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Auf dem Areal des ehemaligen Spiegelgrundes erinnert an die Opfer der Kinder-Euthanasie eine Lichtinstallation vor dem Jugendstiltheaters. Die in einem Ehrengrab der Stadt Wien bestatteten Gehirnpräperate der Opfer sind zusätzlich mit Gedenktafeln versehen, auf dem auch Anton Braun namentlich erwähnt ist. | Auf dem Areal des ehemaligen Spiegelgrundes erinnert an die Opfer der Kinder-Euthanasie eine Lichtinstallation vor dem Jugendstiltheaters. Die in einem Ehrengrab der Stadt Wien bestatteten Gehirnpräperate der Opfer sind zusätzlich mit Gedenktafeln versehen, auf dem auch Anton Braun namentlich erwähnt ist. |
Version vom 5. Januar 2018, 13:00 Uhr
Anton Braun (*19. April 1943 in Pinkafeld; † 9. Dezember 1943 in Wien) ist eines von 789 namentlich bekannten Opfern der Kinder-Euthanasie in der Jugendfürsorgeanstalt Am Spiegelgrund in Wien. Neben Hermine Bogner und Berta Horvath stammte auch er aus Pinkafeld.[1]
Leben
Anton Braun kam im April 1943 im südburgenländischen Pinkafeld zur Welt, das nach dem Anschluss Österreichs während der Zeit des Zweiten Weltkriegs zur Steiermark gehörte. Bald nach seiner Geburt zeigten sich Krankheitssymptome wie starke Kopfschmerzen, lautes Schreien und Hin- und Herwerfen des Kopfes. Ein Pinkafelder Hausarzt überwies daraufhin das Baby an die Wiener Universitäts-Kinderklinik,[2] die unter der Leitung von Franz Hamburger, einem bekennenden Nationalsozialisten, stand.
Anton kam Ende November 1943 in den Pavillon 15, der offiziell als „Säuglingsstation“ geführt, inoffiziell aber als „Reichsausschussabteilung“ bezeichnet wurde. Administrativ unterstand diese Einrichtung dem „Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“ in Berlin. Nachdem der Säugling noch am 8. Dezember von einer in Wien wohnenden Tante besucht werden konnte, fiel er am 9. Dezember 1943 der Kinder-Euthanasie zum Opfer.[2]
Antons sterbliche Überreste wurden seinen Eltern übergeben, die ihn auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigten. Sein Gehirn verblieb, wie das der meisten anderen Opfer, an der Kinderklinik.[2] Es ist daher nicht auszuschließen, dass dieses von dem von der österreichischen Nachkriegsjustiz weitgehend unbehelligten ehemaligen Spiegelgrund-Arztes Heinrich Gross für seine Forschungen verwendet wurde. Nachdem das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes die Spiegelgrund-Opfer erfasst hatte, erfolgte 2002 schließlich die Beisetzung der Gehirnpräparate und anderer Gewebeteile in 597 Urnen, auf Wunsch der Opferangehörigen unter Ausschluss der Öffentlichkeit, auf dem Wiener Zentralfriedhof.[3]
Gedenken
Ein Gedenken an Anton Braun und an die beiden anderen Pinkafelder Euthanasie-Opfer in Form einer Gedenktafel oder in Form von Stolpersteinen in ihrer Heimatgemeinde gibt es bis dato nicht, wobei gesagt werden muss, dass das Burgenland neben Tirol das einzige Bundesland Österreichs ist, in dem noch keine Stolpersteine verlegt worden sind, welche an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern.
Auf dem Areal des ehemaligen Spiegelgrundes erinnert an die Opfer der Kinder-Euthanasie eine Lichtinstallation vor dem Jugendstiltheaters. Die in einem Ehrengrab der Stadt Wien bestatteten Gehirnpräperate der Opfer sind zusätzlich mit Gedenktafeln versehen, auf dem auch Anton Braun namentlich erwähnt ist.
- Доктор Генрих Гросс психиатр и врач 130392.jpg
Spiegelgrund-Arzt Heinrich Gross, eines von vielen Beispielen für den beschämenden Umgang Nachkriegsösterreichs mit NS-Verbrechern
Literatur
- Herbert Brettl und Michael Hess: NS-Euthanasie im Burgenland, Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland (WAB) - Band 136, Verleger: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 - Landesmuseum, Eisenstadt 2015, ISBN 3-85405-179-4
Weblinks
- Gedenkstätte Steinhof, abgerufen am 4. Jänner 2018
Einzelnachweise
- ↑ Herbert Brettl, Michael Hess: NS-Euthanasie im Burgenland. Eisenstadt 2015, ISBN 3854051794, S. 83.
- ↑ Hochspringen nach: 2,0 2,1 2,2 Herbert Brettl, Michael Hess: NS-Euthanasie im Burgenland. Eisenstadt 2015, ISBN 3854051794, S. 77.
- ↑ Pittermann zur Bestattung der Opfergehirne vom Spiegelgrund, Webseite www.wien.gv.at, abgerufen am 4. Jänner 2018
Informationen zur NS-Euthanasie im Burgenland
Bilanz der NS-Euthanasie im Burgenland | Bilanz der NS-Kinder-Euthanasie im Burgenland | Liste der burgenländischen Opfer der NS-Kinder-Euthanasie
Opferbiographien
Hermine Bogner | Anton Braun | Elisabeth Bundschuh | Berta Horvath | Susanne Schneebacher | Adam Ujvary
Listen der NS-Euthanasie-Opfer burgenländischer Bezirke
Eisenstadt-Umgebung | Güssing | Jennersdorf | Mattersburg | Neusiedl am See | Oberpullendorf | Oberwart