulrich II. (Cilli)|Grafen Ulrich II. von Cilli]] 1457 von Ladislaus Postumus hingerichtet wurde und im 19. Jahrhundert als ungarischer Nationalheld (gegen die [[w:Habsburg|Habsburger]] galt. | ||
Matthias Corvinus war zweimal verheiratet: | Matthias Corvinus war zweimal verheiratet: | ||
<br />In 1. Ehe seit 1461 mit [[Katharina von Podiebrad|Katharina (Kunigunde)]], einer Tochter von [[w:Georg von Podiebrad|König Georg von Böhmen]] | <br />In 1. Ehe seit 1461 mit [[w:Katharina von Podiebrad|Katharina (Kunigunde)]], einer Tochter von [[w:Georg von Podiebrad|König Georg von Böhmen]] | ||
<br />2. Ehe seit 1476 mit [[w:Beatrix von Aragón|Beatrice von Aragon]]. | <br />2. Ehe seit 1476 mit [[w:Beatrix von Aragón|Beatrice von Aragon]]. | ||
Beide Ehen blieben kinderlos. | Beide Ehen blieben kinderlos. | ||
Aus der Beziehung mit [[Barbara Edelpöck]] hatte Matthias Corvinus einen unehelichen Sohn: [[w:Johann Corvinus|Johann | Aus der Beziehung mit [[Barbara Edelpöck]] hatte Matthias Corvinus einen unehelichen Sohn: [[w:Johann Corvinus|Johann (János) Corvin(us)]], den er gegen Ende seines Lebens erfolglos als seinen Nachfolger zu etablieren versuchte. | ||
== Leben - Überblick == | == Leben - Überblick == | ||
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* 1458-1490: Herrscher über das damalige [[w:Königreich Ungarn|Königreich Ungarn]] (Krönung mit der ''[[w:Heilige Stephanskrone|Stephanskrone]]'' am 29. März 1464 in [[w:Székesfehérvár|Stuhlweißenburg]]) | * 1458-1490: Herrscher über das damalige [[w:Königreich Ungarn|Königreich Ungarn]] (Krönung mit der ''[[w:Heilige Stephanskrone|Stephanskrone]]'' am 29. März 1464 in [[w:Székesfehérvár|Stuhlweißenburg]]) | ||
* Seit ca. 1469-1490: Herrscher über Teile des damaligen [[w:Königreich Böhmen|Königreichs Böhmen]] (1971 Krönung zum böhmischen König).<ref group="A">Nach einer Wahl führte er seit 1469 als Gegenkönig seines Schwiegervaters und seit 1471 von dessen Nachfolger [[w:Vladislav II. (Böhmen und Ungarn)|Wladyslaw II. aus der Familie der Jagiellonen]] den Titel eines Königs von Böhmen. Seit dem [[w:Frieden von Olmütz|Frieden von Olmütz]] im Jahr 1479 war er offiziell König von Böhmen, was zur Folge hatte, dass es bis zu seinem Tod zwei böhmische Könige gab. Wladyslaw II. wurde nach seinem Tod sein Nachfolger als ungarischer König.</ref> | * Seit ca. 1469-1490: Herrscher über Teile des damaligen [[w:Königreich Böhmen|Königreichs Böhmen]] (1971 Krönung zum böhmischen König).<ref group="A">Nach einer Wahl führte er seit 1469 als Gegenkönig seines Schwiegervaters und seit 1471 von dessen Nachfolger [[w:Vladislav II. (Böhmen und Ungarn)|Wladyslaw II. aus der Familie der Jagiellonen]] den Titel eines Königs von Böhmen. Seit dem [[w:Frieden von Olmütz|Frieden von Olmütz]] im Jahr 1479 war er offiziell König von Böhmen, was zur Folge hatte, dass es bis zu seinem Tod zwei böhmische Könige gab. Wladyslaw II. wurde nach seinem Tod sein Nachfolger als ungarischer König.</ref> | ||
