Gasexplosion in Baumgarten 2017: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 18. Dezember 2017, 20:19 Uhr

Die Gasexplosion in Baumgarten ereignete sich in einem Gasverteilknoten in Baumgarten an der March im Bezirk Gänserndorf am 12. Dezember 2017. Bei der Gasexplosion und dem anschließendem Großbrand starb ein Mensch und 21 Personen wurden verletzt, eine davon schwer. Betrieben wird die Station von Gas Connect Austria, einer der teilweisen Tochterfirma der OMV.

Lage

Nördlich des Ortes Baumgarten an der March befindet sich inmitten von landwirtschaftlichen Flächen eine Gasverdichteranlage, die von der Gas Connect Austria und der TAG, dem Betreiber der Trans Austria Gasleitung betrieben wird. Das Areal umfasst eine Fläche von 18 Hektar und zählt zu den größten Gasübernahmepunkten in Europa. So wurden im Jahr 2016 40 Milliarden Kubikmeter, das einem Viertel der gesamten Gasmenge, die von Russland nach Europa geliefert wird, entspricht.[1]

Das von Russland angelieferte Erdgas wird in der Station komprimiert und in der West-Austria-Gasleitung (WAG) Richtung Deutschland und in der Trans-Austria-Gasleitung nach Italien und Südoasteuropa (TAG) gepumpt. Ein Teil des Gases wird über die Hungaria-Austria-Gasleitung (HAG) auch nach Ungarn geleitet.

Unglücksablauf

In dem von Gas Connect betriebenen Teil der Gasverteilstation wurde in den Tagen vor dem Unglück ein Filterseparator montiert worden. In diesem Bereich kam es um 8:50 Uhr[2] zur Explosion. Ein Mitarbeiter des TÜV, der mit Überprüfungsarbeiten an der Anlage beschäftigt war, fand dabei den Tod. Ein weiterer erlitt schwere Verbrennungen und wurde durch den Christopphorus 9 ins AKH in Wien geflogen. Weitere 20 Mitarbeiter, meist von Gas Connect wurden ebenfalls verschieden stark verletzt. Durch die Hitzeentwicklung bis zu 1.000 Grad entstand ein Brand, der sich auf sechs Nebengebäude ausdehnte. Durch Einwirkung der hohen Temperaturen wurden auch die parkenden Fahrzeuge auf den Parkplätzen schwer beschädigt.

Schnell wurde ein Terrorakt ausgeschlossen und die Vermutungen richteten sich bald in Richtung Technisches Gebrechen. Nach den ersten Untersuchungen dürfte von diesem Teil ein Deckel abgeplatzt und auf einen anderen Teil aufgeschlagen sein. Damit soll sich dann an zwei Gasaustrittstellen das Gas entzündet haben.[3]

Neben dem Alarm an die Einsatzkräfte wurden die System heruntergefahren, was bedeutete, dass die Erdgaslieferungen gestoppt wurden.

Gegen 15:30 Uhr konnte seitens der Feuerwehr Brand Aus gegeben werden. Brandsicherheitswachen wurde jedoch auch in der folgenden Nacht aufrecht erhalten.[4]

Einsatzkräfte

  • 22 Feuerwehren mit 240 Mann aus den Bereichen des Bezirksfeuerwehrkommandos Gänserndorf und Mistelbach.
  • 40 Mitarbeiter des Roten Kreuzes mit zwei Notarzteinsatzfahrzeugen und zwölf Rettungswägen, sowie vier Notärzte und drei Mediziner aus der unmittelbaren Region sowie zwei Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams.
  • Die Rettungshubschrauber Christophorus 9 von Aspern und 3 von Wiener Neustadt
  • Ein Polizeihubschrauber Libelle unterstützte die Löscharbeiten.[4]

Auch das slowakische Innenministerium bot umgehend Hilfe an, die aber nicht in Anspruch genommen wurde.

Auswirkungen

Die Gasversorger beruhigten sofort unisono, dass die Versorgungslage weiterhin gut sei, da die Ergasreserven gefüllt sein und die Transportsystem redundant ausgelegt seien, sodass auch andere Liefderleitungen einspringen können. Trotzdem wurden sofort folgenden am internationalen Gasmarkt spürbar, indem die Gaspreise anzogen. So erhöhte sich beispielsweise in Italien der Day-ahead-Großhandelspreis um 87 Prozent.[5] Italien habe trotz ausreichenden Lagern den Energienotstand ausgerufen.[6]

Noch am selben Abend wurde betont, dass in der kommenden Nacht die Systeme wieder hochgefahren werden könnten und die Versorgung wieder voll anlaufen soll.[7]

Kritik am Einsatzablauf

Insgesamt wurde zwar von den Einsatzorganisationen die Zusammenarbeit gelobt. Kritik wurde allerdings laut, da die Ortsfeuerwehr nach dem Alarm nicht auf das Gelände durfte, sondern erst auf die Betriebsfeuerwehr OMV-Gänserndorf warten musste, die für dieses Gelände zuständig sei. Durch die 15 Kilometer lange Anfahrt sei wertvolle Zeit vergangen. Außerdem sollte bei einer solchen Betriebsstätte eine eigene Betriebsfeuerwehr installiert werden, so der Bezirkskommandant des BFKDO Gänserndorf. Dem allerdings widerspricht vorerstder Geschäftsführer der Gas Connect, der betont, dass alle Auflagen erfüllt würden.[8] Es sollen aber Gespräche zwischen Feuerwehr und Unternehmen Gespräche geführt werden um die Zusammenarbeit zu verbessern.[9]

Einzelnachweise

  1. Baumgarten: Die mitteleuropäische Gas-Drehscheibe in der Presse vom 12. Dezember 2017 abgerufen am 18. Dezember 2017
  2. Inferno: Todesopfer war TÜV-Mitarbeiter auf Oe24 vom 12. Dezember 2017 abgerufen am 18. Dezember 2017
  3. Verschlusskappe dürfte Unglück verursacht haben in der Wiener Zeitung vom 14. Dezember 2017 abgelaufen am 178. Dezember 2017
  4. 4,0 4,1 Großaufgebot an Einsatzkräften nach Explosion in den NÖN vom 12. Dezember 2017 abgerufen am 18. Dezember 2017
  5. Baumgarten-Explosion treibt Gaspreise deutlich nach oben in der Presse vom 12. Dezember 16:50 abgerufen am 18. Dezember 2017
  6. Explosion in Erdgasstation: Hitze von 1000 Grad in der Presse vom 13. Dezember 2017 abgerufen am 18. Dezember 2017
  7. Noch vor Mitternacht wird Transit nach Italien, Deutschland und Ungarn wieder aufgenommen im Kurier vom 12. Dezember 2017 abgerufen am 18. Dezember 2017
  8. Kritik nach Explosion: „Keine Betriebsfeuerwehr“ auf ORF-Niederösterreich vom 14. Dezember 2017
  9. Nach Kritik: Gas Connect ist „gesprächsbereit“ auf ORF-Nieerösterreich vom 15. Dezember 2017 abgerufen am 18. Dezember 2017

Weblinks