Ladislaus Postumus: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 17. September 2017, 20:24 Uhr
Herzog Ladislaus von Österreich, böhmischer und ungarischer König und besser bekannt als Ladislaus Postumus (* 22. Februar 1440, in Komorn; † 23. November 1457 in Prag)[1] war von 1440-1457 der offizielle Herrscher über das Herzogtum Österreich. Mit seinem Tod endete die Albertinische Linie der Herzöge von Österreich|Habsburger. Sein Beiname Postumus bezieht sich darauf, dass er erst nach dem Tod seines Vaters geboren wurde.
Herkunft und Familie
Ladislaus war der einzige Enkel von Kaiser Sigismund. Seine Eltern waren König [[w:Albrecht II. (HRR)|König Albrecht II. (Herzog Albrecht V. von Österreich) und Königin Elisabeth.
Seit 1456 führte Ladislaus mit König Karl VII. von Frankreich Verhandlungen, bei denen es um seine Eheschließung mit dessen Tochter Magdalena ging. Nachdem diese Ehe offiziell beschlossen war, kam sie jedoch durch den Tod Ladislaus nicht zustande.[2]
Herrschaften - Überblick
Ladislaus herrschte während seines Lebens über folgende Territorien:
- 1440-1457 Herrscher über das Herzogtum Österreich (ob und unter der Enns)[A 1]
- 1440-1457 Herrscher über das Königreich Böhmen[A 2]
- 1440 bzw. 1444-1457 Herrscher über das Königreich Ungarn[A 3]
Von seinen Eltern hatte Ladislaus Herrschaftsansprüche auf das Herzogtum Österreich unter und ob der Enns und auf die Königreichen Böhmen und Ungarn geerbt.[1] Aufgrund seines Alters übte Ladislaus die Herrschaft in seinen Territorien zunächst nicht selbst aus. Nachdem er 1452 aus der Vormundschaft von Friedrich III. entlassen (bzw. "befreit") worden war, wurde die Herrschaft von mehreren Personen aus seinem Umfeld ausgeübt, wobei auch die Landstände beteiligt waren. Erst in seinem letzten Lebensjahr scheint es, dass Ladislaus die Regierungsgeschäft auch selbst führte.
Leben
Ausgangssituation für Ladislaus
König Albrecht II. hatte seit 1411 über das Herzogtum Österreich (unter und ob der Enns) geherrscht. Von seinem Schwiegervater Sigismund war er zum Markgraf von Mähren ernannt worden. Nach dessen Tod wurde er sein Nachfolger als römisch-deutscher König und außerdem König von Ungarn und Böhmen. In beiden Königreichen konnte er sich als Herrscher behaupten. Albrecht, der wenig später überraschend verstarb, versuchte in seinen Testamenten (mit Rücksicht auf die unterschiedlichen Rechtsverhältnisse der von ihm regierten Territorien) die Nachfolge für einen Sohn, mit dessen Geburt zu diesem Zeitpunkt gerechnet wurde, zu sichern. Nach seinem Tod wurde sein Cousin Herzog Friedrich V. von Österreich (als römisch-deutscher König und Kaiser: Friedrich III.) durch die Wahl der Kurfürsten sein Nachfolger als römisch-deutscher König.