* 1485-1490: Herrscher über die meisten Teile des [[w:Erzherzogtum Österreich|Herzogtums Österreich unter der Enns]] mit Hauptsitz Wien. 1487 - 1490 befand sich auch die Stadt Wiener Neustadt (damals Teil des [[Herzogtum Steiermark|Herzogtums Steier(mark)]] unter seiner Herrschaft. Inwieweit sich seine Herrschaft auch auf weitere Teile, die 1490 dauerhaft unter die Herrschaft der | * 1485-1490: Herrscher über die meisten Teile des [[w:Erzherzogtum Österreich|Herzogtums Österreich unter der Enns]] mit Hauptsitz Wien. 1487 - 1490 befand sich auch die Stadt [[Wiener Neustadt]] (damals Teil des [[w:Herzogtum Steiermark|Herzogtums Steier(mark)]] unter seiner Herrschaft. Inwieweit sich seine Herrschaft auch auf weitere Teile, die 1490 dauerhaft unter die Herrschaft der Erzherzöge von Österreich (Habsburger) kamen, erstreckte, ist nicht wirklich geklärt.<ref group="A">Die Angaben diesbezüglich in der einschlägigen Sekundärliteratur sind widersprüchlich, was damit zusammenhängen dürfte, dass bereits bei den Zeitgenossen und in den oft erst später entstandenen Chroniken Unklarheit herrscht.</ref> Nach seinem Tod kamen die von ihm beherrschten Gebiete binnen weniger Monate wieder unter die Herrschaft der Herzöge von Österreich, wobei nur für die Stadt Wien ein wenig Widerstand überliefert ist. | ||
== Für die Geschichte einiger österreichischer Bundesländer relevante Geschehnisse == | == Für die Geschichte einiger österreichischer Bundesländer relevante Geschehnisse == | ||
Nach der Hinrichtung seines älteren Bruders Ladislaus Hunyady und dem Tod von König Ladislaus Postumus wurde Matthias Corvinus | Nach der Hinrichtung seines älteren Bruders Ladislaus Hunyady und dem Tod von König Ladislaus Postumus wurde Matthias Corvinus am 24. Januar 1458 zum ungarischen König gewählt. Mit Kaiser Friedrich III., der ebenfalls von einem Teil des ungarischen Adels zum ungarischen König gewählt worden war, schloss er am 19. Juli 1463 den [[Vertrag von Wiener Neustadt / Ödenburg]].<ref group="A">Der Vertrag hat in der Sekundärliteratur unter verschiedenen Bezeichnungen, z. B. ''Vertrag von Wiener Neustadt'', Vertrag von Ödenburg'' oder ''Sopron'', ''Friede von Ödenburg'' etc.</ref> , wo ihn dieser als ungarischen König offiziell anerkannte. Punkte dieses Vertrages sollten eine wesentliche Ursache für spätere kriegerische Auseinandersetzungen in den 1470er und 1480er Jahren werden. Ein von Matthias Corvinus um 1469 anvisiertes Eheprojekt mit Friedrichs einziger Tochter, der [[w:Kunigunde (Österreich)|Erzherzogin Kunigunde von Österreich]] kam nicht zustande. | ||
== Gedenkstätten zu Matthias Corvinus im heutigen Österreich == | == Gedenkstätten zu Matthias Corvinus im heutigen Österreich == | ||
=== Wiener Neustadt === | |||
In Wiener Neustadt ist der Corvinusring nach Matthias Corvinus benannt, außerdem trägt das Hotel Corvinus seinen Namen. Im [[w:Stadtmuseum Wiener Neustadt|Stadtmuseum]] wird der [[w:Corvinusbecher|Corvinus-Becher]] gezeigt, den er der Sage nach der Stadt nach ihrer Kapitulation in Anerkennung ihres tapferen Widerstandes geschenkt haben soll. | |||
=== Straßen und Plätze === | |||
Außer in Wiener Neustadt sind auch in anderen Städten im heutigen Niederösterreich und Oberösterreich Straßen nach Matthias Corvinus benannt. | |||
* [[Korneuburg]]: Matthias-Corvinus-Straße | |||
* [[St. Pölten]]: Matthias-Corvinus-Straße | |||
* [[Wels]]: Matthias-Corvinus-Straße | |||
== Matthias Corvinus in Legende und Sage == | == Matthias Corvinus in Legende und Sage == | ||
* Die Städte Wien und Wiener Neustadt, die sich Matthias Corvinus erst nach längerer Belagerung ergaben, | * Die Städte Wien und Wiener Neustadt, die sich Matthias Corvinus erst nach längerer Belagerung ergaben, wurden von ihm relativ milde behandelt. Dies dürfte zusammen mit dem Umstand, dass er sich in seinen letzten Lebensjahren oft in Wien aufgehalten hat, der wesentliche Grund sein, dass er in Legende und Sage in den heutigen Bundesländern [[Wien]] und [[Niederösterreich]] in relativ positiver Erinnerung geblieben ist. In Wirklichkeit hatte seine Ritterlichkeit wohl strategische Gründe, da Matthias vermutlich plante, zumindest in Teilen des späteren Bundeslandes Niederösterreich eine dauerhafte Herrschaft mit Wien als Zentrum zu errichten. Tatsächlich waren die Städte Wien und Wiener Neustadt die Ausnahmen, bei Eroberungen im heutigen Niederösterreich wurde, besonders wenn zuvor Widerstand geleistet worden war, sehr hart vorgegangen, wie zum Beispiel die Behandlung der Stadt [[Bruck an der Leitha]] belegt. | ||
* Matthias Corvinus gilt als der Hauptfeind von Kaiser Friedrich III. Die Legende, dass Friedrich III. alle seine Gegenspieler letztlich doch "besiegte", in dem er sie überlebt hat, dürfte zwar auf Friedrichs jüngeren Bruder [[Albrecht VI. (Österreich)|(Erz-)Herzog Albrecht VI. von Österreich]] zurückgehen, wird aber gewöhnlich ihn bezogen. | * Matthias Corvinus gilt als der Hauptfeind von Kaiser Friedrich III. Die Legende, dass Friedrich III. alle seine Gegenspieler letztlich doch "besiegte", in dem er sie überlebt hat, dürfte zwar auf Friedrichs jüngeren Bruder [[Albrecht VI. (Österreich)|(Erz-)Herzog Albrecht VI. von Österreich]] zurückgehen, wird aber gewöhnlich ihn bezogen. | ||
* Matthias Corvinus gehört, wie zum Beispiel auch [[Friedrich IV. (Tirol)|Herzog Friedrich IV. von Österreich ("'''Friedel mit der leeren Tasche'''")]], [[Maximilian I.|Kaiser Maximilian I.]] oder [[Joseph II.|Kaiser Joseph II.]], zu jenen Herrschern (mit Österreichbezug), denen nachgesagt wird, sie hätten sich oft inkognito unter ihr Volk gemischt, um mehr über dessen Sorgen und Anliegen zu erfahren und das Wirken ihrer Gefolgsleute bzw. "Beamten" und der Adligen zu kontrollieren. | * Matthias Corvinus gehört, wie zum Beispiel auch [[Friedrich IV. (Tirol)|Herzog Friedrich IV. von Österreich ("'''Friedel mit der leeren Tasche'''")]], [[Maximilian I.|Kaiser Maximilian I.]] oder [[Joseph II.|Kaiser Joseph II.]], zu jenen Herrschern (mit Österreichbezug), denen nachgesagt wird, sie hätten sich oft inkognito unter ihr Volk gemischt, um mehr über dessen Sorgen und Anliegen zu erfahren und das Wirken ihrer Gefolgsleute bzw. "Beamten" und der Adligen zu kontrollieren. | ||
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== Anmerkungen == | == Anmerkungen == | ||
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