Praghaus: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 25. November 2017, 08:05 Uhr

Das Praghaus war ein bekanntes Haus in der Stadt Wien, das vom 13. bis ins 19. Jahrhundert existiert hat.

Lage und Beschreibung

Das Areal des früheren Praghauses umfasst heute die Konskriptionsnummern 460, 468 und 1216 in Wien 1: Ruprechtsplatz 1 und 2, Ruprechtsstiege 1-5, Salzgries 1 und Salzgasse 7. Um 1400 soll das Praghaus, das nicht erhalten ist, mächtige Wehrtürme gehabt haben. Seit 1459 ist ein gegen den Salzgries hin gelegener Garten nachweisbar.[1]

Der Name Praghaus

Der Name Praghaus ist nicht geklärt. Dass sich der Name von dem Umstand ableitet, dass einer der Besitz hier Münzen geprägt haben soll, wird heute für eine Legende gehalten. Eine andere Legende führt den Namen darauf zurück, dass hier König Wenzel gefangen gehalten wurde. Im Volksmund soll das Haus daher ursprünglich Klein-Prag genannt worden sein, wovon sich der Name Praghaus ableitet, der bis ins 18. Jahrhundert gebräuchlich war. Gesichert ist nur, dass das Haus erstmals 1433/34 urkundlich als "des herzogen haus, daz man Prag nennt" belegt ist.[1]

Geschichte

Die Anfänge

Der Kernbau des späteren Praghauses befand sich "am Kienmarkt". 1288 ist es im Besitz von Jaekmir, dem Schwiegersohn des Urbetsch, 1311-1327 gehörte es seiner Witwe. 1362-1373 ist als Elsbeth, die Tochter von Dietrich Urbetsch und Ehefrau vonn Jans von Ybbs († 1366), als Besitzerin belegt. Das Haus gehörte ihr bis 1366 gemeinsam mit ihrem Ehemann und nach seinem Tod alleine. 1390 wurde das Haus von ihren Neffen Dietrich und Hans Urbetsch an Hans Stösser, dem Schreiber von Herrn Rudolf von Tirna, verkauft, der 1392 auch das Nebenhaus(!) erwerben konnte. Nach seinem Tod kam der Hausbesitz durch gerichtliche Exekution an Rudolf und Hans von Tirna. Diese traten ihn 1400 an die Herzöge von Österreich (Habsburger) ab.[1]

Das Praghaus im 15. Jahrhundert

Unter den Herzögen und Erzherzögen von Österreich wurde das Praghaus als Gästehaus genutzt. Später war es im Besitz des "Leopoldinischen Familienzweiges der (Erz-)Herzöge von Österreich", wobei die Besitzangaben durchaus widersprüchlich sind.[1]

Am 15. Juli 1406 soll angeblich hier (Erz-)Herzog Wilhelm von Österreich nach einem Reitunfall verstorben sein[1].[2]

Am 22. Mai 1411 kaufte Herzog Friedrich IV. von Österreich ("Friedl mit der leeren Tasche") das Praghaus, das bis nach 1434 in seinem Besitz war, aber offensichtlich auch von seinem Bruder [[Ernst der Eiserne|(Erz)-Herzog Ernst I. von Österreich ("Ernst dem Eisernen") genutzt wurde. Möglicherweise war es gemeinsamer Besitz der beiden. Später dürfte es (Erz-)Herzog Albrecht VI. von Österreich gehört haben, der es um 1456/57 gemeinsam mit Herzog Siegmund von Österreich ("Siegmund dem Münzreichen") während ihres gleichzeitigen Aufenthalts in Wien bewohnte.[1]

Das Praghaus diente im 16. Jahrhundert außerdem auch als Gefängnis für prominente politische Personen wie den früheren römisch-deutschen König Wenzel ("Wenzel der Faule", der hier vom 9. August bis 11. November 1403 [A 1] auf Wunsch seines Bruders, des späteren Kaisers Sigismund von Herzog Albrecht IV. von Österreich in Haft gehalten wurde. Am 5. März 1458 ließ (Erz-)Herzog Albrecht VI. von Österreich hier Ulrich von Eyzing nach seiner Festnahme mehrere Monate festhalten.[1]

Seit dem 15. Jahrhundert stellten die (Erz-)Herzöge von Österreich außerdem das Zuhaus im Praghaus mehreren Gastwirten auf Lebenszeit zur Verfügung. In einem Brief an den damaligen Wiener Bürgermeister und den Rat der Stadt Wien befahl Kaiser Friedrich III. im Jahr 1471, dass der Wirt nicht an der Ausschank seines "Bauweines" gehindert werden dürfe.[1]

1485 besucht anlässlich der Einnahme der Stadt Wien Johannes Corvinus, der natürliche Sohn des ungarischen Königs Matthias Corvinus und seine Geliebten Barbara Edelpöck das Praghaus.[1]

Das kaiserliche Salzamt im Praghaus

Kaiser Maximilian I. machte das Praghaus zum Sitz des kaiserlichen Salzamts, worauf das Praghaus den Namen Salzhaus[3] erhielt. Nachdem die Ruprechtkirche 1544 unter das landesfürstliche Patronat gekommene war, wurde das Salzamt 1590 mit ihrer Instandhaltung beauftragt. Seit ca. 1795 waren im früheren Praghaus auch das Zimenamt (Eichamt) und das Lottoamt untergebracht.[1]

Demolierung und Neubauten

Nachdem das frühere Praghaus 1828 so baufällig geworden war, wurde der Verkauf beschlossen. Am 30. Oktober 1830 wurde ein Parzellen-Plan für künftige Neubauten ausgearbeitet, in welchem auch die Schaffung eines Platzes vor der [[Ruprechtskirche vorgesehen war. Am 7. Dezember 1832 wurde das frühere Praghaus von Johannes Haidmann, einem Arzt, erworben. Dieser ließ das Haus demolieren und auf dem Areal Neubauten (heute: Ruprechtsplatz 1, Ruprechtsstiege 1 und Ruprechtsplatz 2) errichten.[1]

Das Praghaus in Sage und Legende

Einer Legende nach war Hans von Tirna, ein Besitzer des Praghauses, Münzmeister und soll daher im Praghaus Wiener Pfennige geprägt haben. Da es zur selben Zeit aber auch die Schlagstube in der Landskrongasse gab, wird der Wahrheitsgehalt dieser Legende für gering gehalten.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 vgl. Praghaus, WienWiki, eingesehen am 25. November 2017
  2. Da (Erz-)Herzog Wilhelm offensichtlich relativ jung und relativ plötzlich starb, ist ein Unfall als Todesursache glaubwürdig. Allerdings findet sich diese Todesursache nicht in der, wenn gleich bei Wilhelm relativ spärlichen, neueren Literatur. Da es im 19. Jahrhundert ebenfalls einen Erzherzog Wilhelm gab, der an den Folgen eines Reitunfalls verstarb, kann eine Verwechslung mit diesem nach der aktuellen Forschungslage nicht ausgeschlossen werden.
  3. Nach dem Suttinger-Plan handelte es sich bei diesem Salzhaus aber nur um den zum Morzinplatz gelegenen Teil des Hauses, der die Konskriptionsnummer Stadt 1216 trug.

Anmerkungen

  1. 11. November 1402 lt. vgl. Praghaus, WienWiki, eingesehen am 25. November 2017