= 1440 - 1452
Ladislaus wurde als Herzog von Österreich nach seiner Geburt sofort anerkannt, seine Nachfolge in Böhmen und Ungarn war jedoch umstritten.[1] Die böhmischen Stände boten die Nachfolge von Ladislaus zunächst Friedrich III. an, der sie mit ausdrücklichen Verweis auf diesen zurückwies. In der Folge wurde er als König offiziell anerkannt, wobei sich Georg von Podiebrad als tatsächlicher Herrscher durchsetzte, den Friedrich III. zum Reichsverweser (Gubernator) von Böhmen für Ladislaus ernannte.[1]
Elisabeth versuchte vor allem die Nachfolge ihres Sohnes als König von Ungarn zu sichern. Da bereits vor seiner Geburt ein Teil des ungarischen Adels die ungarische Krone dem polnischen Königs Wladislaw III. angeboten hatte, versuchte sie dessen Einsetzung zuvorzukommen. Bereits im Mai 1440 ließ sie Ladislaus zum König krönen, wobei die Gültigkeit dieser Krönung durch die Verwendung der legendären Stephanskrone hervorgehoben wurde. Da Albrecht II. die Verwahrung der "Kronjuwelen" den ungarischen Adel überlassen hatte, hatte Elisabeth ohne deren Zustimmung keinen Zugriff auf die Stephanskrone, weshalb sie diese im Februar 1440 durch ihre Kammerfrau w:Helene Kottanner aus der Plintenburg, wo die Krone aufbewahrt wurde, entwenden lassen musste.[A 4] Letztlich konnte sich jedoch Wladislaw in den meisten Teilen des ungarischen Königreich durchsetzen. Der Kampf um die ungarische Krone zwang Elisabeth letztlich Friedrich III. als Vormund anzuerkennen und Ladislaus in seine Obhut zu geben. Erst nach ihrem Tod und nachdem Wladislaw in der Schlacht von Varna gefallen war, wurde Ladislaus als ungarischer König anerkannt. Friedrich III. machte dann den ungarischen (heute: ungarisch-rumänischen) Adligen Johann (János) Hunyady zum Reichsverweser für das Königreich Ungarn.[1]
1444 - 1452
Im Herbst 1452 erreichten (bzw. "erzwangen") die Landstände unter Ulrich von Eitzing, die sich im Herbst 1451 zum Mailberger Bund zusammengeschlossen hatten, die Entlassung von Ladislaus aus der Vormundschaft Friedrichs III. (4. September 1452).[1]
Ladislaus residierte danach abwechselnd in Wien, Prag (Krönung zum König von Böhmen am 29. Oktober 1453) und Ofen (heute Teil von Budapest); im Einfluss auf ihn rivalisieren in Österreicher mit Podiebrad und Hunyady Ulrich von Eitzing und sein Onkel Graf Ulrich II. von Cilli (die Auseinandersetzungen zwischen letzteren spalten das Wiener Bürgertum, Wolfgang Holzer und Jakob Starch kommen vorübergehend in Haft). Zwischen Juli und August 1455 konnte Herzog Albrecht Herzog Sigmund von Tirol dazu bewegen, nach Wien zu kommen, wo König Ladislaus und Graf von Cilli sich aufhalten.[1] Sigmund kämpfte während seines Aufenthalts auf einem Turnier mit, unterliegt allerdings gegen Ladislaus Hunyadi. [1]
Erst nach dem Tod von Johann Hunyady am 11. August 1456, der Ermordung von Ulrich von Cilli am 9. November 1456 und der Hinrichtung von Ladislaus Hunyady am am 16. März 1457 scheint es, dass Ladislaus nun begann auch selbst zu herrschen.[1] Wenig Im Sommer 1457 hielt er sich nochmals in und bei Wien auf, von Korneuburg aus führte er im August Verhandlungen mit Georg von Podiebrad und Ulrich von Eitzing, als deren Folge er wenig später nach Prag reiste[1], wo er überraschend starb. Es scheint, dass er zumindest im Herzogtum Österreich und vor allem in Wien sehr betrauert wurde[1]. Seine letzte Ruhestätte fand Ladislaus im Veitsdom in Prag[1].
Um seinen plötzlichen Tod bildeten sich Gerüchte, die auch in der seriösen Forschung für Fakten gehalten wurden. Nach zeitgenössischen Gedichten, in denen sein Tod beklagt wird und deren Verfasser unbekannt sind, lässt ihn Georg von Podiebrad erstechen. Als Todesursachen finden sich in der wissenschaftlichen Literatur bis heute eine Pesterkrankung oder eine Vergiftung[1]. Seit einer medizinisch-wissenschaftlichen Untersuchung seiner Gebeine ist allerdings bewiesen, dass er an einer akuten Leukämieerkrankung starb.
Mit Ladislaus endet der Albrechtinische Zweig der Habsburger in männlicher Linie, außerdem bedeutete sein Tod auch das Ende einer habsburgisch-luxemburgischen Linie und somit eine (indirekte) Weiterführung der Dynastie der Luxemburger über eine Erbtochter. Während in den Königreichen Böhmen und Ungarn die Adligen Georg von Podiebrad und Matthias Corvinus seine Nachfolge antraten, fiel das Herzogtum Österreich nach seinem Tod wieder an den Leopoldinischen Zweig der Habsburger[3]. Dort kam es in der Folge zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die als der "Erste Bruderzwist von Habsburg" in die Geschichte eingegangen sind.
Ladislaus Postumus und Wien
Nach der offiziellen Entlassung von Ladislaus aus der Vormundschaft von Kaiser Friedrich III. war Wien eine seiner Hauptstädte, wo er sich häufig aufhielt.
- 1452 wurde im Stadtgraben für Ladislaus Postumus ein Tiergarten angelegt, der aber nach seinem Tod wieder aufgelassen wurde.[4]
- Für die Stadt Wien erließ Ladislaus Postumus am 15. Mai 1453 eine "Hansgrafenordnung", in welcher die Anzahl der Unterkäufel[A 5] geregelt wurde.
Ladislaus Postumus als Bühnenfigur
- Hunyadi László, Oper von Ferenc Erkel (Musik) und Béni Egressy (Libretto) nach dem Theaterstück Die beiden Lászlós (Két László) von Lőrinc Tóth
Ladislaus Postumus in zeitgenössischen Quellen
Literatur
- Felix Czeike (Hrsg.): Ulrich II. von Cilli. In: Historisches Lexikon Wien. Band 3, Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 657–658. digital
- Franz Theuer: Der Raub der Stephanskrone. Edition Roetzer, Eisenstadt, 1994, ISBN 3-85374-242-4 (mit einer Kurzbiographie, S. 543)
Einzelnachweise
- ↑ 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ladislaus Postumus. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 657.
- ↑ vgl. {{Czeike|1|657|658|Ladislaus Postumus
- ↑ vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ladislaus Postumus. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 658.
- ↑ vgl. Stadtgraben, WienWiki, eingesehen am 17. September 2017
Anmerkungen
- ↑ Die tatsächliche Herrschaft oblag zunächst seiner Mutter Elisabeth (bis zu deren Tod) und den Landständen sowie dem späteren Kaiser Friedrich III., der bis 1452 auch offiziell sein Vormund war.
- ↑ Nachdem Friedrich III. die böhmische Krone, die ihm von den Ständen angeboten worden war, mit Berufung auf seinen Neffen zurückgewiesen hatte, wurde Ladislaus als (offizieller) Herrscher hier weitgehend anerkannt. 1454 oder 1455 wurde Ladislaus offiziell zum König von Böhmen gekrönt. Die tatsächliche Herrschaft lag jedoch Georg von Podiebrad, den Friedrich III. zum Reichsverweser erhoben hatte und der nach dem Tod von Ladislaus' Tod diesem als böhmischer König von Böhmen nachfolgte.
- ↑ (Kaiser Friedrich III. ernannte Janos Hunyady als Reichsweser.
- ↑ Dieses Geschehnis wird gewöhnlich als "Raub der Stephanskrone" bezeichnet, obwohl der Begriff Raub irreführend ist. Über die Einzelheiten informiert ein Bericht von Helene Kottanner, der im 19. Jahrhundert entdeckt wurde, der in der seriösen Geschichtsforschung für zuverlässig gilt und auch als eine wichtige Quelle für den "Alltag" des Spätmittelalters genutzt wird.
- ↑ Als Unterkäufel (oder auch Leitkaufer) wurden im Mittelalter in Wien Handelsagenten bezeichnet, die gegen Provision Geschäftsabschlüsse zwischen heimischen und fremden Kaufleuten vermittelten. Mit dem Inkrafttreten des Wiener Stapelrechts von 1221 stieg ihre Bedeutung, doch waren sie bis 1348 als Zeugen für Handelsgeschäfte vor Gericht nicht zugelassen. Waren die Unterkäufel zunächst privat tätig, wurden sie später auch "Bedienstete" der Stadt Wien. Die Anzahl der für die Stadt Wien tätigen Unterkäufel war jedoch auf eine bestimmte Anazahl eingegrenzt, sie waren dem Hansgrafen unterstellt und hatten ihm periodisch Bericht zu erstatten hatten. vgl. Unterkäufel, WienWiki, eingesehen am 17. September 2017
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Ladislaus Postumus behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |